10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Die Angelmöglichkeiten zwischen Flensburg und dem Nordkap sind schier unendlich. Jedes der skandinavischen Länder für sich hat so viel zu bieten. Hier finden sich die Berichte von Flüssen, Küsten und Buchten mit großen, kleinen und auch unbekannten Namen.
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Fazer
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Fazer »

Vielen Dank für´s Teilhaben, Achim. :+++:
Eine schöne Reise hast Du da gemacht <-3 .
Gruß
Nico

Ich kann mich dem Wasser nicht entziehen (AdMeeF)
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Achim Stahl
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Achim Stahl »

So, kommen wir nun zum Saltstraumen:

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Der größte Mahlstrom Europas beeindruckt schon mal durch seine riesigen Strudel und die heftige Strömung, wenn die Tide richtig einsetzt. Noch geiler ist aber, dass man in diesem Tohouwbohou auch noch fette Fische fangen kann. Das war aber nur ein Nebenaspekt, weshalb wir uns dort für eine knappe Woche eingemietet hatten. Vor allem wollten wir in den flachen Buchten und über Plateaus mit Sandgrund mit der Fliegenrute auf Heilbutt fischen. Ich hatte das bereits vor ein paar Jahren versucht und auch auf Anhieb einen Butt gefangen.

Da es mit der Tide aber gerade passte, fuhren wir, nachdem wir unser Appartment bezogen und das Boot übernommen hatten, zunächst in den Straumen und fischten auf Köhler. Das Navigieren und gleichzeitige Fischen in der verwirbelten Strömung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sich weit genug vom Ufer und von anderen Booten fernhält, kann man auch gute Fische fangen und heftige Drills erleben.

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Nachdem wir uns ein wenig mit den Köhlern ausgetobt und ein Filet gleich, zu Ceviche verarbeitet, verspeißt hatten, ging es zum ersten Heilbutt-Flat.

Die Taktik ist einfach: Sich über die vielversprechenden Stellen driften lassen und einen großen auffallenden Streamer grundnah einstrippen.
Die Stellen finden geht mit Hilfe der ortskundigen und fischereilich erfahrenen Mitarbeiter im Camp einfach. Sie nannten uns einige passende Buchten, in denen in den Tagen zuvor etliche Fische mit konventionellen Methoden gefangen wurden. Wichtig ist aber die richtige Geräteabstimmung. Da man auch immer mit einem extrem großen Fisch rechnen muss, sollte schon alles entsprechend robust und zuverlässig sein. Ich verwendete eine 10er Glasrute, eine tarponerprobte Salzwasserrolle mit 80 lbs Gelspun-Backing, einer Airflo Depthfinder Big Game Sinkschnur mit 50 lbs Tragkraft und 60 lbs. FC Tippet. Als Streamer kamen große pinke Baitfish-Streamer auf amtliche Salzwasserhaken zum Einsatz.

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Bereits in der ersten Drift konnte Arne einen Fisch haken. Er war nicht sonderlich groß, aber immerhin ein Heilbutt. Und dafür dass er nichtmal 60 cm lang war, hat er die Rute schon ordentlich krumm gemachrt. Etwas später spürte ich einen vorsichtigen Anfasser. Als ich die Einstrippgeschwindigkeit erhöhte gab es einen satten Ruck, und der Fisch hing. Er machte ein paar erstaunlich schnelle Fluchten und war nur mit viel Druck an die Oberfläche zu bekommen. Nach kurzem harten Drill hatte ich den ersten Butt im Boot.

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An dem Tag kam noch ein weiterer Fisch dazu.

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In den nächsten Tagen fingen wir noch etliche Fische und konnten einige wertvolle Erfahrungen machen. Die Butt standen in 5 bis 15 Meter tiefem Wasser. Nachdem wir am ersten Tag grenzwertig schnell gedriftet waren, benutzten wir in den nächsten Tagen einen Driftsack. Das ermöglichte es uns, deutlich tiefer zu fischen. Aber die Fische nahmen die Streamer auch etliche Meter über dem Grund. Manchmal kamen die Bisse kompromisslos hart, und manchmal meinte man, gerade ein paar Kieselsteinchen am Grund mit dem Haken berührt zu haben. Als das zum ersten Mal passierte, wiederholte es sich beim Einstrippen im Mittelwasser, und dann konnte ich sehen, wie der Fisch dem Streamer bis zum Boot folgte. Dort konnt ich sehen, wie er das rosa Fusselding lange anschaute und dan mit einem Happs inhalierte. Nach dem Anhieb explodierte das Wasser und der Fisch rauschte erstmal wieder in die Tiefe. Kurz darauf konnten wir ihn aber keschern.

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Eigentlich wollten wir gerne einen Küchenfisch mitnehmen, aber obwohl wir insgesamt 10 Fische landeten, waren alle unter dem Mindestmaß von 84 cm. Die meisten nur knapp, aber dennoch. Doch bereits diese 80er Fische bieten einen heftigen Drill. Und zuzusehen, wie so ein schöner Fisch wieder davongleitet ist auch schön.

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Gleichzeitig zeigte sich aber, dass unser Gerät durchaus geeignet ist, wesentlich größere Fische problemlos zu drillen und zu landen. Wichtig ist nur, dass man im Drill wirklich konsequent maximalen Druck macht. Das heißt, Rutenspitze nach unten und die Rute vor allem im Handteil belasten, und nie aufhören, den Fisch zu dominieren.

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Ich hab viele Videos gesehen, in denen Angler Heilbutts an konventionellem Gerät mit hoch erhobener Rute drillen. Auf diese Weise schafft man definitiv nicht annähernd soviel Druck wie mit einer Fliegenrute und flachem Rutenwinkel.

Über unsere Erfahrungen auf Heilbutt habe ich auch auf meiner Website einen Bericht veröffentlicht:
https://www.serious-flyfishing.de/blog/auf-heilbutt/

Neben den Heilbutts hatten wir in den Flats auch ein paar schöne Dorsche.

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Manchmal waren wir etwas enttäuscht, wenn sich der vermeintliche Butt als Dorsch herausstellte, aber eigentlich freuten wir uns auch sehr über die Dickköpfe. Und mal wieder Dorsch in Senfsoße essen zu können, hat ja auch was.

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Am letzten Tag, nachdem ich Arne zum Flughafen gebracht hatte, fuhr ich mit Hendrik, einem ehemaligen Kunden von mir und inzwischen Mitarbeiter in dem Camp, noch mal in den Straumen. Ich gab es mir zum Abschluss noch mal richtig schmutzig und warf meinen Streamer in die tiefen kreiselnden Strudel. Dort stehen tatsächlich die fetten Köhler, und es geht richtig zur Sache, wenn man sie in der harten Strömung drillt. Gut, dass Henrik so ein erfahrener Skipper ist.

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So, nächstes Mal geht es weiter hoch in den Norden - über die Lofoten zu den Vesteralen und Senja bis hoch zur Barentsee. Mit der Suche nach Buckellachsen, gegen Bier eingetauschte Königskrabbenbeine und der Forellenjagd im ganz hohen Norden.

Bis Morgen! :wink:

Achim
Zuletzt geändert von Achim Stahl am 17.09.2025, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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raku
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von raku »

Hammer Tour Achim :+++:

Vielen Dank für´s mitnehmen :wink: .

Gruß
Ralf
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cojote
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von cojote »

Spitzen Bericht :+++:

LG Christopher
" Die Rückkehr des Mefi-Ritters "
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han hugo
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von han hugo »

super informativ <-3 :+++:
wer fängt hat recht!
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Rinkeroder
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Rinkeroder »

Freu mich auf's nächste Kapitel :+++:

:wink:
Heinz
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von fly fish one »

Schöne Nummer! Ich warte gespannt auf die Laxsessions! Das Meer dort, obwohl sicher auch spannend, dass ist nicht so mein Ding.
Übrigens immer wieder sehr schöne Rollen!

LG,
Frank
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Achim Stahl
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Achim Stahl »

Und weiter geht's...

... in Richtung Norden.

Zunächst verschlug es mich mal wieder auf eine meiner Lieblings-Lofoteninseln. Sehr klein, sehr malerisch und mit mega Angelspots (für die man aber ein ganzes Stück bergauf und bergab wandern muss)

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Entlang der Felsen und in den Buchten schwimmen riesige Schwärme von 20 bis 30 cm großen Köhlern. Das Wasser ist förmlich schwarz. Mitten in den Schwärmen kann man von einem erhöhten Standpunkt immer wieder große Fische spotten und gezielt anwerfen. Die Attacken kamen meistens sofort, und es war ein hartes Tauziehen von den Felsen.
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Die meiste Zeit wanderte ich aber über die kleine Insel und genoß die unbeschreibliche Landschaft.

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Dann ging es weiter auf die Vesteralen und nach Senja. Unterwegs war ich stets auf der Suche nach einem meiner Zielfische, den ich unbedingt fangen wollte: Pukkellaks.

Diese von den Russen eingebürgerten Pazifiklachse kommen alle zwei Jahre unter Land und steigen in die Flüsse auf. Ein sehr großes ökologisches Problem, da sie nach dem Laichen sterben und die nordnorwegischen Flüsse diese Tonnen von Fischleichen nicht verkraften. Aber so lange sie noch im Meer sind und kein Laichkleid haben, sind sie sehr wohlschmeckend und im Drill eben echte Lachse.

