Skurile Nahrung

Ist Euch in letzter Zeit an der Küste etwas seltsames passiert?
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-Basti-
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Skurile Nahrung

Beitrag von -Basti- »

Nachdem ich im vorigen Jahr bereits eine Regenbogenforelle in der Ostsee fing, die den Körper eines Twisters im Magen hatte, war ich schon ein wenig verwundert... Allerdings habe ich mir das dann so erklärt, dass ein Kutterangler den Fisch wohl am Band hatte und dieser ihm wohl abgerissen ist. Allerdings war der Fisch dafür wohl zu klein. Weiterhin fehlte der Haken, der sich aber auch schon aufgelöst haben könnte. Was auch nicht "an seinem Platz" war: Das Twisterschwänzchen.
So bin ich für mich zu dem Entschluss gekommen, dass wohl ein Angler seinen kaputten Twister ins Meer warf. Die Forelle hat daraufhin den rumtreibenden Körper gefunden und schlicht und einfach gefressen. Warum auch nicht, denn die Silhouette entspricht ja im entferntesten, der einer potentiellen Nahrung.

Gestern habe ich dann wieder mal eine Regenbogen gefangen, die dieses Mal eine für mich nicht so leicht nachzuvollziehende "Beute" im Magensack hatte. Neben 3 Ringlern und unzähligen Flohkrebsen hatte diese nämlich ein Stückchen Klebeband im Magen. Das Stückchen muss sich wohl so im Wasser bewegt haben, dass es den Fisch daher ansprach und er einfach zuschnappte. Vielleicht trieb es aber auch öde herum und der Fisch hat es in die Kategorie "leichte potentielle Beute" eingeordnet und auf verdacht zu sich genommen.

Bild

Während des Fischens traf ich einen Bekannten, dem ich von der ungewöhnlichen Nahrung berichtete. Er wusste mir daraufhin zu erzählen, dass er und einige weitere Angler einige Meerforellen in einem kurzen Zeitraum gefangen haben, die Eichenlaub im Magen hatten. Auch eine Silhouette, die nicht gerade das vermeindlich normale Nahrungsspektrum wiederspiegelt...
Es scheint aber dennoch kein Zufall gewesen zu sein, dass diese Fische scheinbar zum teilweisen Vegetarier mutiert sind, oder doch!?!

Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Antwort auf die Frage: Was geht in den Fischen vor, wenn sie von der scheinbaren Normalnahrung auf solch skurile Nahrung ausweichen (evtl. Futtermangel)?
Auch ist es interessant, welche Entdeckungen Ihr beim Mageninhalt gefangener Fische bereits machen konntet.

Bester Gruß
Basti
Gast

Beitrag von Gast »

Moin Basti :wink:


Interessantes Thema :+++: Ich frag mich auch manchmal, warum ich mir solche Mühe bei der Köderauswahl mache, wenn man so sieht, was die geschuppten Freunde alles schlucken - "Haupsache bewegt sich" ;)


Das Kurioseste, was ich mal im Magen eines Dorsches gefunden habe, war ein Brandungsvorfach mit zwei Naturköderhaken.
Das Fische daran nicht zwangsläufig verwenden, liest man ja hier und da ( was nicht heißen soll, "man weg mit den Schiet in't Water :roll: ).

Ich habe mich nur gefragt, wie der das runtergekriegt hat. Es war nämlich nicht aufgerollt oder so sondern lag in zwei Klängen im Magen.

Der muss sich das also wie 'ne Spaghetti reingesogen haben :o
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Müller
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Beitrag von Müller »

super thema :+++:

ich habe mal ne bachforelle gefangen, die hatte steine im bauch. konnte mir bis jetzt nicht erklären, was an einem flachen stein am gewässergrund attraktiv sein kann :q:
vielleicht ist der einfach da umhergespült, und die bewegung hat den fisch gereizt.

ich finde es aber auch schlimmm, wenn sich die tiere so an unsere anwesenheit auf der erde gewöhnen, das mcflurry-becher für igel zur todesfalle werden, eisbären leere chipstüten fressen und forellen klebeband vertilgen.
Zuletzt geändert von Müller am 09.03.2008, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Sehr interessantes Thema :+++:

Das Klebeband ist erklärbar, ein klarer leckerer farbiger Happen, kennt die Forelle wohl noch von ihrem ersten Geburtstag wegen der Luftballons :+roll:

So ein Twister sieht lecker aus und die Farbe ist doch wunderbar für Steelis ;)

Und die Steine im Bauch deuten auf Verdauungs- oder Ernährungsprobleme hin, klar, wenn die sonst nur Forelli gefressen hat. In einem nahrungsarmen Gewässer in den norwegischen Bergen fing ich mal fünf Bachforellen, die nur Steinchen und Holzstückchen im Magen hatten.

