Herbst auf Hindsholm

Eines der Lieblings Urlaubs- und Angelländer der Deutschen. Neben den dänischen Küsten sind Auen und Flüsse die Hauptanziehung von Spin- und Fliegenfischern. Lest hier, was man in Dänemark erleben kann.
Ostsee-Silber

Herbst auf Hindsholm

Beitrag von Ostsee-Silber »

Herbst auf Hindsholm

Tagebuch Eintrag 1, nach der Ankunft am Samstag, dem 11. September, begann nach einem ruhigen Eingewöhnungsabend der Tag am Sonntag recht früh, um 6.15 Uhr fielen wir aus den Federn und sahen uns bei gemütlichem Frühstück den ersten Sonnenaufgang des Urlaubs an.

Im Umkreis des Odensefjordes waren die Fjordtage, Kunsthandwerke aller Arten waren zu bewundern und so verbrachten wir den Großteil des Tages zwischen Gabet und Kerteminde.

Am frühen Abend juckte es dann aber doch gewaltig in der Rutenhand und so ging es zur ersten Hausstrandbegehung, sehr nett, die kleine Treppe runter gab es links sofort schöne Steinriffe und rechtsseitig durchschnitten lange Sandbänke die Struktur, Seegraswiesen, Tangfelder, das sah auf Anhieb perfekt aus und machte Mut.
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Das zuerst erspähte Nährtierchen einer möglicherweise anwesenden Meerforelle war eine fette Garnele, daher wurde auch erst mal eine Garnele ans Band geknotet. Der erste Wurf zum Strecken der Schnur, schön hämmert die Leine in die Rolle und nach zwei Stripps klopft es auch am anderen Ende.

Die erste Meerforelle des Urlaubs erweist sich als sehr hübsch gezeichneter und pummeliger kleiner Struller um die 45, der sich blitzeblank zweimal hüpfend zeigt, bevor er wieder schwimmen darf. Das fängt ja gut an, denke ich beim nächsten Wurf und grinse über alle Backen, als der dritte Wurf ebenso einen Interessenten findet. Es ist der Bruder des ersten Fisches, der ebenso direkt wieder in sein Element darf.

Wir lassen die Struller in Ruhe und gehen etwas weiter, Nici „fängt“ auf Ansage aufgrund der Steinstruktur den ersten versteinerten Seeigel des Urlaubs und bei mir klopft es im nächsten Wurf erneut, diesmal aber mit sattem Ding Ding Ding. Nach einem heftigen Drill über Tang und Stein setze ich eine wunderschön gefärbte 68er Mefodame zurück und wünsche ihr gutes Gelingen.

Wieder etwas weiter am Strand, Nici hat inzwischen schon drei Seeigel und mein erster Wurf an dieser Riffspitze findet abermals einen Abnehmer, ich glaube es selber kaum. Der erste Wurf ist meist der beste, war es nicht so?

So ging es jedenfalls lustig weiter und ich fange fünf weitere Fische zischen 54 und 65, von denen die 54er als Abendessen mit ins Ferienhaus darf. Frisch gebraten in der Pfanne mit etwas Butter und etwas Sekt und Bier dazu schauen wir der untergehenden Sonne zu.
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Tag 2, Montag, Nici kränkelt etwas, wird aber gut gepflegt. Eine Stunde vormittags am Hausstrand endet ohne jeglichen Kontakt.

Den Abend fische ich etwa 1 Stunde in die Dunkelheit hinein, fange einen hübschen 25er Ministruller und im letzten Büchsenlicht eine prächtig gefärbte 58er, die in ebenfalls ausgezeichneter Kondition ihren angedachten Weg fortsetzt.


Tag 3, Dienstag, nachts hatte der Sturm begonnen, heftige Winde vertrieben das Wasser und ich nutzte die Gelegenheit, mir die fast freigelegten Strukturen an den Sandbänken anzusehen.

Nachdem ich wusste, wo ich bei normalem Wasserpegel fischen könnte, probierte ich noch ein paar Testfliegen und bekam auf ein schwarz-rotes Fischchen unerwartet sieben Grönländer von etwa 35 bis knapp 50, die allesamt wieder in ihren Sandkasten durften.

Am Abend probierte ich noch eine andere Stelle am Hausstrand und konnte trotz des geringen Wasserpegels und den heftigen Sturmböen zwar zwei schöne Bisse verzeichnen, aber keinen Fisch richtig haken, da die Schnur immer wieder durch die Böen rund gezogen wurde und egal wie ich mich stellte, die Böen packten die Leine und ich konnte den direkten Kontakt zur Fliege nicht halten.
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Tag 4, Mittwoch, zum Sturm hatte sich nun auch noch heftiger Prasselregen gesellt.

Obwohl da kein Däne seinen Hund vor die Tür geschickt hätte, zogen wir uns wetterfest an und machten eine Runde mit der Spinnrute um Fynshøved, doch ohne jeglichen Kontakt.

