Farbe der Flugschnur -Scheuchwirkung?-

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Fyggi
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Farbe der Flugschnur -Scheuchwirkung?-

Beitrag von Fyggi »

Ok, auch diese Frage wurde schon das ein oder andere Mal kontrovers diskutiert, aber trotzdem nocheinmal gestellt:


Hat jemand einschlägige Erfahrungen oder gesicherte Erkenntnisse, inwieweit die Farbe der Fliegenschnur Scheuchwirkung auf unsere geschuppten Freunde hat oder nicht?


Ich persönlich denke eher nicht, insbesondere bei bewölktem Himmel, Dunkelheit, Wellen.

Aber jedes mal, wenn ich meine grell-orange Schnur zum nymphen sehe, beschleicht mich doch ein ungutes Gefühl :roll:


Mark :wink:
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Larsi
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Beitrag von Larsi »

Hallo Mark,

nach meiner Erfahrung hat die Farbe der Fliegenschnur keine Auswirkung auf das Beissverhalten der Fische ! Ich benutze zum Trocken,- bzw. Nymphenfischen eine knall-orange Schnur, und kann dadurch keinen Nachteil feststellen...

Habe mal gelesen das unsere geschuppten Freunde die Schnur eh nur als "schwarze Linie" sehen, das würde also heissen, dass die Farbe nur uns Anglern dient und für den Fisch eigentlich nicht so von Interesse ist.

Gruss,
Larsi
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Das mag sein, aber wenn ich meine Schnur den Bedingungen (Wetter, Sonne, Wolken, Wassertrübung, Algenblüte) halbwegs anpassen kann, fühle ich mich besser.

Mit einer neonorangenen Leine oder so hätte ich bei einer Nullnummer das Gefühl, es könnte an der Schnur liegen.

Bei hellem Himmel eine helle Schnur, bei wolkigen Tagen ruhig eine rauchig Graue, so würde ich wählen, wenn ich die passende Schnur dabei habe ;)

Bei Sinkenden in Braun bekomme ich immer Bedenken, daher würde ich zum tieferen Fischen nur transparente Sinkschnüre in meine Jacke lassen :wink:

Sonst macht doch auch ein Vorfach aus Fluorocarbon weniger Sinn.
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Altmeister Charles C. Ritz sagt: "Sicher ist, dass eine Fliegenschnur, die in der Luft fliegt, bei Sonnenschein einen Schatten auf das Wasser wirft, egal ob sie hell oder dunkel ist. ...Bedenken wegen des Helligkeitsgrades [einer Schnur] sind oft unbegründet."
Ich suche meine Schüre nach anderen Kriterien aus. Die Farbe ist dann egal - obwohl ich nicht gerade ein Fan von Pink (oder Schlüpferfarben) bin :oops
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

@all:
Die Industrie verwendet bei Schwimmschnüren überwiegend grelle Farben und bei Sinkschnüren überwiegend dunkle Farben.
Das ist nicht ohne Grund so.
Eine Sinkschnur in hellorange zu bekommen, bedeutet ziemlich gute Verbindungen haben zu müssen ;-).

Meiner Erfahrung nach ist in vielen Situationen die Wirkung des Schattenwurfes durch die Flugschnur von erheblich größerer Bedeutung, als die Farbwirkung der Flugschnur selbst.

Trotzdem gibt es auch Situationen, in denen ich mir sehr sicher bin, mit der Flugschnur eine Scheuchwirkung zu erzielen.
Daß Fische lernen, habe ich am deutlichsten in den Florida Keys gesehen. Dort kann man genau beobachten, wie z.B. ein Bonefish reagiert, der eine Flugschnur (nicht deren Schatten) sieht. Er flüchtet panikartig.
Also, je stärker der Befischungsdruck ist, umso scheuer und vorsichtiger die Fische (in den Keys kennen die Bonefishe alle Fliegenmuster auswendig).