Es gab kaum andere Nahrung und die Steine und Hölzer spielten einen vollen Bauch vor.

Ich würde vermuten, Du hast da eine super Stelle für Steelis gefunden :grin:
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Müller
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Beitrag von Müller »

nee-die bafo kam aus der natur :lol:
krokodile fressen steine, damit sie die nahrungsbrocken besser zermahlen. irgendjemand meinte auch, das die sich so besser in's ganz flache wasser an den trinkstellen schleichen können.

wenn so ein boot durch die fluten drischt, und ein paar forellen zum gucken aus neugier in's schraubenwasser gehen (schleppen!) dann ist so ein über bord geworfenes klebeband, was da im wasser quirlt, schon ein lecker reflexhappen :+++:
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-Basti-
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Beitrag von -Basti- »

Tja Georg, Dorsche scheint da echt nix zu kennen. ;) Vor einigen Jahren wurde in einer Angelzeitschrift mal darüber berichtet, dass in Norwegen ein Dorsch gefangen wurde, in dessen Magen sich eine Cola Dose befand.

@ Müller
Bei einer Bachforelle ist das garnicht mal so ungewöhnlich, dass diese Steinchen bis zu einer gewissen Größe aufnehmen.
Ich entnehme aller seltenst mal eine Bafo und hatte mal eine dabei, die sich scheinbar ausschließlich von Köcherfliegenlarven ernährte. Im Magen waren nur diese Larven und ihre zerstörten "Unterkünfte", sprich Holzstückchen und Steinchen, die die Larven mittels eines Sekrets zu einer kleinen Röhre verbinden. Bei der Nahrungssuche direkt am Gewässergrund, also bei der Aufnahme von Flohkrebsen o.Ä., werden sie mit Sicherheit auch das ein oder andere Steinchen mit aufnehmen.

Es gibt ja im Tierreich einige Arten, die bewusst Steine fressen, um die Verdauung zu unterstützen. Die Steine helfen dann beim Zerreiben schwer verdaulicher Nahrung. Ich würde daher auch nicht ausschließen, dass die eine oder andere Forelle, die sich auf hartschalige Krustentiere, wie beispielsweise Flusskrebse spezialisiert hat, sich diese Verhaltensweise angeeignet hat.

Bester Gruß
Basti
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-Basti-
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Beitrag von -Basti- »

Ostsee-Silber hat geschrieben:In einem nahrungsarmen Gewässer in den norwegischen Bergen fing ich mal fünf Bachforellen, die nur Steinchen und Holzstückchen im Magen hatten.

Es gab kaum andere Nahrung und die Steine und Hölzer spielten einen vollen Bauch vor.
Bist Du Dir sicher, dass dort nicht etwa Köcherfliegenlarven waren!? :q: Das kann man sich schwer bis garnicht vorstellen, dass die Forellen aus dem Ansporn, einen vollen Magen zu haben sich den Kram einverleiben. :q:


Der eine Luftballon ist sogar pink und an Fliegen in dieser Farbe habe ich mich noch nicht rangetraut. Vielleicht binde ich mir in Zukunft ja mal ein Muster in Pink ran. :lol:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Basti, die Steinchen und Stöckchen waren bis zu fünf Zentimeter groß ;) bei kleineren hätte ich auch Köcherfliegen getippt, aber es waren auch unter keinem Uferstein welche zu finden.

Der Norweger, dem der See gehörte, meinte, das dies nichts Besonderes sei. Es gab früher in diesem See einen Binnenlachszucht und die Bachforellen schnappten sich natürlich die durch die Maschen gerutschten Pellets. Diese waren dunkelbraun und hätten mir als Erklärung gereicht, warum ein Stöckchen gefressen wurde. Die Form stimmte ja etwa.