Auch der Nachmittag mit der Spinnrute am Hausstrand brachte keinen Kontakt. Zwischenzeitlich gesellte sich zwischen Sturm und Regen noch etwas Hagel, der mir ordentlich auf die Kapuze klopfte und Windböen, die selbst den Wurf mit der Spinnrute unmöglich machten.

Von der kleinen Steilküste floss der Lehm ab und verwandelte die Küste zu einem Milchkaffee, was im letzten Tageslicht aber sehr nett aussah.


Tag 5, Donnerstag, der Sturm hatte nun auch für eine satte Abkühlung gesorgt, die Lufttemperatur war auf 10 Grad runter und die Windböen waren fast eisig geworden. Ich fischte wieder mit der Fliege auf den Sandbänken, aber selbst die Fische hatten sich wohl besser irgendwo untergestellt.



Tag 6, Freitag, Regensachen ins Auto und ab nach Odense, etwas Bummeln, natürlich zu Go Fishing und am Abend doch mal schnell an den Strand, wo man doch schon „mal eben“ kann.

Ohne Kontakte gehabt zu haben hing ich meine Watsachen zum Trocknen auf.

Tag 7, Samstag, nun hatte der Wind mal gedreht und knallte in Böen voll auf den Hausstrand, kein schönes Fischen, aber auf den Sandbänken ging es halbwegs, auch wenn die Garnele zweimal nah am Ohr vorbei sauste.

Das Wasser stand schon bis an die Steilküste und erreichte die kleine Treppe, als ich ohne Fisch ins Trockene stapfte.


Tag 8, Sonntag, der Wind hatte zwar etwas nachgelassen, doch wir verbrachten einen ruhigen gemütlichen Tag und die Watklamotten konnten mal durchtrocknen.


Tag 9, Montag, das Wetter hatte sich etwas beruhigt, doch noch immer pfiff der Wind nicht schlecht. Da die Sonne zwischendurch mal ganz kurz rauskam, wurde es aber etwas wärmer.

Die Sonne fanden auch die Fische wieder toll und ich durfte endlich mal wieder Bisse verzeichnen, fünfmal klopfte es, aber nur zwei Grönländer um Mitte 40 blieben hängen.

Ich setzte mich auf einen gemütlichen Sitzstein und genoss den kurzen Auftritt der Sonne, als ganz kurz vor mir in direkter Ufernähe ein Fisch springt.

Beinahe machtvoll schraubt sich eine ca. 70er Herbstforelle aus dem Wasser, sie scheint waagerecht in der Luft zu stehen, goldbroncener Glanz macht sie für einen Augenblick zum schönsten Fisch, den ich je sah und mit einem mächtigen Klatscher taucht sie wieder in ihre Welt ein, während sie meine bereichert hat. Ich verspüren keinen Drang, dorthin zu werfen, alles Gute auf Deinem Weg.

Tag 10, Dienstag, welch komisches Licht da draußen? Ist das etwa...?...tatsächlich, die Sonne scheint!

Am Mittag erwische ich zwei Grönländer auf Trockenfliege und freue mich über die Wetterbesserung, die auch die Insekten wieder fliegen lässt.

Am Abend schläft der Wind fast völlig ein und der Vollmond erscheint am sternklaren Himmel, sein Schein ist perfekt anzuwerfen und der Plan funktioniert, 6 schöne Fjordforellen, alle so um die 50, gehen mir auf die Garnele.

Eine 48er entblößt im Ferienhaus ihren Mageninhalt, der wie vermutet fast nur aus jungen Mini-Stichlingen besteht. Sie wird am Folgetag unser zweites selbstgefangenes Mittagessen.
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janw
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Beitrag von janw »

Hi Mirko,

schön wieder von Dir zu lesen. ;) Ich hab das Gefühl da kommt noch mehr, aber bisher gefällt mir Dein Bericht schon sehr. :+++:
:wink:
LG Jan
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Tag 11, Mittwoch, das Wetter wird noch freundlicher, die Vorhersage traf zu.

Heute jedoch wollen wir uns ein paar Dinge anschauen, die auf dem Zettel standen und so geht es für mich nur am Abend für zwei Stunden ans Wasser. Zwei Bisse gab es, aber keine geglückte Landung.


Tag 12, Donnerstag, wir haben Vollmond und ein traumhaftes Wetter.

Es geht einmal quer über Fyn zu Agi und Manni, die zeitgleich mit uns auf Fyn weilten.

Während die Damen etwas spazieren gehen, zeigt Manni mir seinen Strand. Zwei Holländer sind schon da und ein Däne gesellt sich mit seiner ebenfalls fischenden Frau dazu, alle linksrum zu den Riffspitzen, na klar.