Bereits am Saltstraumen wurden welche gesichtet und gefangen, nur nicht von uns. Und so ging es auch weiter. Ich hörte überall von Sichtungen, konnte aber selbst keine finden. Oft hieß es, ich wäre schon zu spät.

Und dann kam ich irgendwann in eine flache Bucht, die eigentlich eher nach Meerforellen aussah. Als ich anhielt kam mir gerade eine Familie mit Spinnruten entgegen. Sie erzählten mir, dass sie geangelt hatten und viele Fische sprangen. Aber gefangen hatten sie nichts. Ich packte meine Meerforellenrute und stapfte zum Wasser. Und ja, überall sprangen gute Fische. Zunächst hielt ich sie für wirklich fette Meerforellen und wunderte mich, dass sie nicht bissen. Dann dämmerte mir, dass es wohl Buckellachse sein müssen. Irgendwann hatte ich auch erst einen halbherzigen und dann einen ganz eindeutigen Fischkontakt, aber ohne dass etwas hängen blieb. Dann endlich hing ein Buckellachs an meiner Shrimpfliege. Er war ziemlich klein, aber eindeutig Buckellachs. Deshalb ärgerte ich mich auch ziemlich, als er sich beim Stranden aushakte und wegschwamm.

Nun scannte ich das Wasser auf meiner Fahrt in Richtung Norden natürlich umso gründlicher. Aber wo immer ich auch schaute, ich fand die Pukkellakse nicht.

Bis ich mal wieder eine typische Meerforellenstelle entdeckte. Ein Spinnangler in Gummistiefel stand dort bereits am Ufer. Auf meine Frage, ob er Fische gesehen hatte oder schon etwas gefangen, kam die Antwort: "Nein, hier ist nichts" und dann fischte er weiter. Diese Aussage bedeutet wohl überall das selbe... :oops

Deshalb schlüpfte ich in meine Wathose und machte meine Meerforellenrute klar. Schon kurz darauf sprangen überall Fische. In einem kleinen flachen Straumen sah ich Verwirbelungen an der Oberfläche und bekam einen sehr spitzen Biß. Es schienen kleine Meerforellen zu sein. Aber der nächste Wurf zeigte, dass es nicht so war. Ein großer blanker Fisch katapultierte sich aus dem Wasser und nahm dann erstmal ordentlich Schnur. Der Drill war heftig und sehr spannend. Ich wollte den Fisch auf keinen Fall wieder verlieren, aber nach ein paar Minuten konnte ich ihn sicher landen.

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Wenige Würfe später stieg bereits der Nächste ein, zu dem sich kurz darauf noch ein Dritter gesellte. Da man die invasiven Buckellachse entnehmen soll, war mein persönliches Limit, was ich sinnvoll verwerten kann, erreicht und ich hörte auf.

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Abends briet ich mir die Filets vom kleinsten Fisch in Butter. Das knallrote Fleisch schmeckte wirklich hervorragend, und ich als Küstenfischer mit kulinarischen Ansprüchen bin da wirklich kritisch. Aber es ist etwas fetthaltiger als von einer Meerforelle und sehr zart.

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Die anderen beiden Fische wurden einmal heißgeräuchert und einmal zu graved Lachs verarbeitet, was meinen Speisezettel für die nächsten Tage auch gut aufwertete..

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So, im nächsten Kapitel geht es hoch bis in die äußerste Finnmark - 71° Nord, bis a
ns Polarmeer, wo kein Baum mehr wächst und es tausende kleiner Seen voller Forellen und Saiblinge gibt...
Zuletzt geändert von Achim Stahl am 17.09.2025, 12:52, insgesamt 1-mal geändert.
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rastello
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von rastello »

toller Reisebericht, Danke fürs virtuelle mitnehmen! :+++:

Gruß aus dem Schwarzwald Armin
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OnnY
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von OnnY »

Leider Geil … :+++: :+++:
Gruss Andreas
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Josi
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Josi »

Hallo Achim,
ist das der Camper „Holidays“ und verlierst Du ein Wort über den?
Danke fürs Mitnehmen auf diesen coolen Trip!
Grüße Josi
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Freund Hein
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Freund Hein »

Danke für die Teilhabe an deiner schönen Reise.
Es zwingt dich keiner, dich so kurz zu fassen.

🖖Hein
Zuletzt geändert von Freund Hein am 03.09.2025, 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Matthias »

Tolle Impressionen!

Viele Dank fürs Teilen.