@Mark:
Im kleinen, klaren Bach präsentiere ich immer so, daß der Fisch erst die Fliege sieht - und wenn überhaupt, dann zumindestens erst danach die Flugschnur. Ich versuche aber so zu präsentieren, dass die Flugschnur möglichst auf Abstand bleibt. Natürlich kann man das nicht immer zu 100% erreichen ...

In der Ostsee bin ich mir sicher, daß in tieferem, klaren Wasser eine clear (klare) Schnur erfolgreicher ist, als eine gefärbte Fliegenschnur.
Das ist meine Erfahrung.
Allerdings habe ich diese Erfahrung erst in tieferem Wasser (in etwa ab 3m aufwärts) gesammelt.
In flacherem Wasser spielt meiner Erfahrung nach die Farbe kaum eine Rolle.

Über dieses Thema könnte man in der Tat stundenlang philosophieren :roll: .

Gruß,
Bernd
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VolkerG
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Beitrag von VolkerG »

Hiho,
ich habe letztes Jahr mehrmals ein Vergleichsfischen mit einer grellen gelben WF8F mit 2m Vorfach aus Mono und einer pastell grünen cleartip WF8F mit einem 4m durchsichtigen Fronttaper und zusätzlich einem 3m Fluorocarbon Vorfach gemacht. Beides mal wurde mit Streamern auf Zander, Barsche und Hechte, sowie mit grossen Trockenfliegen auf Karpfen gefischt.
Ergebnis: absolut NULL unterschied. Entweder verweigerten die Fische völlig, oder die Bisse waren 1 zu 1 verteilt. Daher bin ich der Überzeugung, dass die lieben Flossenträger mehr auf den Köder, als auf das gesamte getüdel drumherum achten. Äschen und Forellen mögen eine Ausnahme sein, aber alle anderen Fische scheint es nicht besonders zu stören.
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piscator
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Die Natur gibt die Antwort

Beitrag von piscator »

Schaut euch mal an, wie ein Orca aussieht, von unten hell und von oben dunkel. Das ist Tarnung im klaren Wasser. Deshalb helle Schwimmschnur (gegen den Himmel) und dunkle Sinkschnur (gegen den Untergrund)-- so halten es die Hersteller. Und gegen Schattenwurf kann man sowieso nichts machen. Ob klare Schnüre da helfen kann ich nicht sagen -- da die einen anderen Brechungsindex als Wasser haben, kann der Effekt auch ziemlich gering sein.

Mein Resümee: Schwimm: Farbe der Schnur egal, Vorfach so lang wie geht
Sink: Schnur dunkel und Vorfach kurz

Jürgen
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Fyggi
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Beitrag von Fyggi »

@Jürgen

Na, da haben wir doch die Lösung:
wie ein Orca aussieht, von unten hell und von oben dunkel
Heißt, der obere Teil der Fliegenschnur dunkel, der untere hell :grin: :grin: :grin:

Ne, habe mal gehört, dass eine unterschiedlich eingefärbte Schnur (selbst eingefärbt, z.B. 1 Meter eingedunkelt, dann wieder 1 Meter z.B. origial elfenbei den Eindruck einer langen Schnur in mehrere Teilstücke unterteilt. Diese soll angeblich die Scheuchwirkung reduzieren.
Wirkung des Schattenwurfes
: Das wird wohl das größte Problem sein und damit unabhängig von der Farbe.

@Bernd
der eine Flugschnur (nicht deren Schatten) sieht.
In der Luft oder auf dem Wasser? Eine transparente wird m.E. in der Luft kaum oder weniger gesehen (wenn man doch nur mal einen Geschuppten befragen könnte....) , aber auf der Wasseroberfläche dürfte durch die Oberfächenspannung der Effekt der "Unsichtbarkeit" doch gegen Null gehen, zumindest bei Sonne, oder?
In der Ostsee bin ich mir sicher, daß in tieferem, klaren Wasser eine clear (klare) Schnur erfolgreicher ist, als eine gefärbte Fliegenschnur.


Warum? Gerade in tieferem Wasser dürfte die Scheuchwirkung sich doch eher geringer Auswirken als direkt über den Köpfen der begehrten Beute?