Die Pellets waren auch der Grund, warum die Bachforellen bis Ü 90 wurden :oops

Im letzten Jahr hatte ich aber wieder ein paar (kleinere) Forellen dabei, deren Magen ähnlich gefüllt war. Auch waren wieder keine Köcherfliegenlarven zu entdecken.

Meine Vermutung dazu ist, dass die Fische aufgrund der Nahrungsarmut halt auch mal "Ballaststoffe" fressen, im wahrsten Sinne.

Weitere Überlegungen könnten nur an dem Strand erfolgen, an dem Du erfolgreich warst. Allerdings glaube ich kaum, das es dort keine Tangläufer, Garnelen und Jungfische gibt, oder?

Meiner Ansicht nach hast Du eine Steelhead gefangen, die noch nicht lange im Meer war und sich noch an ihre Jugend erinnerte.

Wenn man übrigens mal in das aktuelle Forellenteich-Sortiment der Firma Spro schaut, werden Parallelen zu dem Twister deutlich. Regenbognerinnen haben einen anderen Apetit als die Mefos. Glaube ich. :wink:
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cojote
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Beitrag von cojote »

Wirklich interessant, was die Viecher so fressen.

Pufftrutten sind dumm, so viel steht mal fest. Letztes Jahr fing ich in der Ahr eine größere Besatzregenbogen und freute mich zunächst über den großen Fisch. Als ich im Magen dann Weidenkätzchenblüten in Massen fand, war ich nicht mehr glücklich, denn diese dumme Besatzforelle hätte sich wohl alles einverleibt.

Bin dennoch gespannt, was sonst noch unnormales in Fischen gefunden wurde.

TL
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Meine Vermutung: die MeFo sahen die sich bewegenden Dinge aufgrund der im Wasser sehr weit sichtbaren Farben, es wurde ein Fressreflex ausgelöst und so landeten die schwer verdaulichen Dinge im Magen.
Siehe dazu auch mein Beitrag über die Farbe von Ködern. :wink:
Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
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-Basti-
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Beitrag von -Basti- »

Der Twisterfisch aus dem letzten Jahr war ~40 cm und daher recht jung. Sie sah aus, als wenn sie schon im Meer geschlüpft ist. ;)
Diese Lüdde hat sich wohl fast das gesamte Nahrungsspektrum der Ostsee einverleibt. Denn neben dem Twister hatte sie Grundeln, Stichlinge, Sandaale, Garnelen und Flohkrebse im Magen. Von daher: Nahrung ist an der Stelle scheinbar im Überfluss. Man weiß allerding nicht, wie lange sich das Stück Gummi schon im Magen befand...

Das mit dem anderen Appetit glaube ich auch! Aber wenn die zum Teil ach so heiklen Meerforellen sogar Eichenlaub zu sich nehmen und das scheinbar kein Einzelfall war, da wie gesagt mehrere Fische diesen Salat im Magen hatten, macht mich das Ganze doch ziemlich stutzig. Denn irgendeinen Sinn muss das ja machen. Die Forellen in dem norwegischen Gewässer handeln schließlich ähnlich. Ich denke das kommt ganz gut hin, wenn Du sagst, dass es sich bei dieser Verhaltensweise um das Sättigungsgefühl dreht.

Übrigens wurden die Laubforellen im Januar in Katharinenhof gefangen... da würde ich zu dieser Jahreszeit als letztes hinfahren. :oops
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Beitrag von -Basti- »

