Sofortiger Anbiß

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Bernd Ziesche
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Sofortiger Anbiß

Beitrag von Bernd Ziesche »

:wink:
Von vielen Spinnfischern entlang der Küste höre ich seit langer Zeit immer wieder "Wurf, zwei Kurbelumdrehungen und drauf ist die Meerforelle!"
Als nächstes kam oft: "Da würde ich mit der Fliegenrute einfach nicht hinkommen."

Daß letzeres ein Irrtum ist, und die Meerforellen NICHT auf einer 80-90 Meter Linie vor der Küste stehen bleiben und sich nur in absoluten Ausnahmefällen noch dichter an die Kante bewegen, ist wohl kein Geheimnis mehr.
Es ist einfach so, daß die Meerforelle ein pfeilschneller Jäger ist, der unmittelbar zufasst, sobald er den Köder ausgemacht hat (sofern er dies denn möchte).
Sicherlich steht die Meerforelle so manches Mal etliche Meter entfernt vom Einschlagspunkt des Köders und benötigt dennoch nur Sekunden, um den Köder zu fassen. Steht sie z.B. 30m vom Ködereinschlagspunkt entfernt auf der Einholstrecke (also dichter am Angler), benötigt sie nicht mehr als 3 Sekunden, um den Köder abzufangen (10m/s schafft die Meerforelle und der Köder steht auch nicht still).

Entscheidend für den sofortigen Anbiß ist also nicht der Ort des Einschlagpunktes, sondern der sofortige Kontakt zum Köder. Und dafür benötigt der Spinnfischer nicht mehr als zwei Kurbelumdrehungen.

Beim Fliegenfischen dachte ich auf meiner Erfahrung basierend viele Jahre, dass dies ganz anders sei. Ich bekam extrem selten Anbiße, bei denen eine Meerforelle meine Fliege sofort nach dem Einschlag nahm.
Für mich war eigentlich viele Jahre klar, die Meerforelle nimmt einen Wobbler eben besser wahr, wenn er vergleichsweise lauter aufschlägt.

Diese Einschätzung habe ich jetzt komplett über den Haufen geworfen.
In den letzten Jahren habe ich mich immer stärker darauf konzentriert, meine Präsentation zu verbessern - sprich ein möglichst gestrecktes Vorfach abzulegen. Die ersten Jahre war daran nicht wirklich zu denken. Dies lag primär daran, dass ich es auch nicht für so wichtig hielt.
Nun bekam ich mehr und mehr Anbiße, die unmittelbar nach dem Aufsetzen der Fliege erfolgten.
Im nächsten Schritt habe ich extrem darauf geachtet, auch den sofortigen Kontakt zur Fliege durch ein schnelles Greifen der Schnur mit der Schnurhand und dem sofortigen Strippen herzustellen.
Das Resultat nach den letzten 2 Jahren lautet:
Ich konnte etliche Meerforellen haken, ohne ein einziges Mal gestrippt zu haben.
Die ersten 10 Jahre an der Küste habe ich sowas nicht einmal erlebt.
Insofern finde ich das Ergebnis einerseits sehr erstaunlich. Andererseits ist es total logisch. Wieso sollte die Meerforele meine Fliege nicht wahrnehmen?? Ihr Überleben hängt doch von ihren Jagdfähigkeiten ab!

Fazit: Ein möglichst gestreckter Wurf und die sofortige Schnuraufnahme bringen einen nicht zu unterschätzenden Fangerfolg.

Ich bin sicher, es haben über die Jahre etliche Meerforellen meine Fliege unmittelbar genommen, und ich hatte es nie bemerkt ...

Hat jemand eine ähnliche Erfahrung sammeln können?

Gruß
Bernd
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HolgerLachmann
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Beitrag von HolgerLachmann »

Ich kann dir nicht direkt bez. Erfahrungen berichten (ich könnte ja wieder mit meinen Süßwassererfahrungen anfangen, denn da erlebt man das ja auch, aber da laß ich mal lieber, geht ja um die Meerforelle ;) ), aber ich habe gleich mal ne Frage.

Wie erzeugst du Streckung des Vorfaches?

Du fischt ja immerhin recht lange Vorfächer.

