Grip

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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troutcontrol
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Grip

Beitrag von troutcontrol »

Moin,
mit schöner Regelmäßigkeit stell ich fest, dass ich eigentlich überhaupt keine Ahnung von Physik, physikalischen Gesetzmäßigkeiten etc. habe, was insofern bedauerlich ist, als "Fliegenwerfen" reine Physik zu sein scheint.

Heute Morgen war es jedenfalls mal wieder so weit, als ich ganz entspannt dieses VIDEO gesehen habe (hatte Bernd mE schon mal eingestellt), mit dem irgendwie bewiesen werden soll, ob nun der Anker, das Laden der Rute, der Angler oder der liebe Gott für einen guten Wurf verantwortlich zeichnet, solche Diskussionen hatten wir auch schon mal .... :lol:

Mich hat an diesem Stand-Trocken-Wasserwurf (der natürlich nur einen ganz klitze-kleinen Teil des Gesamtkunstwerks "Wurf" zeigt) das nach hinten zischende Vorfach fasziniert - altbekanntes und immer wieder beliebtes Phänomen, wenn man die 2 m vor einem gelandete Fliege 3 m weiter hinten aus dem Grasbüschel popeln darf... 8)

Warum zischt das Vorfach denn nun nach hinten? Klar, es fehlt an "Reibung", der Boden ist zu glatt, im Wasser wär das nicht so ausgeprägt. So weit, so gut - und vermutlich sogar richtig - aber jetzt fängt die Fragerei ja erst an:

1. Wenn ich im Wasser stehe und sich dadurch die Reibung des nun im Wasser liegenden Vorfachs erhöht, wird der Wurf "besser".
Warum? Weil ich weniger Energie/Kraft oder was auch immer verpulvere?

2. Kann ich die Reibung beliebig erhöhen - und wird der Wurf dann immer "besser"?

3. Was passiert, wenn ich (in Bernds Video) die Fliege am Boden festnagele? Zerrt dann die "allermeiste Kraft" an der Fliege - oder würde der Wurf schon im Vorfeld verrecken (unabhängig davon, dass die Fliege festgetackert ist und der Wurf ohnehin nicht funktionieren würde)?

So ein kleines Video .... :cry:

Grüsse
Zuletzt geändert von troutcontrol am 14.01.2015, 07:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Broder
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Re: Grip

Beitrag von Broder »

Ja und jetzt?
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Rollo
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Re: Grip

Beitrag von Rollo »

Ich denke, das Prinzip ist das selbe wie bei einem Rad (z.B. Auto), dass in Bewegung gesetzt werden soll. Die Beschleunigung setzt ein, das Rad findet keine Bodenhaftung (z.B. bei Eisglätte) dann dreht das Rad auf der Stelle, die eingesetzte Kraft wird in Drehbewegung, aber nicht in Vorwärtsbewegung umgesetzt. Je besser der Anker um so mehr wird die Kraft in die Rollrichtung umgesetzt.
So denkt sich Rollo das. :wink:
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bäschwatz
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Re: Grip

Beitrag von bäschwatz »

Hi Martin
Ein frohes neues Jahr erst mal.

Was in dem Video ganz gut zu erkennen ist, ist auch der Grund für mein Schnurgebastel.
Die Variante Skagit/Scandi/Sinkspitze.
Wenn die Masse der Schnur richtig verteilt ist biegt der Haken vorm Ufer ab.
Dabei spielt es eigentlich keine Rolle ob Ein-oder Zweihand.

Gruß Thilo
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Maqua
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Re: Grip

Beitrag von Maqua »

Bin kein Physiker, denke mir aber das der gelungene Wurf daraus resultiert, das die Kraft, die ich zum Aufladen der Rute verwende, zu der Reibungskraft, die mir mein Anker bietet, im richtigen Verhältnis steht.
Da die Qualität (Reibunswiderstand) des Ankers sehr unterschiedlich sein kann, bedingt durch Schnur- und Vorfachaufbau, Position des Ankers sowie Grösse und Gewicht der Fliege, gilt es die Kraft des Wurfes darauf abzustimmen.
Das Beispiel von Rollo mit den durchdrehenden Reifen passt da schon sehr gut.
Im Video von Bernd meine ich zu erkennen, das er bei seinem Trockenversuch besonders viel Schnur (Anker) ausgelegt hat und auch besonders vorsichtig beschleunigt, weil die glatte Fläche nur einen minimalen Reibungswiderstand (Anker) bietet.
Gruss Manni :wink:





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troutcontrol
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Re: Grip

Beitrag von troutcontrol »

Moin,
das Bild von Rollo ist sogar nah an der Genialität ! :grin:


Bei richtigen Rädern spricht man mE ja auch von Schwungmasse - wenn man das auf´s Werfen überträgt und unterschiedliche Schwungmassen (Schnüre) zugrunde legt, läßt sich trefflich weiter spinnen, man denke nur an den "Skagit-Cast" mit seinem "heftigen", fast festgenagelten Anker....

