Von vielen Spinnfischern entlang der Küste höre ich seit langer Zeit immer wieder "Wurf, zwei Kurbelumdrehungen und drauf ist die Meerforelle!"
Als nächstes kam oft: "Da würde ich mit der Fliegenrute einfach nicht hinkommen."
Daß letzeres ein Irrtum ist, und die Meerforellen NICHT auf einer 80-90 Meter Linie vor der Küste stehen bleiben und sich nur in absoluten Ausnahmefällen noch dichter an die Kante bewegen, ist wohl kein Geheimnis mehr.
Es ist einfach so, daß die Meerforelle ein pfeilschneller Jäger ist, der unmittelbar zufasst, sobald er den Köder ausgemacht hat (sofern er dies denn möchte).
Sicherlich steht die Meerforelle so manches Mal etliche Meter entfernt vom Einschlagspunkt des Köders und benötigt dennoch nur Sekunden, um den Köder zu fassen. Steht sie z.B. 30m vom Ködereinschlagspunkt entfernt auf der Einholstrecke (also dichter am Angler), benötigt sie nicht mehr als 3 Sekunden, um den Köder abzufangen (10m/s schafft die Meerforelle und der Köder steht auch nicht still).
Entscheidend für den sofortigen Anbiß ist also nicht der Ort des Einschlagpunktes, sondern der sofortige Kontakt zum Köder. Und dafür benötigt der Spinnfischer nicht mehr als zwei Kurbelumdrehungen.
Beim Fliegenfischen dachte ich auf meiner Erfahrung basierend viele Jahre, dass dies ganz anders sei. Ich bekam extrem selten Anbiße, bei denen eine Meerforelle meine Fliege sofort nach dem Einschlag nahm.
Für mich war eigentlich viele Jahre klar, die Meerforelle nimmt einen Wobbler eben besser wahr, wenn er vergleichsweise lauter aufschlägt.
Diese Einschätzung habe ich jetzt komplett über den Haufen geworfen.
In den letzten Jahren habe ich mich immer stärker darauf konzentriert, meine Präsentation zu verbessern - sprich ein möglichst gestrecktes Vorfach abzulegen. Die ersten Jahre war daran nicht wirklich zu denken. Dies lag primär daran, dass ich es auch nicht für so wichtig hielt.
Nun bekam ich mehr und mehr Anbiße, die unmittelbar nach dem Aufsetzen der Fliege erfolgten.
Im nächsten Schritt habe ich extrem darauf geachtet, auch den sofortigen Kontakt zur Fliege durch ein schnelles Greifen der Schnur mit der Schnurhand und dem sofortigen Strippen herzustellen.
Das Resultat nach den letzten 2 Jahren lautet:
Ich konnte etliche Meerforellen haken, ohne ein einziges Mal gestrippt zu haben.
Die ersten 10 Jahre an der Küste habe ich sowas nicht einmal erlebt.
Insofern finde ich das Ergebnis einerseits sehr erstaunlich. Andererseits ist es total logisch. Wieso sollte die Meerforele meine Fliege nicht wahrnehmen?? Ihr Überleben hängt doch von ihren Jagdfähigkeiten ab!
Fazit: Ein möglichst gestreckter Wurf und die sofortige Schnuraufnahme bringen einen nicht zu unterschätzenden Fangerfolg.
Ich bin sicher, es haben über die Jahre etliche Meerforellen meine Fliege unmittelbar genommen, und ich hatte es nie bemerkt ...
Hat jemand eine ähnliche Erfahrung sammeln können?
Gruß
Bernd