Ich habe mir das ein wenig von den Salzwasserfischern in den USA abgeguckt und lasse die Runningline durch ein "O" laufen, welches ich mit dem linken Daumen und Zeigefinger bilde.
Kurz vor dem Ende des Wurfes greife ich die Runningline und ziehe noch zu mir. Dadurch streckt sich das Vorfach. Wurfweite geht meiner Erfahrung dabei nicht verloren, da es effektiver ist ein gestrecktes Vorfach abzulegen, als 2 Meter Runningline mehr schießen zu lassen und das 3-4m -Vorfach kommt in einem Haufen an....

Vielleicht hast du ja ne bessere Methode zur Vorfachstreckung...

(Gestrecktes Vorfach war beim Rapfenfischen recht wichtig *wegduck* :grin: )
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schweini
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Beitrag von schweini »

Moin
Bin zwar in der Meerforellenfischerei noch nicht sehr erfahren,aber ich fische schon so lange ich denken kann mit der Fliege.
Ich habe von Anfang an immer versucht eher saubere als weite Würfe zu machen und siehe da.....meine 1.beiden Meerforellen haben sofort nachdem aufkommen der Fliege bzw beim ersten einstrippen gebissen.
Gruss Schweini
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HO!GER
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Beitrag von HO!GER »

@ Holger

Ich werfe (fast) immer an die Rolle ran das hat den gleichen Effekt :+++: .
Man muss die gesamte Schnurlänge halt nicht zu optimistisch einstellen...

@ Bernd

Ca. 70% nehmen die Fliege im ersten Viertel des Einholens.
Ich vermutete anfangs immer dass es an der mangelden Wurfweite liegen würde. ;)

Es gab HIER
schon mal was zu dem Thema.

HO.
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cojote
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Beitrag von cojote »

Klasse Thema Bernd :+++:

habe dies Erfahrung auch schon öfters gemacht, zuletzt gestern nachmittag. Ich fischte an einem größeren Riff, das Wasser war sehr klar und ich begann es fächerförmig abzufischen. Der 3. Wurf mißlang, Fliege klatschte aufs Wasser und aus ca. 10m Entfernung schoss eine Bugwelle heran, es folgte ein Biss, den ich nicht verwerten konnte :evil: , Beim übernächsten hatte ich sie dann trotzdem :p , aber ich hatte schon oft Bisse kurz nach dem Auftreffen und spare daher seit langem eher am letzten Meter Wurfweite gegenüber gestrecktem Vorfach. Meist hilfts...

Cojote
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

Ich werfe einfach in die Rolle.
Ok, manchmal ist der break etwas heftig,
aber so erreiche ich immer eine Streckung des Vorfachs.

Gruß
Nordfan :wink:
Ich sitze meinen Stein gern platt!
Er duldet mich.
Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
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piscator
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Beitrag von piscator »

Ja Bernd, das hättste leichter haben könnn -- ich zitiere mich mal selbst :lol:
Die einfallende Fliege lockt oftmals innerhalb Sekunden die Meerforelle zum Angriff (Schallortung). Ist das Vorfach dann nicht gestreckt, gibts keinen Kontakt zur Fliege und der Biß wird garnicht registriert.
Also wenn du noch weitere Fragen hast, wie das mit dem Fliegenfischen auf MF geht -- nur her damit 8) , Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Nabend

Ich fische ja noch nicht so lange mit Fliege auf Mefo, aber ein paar Mal hatte ich es auch schon das eine Forelle beim ersten Einstrippen dran hing.
Einmal wurde die Fliege sogar direkt nach dem Auftreffen attackiert.

Dies geschah jedoch nur mit Fliegen die mit Kugelaugen oder Goldkopf bestückt waren und sanft mit einem "Platsch" aufwässerten. ;)
Gruß Malte

"Leidenschaft Meerforelle" - Die Leidenschaft, die Leiden schafft
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HolgerLachmann
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Beitrag von HolgerLachmann »

Mit dem in die Rolle werfen kann aber auch das gegenteilige Ergebnis habe, denn wenn die Leine zu heftig in die Rolle knallt, faltet sich das Vorfach auch wieder zusammen. 8)

Ja ja, ich bin schon ein "Knaller"! :-lol:

