
Die Geologie unserer Ostsee gibt die Bodenstrukturen vor und es gibt in Hülle und Fülle Dinge zu entdecken, die Geschichten in sich tragen. Jahrtausende alte Geschichten.
Mein Wunsch war es seit Jahren, einmal am Kreidefelsen von Møn in Dänemark zu fischen. Den Felsen einmal selbst zu sehen, die imponierende Steilküste, das kalkartige Wasser, in dem sich auch noch Fische rumtreiben sollten.
Die Felsen reizten mich aber mehr als die Fische, die Kulisse der Küste hat schon etwas Eindrucksvolles und der Wunsch ging vor Kurzem in Erfüllung.

Es war ein schöner Tag und ich wollte gerne ein kleines Stückchen dieses Kreidefelsens mitnehmen (wie wahrscheinlich 5 Millionen Touris vor mir). Um keine weitere Porösität am Felsen zu verursachen, suchte ich mir natürlich ein bereits entsprungenes Stückchen nahe dem Spülsaum.
Es gefiel mir, dieses kleine Stück, mit dem ich auf der Strasse malen könnte. Etwas Rötliches hatte es auch, der kleine Bach trug Erz in sich und dieses Stück könnte ein paar hunderttausend Jahre alt sein, so wie die gesamte Steilküste von Møn.

Abwaschen und in die Tasche, aber halt – was ist das? Ein Donnerkeil, und was für einer. Fast vollständig und unversehrt. Der versteinerte Rest eines Kalmars, einem Kopffüßler, der ebenfalls sehr alt ist. Man sagt, er bringe dem Angler Glück, wenn er verschenkt wird.
Ein guter dänischer Freund schenkte mir mal so einen, aber der funktioniert nicht - dieser hier offenbarte aber gleichzeitig die Zeit, die ich noch nicht bestimmen konnte. Eingebettet in einen Feuerstein lagerte sich dieser Kalmar über die Jahre ein. Viele weitere Kalmare, sogenannte Donnerkeile), waren in Bruchstücken dort zu finden.

Es muss Zeiten gegeben haben, in denen sich diese Kalmare mit unterschiedlichen Arten richtig breit gemacht haben in unserer Ostsee. Aus den gleichen Zeitperioden lassen sich versteinerte Anemonen, Muscheln und diverse Pflanzenreste in Feuerstein und Sandstein finden. Nach Vulkanausbrüchen und Eruptionen gelangten solche heute findbare Versteinerungen teils von den nördlichsten Ostseegebieten (heute z. B. Südfinnland, Aland-Inseln und besonders Gotland) bis an die dänischen Küsten, in meinem Falle Møn bis Falster.
Interessiert setzten wir die Suche an unserem Urlaubsstrand fort und diesmal wurde Nici fündig. Ebenfalls in einem feuersteinartigen Bruchstück war der eindeutige Abdruck einer Muschel zu sehen.

Einige andere Fundstücke erinnerten zuerst an Munitionsreste, sie hatten ein metallenes Geräusch und könnten sowohl Geschosse als auch versteinerte Pfeilspitzen oder Ähnliches sein. Vielleicht wisst Ihr Rat?

Dann, nach einem stürmischen Wind am Vortag und dem Besuch des örtlichen Geo-Museums, machten wir uns auf die Suche nach Bernstein. Nici fand zahlreiche Donnerkeile und ich stapfte hinter ihr her. Bis mein Blick auf etwas Rundes fiel, klein und rund.
Es war ein Seeigel, versteinert und allerfeinst erhalten. Der stürmische Wind muss ihn an den Strand gebracht haben. Wie wir nun aus dem Museum wussten, bilden vier- und sechsstrahlige Seeigel eine Besonderheit, unser hatte fünf Strahlen (also so was, wo früher mal die Stacheln waren) und war damit einer von sehr vielen. Aber für uns ein schönes Fundstück, das seinen Platz im Bindezimmer bekommen wird. Laut Museum hat er ein Alter zwischen 60 und 144 Millionen Jahren. Ich betone Millionen Jahre. Unvorstellbar.

Das wohl beliebteste Fundstück ist sicherlich der Bernstein, den ich noch suche. Da hatten wir kein Glück mit, obwohl wir so manches frisch angespültes Tangbüschel auf Links gezogen haben.
So sieht zum Beispiel Bernstein aus.
Eine gefährliche Alternative dazu stellt Phosphor dar, denn es ähnelt sehr dem Bernstein und nicht gerade so selten wird es eingesteckt.
Da ich noch keinen solchen Fund hatte, hier nur der Hinweis aus der Erfahrung anderer Leute, die feststellen mussten, das sich Phosphor leider selbst entzündet. Liegt es am Strand und wird feucht gehalten, kein Problem, in der Hosentasche aber trocknet es und entzündet sich. Eine separate Sammeltasche für die Fundstücke ist also empfehlenswert.
Mit meinen kleinen Fundstücken und ersten gelesenen Hintergründen dazu kratze ich sicherlich nicht mal richtig an der Oberfläche dieses Themas, aber es wäre spannend, Eure Erfahrungen zu lesen und weiter zu lernen.
Ein Tag an der Küste hat für mich durch diese Erfahrungen ein weiteres Spektrum bekommen. Was sich hier vor Jahrmillionen mal im Wasser bewegt haben könnte, das beflügelt die Phantasie und lässt jeden Tag zu etwas Besonderem werden.
Vielleicht finden in einigen Millionen Jahren mal unsere Nachkommen eine versteinerte Polar Magnus von mir? Ich werde mal ein paar davon in Epoxy gießen :grin: