
Vor 2 Wochen unterhielt ich mich mit einem norwegischen Biologen, der seit Jahren tagtäglich an dem Problem Gyrodactylus Salaris arbeitet.
Hier einige meiner Gesprächsnotizen:
1. Der Fischparasit Gyrodactylus Salaris ist nur im Süßwasser, nicht aber im Salzwasser überlebensfähig.
2. Deshalb findet man ihn auf den Lachsen in den Ostseezuflüssen zumeist sehr stark vertreten an. Hier kann er sich vielfach basierend auf dem sehr geringen Salzgehalt erheblich besser von Lachs zu Lachs und von Flusssystem zu Flusssystem übertragen.
3. Derzeit wird entweder mit dem Wurzelgift „Retenon“ oder einer Aluminium-basierten chemischen Verbindung gegen den Parasiten vorgegangen.
4. Retenon wirkt absolut tödlich für jegliches Leben im Fluß. Der Vorteil: Es wäscht sich in wenigen Tagen wieder aus dem Flusssystem raus! Die Insektenwelt explodiert danach oft förmlich, weil keine Junglachse etc. vorhanden sind. Danach wachsen erneut eingesetzte Lachse erheblich schneller als je zuvor, weil mehr Insekten als je zuvor vorhanden sind.
5. Die Aluminium-basierte Verbindung ist bei optimaler Dosierung nicht gänzlich tödlich. Allerdings baut sich diese Verbindung nicht so schnell ab und bleibt etwas länger im System vorhanden. Ist die Dosis geringfügig zu hoch, stirbt ebenfalls alles Leben ab.
6. Eine Behandlung mit Retenon hat NICHT das Primärziel, das betroffene Flusssystem vom Gyrodactylus zu befreien, als vielmehr die Ausbreitungswahrscheinlichkeit auf andere Flusssysteme zu redzieren!
7. Das große Problem besteht darin, dass die meisten Flusssysteme vielfach kleine Zuläufe haben, in denen sich die kleinen Lachse gut verstecken. Eine Behandlung ist nur dann vollends wirksam, wenn das gesamte Flusssystem in ausreichender Konzentration behandelt wird. Und dies muss nahezu zeitgleich passieren.
8. Die Driva ist z.B. ein erheblich zu großes Flusssystem. Hier wird man eine Barriere im Unterlauf bauen, welche alle Lachse früher oder später passieren müssen. Kosten Mehrere Millionen pro Jahr bei einer Laufzeit von mind. 7 Jahren!
9. Die Meerforelle ist beständig gegen den Gyrodactylus-Parasiten.
10. Bei den Ostseelachsen hat sich über die Jahrhunderte eine Resistenz gebildet. In Norwegen erschweren die Vermischung mit Meerforellen (Hybridbildung) und mit Farmlachsen jegliches Unterstützen dieser Resistenzbildung erheblich. Hier tut man sich sehr schwer, weil alle Vermischungen mögliche Auswertungen bei einem gezielten Eingreifen fast unmöglich werden lassen.
11. Flüsse, die nach einer Behandlung als geheilt galten, wurden mehrfach nachträglich als nur vorübergehend reduziert (in Bezug auf Gyrodactylusbefall) eingestuft. Der Parasit hatte irgendwo doch überlebt und sich erneut verbreitet.
12. Was können wir Angler tun? Unsere Klamotten durchtrocknen, bevor wir den Fluss wechseln. Dies ist die beste Art den Gyrodactylus auf den Klamotten auszurotten.
13. Zusätzlich desinfizieren kann nie schaden.
Diese – wie ich finde, sehr interessanten Punkte wollte ich gerne mit Euch teilen.
Erschreckend: Meeresläuse, Umweltkatastrophen, Lachsfarmen, begünstigte Hybridbildung durch von sehr wahrscheinlich uns verursachte klimatische Wandlungen, wir Angler, die Fischer und all die natürlichen Feinde = 70% Rückgang des Atlantiklachsbestandes weltweit.



Beste Grüße
Bernd
p.s Ich selbst kann keinen Atlantiklachs mehr "einfach entnehmen", welcher sauber gehakt ist, und wo die Landung in einem aus meiner Sicht zeitlich akzeptablen Rahmen stattfand. Werde mich zukünftig ganz verstärkt dem Catch & Release in diesem Bereich widmen. Wenn ich mir den Prozentsatz ansehe, den wir Angler aus dem Aufstieg heraus reduzieren, so stimmt mich das deutlich nachdenklich.
