Aufsteigende Salmoniden, Fressverhalten.

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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Gernot
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Aufsteigende Salmoniden, Fressverhalten.

Beitrag von Gernot »

Nun, mich beschäftig eine Fragestellung schon eine Weile und ich denke hier ist der geeignete Ort für dafür.

Fressen Wandersalmoniden nachdem Sie aufgestiegen sind in einem Fluss im Süßwasser oder nicht?
Wie lange halten sich Wandersalmoniden wie Meerforelle oder atlantischer Lachs im Süßwasser bis zur Laichablage auf?

Beim Rotlachs (Oncorhynchus nerka) kann ich mir erklären warum er nicht frisst. Der Beisreflex ist trotzdem vorhanden.

Aber wie sieht es bei den Fischen mit möglichem mehrmaligem Aufstieg aus?
Wie gleicht so ein Fisch seine Energiebilanz bei einem theoretischen Aufenthalt von 4 Monaten bis zur Laichzeit aus?

Hat da jemand Erfahrung oder mal was gehört?

Gernot
:wink:
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Hanny
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Beitrag von Hanny »

Hallo gernot,
schöne Frage die Du da stellst!
Ich glaube (heute ist Fronlaichnam) das die Fische im Süsswasser nicht mehr fressen sondern nur noch reflex haben.
Wie, wenn ich Dir ein Ball hinwerfe fängst die ihn auch auf, so änlich ist es auch mit den Aufsteigern schimmt einer vorbei "fress ich ihn" oder ich beisse ihn bis er abhaut!

Ich hatte auch schon mal eine Frage in dies Richtung gestellt und wurde leider nicht ausreichend informiert.
http://www.leidenschaft-meerforelle.de/ ... php?t=4834
unjd das troz vieler Antworten :cry: Schade ist wohl doch ei bisschen komplizierter!
ich bin mal auf ander meinungen gespannt.
gruß hanny
jedes Jahr mache ich 2 Fischereischeinlehrgänge in Handewitt.

Bei Interesse bitte PN


https://www.asv-angelrute-schafflund.de/
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WolfgangH
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Beitrag von WolfgangH »

Eine genaue Antwort habe ich auch nicht, jedoch einige Beobachtungen.

Letzten Herbst herrschte im Oktober recht gutes warmes Wetter, etwa ab Mitte Oktober waren an bestimmten Stellen im Fluß größere Ansammlungen von aufgestiegenen Fischen zu beobachten.

In dieser Zeit waren sehr viele Köcherfliegen unterwegs, über den Tag waren nur Trupps kleiner Döbel und einzelne kleinere, wahrscheinlich stationäre Forellen beim eifrigen Steigen zu beobachten.

Zufällig harrte ich an der Stelle einer Meerforellenansammlung aus, in der es zu einzelnen Revierstreitigkeiten kam, was die Fische verriet.
Eigentlich wollte ich einen einsamen Zwergtaucher filmen, der dort eifrig herumwuselte, sich aber als Kamerascheu erwies.
Wie gesagt, es waren sehr viele Köcherfliegen auf dem Wasser, plötzlich begann ein großes Steigen unter den Meerforellen, in einer Intensität, wie ich es nur aus der Maifliegenzeit kenne.
Der Zauber hielt ca. 20 Min. an und ebbte ebenso plötzlich wieder ab, wie er begann.

Im November mitten im Laichgeschehen konnte man beobachten, daß einzelne Fische sich immer wieder Köcherfliegen schnappten.

Dies war keine Einzelbeobachtung, Anfang Dezember bei einer Zähl- und Kartieraktion wurde dieses Verhalten von etlichen Teilnehmern ebenfalls beobachtet, sobald sich im Laichgeschehen Pausen ergaben, wurde nach den Fliegen geschnappt.

Nun stellt die Aufnahme der doch verhältnismäßig kleinen Insekten sicher keine ausreichende Nahrungsaufnahme dar, welche die Fische satt macht.

mfg
Wolfgang
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AndreasSH
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Beitrag von AndreasSH »

Moin,

Nujo, würde sagen, was dem einen die Zigarette danach, ist dem annern die Köcherfliege zwischendurch... :-D

So ein kleiner Snack zwischendurch der auch noch bequem erreichbar ist... :-)

(duckundwech)

Andreas

NEIN, also im Ernst, die Frage beschäftigt mich auch...
Wenn ich höre, das jetzt schon wieder Lachse aufsteigen in dänischen Flüssen, und die würden tatsächlich bis zur Laichzeit nix zu sich nehmen, dann müssten das ja die reinsten Hungerhaken sein wenns dann soweit ist...
Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen...
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

Moin Gernot.......

in der Trave habe ich Meerforellen beim Fressen beobachtet.
Gezielte Jagd in kurzen Abständen auf kleine Rotaugen und Barsche - und da glaube ich nicht an reflexartige Handlungen.
Hierbei handelte es sich um noch blanke Aufsteiger.

