Drilling oder Einzelhaken

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Spinnfischen ausdiskutiert werden.
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Bernd Ziesche
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Drilling oder Einzelhaken

Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo allen Spinnfischerinnen und Spinnfischern :wink:

Wenn man die verschiedenen Diskussionen hier im LMF über längere Zeit verfolgt, so stolpert man immer wieder über das Thema Absteiger (Meerforellen nach dem Laichen), die nach Meinung vieler Küstenangler möglichst bis unbedingt zurück gesetzt werden sollten.
Ebenfalls stolpert man zunehmend über das Thema Catch & Release.

Für mich selbst ist eine Grundvorraussetzung für das Zurücksetzen die gute Überlebenschance des Fisches.

Beim Spinnfischen kommen aus meiner Sicht oftmals zwei "tödliche" Faktoren zusammen:

1. Die vergleichsweise sehr hohe Einholgeschwindigkeit
2. Die Verwendung eines Drillings

Zu 1.:
Die hohe Einholgeschwindigkeit führt zu erheblich vehementeren Bissen als zum Beispiel beim Fliegenfischen. Die Meerforelle fasst oft viel deutlicher über den Haken rüber. Gleichzeitig wird der Haken über die härtere Rute erheblich kräftiger gesetzt. Im Drill kommt noch der höhere Druck auf den Haken hinzu.

Zu 2.:
Wenn ein Drilling deutlich verschluckt wird, besteht die dreifache Wahrscheinlichkeit, dass ein Hakenbogen die Kiemen verletzt. Dies hat zumeist den Tod des Fisches zur Folge. Leider gilt dies natürlich auch bei kleinen Meerforellen. Hinzu kommt, dass es oft etwas länger dauert, einen Drilling zu entfernen.

Nun kenne ich einige Experten des Spinnfischens, die schwören darauf, dass sie am Einzelhaken weniger Fische im Drill verlieren.
Da frage ich mich, ob es nicht naheliegend ist, dem Fisch zu Liebe auf einen Drillingshaken zu verzichten?

Ich verrate hier gerne, dass ich in Norwegen beim Lachsfischen (als Fliegenfischer) Drillingshaken verwende. Würde ich dort regelmäßig kleine Lachse fangen, die ich unbedingt zurücksetzen möchte oder würde ich mich dem Catch & Release verschreiben, kämen Drillingshaken für mich dort absolut nicht mehr in Frage. Unabhängig dessen stehe ich bereits kurz davor die Drillingshaken für immer zu verbannen!
Irgendwie finde ich, sind sie vielleicht einfach nicht mehr so richtig zeitgemäß?!

Was meint Ihr?

Ich freue mich auf eine emotionsfreie Diskussion 8) :l: :wink: .

Beste Grüße
Bernd
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Maqua
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Beitrag von Maqua »

Recht hast du! :+++:

War das emotionslos genug? :grin:

Gruss Manni :wink:

PS. : Ich hatte bim Fischen mit Drilling soweit ich mich erinnern kann noch nie einen Haken in den Kiemen, wohl aber jeweils einen in Ober- und Unterkiefer. Ist dann ein bischen Fummelei und das muss ja nicht sein.
Fische nur noch Einzelhaken und beim Fliegenfischen nur noch Widerhakenlos wg den Untermaßigen.
wassermann
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Beitrag von wassermann »

Moin Bernd,

Einzelhaken sind sicher die bessere Wahl. Es gibt auch weniger Probleme mit Hängern und Kraut. Allerdings habe ich bisher nicht festgestellt, dass die Forellen die Blinker/Wobbler-Haken tiefer in den Schlund bekommen. Bei mir waren alle relativ weit vorne gehakt. Allerdings ist es wirklich nicht schön, ein Fischmaul zu sehen, dass mit einem Drilling vernagelt ist. Deshalb: Schon seit Jahren Einzelhaken. Allerdings gibt es hier immer noch das Beschaffungsproblem zu angemessenen Preisen, mit großem Öhr und dann muss man halt noch ein bischen werkeln. Für die Fische sicher weniger schlimm.

