Moin, moin aus Hamburg,
ich würde mich freuen, wenn möglichst viele dieser Fische es schaffen wenigstens ein einziges Mal in ihrem Leben abzulaichen, allein der Glaube dazu fehlt mir.
Für mich ist das Fischen auf Dorsch in der Ostsee der Inbegriff des Angelns, das hängt in erster Linie damit zusammen, wie ich das Angeln in meiner Kindheit kennen gelernt habe und es ist auch einer der Gründe, warum ich bis heute nicht mehr davon losgekommen bin. (..natürlich neben dem Fliegenfischen

)
Ich habe die unterschiedlichsten Erlebnisse in den vergangen Jahren gehabt, die mich daran Zweifeln lassen, dass diese Fische ein anderes Schicksal teilen, als die vielen Generationen vor ihnen, die entweder als unerwünschter Beifang wieder ins Meer zurück geschmissen wurden und die dann dort wahrscheinlich zum größten Teil zugrunde gegangen sind oder die, die gleich als Fischmehl in irgend einem Mastbetrieb gelandet sind.
So habe ich Ende des letzten Jahres ein Gespräch mit einem Angelkutterkapitän geführt. Es ging um die immer schlechter werdenden Fänge der letzten Jahre und darum, ob dies nicht auch mit der Überfischung der Ostsee zusammenhängen würde. Die Antwort und vor allem die Überzeugung mit der sie ausgesprochen wurde, hat mich dann umgehauen.
Nein, die Ostsee sei nicht überfischt! Der Fisch sei nur zurzeit gerade nicht in dieser Ecke der Ostsee. In einem anderen Bereich der Ostsee würde man gerade große Mengen fangen, das sei der Beweis dafür, dass man nur etwas warten bräuchte, dann würden sich auch die Fangergebnisse wieder erhöhen.
Seit diesem Tag ist mir klar, das Wort „Nachhaltigkeit“ ist für viele Berufsfischer ein Fremdwort. (Vielleicht ist es der Großteil, das kann ich nicht beurteilen.) Ich kann es ja auch aus deren Sicht verstehen, für diese Menschen hängt ihre gesamte Existenz am Fisch und einen einmal erreichten Standard möchte man nicht mehr so ohne weiteres aufgeben. Aber muss den solange auf eine Fischart gefischt werden, bis es sie nicht mehr gibt? Ich habe gestern z.B. einen Bericht über die Heringfischerei in Kanada gesehen, dort sind Schleppnetze bei dieser Fischerrei verboten, aus den auch in Europa bekannten Gründen, warum funktioniert dies nicht auch in der Ostsee? (Ganz zu schweigen von dem wirtschaftlichen Wert, den ein Fisch hat, der mit dem Netz gefangen wird, im Verhältnis zu dem Fisch, der mit der Angel erbeutet wird. Aber dies ist wohl eine andere Diskussion)
Beim Punkt Nachhaltigkeit und Dorsch aber haben wir Angler auch genug eigenen Mist vor unserer Tür zu kehren. Ich meine die vielen Laichdorsche, die jedes Jahr wieder und wieder aus dem Wasser gezogen werden, in der Hoffnung neue Gewichtsrekorde aufzustellen. Sicher, setzt man die Laichdorsche, die von Anglern gefangen werden ins Verhältnis zu den Fischen, die durch die kommerziellen Schleppnetzfischerei erbeutet werden und die dann zu Fish and Chips verarbeitet werden, weil ihr Fleisch durch die Belastung der Laichzeit eine so schlechte Qualität hat, dass man es anderes nicht verkaufen kann, dann ist die Anzahl der durch Angler erbeuteten Tiere bestimmt verschwindend gering. Aber können dies alleine die Gründe sein, warum einige diese Fische nicht in Ruhe lassen?
Ich jeden Falls fische nicht mehr zu den entsprechenden Zeiten auf Dorsch, weil ich noch möglichst lange diese Fische fangen möchte und hoffe, dass es immer mehr Angler gibt, die sich genau so entscheiden, damit sich irgendwann etwas grundsätzlich ändern kann.
Dies auch mit Blick auf die Politik, denn Politiker werden nur dann etwas bewirken, wenn sich ihr Verhalten positiv auf die Wahlentscheidungen der Wähler auswirkt und auch dort ist aus den unterschiedlichsten Gründen das Wort „Nachhaltigkeit“ leider noch nicht in der Weise angekommen, wie es offensichtlich nötig wäre.
Gruß Leif
Wenn man weiß was man tut, kann man machen was man will.....