Auch ich habe mal gelesen, das die Fische die Schnur IMMER sehen.

Und damit würde ich wieder die auffälige Schnur bevorzugen, allein aus Gründen der einfacheren Handhabung dadurch, dass ich sie besser sehe und das Vorfach ebenfalls so lang wie werfbar machen (auch das Vorfach werden sie sehen. Wer eine 20er Nymphe sieht oder eine nachts einen Bachflohkrebs.......Aber wir fangen sie ja trotzdem :p )

Mark
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

@Mark:
Beim Bonefish ist es fast immer der Schatten der Schnur, welcher die Scheuchwirkung erzielt. Einfach deshalb, weil der Schatten fast immer zuerst in den Sichtbereich des Fisches gelangt.
Wenn man aber eine sinkende Flugschnur am Grund ablegt, reagiert der Bonefish in so überfischten Gebieten ebenfalls sofort auf die Schnur.
Das ist ihm alles andere als egal. Er flüchtet sehr häufig sofort.

An der Ostseeküste ist die Situation eine andere.
In flachem Wasser weiß die Meerforelle, die Nahrung ist gleich im Blasentang verschwunden. Deshalb packt sie instinktiv zu.
Führst Du hingegen Deine Fliege mitten durch tieferes Wasser, so hat die Meerforelle jede Menge Zeit, sich die Fliege von allen Seiten anzusehen.
Beim Fliegenfischen erzielt man in flacherem Wasser meiner Erfahrung nach immens mehr und heftigere Anbisse als im tiefen Wasser.
Und für mich ist das absolut logisch. Die Fliege läuft in tiefem Wasser oftmals einfach zu langsam. Ich habe einige Situationen erlebt, in denen Meerforellen die langsame Fliege im Gegensatz zum schnell geführten Spinnköder ignoriert haben. Allerdings nicht in sehr flachem Wasser von unter 1m. Dort packt die Meerforelle meiner Erfahrung nach zu.

Ich erinnere mich auch an einige Unterwasseraufnahmen beim Schleppfischen. Sowohl Lachs als auch Meerforelle haben den Spinnköder teils eine Weile verfolgt, bevor sie wirklich zugepackt haben. Wenn ich mir in so einem Fall eine immens langsamer geführte Fliege vorstelle, dann erscheint es mir sehr logisch, daß diese nicht mehr zum Anbiss verführt.

Deshalb empfinde ich die Farbe der Flugschnur in klarem, tiefem Wasser als gewichtiger wie in flachem Wasser.
Ganz konkret kann ich für mich sagen, dass ich vom Bellyboot ab 2m Wassertiefe nur noch "clear"-Schnüre verwende. Seit ich das angefangen hatte, vergleichsweise zu testen, hat mich der Fangerfolg dazu bewogen.

Und der Glaube an etwas ist eh am allerwichtigsten ... ! ;) :wink:

Gruß,
Bernd
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Fliegenfischerschule
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Fyggi
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Beitrag von Fyggi »

Hai Bernd
Deshalb empfinde ich die Farbe der Flugschnur in klarem, tiefem Wasser als gewichtiger wie in flachem Wasser.
Interessante Theorie, bzw. Resultat deiner Versuche! Klingt auch irgendwie logisch (aus menschlicher Sicht) :roll:

Was ich aus einigen Diskussionen auch über andere Themen bis jetzt als ganz wesentlichen Aspekt entnommen habe ist die schnelle Führung

Denn ob Vorfachlänge, Garnellenfühler aus Katzenhaar, Loop-Knoten, Schnurfarbe.............scheint zumindest die Reduzierung der Zeit, die dem Fisch zur Verifizierung der "möglichen Beute" zur Verfügung steht, fischträchtiger zu sein, als sich mit Feinheiten zu beschäftigen.

Wobei gerade das "Feintuning" das Salz in der Fliegenfischersuppe ist und
Und der Glaube an etwas ist eh am allerwichtigsten ... !

genau diesen Glauben in das eigene Gerät und Tun nicht unerheblich verstärkt!

