Hallo Bernd,
ich halte also fest, dass der Doppelzug nicht automatisch immer eine geringere Rutenbiegung erzeugt. Deine Feststellung ist also nicht allgemein zutreffend !
Mag sein, dass in meiner Wurfsequenz die Schnurgeschwindigkeit ohne Doppelzug geringfügig kleiner war. Trotzdem dürfte ich ja nach Deiner Theorie bei gleicher Schnurlänge nicht eine derart hohe Biegung haben. Ja, ich rotiere die Rute auch beim Doppelzug stark, weil ich auch beim Doppelzug nicht auf den positiven Effekt aus dem Zusammenspiel von Drehimpulserhaltung und Federenergie verzichten möchte. Genau auf diesen Effekt verzichtest Du aber, wenn Du wenig Rutenbiegung empfiehlst. Du fokussierst Dich auf den (vielleicht einzigen) positiven Effekt der steifen Fliegenrute, der das Nachschwingen vermeidet, wodurch u.a. engere Schlaufen leichter zu formen seien (Stichwort "Tarponrute").
Ich habe einige wenige gute Werfer gesehen, welche mit dem "Dämpfen/Nachführen" der Rutenspitze den Effekt des Nachschwingens minimieren bzw. so kontrollieren, dass trotz hoher Rutenbiegung sehr enge Schlaufen entstehen

Also warum soll ich auf den positiven Effekt der Biegung verzichten ? Ich halte es unter dem Gesichtspunkt der Effizienz für viel sinnvoller, daran zu arbeiten als weniger Rutenbiegung zu empfehlen.
Effizient könnte der Wurf mit wenig Biegung also nur sein, wenn der Vorteil (aus dem geringeren Nachschwingen) größer als der Nachteil (aus dem geringeren positiven Effekt aus dem Zusammenspiel von Drehimpulserhaltung und Federenergie) wäre. Und auch hier müsste wieder der Aufwand genauer betrachtet werden. Die Ergebnisse meiner Untersuchungen lassen mich - um es noch vorsichtig auszudrücken - daran erheblich zweifeln, dass weniger Biegung auch bei Anwendung des Doppelzuges effizienter sein kann. Aber diesen Nachweis möchte ich anderen (oder Dir) überlassen....
Du hast geschrieben:
Was für mich wenig schlüssig war, und was leider gewissermaßen der Kern Deines Untersuchungsergbnisses war, das ist der Vergleich zweier Würfe mit identischem Arbeitswinkel und identischer Rutenhandbewegung für a) die unflexible und b) die flexible Fliegenrute.
Denn hier könnte ich entweder den Bewegungsablauf für die flexible oder eben die unflexible Fliegenrute anpassen. Je nach dem erhält man einerseits ein gutes und andererseits ein schlechtes Wurfergebnis.
Dieser Einwand kann relativ einfach entkräftet werden: würdest Du die absolut steife Fliegenrute mit einer reinen Translationsbewegung werfen können, wären die Geschwindigkeiten von Rutengriff und Rutenspitze gleich. Über die Beziehung E=0,5mv² bekommst Du eine Effizienz von 1,0. Die für die Rotation in
meinen Untersuchungen berechnete liegt sogar darüber. Wenn also die absolut steife Fliegenrute weder mit der Rotation noch mit der Translation effizienter wird, wie soll das eine Kombination beider Bewegungsabläufe können ? Damit kann dieser Einwand die Feststellungen meiner Untersuchungen nicht in Frage (ich werde diesen einfache Betrachtung noch ergänzen

)
Beste Grüße, Tobias