knoesel hat geschrieben:Meine Vermutung: die MeFo sahen die sich bewegenden Dinge aufgrund der im Wasser sehr weit sichtbaren Farben, es wurde ein Fressreflex ausgelöst und so landeten die schwer verdaulichen Dinge im Magen.
Damit wären wir ja eigentlich schon bei einem nahzu endlosen Thema, das durch solche Erkenntissen um einen guten Teil erweitert wird: Schlüsselreize. Da sieht man doch wieder wie vielschichtig das alles doch ist. (Oder was man doch für eine Wissenschaft daraus machen kann ;) )
Man wird es sicherlich nie vollkommend erörtern können, aber ist der entscheidende Reiz/ oder Fressreflex nun nur durch die Farbe ausgelöst worden, oder doch eher durch die Bewegung/ Bewegungslosigkeit!? Es war sicherlich eine Kombination aus beidem. Die Silhouette kann ja eigentlich nicht der Grund sein, wenn man diese als Hauptreizauslöser betrachtet. Es muss sich wohl wirklich eine Art Verzweifelung des einzelnen Fisches drehen. Resultat der Verzweifelung, dass keine offensichtliche Nahrung in der Nähe war, wird wohl gewesen sein, dass er quasi seine "Ansprüche" runtergeschraubt hat. Soll heißen, der Kopf hat den Sihouettenschlüsselreiz "hintenangestellt", denn "Nahrung muss her!"
So wurde vielleicht das Augenmerk (der auslösende Reiz) auf Farben reduziert. Und schwupps: Die Fische beginnen zu fressen, was auch immer in das Schema "potentiell fressbar" rutschen könnte.
So wäre es zumindest sehr schlau von der Natur eingefädelt. Denn eine ausgehungerte Forelle wird vielleicht nicht unmittelbar darauf angewiesen sein, Nahrung aufnehmen zu müssen, es ist aber vorgegeben, dass sie Fressen muss. Denn als anadromer Fisch muss sie Kräfte für den nächsten Aufstieg sammeln. Sie kann bei Nahrungsknappheit also nicht anders als zu fressen was gerade so kommt.
Mit vollem Magen sucht's sich eh besser. Und die Fische können sich bis zur nächsten "richtigen" Nahrung mit Allerlei jeglicher Art die Zeit vertreiben.

Vielleicht sind die Refos nicht unbedingt dumm, sondern dieses Fressverhalten ist ausgeprägter. Der Faktor, der das eigene Überleben und die Erhaltung der Art sichert, ist ggf. noch größer als bei unseren Meerforellen. Nicht umsonst ist diese Art auf ihrem Ursprungskontinent so erfolgreich.
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Basti, zu dem Eichenlaub habe ich auch noch eine Vermutung :grin:

Aber wieso haben die Eichen eigentlich im Januar noch Laub? Naja, egal, so einen richtigen Winter sehen wir irgendwann bestimmt nochmal.

Das Eichenblatt, die Durchsaftung geht zurück, langsam trocknet es und segelt hinab. Es hat sich zusammengeknüllt, verdreht, die Blattseiten zeigen fast aufeinander zu. Die doch kräftig zu erkennenden Adern des Blattes segmentieren es.

Mit etwas gutem Willen ist daraus eine Art Garnele oder Krebstierchen zu erkennen und ich muss gestehen, erst letztes Jahr habe ich damit gebastelt :oops Zumindest mal versucht, da mich das geknüllte Blatt doch sehr an einen Garnele erinnerte. Vielleicht hat die Mefo auch so gedacht?
Karstein

Beitrag von Karstein »

Ostsee-Silber hat geschrieben:In einem nahrungsarmen Gewässer in den norwegischen Bergen fing ich mal fünf Bachforellen, die nur Steinchen und Holzstückchen im Magen hatten.
Ganz oft schon mit selbem Inhalt in Norge gefangen, sowohl Steine als auch Hölzkens - ohne weitere Larven dran (vielleicht waren die ja vorher dran??? ;) )
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo allen :wink: .
Steine habe ich immer mal wieder in einer Meerforelle gefunden.
Ich bezweifle, dass sie die zur Verdauung zu sich nehmen. Icvh denke, sie nehmen Nahrung vom Grund auf und erwischen dabei den einen oder anderen Stein gleich mit. Die Nahrungstierchen verstecken sich ja vielfach am und im Grund. Ich bin auch sicher, Meerforellen zerren durchaus mal einen Wattwurm aus dem Boden und wühlen ihn regelrecht raus. Dabei kann sicher schnell einmal ein Stein mit ins Fischmaul gelangen.

Die anderen Dinge wie Twister oder Papier etc. haben sicherlich ein Spiel im Wasser gehabt, und die Forelle hat kurz entschlossen zugepackt.

Gruß,
Bernd
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