Nach unserer Ankunft um 13 Uhr im Quartier wurden erste bange Blicke in das Wasser geworfen. Ist die Alge weg? Lässt es sich fischen auch wenn noch etwas Alge da sein sollte? Die Sicht ins Wasser nahe unserer Unterkunft im Norden der Insel ließ meinem Kumpel Kai und mich aufatmen. Hier war es durchaus fischbar und ich war erleichtert. Immerhin hatte ich die Verantwortung für die Urlaubsplanung.
Nach dem Einräumen ging es gegen 15.30 Uhr ans Wasser. Leichter Wind aus West ließ uns einen Strandabschnitt im Nord-Westen aufsuchen. Eine bereits anwesende kleine 3 Mann-Truppe sprach von 3 Fischen zwischen 45-60cm, was uns Mut machen sollte.
Gleich wurde meine kürzlich erworbene Rute mit den selbstgebundenen Garneelen getestet. Es funktionierte alles relativ gut und so vergingen 2h ohne sichtbaren Erfolg. Mittlerweile waren wir allein an diesem Abschnitt. Zu unserer Verwunderung zeigten sich hier viele Schweinswale. Ist Fisch in der Nähe?
Nach 2,5h unermüdlichen Werfens verhederte ich mich immer öfters mit der Schussschnur. Jeder 3. Wurf bescherrte mir Knoten und ich fing langsam an zu fluchen als plötzlich ein starker Widerstand meine Einstrippbewegungen stoppte. Dann ein Schwall und weg war er. Jedenfalls hatte ich so ein heftiges Gefühl noch nie.
Und in den Gedanken noch bei dieser Biss war meine Rute plötzlich krumm und eine 46er wurde zum Kescher geführt. Nun war auch der Kopf wieder frei und es folgten noch zwei untermaßige Fische. Kai hatte an diesem Tag keinen Zupfer.
Freitag früh standen wir um 6 Uhr am Steilufer von Stevening. Nahezu windstill genossen wir den Morgen mutterseelen allein. Wieder nahm ich die orangene Garneele und fischte munter drauf los immer bedacht saubere und entspannte Würfe zu machen. Nach 10min schmeckte einer 45er Mefo die kleine Garneele. Es gesellten sich wieder zwei untermaßige dazu, nur Kai machte ein langes Gesicht und wurde relativ ruhig. Ich sah ihm ein wenig die Enttäuschung über die Erfolglosigkeit an und sprach Mut zu: "Bald fängst auch Du deinen Fisch. Wirst schon sehen."
Gegen 9 Uhr fuhren wir zurück um zu Frühstücken (Kai-Uwe, fast hätten wir uns gesehen!)
Die Sonne stand hoch am Himmel, was für ein Traum von Wetter.
Gegen 15 Uhr sattelten wir wieder auf um die Ostseite der Insel zu erkunden. Bei Norreskov die Enttäuschung: Braunes Wasser, aber nicht von der Alge. Nur ein 10minütiger Versuch und weg waren wir.
Dann fuhren wir zu einem anderen Abschnitt an dem wir allein standen. Gleich zu Beginn lies ich Kai den Vortritt, ich würde nachgehen. Es war ca. 16 Uhr, wir hatten heute mal die Spinnruten mit und wollten Strecke machen, als nach dem 10 Wurf bei Kai keine 20m rechts von mir sich die Rute hart nach unten beugte und das Wasser aufspritze. Ich sah für einen kurzen Augenblick die Schwanzflosse und begriff was dort am anderen Ende der Rute zerrte. Die Schnurr lief von der Rolle, Kai war sehr angespannt, und der Fisch zeigte sich ca. 30m vom Ufer. So ging es noch ein paar mal hin und her. Und ja, ich gönnte Kai diesen Fisch, ohne jeglichen Neid, nein es war einfach nur die Freunde über das was dort am orange-farbenen Blinker versucht mit allen Mitteln wieder in die Freiheit zu flüchten. Der Fisch kam endlich näher und Kai machte langsame Schritte rückwärts ans Ufer. Ich sah noch diesen grossen Stein hinter ihm und dann stolperte er auch schon. Der linke Arm ruderte in der Luft wie bei einem Rückenschwimmer und der rechte Arm versuchte irgendwie mit der gekrümmten Rute das Gleichwicht zu halten. Mit einer artistischen Drehbewegung im Oberkörper konnte das Unheil gerade noch verhindert werden. Kurze Zeit später zog mein Kupel den Wahnsinnsfisch mit dem Schwanzwurzelgriff aus dem Wasser. Da lagen sie nun: 78,5cm blankes Silber. Völlig überwältig von der Größe des Fisches standen wir einfach nur und schwiegen einige Augenblicke. Wer hätte gedacht, dass bei Ostwind und diesem blauen Himmel solche Fische zu fangen sind.
In der nächsten halben Stunde landete ich eine 49er welche so mickrig zu dem Prachtexemplar ausschaute. Wir schlossen diesen Traumtag bereits um 18 Uhr und genossen diesen unvergleichlichen Nachmittag in unserm bisherigen Anglerleben.
Um es kurz zu machen, am Samstag waren die Algen gänzlich verschwunden. Wir fingen nur noch zwei untermaßige Fische und am Sonntag früh lief nichts mehr.
Tolle Tage lagen hinter uns und wir redeten noch lange während der Rückfahrt in den Harz von diesem Fisch.
Gruss Harzer