Mark :wink:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hab noch einen Nachtrag, neben der Schnur ist z. B. auch die Farbe der Wathose oder der Watjacke eine bedenkenswerte Sache.

Warum Simms diese neue Weste in Rot gestaltet hat, weiß ich nicht, jedenfalls stammt eine Studie ebenfalls aus den USA, welche besagt, dass unnatürliche Farben wie besonders das Rot am Tage, nicht die Abendsonne, auf den Fisch wirken. Ebenso wirken dunkle Bekleidungen, meine schwarze Watkjacke habe ich nach der Studie gegen eine "natürliche" in Grün-Beige-Farbtönen ersetzt.

Die Quelle dieser Studie kenne ich leider nicht, vielleicht hat den Link Jemand?

Aufgrund eines weiteren Berichtes, der mit dem Sehvermögen der Fische zu tun hat (Quelle Zeitschrift "Fliegenfischen"), ist dies ebenfalls belegt.

Dieser Thread hat also in aktuellem Masse Gewicht, nicht nur bei der Schnurwahl :roll:
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

macht Euch im Sommer einfach mal den Spaß und legt die Keule der Flugschnur auf dem Wasser ab....vielleich daneben auch noch ein paar Kringel der Runningline.
Wenn Ihr das Ganze dann von unten - mit Taucherbrille - betrachtet, werdet Ihr feststellen - egal welche Farbe die Schnur hat - das da oben nur ein dunkler Strich schwimmt.
Also....ob nun neongelb, leuchtorange, hellblau oder grün......
Der Fisch sieht eine dunkle Linie.....einen Strich.....
Ob das störend für den Fisch ist :-no:
Da ich schon ein paar nette Fischlein aus dem Salzigen locken konnte, bin ich geneigt zu glauben, dass dies unerheblich ist - zumal, wenn eine Welle vorhanden.....

Im Bach :-q: sihcer schon eher von Bedeutung....obwohl.....meist werfe ich die Fische dort ganz anders an. Die sehen in der Regel überhaupt nix von der Fliegenschnur ;)

:wink:
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watbüx
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Beitrag von watbüx »

Also....ob nun neongelb, leuchtorange, hellblau oder grün......
Der Fisch sieht eine dunkle Linie.....einen Strich.....
Ob das störend für den Fisch ist :-no:
Farbe der Schnur egal, Vorfach so lang wie geht
Und der Glaube an etwas ist eh am allerwichtigsten ... !
Ich glaub', das nehm' ich mit nach Haus.
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Nico
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Beitrag von Nico »

Moin! Es gibt eine Abhandlunf darüber in "Die Forelle und die Fliege" von Goddard und Clarke. Wenn ich das noch richtig auf die Reihe bekomme, sollen wohl dunkelgrüne Schwimmschnüre am unauffälligsten sein. Bei anderen treten wohl mal Reflexionen auf usw.
Denke aber, das beste ist wohl wenn die Fische die Schnur gar nicht erst zu sehen bekommen, bzw. erst die Fliege.
Nachteil, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, man sieht sie selber auch nicht gut. Im Uferbewuchs tritt man gerne schon mal darauf ;)

Nico
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Alex
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Beitrag von Alex »

Also ich hab letzten Sommer eine merkwürdige Erfahrung gemacht. :-q:

Hatte eine Creme-Farbene Fliegenschnur und ein Pulk von Meeräschen gesichtet. Bei den Leerwürfen hat weder Fliege oder Schnur das Wasser berührt, aber sobald sich die Schnur über den Fischen in der Luft befand, sind sie erschrocken. :o

Ich hatte ja damit gerechnet, daß sie sich erschrecken, wenn ich die Schnur im Pulk ablege, aber nur durch das Überfliegen so eine heftige Reaktion - damit hatte ich nicht gerechnet. :-no:
Gruß & Petri ALEX

Diejenigen, die gerade darüber jammern,
dass nichts beißt, mögen dies bitte leise tun,
um nicht diejenigen zu stören, die gerade fangen.
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