Absteiger habe ich bisher noch nicht beim Fressen erwischen können.....

P.S.: hast Du eigentlich heraus gefunden, wer Dich in Norge angerufen hat :wink:
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Karstein

Beitrag von Karstein »

Gernot und ich hatten gestern per Telefon schon ein wenig diskutiert. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sie sich nur von ihrem im Meer angefressenen Fett versorgen und im Fluss nicht mehr fressen, sondern nur Störenfriede "verbeißen".

Interessant wäre zu erfahren, ob von euch jemand schon mal einen richtig braunen Fisch ausnehmen und den Mageninhalt inspizieren konnte, so einen mit riesigem Laichhaken zum Beispiel? Denke mal, hier scheitert es schon an den Stichproben sprich die Stichproben schwimmen nach Releasen weiter.

Alternativ wäre eine Unterwasserkamera an den resting pools eine feine Sache, aber teures Unterfangen...
Gast

Beitrag von Gast »

Karstein hat geschrieben: Interessant wäre zu erfahren, ob von euch jemand schon mal einen richtig braunen Fisch ausnehmen und den Mageninhalt inspizieren konnte, so einen mit riesigem Laichhaken zum Beispiel?
Hallo Karsten,
was sollte ein richtig brauner Fisch im Magen haben? :grin:

In den letzten 30 Jahren wurde hier sicher ein paar hundert Meerforellen der Magensack geöffnet.

Da ist nichts mehr zu finden...

Gruß,Heiko. :wink:
Karstein

Beitrag von Karstein »

Also verbrennt deren Fresschen dann wegen der Unterernährung schon im Maul? :grin:

So ungewöhnlich wäre eine achtmonatige Futterpause nicht, wenn ich als triviales Beispiel überwinternde Säuger aufführen würde? Und was ist mit Karpfen? Meine gelesen zu haben, dass die sich im Schlamm einbuddeln und in eine Art Winterstarre verfallen? Oder ist das eine Mär, mal von den Warmwasserzulauf-Karpfen abgesehen?
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Polar-Magnus
Eigentlich war ich's nicht...
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Beitrag von Polar-Magnus »

Mal aus Sicht der potenziellen Nährtiere im Fluß gesehen:

Was würde übrig bleiben, wenn ein silberner Strom an Lachsen wie in alten Tagen und von der Natur eigentlich vorgesehen die Flüsse hochschieben und dabei trotzdem Nahrung aufnehmen würde wie einst im Mai :?:

Ich denke, es ist von der Natur gut "eingerichtet", dass unsere schnellwüchsigen Salmoniden ihre Wachs-und Fressphase ins Meer verlagern, wo viel mehr Nahrung vorhanden ist und sie somit nicht gezwungen sind, Flüsse quasi leer zu fressen. -;)
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.

Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.
Gast

Re: Aufsteigende Salmoniden, Fressverhalten.

Beitrag von Gast »

Gernot hat geschrieben:Fressen Wandersalmoniden nachdem Sie aufgestiegen sind in einem Fluss im Süßwasser oder nicht?
Zur Frage 1.
Bei den Meerforellen unterscheiden wir zwischen dem aufsteigenden Laichfisch im Frühjahr/Sommer und den Grönländern und Überspringern im Winter,die bei niedrigen Temperaturen den Fluß aufsuchen.
Aber wir haben auch im Sommer eine gewisse Anzahl blitzblanker Fische im Fluß,die zwischen 50 und 60cm lang sind.
Diese Größen finden wir im Dezember bei der Entnahme der Laichfische nicht mehr wieder.

Daher vermute ich schon einige Jahre,dass es immer wieder zu kurzzeitigen Bewegungen kleinerer Fische vom Meer in den Fluß.... und vom Fluß zum Meer kommt.
Bei diesen Meerforellen könnte eine Nahrungsaufnahme erfolgen,wie auch bei den Grönländern im Winter.

Und hier müsste man ganz klar von Laichfischen unterscheiden.
Da wir sehr kurze Aufstiegswege haben,kann der Mageninhalt solcher Fische aber auch noch aus dem Meer stammen.

Auch ist es bei uns belegt,dass Sommerfische zur Maifliege gestiegen sind und gefangen wurden.
Ebenfalls wurde schon eine Wasserspitzmaus in einem Magen gefunden.
Außnahmen wird es immer geben.

Aber der Laichfisch nimmt im Fluß keine Nahrung mehr auf.
Wer das Fischen kennt,weiss wie feist und rund diese Fische in den Fluß kommen.
Als hätten sie sich gesagt,erst einmal Fett anfressen,denn es wird lange Zeit nichts geben.

Die Laichansätze Milch und Rogen,wachsen in kurzer Zeit beachtlich und füllen fast die gesamte Bauchhöhle.
Sie verdrängen die Verdauungsorgane in eine untergeordnete Position.