Tls

Matthias
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Achim Stahl
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Achim Stahl »

Moin Josi,
Josi hat geschrieben: 02.09.2025, 18:43 Hallo Achim,
ist das der Camper „Holidays“ und verlierst Du ein Wort über den?
Danke fürs Mitnehmen auf diesen coolen Trip!
Grüße Josi
Das ist ein Pössl Campster. Den habe ich mir zum Ruhestand zugelegt. Nach einer Tour durch Südfrankreich im Februar / März, war das jetzt die zweite längere Tour damit.
Für mich die perfekte Kombination aus Alltagsauto, das auch noch in jede Tiefgarage und meine Garage passt und vollwertigem Campervan, mit dem ich autark unterwegs sein kann.

Viele Grüße!

Achim
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Achim Stahl
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Re: 10 Wochen durch Skandinavien - mit Camper und Fliegengedöns

Beitrag von Achim Stahl »

So, auf in den echten Norden:

Einfach so weit in den Norden fahren, wie es geht, war das geografische Ziel meiner Tour. Aber nicht mit der "weißen Flotte", der Armada aus fetten Wohnmobilen, ans Nordkap, sondern gerne in etwas ruhigere Gefilde etwas östlich davon. Deshalb steuerte ich zunächst den kleinen Küstenort Mehamn an. Allmählich wurden die Birkenwälder immer kleiner, verschwanden schließlich komplett und gingen in eine weite karge Hügellandschaft über.
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Aber gerade diese Weite und Kargheit übt eine große Faszination aus. Bei dem hochsommerlichen Wetter, zu dem ich sie erlebte, war sie sehr einladend. Aber man merkt trotzdem, dass es hier zu anderen Bedingungen extrem rauh und lebensfeindlich sein kann.

Einen kleinen Einblick bekam ich, als ich die letzten Kilometer vom sonnigen Bergrücken hinunter zur Küste bei Mehamn fuhr. Ich sah eine Wolkenfront über die Barentsee auf mich zuziehen, und in wenigen Minuten befand ich mich in einem eiskalten grauen Dunst. Entsprechend trostlos wirkten auch zunächst der Ort Mehamn und die nähere Umgebung. Etwas später klarte es auch an der Küste wieder etwas auf und sah deutlich freundlicher aber immer noch nach Polarmeer aus.

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Beim Besuch der kleinen Ortschaften an der Küste kam mir die Idee, mal einen Fischer anzusprechen, ob man hier irgendwo Königskrabbenbeine kaufen kann. Diese köstliche Spezialität wird für ungefähr 100,-€ in den lokalen Restaurants angeboten. Ich fand einen Fischer, und der meinte nur: "Komm mal mit!" Als ich mit ihm loszog, fiel mir ein, dass ich nur Euros und Plastikkarten dabei hatte. Doch der Fischer sagte, dass das kein Problem sei, öffnete eine große Einkaufstüte und meinte: "Nimm dir einfach so viele wie du brauchst, passt schon." Ich war total geplättet, überlegte, wie ich mich zumindest ein wenig revanchieren könnte und bot ihm ein Bier an. Das nahm er freudig an. Mit den Beinchen fuhr ich abends auf den Campingplatz von Mehamn und bereitete sie dort in der Küche zu.

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Schon sehr geiles Zeug... :+D

Auf dem Campingplatz bekam ich auch ein paar gute Tipps zum Fischen in der Gegend. Was mir selbst bereit beim Herumfahren auffiel, war, dass in den kleinen Lachsflüssen leider fast kein Wasser war. Die Fischerei dort konnte man vergessen. In den Seen sollte es aber überall Forellen und Saiblinge geben. Das Problem war nur, man musste sie finden. Sie ziehen in Trupps durchs Wasser, und man sieht sie nur, wenn sie irgendwo steigen - was man wiederunm nur bei wenig Wind und Wellen erkennt. Aber die Taktik ist tatsächlich, am Wasser lang zu fahren oder zu wandern und nach steigenden Fischen zu suchen. Oft bleibt der Erfolg aus, aber wenn man steigende Fische findet, nehmen sie die angebotenen Fliegen meistens ohne zu zögern.

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Das Problem war eher, auch wirklich große Forellen oder Saiblinge zu finden. Die sind so hoch im Norden auch nicht wirklich häufig. Einmal sah ich welche in einem See im Flachwasser vor einer Insel steigen, der einzigen Stelle, die ich auch mit Wathose nicht erreichen konnte.

Da ich inzwischen Tipps bekommen hatte, wo man weiter im Süden wirklich große Forellen fangen kann, beschloss ich nach einigen Tagen, den faszinierenden äußersten Norden wieder zu verlassen und dorthin zu fahren.

Das kommt dann im nächsten Kapitel. :wink:
Zuletzt geändert von Achim Stahl am 17.09.2025, 13:16, insgesamt 3-mal geändert.
Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Fischlein her.

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