Ahoi Toby
Bezüglich dieser Thematik ist es beinahe vorhersehbar, dass Du Deine Meinung noch etliche Male prüfen, überdenken und sie verändern wirst.
Ich vermute, dass Du bisher kaum 10% von den vielen fundierten Argumenten für oder gegen diese Art der Fischerei aufgenommen hast.
Zuerst solltest Du eine "AUFSTEIGER"-Meerforelle definieren, bevor Du positiv oder negativ über das Anglen darauf urteilst.
Für mich ist eine Aufsteiger-Meerforelle, eine Meerforelle, der ich die im kommenden Winter bevorstehende Teilnahme am Laichprozeß bereits ansehen kann. Und darüber hinaus gibt es noch einige Aufsteiger-Meerforellen, denen man eben jene bevorstehende Teilnahme am Laichprozeß - selbst mit viel Erfahrung, nicht ansehen kann.
Wenn Du grundsätzlich auf Aufsteiger-Merforellen nicht angeln möchtest, solltest Du von Mai bis Januar einschließlich nicht im Fluß und nicht an der Küste angeln. Denn in dieser Zeit triffst Du auf viele Aufsteiger-Meerforellen.
Im Mai zum Beispiel steigen in der Stör sehr viele Meerforellen auf.
Man kann diesen Aufsteiger-Meerforellen mit viel Erfahrung oft bereits im April an der Küste den bevorstehenden Aufstieg ansehen.
Später in der Saison fangen wir an der Küste in vielen Regionen 80% (und mehr) Aufsteiger-Meerforellen.
Kürzlich erwähnte Steffen Hinchely der Leiter vom Projekt "Fynen Marketing" (DAS Meerforellen-Projekt schlechthin), in wievielen Auen auf Fynen mittlerweile Meerforellen aufsteigen, weil sie dort eingesetzt werden. Für viele Leser erstaunlich dürfte die Zahl der Auen gewesen sein, in denen diese zurückkehrenden Aufsteiger-Meerforellen gar nicht laichen können, weil keine Laichplätze vorhanden sind.
Steffen erwähnte den noch zu bringenden gewaltigen Berg an Renaturierungen und Verbesserungen der Laichbedingungen.
Die Gelder dafür stellen oft Politiker bereit, welche allerdings erst anfangen zu entscheiden, sobald sie VIELE Angler am Fluß, an der Küste und wo auch immer SEHEN können. Das sind nämlich letztendlich Wählerstimmen...
Ich könnte jetzt endlos zu dieser Thematik schreiben ...
Im Endeffekt ist es ganz einfach:
Jede Meerforelle, die lebt, ist eine Aufsteiger-Meerforelle, denn sie wird wieder versuchen, zu laichen, sobald es ihr die innere Uhr diktiert!
Einen Fisch mit guter Überlebenschance zurückzusetzen, ist stets eine ehrenwerte und sehr schöne Sache. Und gleichermaßen verleiht es unserem Handeln einen wahrhaft tieferen Sinn, einen gefangen Fisch zu entnehmen und zu verwerten.
Ich selbst treffe meine Entscheidung stets in Abhängigkeit des Gewässers mit seinem jeweiligen Bestand und ganz sicher auf der Überlebenschance des Fisches basierend.
Insgesamt bedeutet für mich das Angeln vielmehr als nur die Entnahme oder das Zurücksetzen eines Fisches. Beides sind lediglich zwei Facetten der umfangreichen Gesamtheit des Angelerlebnisses.
Anderen Meinungen versuche ich mich stets respektvoll anzunehmen oder sie zu akzeptieren.
Gruß
Bernd
p.s.: Deine Fragestellung wird natürlich regelmäßig wiederkehren. Und das ist gut so. Denn als Einsteiger kann man all die vielen Argumente in dieser Thematik nicht sofort erfassen. Es ist ein Lernprozeß mit verschiedenen Betrachtungsweisen. Oft zeigt ein erster Gedanke in keinster Weise die hohe Komplexität dieser Thematik.