Fliegen binden - ... auf eigene Gefahr ?!?

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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Charly_Brown
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Beitrag von Charly_Brown »

Hanni hat geschrieben:
Ich habe früher mit den Händen auch in Epoxid gebadet - als ich mir mal Surfbretter gebaut habe. Heute würde ich das nicht mehr tun.

Aber mal ein Tipp:
Warum Epoxid zum Fliegenbinden?

Es gibt da einen viel besseren Werkstoff: Polyesterharz

Vorteil:
1. Es härtet glasklar aus und bleibt auch so.
2. Die Abbindezeit beträgt ca. 5 bis max. 10 min.
3. Das Mischungsverhältnis muss nicht genau eingehalten werden.
4. Es härtet klebefrei aus.
5. Es ist nicht so giftig
6. Es ist günstiger

Nachteil:
Es ist etwas spröder.
Man darf die Fliege nicht gegen irgendwelche harten Sachen knallen lassen (Brücke, Steine).

Hi,

ich habe durch mein Hobbies (Modellbau und Kitesurfen) schon oft mit Epoxy gerabeitet um Boards oder Tragflächen etc. zu bauen. Ich arbeite mittlerweile grundsätzlich nur mit Einmal-Handschuhen, auch bei kleinsten Mengen. Allein schon deswegen, weil man das Harz nur Aceton wieder von den Finger bekommt, und danach fühlt sich die Haut gar nicht mehr gut an.

Harze sind grundsätzlich karzinogen (krebserregend), das gilt sowohl für Epoxy, als auch für Polyester. (@Hanni: Woher hast du die Info, dass PU weniger giftig ist???)

Aber: Wenn man mal eben eine Klebung mit 5min-Epoxy macht, und mit der Nase nicht direkt über der Rührschüssel hängt, und evtl. auch noch ein Fenster öffnet, würde ich, bzw, mache ich mir persönlich keine Gedanken, da gibt es sicherlich ganz andere Belastungen, die dem Körper deutlich stärker schaden (Nehmen wir mal einen kräftigen Vollbrand von der letzten Dorffete, oder die täglich Zigarette). Wenn ich größere Sachen veranstalte (z.B. Kiteboardbau) und dazu Glasfaser schneide, und mich dann ca. 45min den Ausdunstungen des Harzes welche ich auf gut 1qm verteilt hab auszusetzen, trage ich eine Einmal-Maske (also ohne Wechselfilter) aus dem Hause 3M. Kostet so ca. 30 Euro, und hält bei seltener Benutzung ein Leben lang. (Filtert alles raus was bei dem Umgang mit Feinststaub und organischen bzw. anorganischen Dämpfen anfällt)


Ich schließe mich somit meinen Vorrednern an, und denke, das der Umgang im Rahmen des Fliegenbindens relativ unbedenklich ist, wenn man ein paar Regeln beachtet (Das Harz wird ja eh erst zum Schluß aufgetragen, und dann kan man die Fliege ja auch in einen ungenutzen Raum stellen)
Gruß,
André

Wer nicht angeln geht kann keinen Fisch fangen!!!
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Charly_Brown
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Beitrag von Charly_Brown »

Achso,

und wo wir gerade beim Thema sind: Bindelack (Nagellack) oder wie auch immer, stinkt zum Teufel ( obwohl etwas Schnüffeln sei erlaubt... :oops ), das kann genau so wenig gesund sein wie Harz. Der Unterschied ist nur, der Bindelack riecht auch ungesund, wobei Epoxy fast geruchslos ist. (Es sei denn man hängt den Rüssel direkt über die Härter-Flasche. Das habe ich einmal aus Versehen mitgemacht, ich glaube ich konnte nach 15min wieder richtig durchatmen...)
Gruß,
André

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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo :wink:

"Die Dosis macht das Gift."

Fazit: Bei Arbeiten mit Epoxykleber insbesondere während der Härtungsphase den direkten Hautkontakt vermeiden. Gut lüften.
Bei sehr regelmäßigem Gebrauch sind besondere Sicherheitsmaßnahmen anzuraten. Für Menschen, die beruflich mit diesem Stoff arbeiten, gibt es entsprechende Sicherheitsausrüstung wie Schutzhandschuhe, Abzüge, Masken etc. ...

