Was ist das ?

Natürlich interessieren wir uns nicht nur für die erfolgreiche Fischwaid, sondern auch für jegliche Hintergrundinformationen über unsere silbernen Kameraden. Nur wer sein Gegenüber genau kennt, der kann sich auf ihn einstellen.
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HARA
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Was ist das ?

Beitrag von HARA »

Hallo an alle und kurze Einleitung vorweg:

ich war über den Jahreswechsel 13 Tage auf Fyn (Nordwest),
anfangs noch ganz gutes Wetter, einige wenige kleine Fische auf Fliege und Blinker, viele Nachläufer

Kollege konnte an 2 Tagen bei hohem Wasserstand und gutem Wind 2 schöne Fische landen (58 und 65 cm)
Alle gefangenen Fische waren blank, schlank und total leer !

Dann wurde das Wetter merklich schlechter
Winde bis zu 9m/s, extreme Niedrigwasserstände, eisige Temperaturen bis -9°, wenig Sonne

Es ging fischmäßig nichts mehr.

Da Erfolgloser ja nach Gründen sucht,
zu wenig Wasser in der Bucht zu den befischten Zeiten, die in 80-100m liegende Sandbank war nur Knietief, das Wasser zu kalt, kein Futtertier, zu sandige Bucht, zu klar oder zu trübe bei starken Winden anlandig oder halt im Windschatten.

Und vieles mehr :grin:

Aber die erste Krautbank (Steine mit kleinen Blasentangfeldern) lag so trocken das die Muscheln verführerisch frei lagen und ein wenig geerntet wurden.

Obwohl die 25-30 Miesmuschen vor Ort gründlich abgespült wurden und dann "säuberlich" in der überflüssig gewordenen Orviswanne Richung Küche überführt wurden - die Entdeckung im Abwaschbecken kurz vor Zubereitung:

unglaublich viel Kleintier (mit Masse Tangläufer und kleinste Krebse)

War anzunehmen das die Fische bei guten Bedingungen diese Speisekammer plündern. Bei Hochwasser liegt die Wasserseitige Kante des Krautes nur 5-15m vom Ufer entfernt und die Sandbank dürfte ausreichend tief sein.

Hier mal die gefundenen Tierchen und die Frage um was für eine Art es sich bei den eingekreisten handeln könnte.

Bild

Bild

Trotzdem waren es natürlich wundervolle Tage.
Statt einer stattlichen Meerforelle konnte ich am vorletzten Tag noch einen schönen Bernstein als Andenken mitnehmen.

HARA
"Der Ursprung aller Dinge
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Thales von Milet
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Karstein

Beitrag von Karstein »

Na halt ein Tangläufer? Ich weiß, die Bezeichnung ist rein fliegenbinderisch - hier ein Bild (4. Bild im Artikel) in natura sowas war es doch, oder?

http://www.fliegenfischen-lehmann.de/html/ostsee.html
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HARA
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vergößerung

Beitrag von HARA »

in Bild 1 sieht man die kreise erst wenn man das Bild ca. 2 mal angeklickt hat und dann das Bild vergößert.

Ja den normalen Tangläufer habe ich auch identifiziert :grin:

Aber der dicke Jonny ist mit vielen kleinen Füßen ausgestattet, gelartig, in der Körpermitte wie "Bluteinlagerungen oder Innereien) fast wie eine durchsichtige Nacktschnecke...
von untern weiß und undurchsichtig.

etwas ekelig der geselle ^^
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Hara, hab Dein Bild mal aufgeschlüsselt, war ja ein schön großes Format.

Der dicke Jonny ist auch eine Wasserassel, schau´ mal in die Galerie unter Futtertiere. Da bekommt man Angst, wie groß die werden können. Die gebänderten Asseln sind übrigens meist die Weibchen einer kleineren Art und bei dem Jonny vermute ich, die war schwanger (ist eine andere Gattung). Interessant bei den Wassertemperaturen, aber nicht unmöglich, denn Du hast auch eine Tangläuferhochzeit geknippst. :grin:

Auch die anderen Tangläufer waren nicht sinnlos so nah beieinander. Die kleineren sind weiblich, die größeren Tangläufer die Männchen.

Der Wurm stimmt mich nachdenklich, ich bin zwar sehr sicher, dass es sich um einen Sandwurm handelt, aber er hat auch Ähnlichkeit mit einem Parasiten. Bleiben wir lieber bei Sandwurm. ;)
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Alex
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Beitrag von Alex »

Ausgezeichnete Arbeit Mirko! :+++:
Gruß & Petri ALEX

Diejenigen, die gerade darüber jammern,
dass nichts beißt, mögen dies bitte leise tun,
um nicht diejenigen zu stören, die gerade fangen.
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HARA
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wow

Beitrag von HARA »

ich bin begeistert - fettes Dankeschön :+++:
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Das freut mich! Ist ja so ziemlich das erste Mal, dass sich das Steinedrehen gelohnt hat. ;)

Ich glaube, ich habe den Wurm gerade gefunden. Zumindest sieht eher sehr ähnlich aus und kommt gleich kurz auf den Scanner. :oops

Und ein Stichling fehlt noch in der Galerie, die beiden folgen dann gleich (in der Galerie / Futtertiere) und vielleicht erkennst Du den Wurm wieder? :wink:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Nachtrag zum vermutlichen Sandwurm, auf Haras Bild will er wohl gerade mit dem Kopf in den Sand, das hintere Ende verjüngt sich.

