Jup, ich nehme auch welche.
Das Problem war schon mal da:
Theodor Fontane
Wanderungen durch die Mark Brandenburg Band II. Auf dem hohen Barnim. Am Werbellin
Wir treten zum Schluß, aus dem Forste heraus, wieder an den See, den Werbellin, der all dieser Umgebung: Wald, Burg, Dorf, seinen Namen gegeben.
Einladend wie der See, waren auch seine Fische. Es war ein Muränen‑See, und sehr wahrscheinlich der größte und schönste unter denen, die sich mit ihm in die gleiche Namens‑Ehre teilen.* Auch schon in kurfürstlichen Tagen wußte man davon, und 1565 schrieb Kurfürst Joachim an den Magistrat zu Neustadt‑Eberswalde und ordnete an: »maßen man gegen Fastelabend etzlich‑vieler Fische benötigt wäre, so viele Muränen und Karpfen, als nur zu bekommen wären, in den Werbellin fangen und mit zwei Pferden und Wagen zur kurfürstlichen Küche bringen zu lassen.«
*Märkische Muränen‑Seen waren zu Bekmanns Zeiten folgende: der Mohriner, der Goldiner, der Lychener und der Stechliner, ferner der Lindower und der Scherrnützel‑See. Mehrere davon, wenn nicht alle, haben inzwischen ihre Muränen verloren, ebenso wie der »Werbellin«.
Mit diesen Muränen ging es noch fast dreihundert Jahre lang, bis es plötzlich ein Ende damit hatte. Der Kormoran kam. Der Kormoran oder schwarze Seerabe, sonst nur in Japan und China heimisch, hatte auf seinen Wanderzügen auch einmal den baltischen Küstenstrich berührt und es am Werbellin anscheinend am wohnlichsten gefunden. Denn hier war es, wo er sich plötzlich zu vielen, vielen Tausenden niederließ. Der schöne Forst am See hin bot prächtige Bäume zum Nesterbau und der See die schönste Gelegenheit zum Fischen. Nun scheint es, waren die Kormorans insonderheit auch Feinschmecker, und statt sich mit all und jedem zu begnügen, was ihnen in den Wurf kam, richtete sich ihr Begehr vor allem auf Muräne. Sie fischten nach ganz eigentümlichen Prinzipien, und betrieben den Raub nicht als einzelne Freibeuter, etwa wie Fischreiher und ähnliche auf niedrigster Stufe der Kriegskunst stehende Tiere, sondern das Geheimnis taktischen Zusammenwirkens hatte sich ihnen in seiner ganzen Bedeutung erschlossen. Sie manövrierten in Reih und Glied, und mit Hülfe ihrer Taucherkünste den See auch in seinen verschiedenen Tiefen, sozusagen in all seinen Etagen beherrschend, glückte es ihnen, überall da, wo sie Stand nahmen, ein lebendiges Netz durch den See zu ziehen‑ jede Masche ein geöffneter Kormoran‑Schnabel.* Die Fischer mühten sich umsonst, sie zu vertreiben. Es gab damals Kormorans am Werbellin, wie Fliegen in einer Bauernstube, und ein paar Hundert mehr oder weniger machte keinen Unterschied. Auch der Forst litt, denn in manchem Baume hatten die Kormorans zehn Nester, und es schien nicht möglich, ihrer Herr zu werden. Da ward endlich ein Vernichtungskrieg beschlossen. Alle Förster aus den benachbarten Revieren wurden herangezogen, das Garde‑Jäger‑Bataillon in Potsdam schickte seine besten Schützen und so rückte man ins Feld. Zuletzt waren Pulver und Blei stärker als die Kormorans, und sie blieben entweder auf dem Platze oder setzten ihren Zug in friedlichere Gegenden fort. Sind auch nicht wieder gekommen. Aber die Muränen auch nicht.
Die Muränen sind hin wie die Schlösser, die den Werbellin umstanden, nur der See selber ist in seiner alten Schönheit verblieben.
Gernot