Ein Gesundheitsrisiko besteht bei so vielen Stoffen, dass man nicht immer die 100% optimale Vorbeugung erzielen wird können.
Und die ganzen Farbstoffe etc. in und an unseren Bindematerialien sind auch nicht gerade empfehlenswert, wenn es um den regelmäßigen Hautkontakt geht.

Man sollte zumindest wachsam sein, und entsprechend sorgfältig mit den Stoffen umgehen. Bei Allergikern ist natürlich der Umgang entsprechend zu vermeiden.

Wäre Epoxykleber bei der Verarbeitung kleiner Mengen für die Allgemeinheit extrem bedenklich, würden wir ihn so nicht kaufen können. Da bin ich sicher.
Deswegen sollte man natürlch trotzdem wachsam und sorgsam bleiben :+++:

Gruß
Bernd
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Fliegenfischerschule
Gast

Beitrag von Gast »

Guten Morgen,

ich hab hier noch einen link, für alle die sich weiter mit der Materie beschäftigen wollen:

http://www.gisbau.de/service/epoxi/epoxi.htm

Ich wünsche einen schönen Tag und besteGrüße

Stephan :wink:
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Charly_Brown
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Beitrag von Charly_Brown »

Hallo nochmal,

ich finde die Idee der Sensibilisierung sehr gut! Jeder sollte sich bewusst sein, dass diese Stoffe nicht gesund sind.

ABER (wiedermal): Ich kenne Arbeitssicherheit aus meinem Studium. Ein Büroangestellter darf (eigentlich) keinen Karton die Treppe runtertragen, weil er 1. nicht den Handlauf benutzen kann, und 2. keine freie Sicht auf die Stufen hat. (Sinngemäß aus einen Blatt zur Arbeitssicherheit). Diese Blätter zur Arbeitssicherheit dienen ja auch, den Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitnehmer abzusichern.

Die Merkblätter richten sich an Menschen, die sich täglich mehrer Stunden mit diesen Gefahrstoffen auseinandersetzen.


Ich möchte nichts herunterspielen, aber m. E. ist es nicht nötig einen so tollen Werkstoff wie das Epoxy aus dem Fliegenbinderkasten zu verbannen. (Ich arbeite wie schon geschrieben öfters mit GFK/CFK und möchte diese Werkstoffe nicht missen!)
Gruß,
André

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Hanni
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Beitrag von Hanni »

Charly_Brown hat geschrieben: (@Hanni: Woher hast du die Info, dass PU weniger giftig ist???)

Ich habe schon sehr oft über Epoxidallergie gelesen, über Polyesterallergie jedoch noch nichts. Natürlich wird es auch Allergien gegen Polyester geben, wie gegen jeden anderen Stoff auch.

Ich sehen keinen Vorteil in der Verwendung von Epoxid beim Fliegenbinden.
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Charly_Brown
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Beitrag von Charly_Brown »

Hi,

meines Wissen ist die Giftigkeit ähnlich, allerdings wirken die Stoffe sich anders auf den Körper aus. (Mein Wissensstand). Epoxid ist bekannt für Allergien/Hautreaktionen. Polyester allerdings wird durch die Ausdünstungen der Lösungsmittel stärker über die Atemwege absorbiert.

Den größten Vorteil bei der Verwendung von Epoxid sehe ich in der nicht vorhandenen Geruchsbelastung. Glasklar- und schnellhärtende Epoxidharze gibt es auch. (allerdings nicht in der Geschwindigkeit von Polyester, da gebe ich dir recht)

Für mich würde eher die UV-Beständigkeit von Polyester im Vordergrund stehen.
Gruß,
André

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Gast

Beitrag von Gast »

Da wird mir ja echt schlecht . Aber was machen denn die ganzen Bootsbauer die täglich damit zu tun haben :o
tom

Beitrag von tom »

moin moin,

kurz gesagt, in ausreichender menge verarbeitet macht polyester doof ("styrol" als lösungsmittel gelangt bei aufnahme über die luftwege ins blut und greift die myelinscheiden der nerven an -fettlösung-)
und epoxy macht tot ( aufnahme über hautkontakt und krebserregend )

soweit die schlechte nachricht.

jetzt die entwarnung, ich habe in meinem leben sicher mehrere tonnen polyester per hand verarbeitet und einige zentner epoxy verbaut - ich bin noch immer schlau und erfreue mich bester gesundheit.

