Ich finde es irgendwie putzig, mit welcher Überzeugung so manch einer an bestimmten Fliegenmustern festhält. Ob Fliegen- oder Spinnfischer, ich glaub es gibt niemanden, der sich nicht schon den Kopf über das richtige Fliegen- bzw. Eisenmuster zerbrochen hat. Verfasser eingeschlossen, selbstverständlich!
Letzte Woche war ich in der Innenförde FL mal in der glücklichen und seltenen Gunst, voll im Fisch zu stehen. Innerhalb weniger Stunden hatte ich eine Kontaktfrequenz, wie ich sie in meinen mittlerweile 11 Jahren MeFo-Fischerei noch nie erlebt habe. Ich habe diese Situation zum Anlass genommen, mal die unterschiedlichsten Muster zu präsentieren.Das Interessante ist, dass es weniger eine Rolle spielte, welches Muster ich den MeFos angeboten habe. Ob nun Speyshrimp, Magnus oder Zonkervarianten.....Bisse kamen auf alle von mir verwendeten Fliegen. Auch schien die Farbwahl (von Grizzly-, graubraunen Natur-, bishin zu polarfarbgebunden) eine untergeordnete Rolle zu spielen. Natürlich weiß ich, dass es heikle Situationen gibt, in der nicht alle Muster die gleiche Effektivität aufweisen, so wird es zumindest angenommen. Das soll an dieser Stelle auch nicht weiter ausgeführt werden. Was mir wirklich zu denken gab ist, dass es mehrfach zu deutlichen und auch sichtbaren Anfassern an meiner Loopverbindung kam, die ich originalgetreu und unmodelliert gelassen habe, wie sie von einer bekannten Herstellerfirma von Loop-Verbindungsschlaufen vom Band laufen. Was mir diese Bisse gezeigt haben ist, dass ich mir in den vergangenen Jahren mitunter vielleicht doch ein wenig zu viele Gedanken um die Fliegenwahl gemacht habe. Ich denke in Zukunft wohl an einen Angstdrilling, den ich an dem Loop anbringen werde :grin: . Vielleicht sollte man aus der Fischerei keine Wissenschaft machen. Ich tuhe es jedenfall nicht mehr. Ich fische das Muster, welches meinen persönlichen Vorstellungen einer schönen Meerforellenfliege entspricht. Dabei achte ich auf eine detaillierte Bindeweise, die aber nicht dem Zweck dienlich ist, die natürliche Nahrung noch getreuer zu imitieren, sondern vielmehr meinen persönlichen und vielleicht auch puristischen Vorstellungen entspricht. Ich glaube nicht, dass eine Meerforelle den Unterschied zwischen einzelnen Mustern und Farbvarinten (z.B. die Abstufung verschiedener Braun- und Grautöne) zu erkennen in der Lage ist. Detailierte Muster fangen aller wahrscheinlichkeit nach mehr Angler als Fische. Die bereits thematisierte Führung und Präsentation stellt gemäß meiner Auffassung die wahre Debatte um die Fliegenwahl dar.
Ach ja, ihr wollt ja noch ne Fliegenempfehlung für die Jahreszeiten haben:
Also ich handhabe das so: Am Anfang der Saison versuche ich es stets, die Fliege zu nutzen, die mir momentan am besten gefällt (rein oberflächliche Betrachtungsweise). Im Verlauf der Saison schwankt dann auch meine Vorliebe für bestimmte Muster. Dass ist zumeist dann der Fall, wenn ich mich mal wieder mit neuen Materialien ausgestattet habe und demzurfolge wieder neuartige Muster in der Box habe, die ich als besonders schön erachte. Dieses Spiel wiederholt sich bis zum Ende der Saison und beginnt im neuen Jahr von vorne. Es ist also ein immer währender Zyklus aus Experimentier- und Variationsfreude, die nicht vor dem Hintergrund entsteht, DAS eine Muster zu finden, das einen Erfolgsgarant darstellt. Das gibts nämlich nicht.
Ich muss schmunzeln, wenn ich auf einer Veranstaltung einen Chefredakteur einer bekannten Fliegenfischerzeitschrift über die zu verwendenden Muster höre. Da wird erzählt, dass rostbraune Muster die fängigsten sind, da diese am natürlichsten erscheinen und sehr unnatürliche Faben wie z.B. Pink nicht effektiv seien. Wenige Wochen später dann aber ein Artikel in einer bekannten Zeitschrift erscheint, die eine sehr unnatürliche Farbe, die kurze Zeit zuvor als wenig effektiv dargestellt wurde, als effektivste Farbwahl dargestellt wird (wohlgemerkt vom gleichen Autor). Was ich damit sagen will ist, dass es eine ganz natürliche Verhaltensweise der Angler ist, bestimmte Farben von Zeit zu Zeit im Repertoire zu haben und als besonders fängig anzusehen. Wie gesagt, es ist ein nie endender Zyklus, von dem sich wohl niemand so wirklich freimachen kann. Auch ich bin nicht immer resistent dagegen, aber ich gebe mir Mühe. Während ich diese Zeilen schreibe fällt mir ein, dass ich vor zwei Jahren ein "unglaublich fängiges Muster" gefischt habe, was bei mir schon wieder in Vergessenheit geraten ist. Also, ich werde mich heut abend mal wieder an den Bindetisch begeben und meinen Fliegengelüsten freien Lauf lassen, ohne dabei wissenschaftliche Gednkengänge anzulegen. Die Meerforellen werden sie lieben, wenn sie denn am Platz sind :grin: .
Gruß Christin