Muddler minnow - mit Federn, oder besser mit Zonker?

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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janw
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Muddler minnow - mit Federn, oder besser mit Zonker?

Beitrag von janw »

Moin!

Ich habe mal einige Fragen an unsere Binde-Profis".
Gerade habe ich mich mit der Technik des Deer-Hair-Spinnens angefreundet und es klappt schon ganz gut. Nun bin ich beim klassischen Muddler minnow gelandet und der wird im Original ja in Tail und Schwinge mit Truthahn-Federn gebunden. Mit der Technik aus Feder-Segmenten Selbige zu binden freunde ich mich gerade an, wobei die Fibern der Truthahnschwanz-Federn die ich habe sehr weich sind und auch nach der Behandlung mit Lack noch schwierig zu handhaben sind. Sind Schwanzfedern überhaupt richtig?
Und ist es überhaupt nicht einfacher und besser, sich Muddler-minnow-Varianten mit Zonker-Stripes und ein wenig Glitter zu binden?
Über die Vor- und Nachteile beider Varianten würde ich gerne mehr wissen. Das man mit Zonker den Muddler nicht trocken fischen kann, ist mir natürlich klar. ;)
Könnt Ihr mir helfen? Wobei ich zugebe, daß es mich vorallem, aber nicht ausschließlich, in Bezug auf Süßwasserangelei interessiert.
Vielen Dank schon einmal im Voraus.

Es grüßt Euch herzlich

Jan :wink:
LG Jan
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HolgerLachmann
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Re: Muddler minnow - mit Federn, oder besser mit Zonker?

Beitrag von HolgerLachmann »

Hi Jan,

der Muddler Minnow ist extrem erfolgreiches Muster, welches schon etliche Jahre auf dem Buckel hat.
Zum Zeitpunkt der Entwicklung waren Zonkerstripes bestimmt noch
nicht so weit verbreitet bzw. ggf. überhaupt bekannt.

Um den Muddler quasi als Trockenfliege zu fischen, sind
Federsegmente fast besser. Wenn der Muddler wirklich gefettet
auf der Wasseroberfläche liegt, sieht der Fisch die
Federsegmente allerdings so gut wie gar nicht.

Ich fische eigentlich lieber einen Muddler mit Zonker, welcher
im Oberflächenfilm bzw. direkt unter der Oberfläche läuft. Das
ist für mich realistischer, als wenn der Muddler auf der
Wasseroberfläche liegt.

Ich bin ja ein ausgesprochener Fan von Muddlern mit Zonkerstripes. Zonker spielen eben hervorragend im Wasser.
Es gibt kaum ein anderes Material, welches so hervorragend
spielt, ohne zusammenzufallen, wie z.B. Marabou.

Der kurze Fellstreifen nimmt auch nicht übermäßig viel Wasser
auf, sprich er macht die Fliege nicht zu schwer.

Den Zonkerstreifen kann man in beliebiger Länge einbinden.
Bei kontrollierten Würfen, kann man ihn schön lang lassen, oder
bei Nachfliegen so kurz halten, dass er garanitert nicht eintailt.

Desweiteren binde ich den Zonkerstreifen und das Flash oft etwas
länger ein und kürze die Fliege erst am Wasser z.B. mit dem Clipper
um mich an die individuellen Bedingungen einfach anpassen zu
können.
Man sieht auch nicht, dass die Fliege erst am Wasser "zurechtgeschnippelt" wurde.

Für mich ist der Muddler mit Zonkerstreifen klar fängiger, zudem
kann ich den Muddler nach belieben in allen Farben und Varianten
binden, denn das Angebot an Zonkerfarben ist mittlerweile riesig!
Zudem kann ich entweder selber mit der Schere die Dicke
des Zonkerstreifen individuell bestimmen, oder unterschiedlich
dicke Zonkerstreifen im Geschäft kaufen.

Anbei mal ein paar Beispiele.

:wink:
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Hier mal eine Alternative mit Fuchs
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janw
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Beitrag von janw »

Hi Holger,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Da Du ausgewiesener Zonker-Fan bist, habe ich damit von Dir fast gerechnet :oops ;) , außerdem überzeugen mich Deine wunderbaren Fliegen schon optisch.
Zonker-Muddler dürften zudem wohl auch haltbarer sein, als die mit Federn, für mich, bei diesen doch recht aufwendigen Fliegen, ein nicht zu verachtendes Argument.
Ich habe schon einige unbeschwerte klassische Muddler fertig und werde mich jetzt mal an eine Zonker-Reihe machen.
Was hältst Du davon, die Fliegen unbeschwert zu binden und ggfs. mit Sinkschnur und/oder Split-Shots zu arbeiten? Habe gerade bei Achim eine 200er Sinkschnur erstanden.......

Gruß

Jan
LG Jan
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HolgerLachmann
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Beitrag von HolgerLachmann »

Bez. Haltbarkeit:
Ich fixiere den Zonkerfellstreifen immer mit Mono. Meist 0,20er bis 0,25er.

Da muß ein Fisch schon ordentlich kauen, bevor die Fliege kaputt geht. ;)
Der empfindlichste Teil ist eh der Muddlerkopf aus Rehhaar.

Natürlich kann man den Muddler wunderbar an einer Sinkschnur fischen. Split-Shots sind nicht so mein Ding...