Gruß Stefan ;)
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Heiländer
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Beitrag von Heiländer »

Ich benutze fast nur noch Einzelhaken. An langsam fließenden Flüssen wo ich den Haken an der Tube mit einem Silikonschlauch fixiere auch nur noch Singlehook. Bei Tuben die ich in Norwegen oder Schweden fische nehme ich noch Drillinge, da ich da den Haken frei laufen lasse. Habe das da mal mit Single Tubehooks probiert aber die liefen wie Propeller :grin: Beim Spinnfischen im 2. Jahr nur Einzelhaken. Ich habe auch die Erfahrung gemacht das man weniger Fische verliert und außerdem kleine oder braune Fische schonender zurücksetzen kann :+++:
TL Christopher
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Bezüglich des tieferen Schluckens beim Spinnfischen verglichen mit dem Fliegenfischen, so ist mir das aus eigener Erfahrung leidvoll in Erinnerung geblieben. Allerdings ist dies schon sehr lange her. Und so sehr viel Erfahrung war es auch nicht.
Ich beobachte das dennoch oft bei Spinnfischern, die neben mir fischen. Es ist eigentlich auch logisch, dass eine Meerforelle den schnelleren Köder deutlich vehementer nehmen muss.
Ich merke selbst beim Fliegenfischen einen Unterschied im Beissverhalten, sobald ich schneller einhole.
Bin gespannt, ob es hierzu noch mehr Erfahrungswerte gibt!?
Gruß
Bernd
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Julian K.
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Beitrag von Julian K. »

Hallo,
ich habe vor 3 Monaten (Saisonstart für mich...) alle Spinköder auf Einzelhaken umgerüstet!
Weine keiner Forelle hinterher.... :+++: :+++:


Gruss JUlian
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Hi alle,

Einzelhaken in jeder Situation. Beim (extrem seltenenen) Spinnfischen an der Küste, genauso, wie beim Fusselwedeln - dort zudem mit angekniffenen Widerhaken oder Schonhaken. Kann nicht behaupten, dass ich seither das Gefühl habe, einen Fisch deswegen verloren zu haben - und wenn hätte er es verdient :grin:
Bin allerdings bisher kein Lachsfischer und kann daher nicht sagen, wo man aus Gründen des Fliegenlaufes lieber auf Drillinge zurückgreifen sollte.

Gruß

Flo
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hanhjr
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Beitrag von hanhjr »

@ all

fische seit ca. 4 Jahren nur noch mit Einzelhaken und kann alle schon genannten Erfahrungen die hier genannt wurden bestätigen.
Habe ein wesentlich besseres Gefühl beim leichten abhaken einer mir zu kleinen Mefo und das ist mir am wichtigsten.
Gruß Achim
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han hugo
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Beitrag von han hugo »

es gibt tage ..... :cry:

da klappt einfach nichts.
erinnere mich noch, als ich beim spinnfischen auf einzelhaken umgestiegen bin. da hatte ich nur fehlbisse und machte es natürlich von den geänderten haken abhängig. tze tze tze....

heute weiß ich, daß die befestigung der haken (sollte unbedingt mit clips gemacht werden) suboptimal war. der haken war zu weit hinter dem spinnköder.

ach ja, bin beim einerhaken geblieben - drilling macht nicht wirklich sinn :wink:
wer fängt hat recht!
Fjorden
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Beitrag von Fjorden »

Hallo,
kann ich nur bejahen...ganz klar Einzelhaken. In meiner Spinnfischerzeit bis 1990 gab es da nur wenig Verständnis von anderen Fischer_innen. Es freut mich, dass sich da 20 Jahre später einiges in der Einstellung verändert hat.
Beim Spinnfischen im Fluß habe ich damals nur den Spinner von FAK benutzt, da konnte der Drilling problemlos entfernt werden und war damals der einzige Spinner, wo das möglich war.
An der Küste fischen die Dänen schon lange Einzelhaken bei den Durchlaufblinkern.
Gruß
Fjorden
udokausk
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Einzelhaken? Finde ich gut

Beitrag von udokausk »

Hallo zusammen,
auf jeden Fall Einzelhaken und am besten mit angedrückten Widerhaken.

Ich Spinnfische nur in der Ostsee/Förden auf Meerforelle, Dorsch und Hornhecht. Drillingshaken verwende ich (bei ein paar Mepps
sind sie noch dran) NIE.