Nach kurzer Überredungsphase folgt Manni mir auf die rechte Seite, wo ich direkt zwei Grönländer kurz ans Band bekomme und einen Herbstfisch um die 60 als Nachläufer, aber Manni glaubt mir meine ich nicht...

Also geht’s doch noch nach Links und wir fischen an den Stellen, wo Manni es schon zuvor versucht hatte. Still ruht die See und im tiefen Wasser gibt es keine Kontakte.

Als wir auf der Wiese verweilen und leckere Hähnchenbollen vernaschen (danke nochmal!), sitzen wir plötzlich in der ersten Reihe. Aus dem Spiegel der Ostsee schraubt sich ein Sandaal (oder ein junger Hornhecht?), er schlägt Haken wie ein Hase, links, rechts, springt mehrere Male. „Jagd der?“, fragt Manni, „ne“, sage ich, „der wird gejagd“.

Und im folgenden fetten Schwall verschwindet der kleine Fisch, die kräftige Bugwelle der jagenden Meerforelle hatte ihn verfolgt und nun zugeschlagen. Welch ein Schauspiel!
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Frisch motiviert schleuderten wir unsere Sandaalfliegen in die Richtung der Bühne, doch die Schauspieler befanden sich wohl schon hinter der Bühne.

In der einbrechenden Dunkelheit und einem vollen Mond geht es für Nici und mich zurück ans andere Ende von Fyn, dichte Nebelschwaden steigen auf und mit dem Vollmond erinnern sie an eine optimale Kulisse für einen Werwolffilm.


Tag 13, Freitag, der letzte Tag.

Am Vormittag probiere ich es erneut auf den Sandbänken und bekomme einen Biss, der aber nicht verwertet werden kann. Nicht weit von mir springt ein weiterer schöner Fisch hoch aus dem Wasser.

Nachmittags bewate ich die Speisekammer der Meerforellen und stelle wieder hauptsächlich Stichlinge fest, mehrere große Seestichlinge sind dabei, doch nicht eine einzige Garnele ist zu erspähen.
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Den letzten Abend im schönsten Mondlicht versuche ich es wieder an der zuletzt erfolgreichen Stelle mit einer kleinen Stichlingsfliege, bekomme jedoch nicht einen Zupfer. Zwei Forellen verraten ihre Fressaktivität in direkter Nähe zwar, finden meine Fliege aber nicht. Vielleicht wäre erneut die Garnele inmitten der Stichlinge die bessere Wahl gewesen?

Macht aber auch nix, es waren schöne Tage mit insgesamt 27 Fischen bei teils sehr schwierigen Bedingungen, noch mehr Fehlbissen und Kontakten, bei teils aber sehr schönem Herbstwetter, auch wenn der Sturm oft überlegen war, Nici „fing“ sagenhafte 22 Seeigel und wir beendeten unseren Herbsturlaub mit einem freudigen Gefühl auf das am Samstag folgende Herbsttreffen.
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janw
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Beitrag von janw »

Hey Mirko!
So jetzt habe ich alles gesehen und gelesen. Akutes Fernweh ist sofort ausgebrochen, muss aber noch 14 Tage warten, bis es kuriert werden kann.
Vielen Dank für Deinen Bericht, ich glaube ich weiß jetzt, wo ich mein Zelt bald aufstellen werde. ;) :+++:

:wink: :wink:
LG Jan
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Moin Jan, ich habe es doch geahnt, wollte Dir sogar vorher eine PN schicken mit "Achtung, der Bericht umfasst mehrere Teile". :lol:

Den Platz für Dein Zelt wüsste ich schon. ;)
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Heiländer
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Beitrag von Heiländer »

Hey Mirko, super geschrieben und klasse Bilder :+++: Gruß Christopher
TL Christopher
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janw
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Beitrag von janw »

OstseeSilber hat geschrieben: Den Platz für Dein Zelt wüsste ich schon. ;)
O ja, verrate ihn mir doch bitte (per PN). 8)

:wink:
LG Jan
dimona36

Beitrag von dimona36 »

Wunderschöner Bericht, Mirco :l:

Ich hab den Vollmond zur gleichen Zeit auf Als genossen.

Aus der Pilzsession zum Herbsttreffen ist leider nichts geworden, aus Mangel an Zeit und Pilzen...vielleicht ein ander mal.

Gruß und tight lines :wink:
Arnulf
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Svensk
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Beitrag von Svensk »

Hey Mirko, schöner Bericht :+++: ....ich habe direkt "mitgeurlaubt". Dein Bericht entschädigt mich für unsere leider nicht stattgefundene Fünentour zu Euch.
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Arnulf, ja, schade. :c

Es gab rund um unser Ferienhaus zig Pilzarten, die kommen noch zur möglichen Bestimmung in das Pilzthema.

Vielleicht schaffst Du es zum Frühjahrstreffen? Wäre schön! :wink:
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