bei polyester steht genau wie bei lösungsmittelhaltigen lacken (bindelack) der atemschutz im vordergrund - bei unseren mengen beim binden reicht frischluft.
bei epoxy ist für uns der kontaktschutz (latex oder vinylhandschuhe) wichtig!

ansonsten lacht sich jeder profiflugzeug-boots-oderwindmühlenbauer über diese diskussion schlapp.

wichtig wäre in diesem zusammenhang auch noch die vermeidung von alkohol(lösungsmittel) und nikotinintoxikation beim fliegenbinden.

das reduziert den spaß fast genauso wirksam wie der verzicht auf gute bindematerialien.


nix für ungut
gruß tom
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sundeule
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Beitrag von sundeule »

Gestern hatte ich Erlebnis, das meine Beziehung zu Epoxy beendet hat.
Vor einigen Wochen stand mein Bindetisch noch auf dem Dachboden und an einem warmen Tag bekam ich unversehens eine Kontaktallergie samt Quaddeln und Atemnot vom Feinsten. Sonst ist mir keine Allergie bei mir bekannt. Da ich nur leicht bekleidet war kam vieles in Frage und ich rätselte an der Dachisolierung und allem Möglichen umher.
Gestern öffnete ich beim Binden eine neue Einheit Epoxy.
Kurz nach dem Anbrechen der neuen Verpackung begann mein Gesicht zu jucken und ich konnte zusehen, wie die Lippen bockwurstartig anschwollen. Dazu kamen dann Unwohlsein und leichtere Atemprobleme. Ein Antiallergikum linderte dann irgendwann die Folgen...Leichte Probleme habe ich auch heute noch.
Später wurde mir bewusst, dass auf dem Dachboden auch schon einmal Härter ausgetreten war.
Mit Epoxi habe ich schon oft gebunden aber einmal ist immer das erste Mal - in dem Fall auch für mich auch das letzte Mal, dass ich Epoxy verwendet habe. Das Epoxidharze nicht ohne sind wusste ich aber habe es für mich natürlich ignoriert. Aus Schaden klüger geworden werde ich das Zeuch nicht mehr in meiner Nähe dulden.
Bleibt noch der UV-KLeber - so richtig nach Gesundheit riecht der allerdings auch nicht...
Mit besten Grüßen aus Stralsund; André
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo André, ich wünsche Dir, dass keine langwierigen Erinnerungen später zu Tage kommen.

Es wäre sinnvoll, Dich einem Test zu unterziehen. Beim Allergiker-Arzt (Hautarzt und HNO) wäre sehr bald und genau definiert festzustellen, was der Auslöser genau war.

Vielleicht findest Du die Zeit dafür, es könnte Dir und Anderen helfen. In dem Härter steckt eine Substanz, die es bestimmt auch woanders gibt.

Einen Ersatz für Epoxy wüßte ich leider nicht, aber Fliegen ohne Epoxy, die auch fangen. Meist sind es ja nur die optischen Werte, die uns zu Epoxy greifen lassen.

Was vorher Epoxy war, könnte Dubbing werden. Was das Epoxy als Gewicht brachte, könnte zuvor unterfüttert werden. Und nicht nur die Optik überzeugt die Meerforelle.

Falls Du den Test machen möchtest, kann ich Dir gerne eine Adresse in Hamburg nennen, der HNO-Arzt ist ebenfalls Fliegenfischer und kennt sich aus. Er hat mir schon einmal sehr geholfen. Ein Vorabergebnis vom Hautarzt wäre hilfreich.

Die direkte Reaktion auf Epoxy ist nur der erste Schritt, es können Nachfolgen auftreten wie Probleme mit den Atemwegen oder eine anscheinbare Mittelohrentzündung. Ursache ist jedoch nicht das Ohr, sondern eine Entzündung der Schleimhäute im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Solltest Du etwas Ähnliches feststellen, lass es bitte entsprechend prüfen.
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sundeule
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Beitrag von sundeule »

Danke Mirko! Rein vom Binden her ist das Zeugs ganz sicher verzichtbar -
die Paar Modelle zu denen ich es benutzt habe kann ich auch alternativ ausstatten.
Das mit den Symptomen behalte ich im Blick. Natürlich (?) meide ich, männlich korrekt, lieber den Arztbesuch, werde aber umgehend handen, wenn sich da nochmal was zeigt. Muss ich nicht noch einmal haben.
Mit besten Grüßen aus Stralsund; André
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