Meine neuen Würmer haben dies beim Schwimmen gezeigt, während ein Ringelwurm eher schlängelt und ringelt, um sich fortzubewegen, ergänzen diese kleinen Sandwürmer ihren Antrieb durch eine stoßartige Verjüngung ihres Körpers. Sie ringeln ebenfalls meist kurz unter der Oberfläche, zumindest die, die ich beobachten konnte und werden dabei mal länger und kürzer (auf dem Scan wirken die sehr pummelig).

Um welche Art es sich aber nun handelt und ob diese Würmer mit Haras Fund identisch sind, weiß ich leider nicht (Jürgen?). Für eine Imitation als Fliege ist der hell-dunkel Kontrast aber sicher ein Ansatz.

Fundort und ein paar Worte findet man auch unter den Galeriebildern. :wink:

Bild
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Stripper
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Beitrag von Stripper »

@ Ostsee-Silber
Vielen Dank für die Erklärungen,
ich habe wieder etwas dazugelernt. :l:
:+++:

:wink:
Gruss
Raphaela
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Noch ein Nachtrag zur Vollständigkeit.

Der Begriff „Tangläufer“ ist wohl, Jürgen schrieb es schon einmal an anderer Stelle, ein Oberbegriff für die kleinen Krabbeltierchen, denen wir im ufernahen Bereich begegnen. Die Dänen bürgerten wohl diesen Begriff „Tangløppen“ ein für eine Reihe an kleinen Krebstierchen, vermute ich.

So ist der auch von mir so bezeichnete Tangläufer im wissenschaftlichen Sinne eigentlich ein Flohkrebs, ein Gammarus Locusta. Er unterscheidet sich äußerlich nur wenig von den Artverwandten im Süßwasser und für den Gammarus finden sich viele tolle Anregungen im Netz.

Ein weiterer Verteter dieser kleinen Krebstiere ist die Wasserassel, bzw. Meerassel. Ebenfalls auch unter dem Begriff Tangläufer zu finden, selbst in Bindeanleitungen, was aber wissenschaftlich nicht richtig ist. Die Bezeichnung dürfte sich eher eingebürgert auf die Aufenthaltsorte dieser Tierchen beziehen, da sie gerne an Tang umherwuseln. Die Riesen-Assel gleicht beinahe unserer heimischen Kellerassel und ich konnte selbst beobachten, wie ein sehr großes Weibchen das Wasser verließ, um an trockenen Steinen einen Partner anzulocken. Es waren quietschende Geräusche, die mich neugierig machten. Quelle dieser Geräusche war die große Meerassel, die nun in der Galerie zu finden ist. Umsäumt war sie von fünf kleineren Männchen und ich war erstaunt, dass sie das Wasser verließen. Vielleicht ein Grund, warum eine kleine dunkle Fyggi in den abendlichen dunklen Stunden fängt?

Von den Meerasseln gibt es aber noch viel mehr Arten, hier noch zwei Beispiele: die dreispitzige Meerassel und die gestreifte dreispitzige Meerassel.

Eine schöne Seite und meine Quelle dazu gibt es hier mit der Vielfalt der Ostsee, dann auf „Arten der Ostsee“. Hier gibt es die jeweiligen Gruppen als Übersicht nach den lateinischen Bezeichnungen, aber noch besser als Fotoübersicht. Auf den kleinen Bildern kann man suchen, diese dann vergrößern und anhand des nun erscheinenden Namens (lateinisch) wird eine detailliertere Suche möglich. Wen es interessiert...

Hier habe ich noch eine nette Bindeanleitung gefunden, die statt des Tangläufers eher einer Meerassel entspricht. Und hier noch ein Gruppenmuster dazu. An manchen Tagen kann es gut sein, so eine Fliege anzuknoten. Sind die Tierchen aber im Überfluss vorhanden, sorgt aber eher ein Kontrastmuster für einen erfolgreichen Tag.

Die Entomologie im Süßwasser wird ja als Selbstverständlichkeit angesehen und das Thema Insektenkunde wird hier viel höher betrachtet, als an der Küste. Eigentlich komisch, denn auch eine Meerforelle kann sehr wählerisch sein und für die Meeräschen ist eine kleine Grundkenntnis beinahe Pflicht. ;)

Hara hat auch noch eine zweite Flohkrebs-Hochzeit bildlich festgehalten, direkt vor den Fühlern der dicken Assel. :wink:
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Tangläufer-Hochzeit 2.jpg
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

:o

Mirko.........

Du bist wirklich mein Held.....bindetechnisch ja sowieso schon....jetzt allerdings stehst Du auf einer Stufe mit all den Biologiekoniferen oder wie das heisst :lol:
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Ich will ja nicht klugscheißen, aber "Loppen" bedeutet "der Floh" und ohne ø, nur o. ;)
Gruß Malte

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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

@ Vossi, ich habe nur nachgelesen. :grin:

@ Och Malte, nun weiß ich endlich, wie der Strich im o geht... :lol:

Also heißt das Tangfloh, wieder was gelernt. Was heißt den Meerassel auf dänesisch?
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Tanglus heisst das.
Gruß Malte

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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Danke Malte, dann werde ich mir mal ein paar Tanglus und ein paar Loppen binden.

Komisch, dass keine Fliege Tanglus heißt. Nur ein Treffer mit Fisch bei der Bildsuche. :roll:

Den Begriff Assel hat mein Wörterbuch nicht, dafür weiß ich jetzt aber endlich, was Havkat heißt. :grin:
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