Meerforellen verteidigen ihre Standplätze aggressiv und so kann dieses Verhalten,auch irrtümlich als Jagdverhalten ausgelegt werden.

Ich habe noch nie einen Aufsteiger gefangen,der einen erkennbaren Mageninhalt hatte.
Sollte es einmal passieren,wäre ich sehr kritisch,ob die Nahrungsaufnahme nicht schon im Meer erfolgte.
Denn die Fische haben zum Teil noch Seeläuse am Körper und sind erst wenige Stunden im Fluß.

Fazit:Aufsteigende Laichfische nehmen keine Nahrung mehr auf.

Gruß,Heiko. :wink:
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Ein interessantes Thema, das zunächst einer Begriffserläuterung bedarf:
Für mich ist ein Aufsteiger ein Fisch, der entweder als Frühjahrs- oder als Herbstaufsteiger im Fluss bleibt.
Es gibt auch "braune Fische", die zwar aufsteigen, um zu fressen (z.B. den laichbereiten Stint), aber wieder ins Meer zurückkehren um später wieder zum Laichen zurückzukehren. Diese Fische würde ich nicht als Aufsteiger bezeichnen.
Ein Absteiger ist ein Fisch, der nach dem Laichgeschäft auf dem Weg ins Meer ist.
Mit Fressen würde ich die gezielte Jagd und Nahrungsaufnahme von Fischen bezeichnen. "Nehmen" unsere Fische also die Fliege oder den Wobbler, entspringt dies eher einem natürlichen Reflex, das vorbei schwimmende und zappelnde Etwas zu untersuchen.
Auf- und Absteiger, die im Fluss gefangen werden, fressen also meiner Meinung nicht. Würden sie fressen, wären unsere Flüsse bald "leer gefressen", wenn man den Nahrungsbedarf dagegen setzt. Die Natur ist sehr weise.
:grin: :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Die Frage ist sehr kurz zu beantworten:

Der Atlantiklachs frisst im Fluß absolut nichts mehr. Das ist wissenschaftlich weitreichend untersucht worden. Die Verdauungsorgane bilden sich auch sichtbar zurück. Leben tut der Lachs in der Zeit im Süßwasser von seinen Fettreserven.

Die Meerforelle ist wissenschaftlich nicht so weitreichend erforscht.

Ich weiss aber von einigen hundert Meerforellen, die ausnahmslos nichts im Magen hatten. Nicht eine Ausnahme (siehe Heiko).
Auch die blanken Maifische, die ich jedes Jahr in der Stör fange, hatten nie etwas im Bauch.
Gerade letzten Sonntag hat ein guter Freund wieder einmal so ein Beispiel dafür auf die Schuppen gelegt.

Ich bin mir sehr sicher, dass die Meerforellen vieles in den Mund nehmen, es aber nicht zur Verdauung bringen.

Warum diese Fische trotzdem fangbar sind, dafür gibts verschiedene Theorien / Gründe. Schnappreflex ist nur ein Grund und trifft wohl primär auf Frischaufsteiger zu.
Später kommen Revierverhalten und Schutz des Laiches hinzu.

Solange bis ich einen (vorhandenen) Mageninhalt sehe, gilt für mich unwiderlegt:

Nein, sie fressen im Fluß nichts !

Gruß,
Bernd
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WolfgangH
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Re: Aufsteigende Salmoniden, Fressverhalten.

Beitrag von WolfgangH »

Heiko hat geschrieben:
Die Laichansätze Milch und Rogen,wachsen in kurzer Zeit beachtlich und füllen fast die gesamte Bauchhöhle.
Sie verdrängen die Verdauungsorgane in eine untergeordnete Position.
Was sich auch ganz gut an stationären Forellen beobachten lässt, gegen Ende der Saison, bei uns also Ende September, nimmt die Zahl der gefangenen Rogner bis fast Null ab, man fängt also überwiegend nur noch Milchner, da deren Gonaden weniger voluminös sind.
Heiko hat geschrieben:Aber wir haben auch im Sommer eine gewisse Anzahl blitzblanker Fische im Fluß,die zwischen 50 und 60cm lang sind.
Ist bei uns in der Maifliegenzeit auch gut zu beobachten, wobei die Fische jedoch auch bis 75cm lang sind.
Die meisten Fänge dieser Fische erfolgen mit der Trockenfliege, der Mageninhalt besteht aus dann aus Maifliegen aller Stadien oder aus Köcherfliegenlarven mit Gehäuse, oftmals der reine "Holzverhau".
Später im Jahr sind diese Fische nicht mehr nachweisbar.
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Wolfgang,
Du berichtest von im Mai gefangenen, blitzblanken Meerforellen, die den Magen mit Maifliegen und Co. voll hatten ?
Verstehe ich das richtig ?
Gruss,
Bernd
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WolfgangH
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Beitrag von WolfgangH »

Hallo Bernd,

ja genau das ist der Fall und zwar kein Einzelfall.

mfg
Wolfgang
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