Das Huhn – Federn als Bindematerial

HahnWeiter mit dem Huhn. Das Huhn bzw. der Hahn unterscheiden sich deutlich in der Art ihrer Hecheln. Die Hecheln vom Hahn sind länglicher, härter und laufen oft spitz zu. Die Henne dagegen hat schöne weiche und runde Hecheln.

Kleine und feine Hecheln vom Hahn sind super toll und oft sehr teuer und werden viel für Trockenfliegen (also die die oben schwimmen sollen benutzt). Die von der Henne sind typisch für Fliegenmuster, die unter der Wasseroberfläche laufen und super soft und verführerisch im Wasser spielen. Natürlich gibt es hier auch 1612 Ausnahmen. Aber wir wollen uns ja um die Basics kümmern.

Beim Vogel ist das viel übersichtlicher !


Ich hab da mal eine ziemlich präzise Skizze zu angefertigt:
Hahn Zeichnung


Um den Vergleich zum realen Tier zu erhalten, hat mir Vossi mal seinen preisgekrönten Kampfhahn ausgeliehen und mir ist es gelungen, den sedierten Mördervogel erstmalig abzulichten.

Hahn


So wie ihr seht, geht es lediglich um drei Bereiche des Vogels, die für uns von Belang sind. (Aufpassen ! Hahn und Henne unterscheiden sich  s.o.)
Zu erst mal der „neck“ oder auch „cape“, viele bezeichnen dieses Teil auch als Balg, aber Balg heisst ja irgendwie nur das da ein Stück vom Tier abgezogen wurde.

An diesen Stück sitzen viele schöne und feine Federn. Die besten Trockenfliegenbälge sind capes. Aber die mittleren und großen Federn lassen sich auch super für unsere Meerforellenfliegen benutzen. Ich würde hier gern ein parr Bilder einstellen, doch meine super necks und capes liegen bei einem Freund im Harz . Aber ein Bild hab ich von einem alten, schon ziemlich zerrupften. Schön zu sehen ist der kleine runde Halsausschnitt oben. Daran kann man schön necks vom saddle unterscheiden !

Balg oder genauer Cape bzw. Neck


Als zweites gibt es den Sattel, diesen aber in der Regel nur vom Hahn. An diesem Stück gibt es meist längere (auch hier wieder viele Ausnahmen/Unterschiede/Qualitäten) Federn mit etwas weicheren Fibern. Hier kommt der Meerforellenfliegenbinder schon richtig ins grinsen. Das sind super Teile für unsere Belange.

Hier mal einige Sättel – mmmmhhh lecker. Hier sieht man auch schön, das der obere Schnitt am Balg gerade verläuft und nicht wie beim neck/cape U-förmig. Das wird später nochmal wichtig !

Balg bzw. Sattel


Als drittes gibt es da noch die Schlappen. Das sind die ganz großen Federn von Hühnerhintern. Daraus mache ich oft Fronthecheln für große Tubenfliegen, binde sie kommplett auf Hechtstreamer oder mache aus einzellnen Fibern Schwänzchen für allerlei Fliegen.

Balg bzw. Schlappen


So, damit haben wir erstmal die einzelnen Teile des Vogels angeschaut. Aber nun wird das nochmal komplexer. Das Geflügel wohnt nämlich nicht nur bei eurem Bauern nebenan, sondern auch in ganz fernen Ländern.
Und wie das nunmal so ist, sehen die da auch ganz anders aus. Ist eigentlich so wie beim Menschen. Der Inuit an sich verfügt ja auch über einen gänzlich anderen Habitus als zB. der Massaikrieger.

So verhält sich das auch beim Huhn. Die dicksten Hühner gibt es natürlich mal wieder in Amerika. Da gibt es Leute, die lassen nach alter mendelscher Art die Hühner mit den schönsten Ferdern, mit den Hühnern mit den längsten Federn poppen und heraus kommt das super Genetikhuhn (mal einfach gesagt jetzt mal sagen). Diese Hühner heißen dann oft „Whiting“ oder „Metz“ u.v.a. mit Nachnahmen und kosten einen haufen Geld, sind aber super lecker.