Oh man, jetzt sind eigentlich wieder 2€ für die "Schlechte-Wortwitz-Kasse" fällig. :grin:
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Müller
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Beitrag von Müller »

ich habe mir solche gewaltwürfe aus genau dem grund abgewöhnt. lieber kurz und gestreckt, als krampfhaft weit und locker. leider wird man aber trotzdem immer größenwahnsinnig, wenn die rolle bis zum anschlag geworfen wird.....denn nehm ich nochmal 5 meter mehr, und schmeiße automatisch 3 meter kürzer......hochmut kommt eben vor dem fall :lol:

zwischen 20 und 25 meter ist für mich eine bequeme und ausreichende weite.
wer babyrobben kloppt, der fi..t auch kinder!!!
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Müller hat geschrieben:lieber kurz und gestreckt, als krampfhaft weit und locker.
leichter gesagt, als getan :roll:
Gruß Malte

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aik
Westwind ist fängiger.....
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Beitrag von aik »

Hallo Bernd,
tolles Thema, als ich so diesen Bericht gelesen habe erinnerte ich mich an meinem Urlaub den ich vor kurzer zeit an der Dänischer Küste verbrachte.
Um genau zu sein bin ich seit 2 1/2 Wochen schon wieder zu Hause :cry: .
Also zurück zum Thema, ich fischte an einer Stelle, wo etwas Strömung herschte und der Wind an diesem Tag um ein Landspitze von links kam.
Nach einiger Zeit bemerkte ich, etwa 50-70m rechts neben mir, wie mehrere Fische an der Oberfläche waren.
Ich wechselte zu dieser Stelle und sah mir das Schauspiel in etwa 20-30m Entfernung vom Ufer an.
Die Bedingungen waren Perfekt, ich presentierte meine Schnur+gestrecktes Vorfach in Richtung der Fische.
Kurz darauf kamen auch schon die Bisse, ohne auch nur die Anstalt gemacht zu haben, die Schnur einzustrippen. Dies ist mir an dieser Stelle schon des öfteren passiert und hat mir auch wieder eine neue Erfahrung zum Meerforellenfischen gezeigt!!
Ach wenn ich so daran Denke
:l:
Gruß aik
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haveldm
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Beitrag von haveldm »

Hallo,

ich muß sagen, ihr stellt interessante Theorien auf.Da ich nur selten an die Ostsee komme :cry: (vom Havelland ist man nicht so schnell mal am Wasser)habe ich nicht so viel Erfahrungen mit der Fliege auf Mefo. Die meisten Mefos habe ich auf Blech gefangen.Ich habe öfters mal mit der Fliege gefischt aber die Ausbeute war nicht so besonders.Deshalb sind eure Beiträge sehr Interessant für mich. Beim nächsten Kurzurlaub werde ich an eure Tips denken und doch mehr mit der Fliege fischen.
Hier in meinem heimischen Gewässern ( Havel) fische ich fast nur mit der Fliege und da kommen die Bisse sehr unterschiedlich. Naja die Mefo ist ebend etwas besonderes. :!:


Gruß Dirk
tubefly77

Beitrag von tubefly77 »

Moin.
Als Fliegenfischer haben wir einfach das Problem das unsere Schnur eine wesendlich größere Scheuchwirkung hat als z.b. eine 12er Fireline.Wenn also der Blinker aufschlägt ist das das einzige was eine Merforelle war nimmt ,es kommt praktisch zu keiner Scheuchwirkung.
Kommt unser Vorfach nicht gestreckt und das auch noch in flachem Wasser ,ist das einzige was der Fisch warnimmt das platschen unserer Schnur.Diese kommt auch noch von oben und wirft Schatten was Meerforellen sowieso ungeil finden.


@Bernd: 10m/s finde ich pers. ein bischen schnell für eine Meerforelle das währen ja 36 kmh spitze.Auch wenn du schreibst der blinker stehe nicht still.Dieses tut er aber ein paar sek da die schnur gestrafft werden muss.

Egal. Dieses birngt mich auf eine neue interessante Frage. Die evtl sogar einen neuen Thread wert ist.

Wie schnell kann eine Meerforelle schwimmen? Durschnitt und Spitze?????

Greetz From HH
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haveldm
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Beitrag von haveldm »

:+wink:

Ich fische einen schwimmenden Schusskopf mit 3m klarer Intermedi Spitze dazu kommt noch das 3m Vorfach. Das sind 6m bis zum hellgrünen Schusskopf. Ich denke mir, dass damit die Scheuchwirkung der farbigen Schnurr verringert wird?! Vielleicht ist ein leichtes Geräusch beim auftreffen der Schnurr auf dem Wasser von Vorteil? Die Mefo wird vielleicht erst durch das leichte Platschen auf die Fliege Aufmerksam. Na ja das sind so meine Anfänger Theorien.


Gruß Dirk
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