Man kann auch den Muddlerkopf aus richtig schönem Winterrehhaar binden und den Kopf dann dünn mit Lack bestreichen. Das Rehhaar ist
ja hohl und schwimmt dadurch. Dadurch, dass man es aber zurechtschneidet,
öffnet man die Hohlkammern des Rehhaares und die einzelnen Haare
saugen sich langsam durch die Kapillarwirkung mit Wasser voll
und verlieren ihre Schwimmfähigkeit.

Verschließt man die Öffnungen der Haare, erhällt man ja nach Muddlerkopfgröße
einen entsprechend schwimmfähigen Muddler.
In Kombination mit einer Sinkleine erhält man in ruhigem Wasser einen schönen Jigging-Effekt, bei der die Fliege nicht absinkt, sonder aufsteigt
und bei Zug der Leine wieder nach unten schwimmt.
In starker Strömung spielt ein solcher Muddler wunderbar durch die Wasserturbulenzen.
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janw
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Beitrag von janw »

na dann werde ich mal weiter üben. In der Hoffnung, das Du im November auch zum Bindetreffen kommst und ich mal live sehen kann, wie Du so grandios-akurate Muddlerköpfe hin bekommst.

Dank Dir.

Gruß

Jan
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HolgerLachmann
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Beitrag von HolgerLachmann »

janw hat geschrieben:.... In der Hoffnung, das Du im November auch zum Bindetreffen kommst.....
Jan
Mein Zimmer beim Bindetreffen ist schon laaaaaaaaaange gebucht! ;)
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin,
schönes Thema und noch besser kann man die kaum Binden -- ich bin begeistert . Man kann auch etwas leichter Muddler als Punk-Fliege binden -- spielt wie Zonker ist robust und leicht.
Jürgen
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Fjorden
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Beitrag von Fjorden »

Hallo,
schön gebunden Holger, vor allem der Black gefällt mir. Ich binde die ebenfalls mit Zonker, eingebunden im Matukastil und leicht beschwert....Jan, was willst du mit einer 200 grain Sinkschnur???, an der Küste dürfte die deutlich zu schnell sinken?
Gruß
Fjorden
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Beitrag von janw »

Hi Fjorden,

natürlich ist die Sinkschnur fürs Streamern im Süßwasser gedacht!

Gruß

Jan
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Beitrag von janw »

Hi Jürgen,

was ist eine Punk-Fliege? Kannst Du mich bitte mal aufklären. :oops
Gruß

Jan
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Beitrag von janw »

Hi Holger,

je mehr Muddler ich versuche zu machen desto mehr Fragen werfen sich auf...
Mit was für Werzeugen (Scheren, Klingen...???) bringst Du diese Akuratesse bei Deinen Muddlerköpfen hin? Magst Du da mal die Werstattgeheimnisse lüften? ;)

Gruß

Jan
LG Jan
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin Jan, eine Punkfliege sieht aus wie ein Irokesenschnitt. Da kommt die Schwinge an mehreren Stellen aus dem Körper steil nach oben,so 3-5 mal. Z.B. als Mickey Finn -- gelb-rot-gelb, Jürgen
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janw
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Beitrag von janw »

Hi Jürgen,

so ganz kann ich mir Deinen Punker nicht vorstellen. :q:
Woraus ist denn die Schwinge und was ist einfacher daran, als bei Holgers Fliegen?
Ein Foto wäre klasse.....

LG

Jan
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HolgerLachmann
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Beitrag von HolgerLachmann »

Hallo Jan,

also zum trimmen der Muddlerköpfe benutze ich einfach eine schöne scharfe Schere die sehr spitz ist, oder auch eine Rasierklinge.

Man muß sich am Anfang einfach Zeit nehmen und Millimeter für Millimeter den Muddlerkopf zurechtschneiden.

Das dauert zwar, aber nachdem man das ein paar mal gemacht hat, bekommt man ein Gefühl und kann die ersten Schnitte sicherer und mit mehr Volumen ausführen, so dass das Zurechtschneiden wesentlich schneller geht.

Zu beachten wäre noch, dass sich jeder Muddlerkopf anders schneiden läßt. Die Dichte der Haare und die Haare selbst sind immer unterschiedlich.

Muddler haben beim binden allerdings einen großen Nachteil:
Sie verursachen immer eine riesen Sauerei! Zumindest bei mir! :grin:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Jan, einfacher ist ein Punker nicht unbedingt und an Holgers Fliegen gibt es nix zu verbessern. So sehen Muddler aus. :+++:

Die Bindeart des Punkers dient aber einigen anderen Punkten, zum Beispiel der Mehrfarbigkeit, wie Jürgen es ansprach. Einfacher ist aber ein Zonker, ein gebänderter Zonker hat soviel Reiz und Spiel, da muß man nicht umdenken.

Ausser man darf das nicht binden. Aber kurz zum Punker, das nennt sich so, weil die Schwinge in mehren Phasen aufrecht eingebunden wird. Eine Art Hochfrisur.

Ich habe erst vor Kurzem den Punker gemacht, als es um die Multendose ging. Man kann Marabou als einzelne Schwinge einbinden, aber auch als Punker. Sprich mehrere Portiönchen Marabou vom Hakenbogen bis zum Öhr. Kleine Portionen, die sich gegenseitig "stritzen", sehr viel Spiel, viel mehr als mit nur einer Schwinge.

Auf den Fotos als Upsidedown gebunden, die von Jürgen angesprochene Mickey Finn hätte die mehrfarbige Schwinge auf der Oberseite, aber ist ja nur zum Erklären. :wink:
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Mullet Punker 2.jpg
Mullet Punker 1.jpg
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