Andere Hühner kommen aus China. Und….. richtig ! Die sind viel billiger (aber nicht schlecht). Die Bälge sind kleiner und haben meist weniger kleine Hecheln. Aber egal, wir wollen ja Meerforellenfliegen binden !!! Und für unsere Zwecke sind die bestens geeignet. Schön für Bugger, toll für Fronthechel … und und und …


Dann gibt es da noch die indische Bälge. Das sind die kleinsten in der Reihe (die haben ja auch wenig Platz da in Bombay ) und für unsere Zwecke eigentlich nicht wirklich schön zu gebrauchen.

Eigentlich braucht die Niemand, wie ich finde.

Um das Ganze mal zu verdeutlichen, hier ein paar Bilder!


Die Bilder oben waren alle vom Hahn.

Hier mal welche von der Henne!

In Sachen Henne gibt es da noch meinen absoluten Liebling und für uns Kystenbinder das beste was in der letzten Zeit aufgetaucht ist. „Softhackle & Chickabou von Fa. Whiting. Das sind Bälge mit den softteseten Softhecheln und obendrauf noch das passende Flauschkram (auch Marabou genannt, aber das ist ein anderes Kapitel). Absolut genial für unsere Belange. Ich binde meine Magnusvarianten damit.

Mmmmhhh herrlich dieses ganze Vogelvieh.

 


Zum Schluß will ich euch noch mal die Sache mit den Speyhecheln zeigen. Speyhechel sind Federn mit suuuper langen und feinen Fibern. Früher mußten dafür Grau- und andere Reiher ihre Jacken ausziehen. Aber heute haben wir für solche Fälle die geheimen Geheimlaboratorien in den USA. Die machen da extra für uns solche Speyhühner. Essen kann man die aber wahrscheinlich nicht (ist ja auch kein Ethikthread hier )

Auch hier gibt es wieder Unterschiede.

Spey capes

Bindematerial - Spey capes

und Spey Saddle (rechts)

Bindematerial - Spey Saddle

Für unsere Zwecke sind die capes die richtige Wahl (Pattedingsbums). Die saddle haben zu wenig lange und feine Fibern.
Unterscheiden lassen sich beide nur am oberen Abschnitt (capes U-förmig, saddle gerade) und am Aufkleber an der Rückseite der Verpackung ! Das geht bei Onlinebestellungen dann natürlich meist in die Hose, da wir den Unterschied nicht genau sehen !!!

Hier mal die Schildchen auf der Rückseite:

Bindematerial - Capes & Sadle

Hier nochmal die Federn dazu!

Bindematerial - Federn - Speycapes

Und hier cape und saddle im Vergleich: Schön zu sehen, das an den Federn vom Saddlebalg viel weniger Fibern und viel mehr Flaum hängen. Also aufpassen

Cape und Saddle im Vergleich


Und auf gar keinen Fall darf man meiner Meinung nach dieses Zeug kaufen: Das ist genau wie die Speysaddle nicht für unsere Fliegen bestimmt sag ich mal. Oder ich bin einfach zu blöd für dieses Material.

Fliegenbinden - Bird Fur

Also einfach Speycapes kaufen und sowas binden!

Meerforellenfliege


Aaach ich könnt könnt ja noch stundenlang so weiter sabbeln, aber ich glaub ich lass das nu mal und mach später weiter. Ich hoffe ich konnte für die Bindeneulinge einige Fragen beantworten und habe nicht zu sehr verwirrt.

Und für alle die bislang dachten, dass diese tollen Federn:

für sowas gebraucht werden:

Schreib ich demnächst mal wieder einen Bericht, um das mal richtig zu stellen.

Also bis bald, und viel Spaß wünscht – Meyer – 

 

Ein Beitrag von unserem Moderator Meyer aus dem Forum Zum Fliegenbinden!