Bedankt! :grin:
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han hugo
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Re: Grip

Beitrag von han hugo »

ein fundamental wichtiger Satz meines damaligen Physiklehrers veranschaulicht das Prinzip auch sehr gut (wie ich meine):
"Eine Kraft kann nur so groß sein wie seine Gegenkraft!" :s+3:
Und beim Rollwurf/Fliegenwerfen gibt es viele Kräfte die ineinander spielen: Trägheit der Schnur, Adhäsionskraft zwischen Wasser/Schnur, Beschleunigung der Rute, Windwiderstand der Schnur ... (kein Anspruch auf Vollständigkeit der Aufzählung :+q: :roll:)
bei einen guten Wurf ist das Kräfteverhältnis entsprechend ausgewogen (wie Maqua schon schrieb)
wer fängt hat recht!
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piscator
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Re: Grip

Beitrag von piscator »

Moin,
Wenn die Masse der Schnur richtig verteilt ist biegt der Haken vorm Ufer ab.

das ist natürlich ein wenig kryptisch -- gemeint ist wohl das nicht gestreckte Ablegen der Schnurspitze.
Das hat natürlich nichts mit der Schnur selbst zu tun, sondern ausschließlich mit der (fehlenden :grin: ) Kunst des Werfers.
Ursache ist das sogenannte 'Bloody L' beim Bilden des Ankers der Schnur (Winkel zwischen Schnur im Wasser und Richtung des finalen Wurfes). Ich würde daher an meinem Wurfstil arbeiten und nicht Schnüre zerbibern, die können da nix für :wink:
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
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bäschwatz
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Re: Grip

Beitrag von bäschwatz »

Hi Jürgen

Die einen bauen sich passende Ruten zu vorhandenen Schnüren, andere gehen den umgedrehten Weg.
Was von beidem kostengünstiger oder spaßbehafteter ist, wird wohl auch Ansichtssache sein.

Ich angel halt oft vom Ufer aus. Geht meist nicht anders. Wasser zu tief, oder Wathose mehrere Meter zu kurz...
Und wenn Schnur nicht tüddelt wie sie soll, wird sie halt passend gemacht. Daher das Gebastel.

https://www.youtube.com/watch?feature=p ... Zg8StjvSTg

Nach kleiner Veränderung in der Spitze war auch das Geknalle des Hakens entfernt.

Etwa 10 m weiter wo im Video die Spitze landet, hatte ich vor einigen Jahren einen Aal, der mit einer 11er TC vom Lieblingshersteller, nicht vom Grund hochzubekommen war.
Auf halbem Weg zum Ufer fand er was zum Schnur drumwickeln. In etwa 1.5 m Tiefe.
Im Schein einer Straßenlampe schräg gegenüber, konnte ich noch sehen wie sich der Schwanz langsam um die Schnur wand...
Wie sowas ausgeht iss klar.
Bin eigentlich nur über Beobachtungen von Spaziergängern drauf gekommen, genau dort im dunkeln die Fliege zu plazieren, um die Schlange die keine war, in die Räuchertonne zu hängen.
Älabäätsch. Aal entfleuchte. Total vermurkster Streamer stank Wochen später noch danach.

Hat mit Meerforellen nix zu tun.
Themabedingt wird ja gerne mal abgebogen.

Aber es ist Winter, und Zeit um sich mit Dingen zu befassen, für die man das ganze Jahr keine Zeit hatte.
Die Distanzschmeißerei mit selbigem Stecken an der Ostsee, geht auch auf Beobachtungen von nicht-Anglern zurück.
Wird dieses Jahr an selber Stelle wieder probiert.
Nur mit etwas anders veränderten Schnüren, und hoffentlich mal ohne Sturmböen.
Und da geht es dann um Meerforellen.
Die dort aber nur unterwegs sind, wenn etwas größere andere Wasserbewohner, an der Kante zum tieferen Wasser auf Futtersuche vorbeiziehen.

Aber zurück zum Anfang...
Den Grip kann man mit langen dünner werdenen Spitzen erhalten oder verbessern , genauso mit etwas kürzeren dünnen Sinkspitzen. Intermediate ist ein Ding dazwischen, mit dem ich nicht so richtig zurechtkomme.
Versuch macht kluch... Müßte mich mehr damit befassen.

Die Aussage von Gewicht und Gegengewicht ist sicher nicht zu wiederlegen.
Aufgrund der Masseverteilung und der Schwimmfähigkeit, kommt halt auch noch die Geschwindigkeit hinzu.
Und wie tief im Wasser der Grip für wie lange angreift.
Für Schwimmschnüre mag die ebenerdige Demonstration wohl aussagekräftig sein.
Egal ob glatter Belag oder kurzgemähter nasser Rasen.
Die Verwendung von einsinkenden Spitzen kann damit eher nicht realitätsnah dargestellt werden .

Gruß Thilo
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