
Der Nachwuchs an Meerforellenbrütlingen aus der Saison 2005/2006 wird wieder in die Freiheit entlassen. Wir, d.h. die Arbeitsgemeinschaft der Angelvereine Fintel, Lauenbrück und Westervesede, versuchen jetzt mittlerweile seit 23 Jahren sehr erfolgreich die Meerforelle und den Lachs im oberen Wümmegebiet (Landkreis Rotenburg/Wümme) wiederanzusiedeln.
Doch obwohl in den letzten Jahren schon viel für eine naturnahe Rückentwicklung der norddeutschen Flussläufe getan wurde, täuscht der erste Eindruck, den das meist klare Wasser der Bäche dem Betrachter bietet über bestehende, teilweise gravierende Beeinträchtigungen dieser Lebensräume hinweg. Auf weiten Strecken werden die Bäche des oberen Wümmegebietes immer noch durch gewässerunverträgliche Nutzung des Umfeldes, durch teilweise harte Gewässerunterhaltung, durch Einleitungen, stoffliche Einträge, hohe Feinsedimentfrachten sowie einer Vielzahl von Stauwehren und anderen Querbauwerken geschädigt. Aufgrund dieser Vielzahl an Beeinträchtigungen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Meerforellen wieder solche Gewässerstrukturen zu bieten (durch anlegen von Kieslaichplätzen, Verbesserung der Gewässerunterhaltung, etc.), dass es in geraumer Zeit vielleicht einmal wieder möglich ist, dass die Meerforellen es schaffen, ohne menschliche Hilfe für einen ausreichenden Nachwuchs zu sorgen. Doch da dies zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht möglich ist, müssen wir den Fischen halt noch immer unter die Arme greifen.
Nachdem wir die Elterntiere von Anfang November bis Mitte Januar zum abstreifen per E-Fischgerät gefangen haben und die befruchteten Eier in unserem eigenen Bruthaus aufgelegt haben, ist es wieder soweit, dass der größte Teil der ca. 225.000 Brütlinge soweit entwickelt ist, dass sie in die Freiheit entlassen werden können.
Bis zum schlüpfen der Jungfische vergehen je nach Wassertemperatur etwa 3 – 3,5 Monate. In dieser Zeit werden die Eier täglich kontrolliert und die abgestorbenen Eier entfernt. Dank der intensiven Betreuung haben wir nur eine Ausfallquote von ca. 3 – 5 %. Kurz bevor die Jungfische anfangen selbstständig Nahrung aufzunehmen werden sie in die Freiheit entlassen und großflächig in den Bächen und Gräben verteilt, um Verluste durch innerartliche Verdrängung sowie Prädationsgefahren durch Hechte, große Forellen, etc. zu minimieren.
Aufgrund des diesjährigen sehr langen und kalten Winters ist der Zeitpunkt des Aussetzens zwar ein wenig später, wie in den vorherigen Jahren, was jedoch für die Meerforellenbrut auf jeden Fall von Vorteil ist, da so schon mehr Nahrung in den Brutbächen vorhanden ist.
Somit ist zu hoffen, dass ein Großteil der Jungfische den schwierigen und Hindernissreichen Weg in die Nordsee findet und vielleicht in drei bis vier Jahren wieder zurückkommt, um erneut für Nachwuchs zu sorgen.