Neulich war ich im Puff

Nein, nicht, was Ihr denkt.
Trutten statt Nutten natürlich

Es war auf jeden Fall ein sehr skurriles Erlebnis. Zu Besuch bei der Verwandtschaft im tiefen Binnenland stand tatsächlich ein Trip mit Rute und Rolle ins Haus. Und statt alleine zuhause Kaffee zu trinken empfand ich die Idee doch als eine gute, mich der Sippschaft anzuschliessen.
Doch zunächst stellte sich heraus, dass die "normalen" Clubgewässer der Umgebung mit Tagesgastkarten für 20Euri nicht in Frage kommen. Das sind ja 2 Jahresbeiträge an der Küste!
So entschieden wir uns für einen Fropuff und kauften in freudiger Erwartung auf große anglerische Momente noch das nötigste Geschepper ein.
Da wir zu fünft waren, kamen wir morgens natürlich viel zu spät los und am Gewässer an und mussten stippen, wo übrig blieb. Allerdings stellte sich heraus, dass bei unseren Nachbarn, die schon seit 4 Uhr früh da waren, bislang noch tote Hose war.
Die freundliche Dame am Ticketschalter wies uns dann darauf hin, dass die Fische ja auch erst um 8 Uhr in Wasser gelassen werden. Ja wie jetzt...???
Hernach stelle sich heraus, dass wir wohl die einzigen waren, die nicht eine Kiste Bier oder wenigstens eine mit Flaschen gefüllte Kühltruhe als überlebenswichtiges Fropuff-Essential ansahen, so dass der eine oder andere Fischerfreund nach einer Weile zu einem imposanten corpus becifti verkam.
Nachdem wir das Geraffel montiert hatten und sich die ersten Sbirus im Gras verhedderten (ich entschied mich glücklicherweise für einen "schnöden" Thor in 7g), kam tatsächlich das Boot des Monsieur le Piscine bei uns vorbei gefahren und entliess 4 oder 5 Forellen so gerade ausserhalb unsererer Wurfweite in den Tümpel.
10 Minuten später hatte sich die erste von denen meinen Thor geschnappt, 30 Minuten später die zweite, und dann war Schluss. Wahrscheinlich hätte man bis zum nächsten Morgen um 8 warten müssen, und wäre nicht das laute uns stetige "Plumps Plumps Bomb Platsch" der Wasserkugelfetischisten links und rechts neben uns gewesen (Warum braucht man 10 Anläufe, um weiter als 3 m zu werfen???), man hätte glatt einschlafen können.
So ging dann eine Stunde später tatsächlich am ganzen Teich nichts mehr, und ich konnte in Ruhe die Auswirkungen des Käfigkannibalismus bei Regenbogenforellen studieren (eine Forelle hatte keine Brustflossen mehr), den ich bislang nur von Monitor-Berichten über Hennen in Legebatterien kannte.
Und was bleibt nun als Erkenntnis?
Mit Angelei hat das meines Erachtens fast überhaupt nichts mehr zu tun, mit Forellenangeln schon gar nichts, und wohlwissend, dass nicht jeder den Luxus hat, an der Küste oder in der Nähe einer Talsperre oder eines Wildbaches zu wohnen, hätte eine Dropshot-Nullnummer am Kanal auf Zander wahrscheinlich mehr Nervenkitzel gebracht.
In diesem Sinne werde ich die nächsten Nullnummern an der Küste geniessen.
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RM