Dieses Forum hat mir die Anregung dazu gegeben, es 'mal mit Einzelhaken zu probieren.

Zunächst habe ich die Einzelhaken an Wobblern ausprobiert. Die laufen berechenbar. Ich weiß, wo sich die Hakenspitze beim Einholen des Köders befindet. Ich bringe den Einzelhaken USD an.

Angefangen bin ich mit Hakengröße 4. Mittlerweile habe ich auch Haken in Größe 1/0. Schönen Gruß deswegen an das Forum, @Vossi.
Mit Wobblern habe ich es bisher nicht erlebt, dass der Haken tief geschluckt wurde; kein High-Speed-einholen des Köders.

Bei Blinkern hatte ich zunächst Bedenken, Einzelhaken zu verwenden. Ich konnte den Lauf der Blinker nicht immer abschätzen. Manche drehen sich um die eigene Achse. Ich wußte nicht genau, wo sich während des Einholens des Köders die Hakenspitze befindet.

Dann habe ich einfach die USD-Methode ausprobiert. Egal, um welches Blinkermodell es sich handelt, auch hier funktioniert der Einzelhaken
sehr gut.

Als ich den ersten kleinen, untermaßigen Dorsch am Haken hatte, glaubte ich noch, ich könne ihn schonend vom Einzelhaken befreien.

Pustekuchen.

Dank des Widerhakens saß der Einzelhaken so fest, dass eine sehr schonende Entfernung des Hakens nicht möglich war. Danach habe ich zur Zange gegriffen und die Widerhaken der Einzelhaken angedrückt.

Ich finde, mit Einzelhaken zu fischen ist nicht gleichzusetzen mit
"schonend" zu fischen. Zusätzlich muss der Widerhaken angedrückt sein.

Erst so verschaffe ich mir die Möglichkeit, einen Fisch schnell und sehr schonend wieder schwimmen zu lassen. Das gilt auch für Fliegen, finde ich.

Dieses alles zusammen: Der Einzelhaken, der angedrückte Widerhaken, die damit verbundene sehr viel schnellere und schonendere
Möglichkeit der Hakenentfernung sind alles Faktoren, die die Überlebenschancen des Fisches nach dem Zurücksetzen erhöhen
und
die mich ruhig schlafen lassen.
Gruß aus Kiel
Udo
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

:roll: :roll: :roll:
Ich hatte erwartet, jetzt gewissermaßen "zerrisssen" zu werden :oops 8) .
Es scheint, als hat sich die letzten Jahre doch einiges in den Köpfen der Angler an unserer Küste verändert! :+++: :+++: :+++:

Traut sich nach diesen Postings dennoch wer, für den Drillingshaken zu stimmen?
Ich sehe nach wie vor in der Mehrheit Drillinge entlang der Spinnruten! ;)
Ich freue mich natürlich immer, wieder einmal einen EH zu sehen :l: :+++: .

Warum verwende ich beim Lachsfischen teilweise immernoch einen Drilling?
Der Einzelhaken beeinflußt den Lauf der Fliege teils negativ (bei Tubenfliegen). Optimal wäre ein Zwillingshaken. Allerdings gibt es aus meiner Sicht erheblich besser passende Drillinge als Zwillingshaken.

Wenn ich mir die schrumpfenden Lachsbestände des Atlantiklachses ansehe, komme ich aber nicht umhin, mich langsam damit anzufreunden, dass ich einen Lachs möglichst zurück setzen sollte. Und mit diesem Ziel wird für mich der Einzelhaken ein absolutes Muß werden!

Manche Gewohnheiten sollte man ablegen, auch, wenn's vielleicht doch erst einmal schwer fallen mag.

Bin wirklich sehr positiv überrascht über diese eindeutige Art des Feedbacks hier.

In Norwegen ist binnen der letzten 3 Jahre eine gewaltige Bewegung von Catch & Release entstanden. Vorher war C & R teilweise eine Art Todfeind vieler Norweger. Auch die Gesetzteslage wurde bereits angeglichen.

Ich hoffe Deutschland wird eines Tages auch den Wert eines zurück gesetzten Fisches erkennen!

Wie sagte (sinngemäß) einst Lee Wulf im Jahre 1939:
"Ein guter Fisch ist zu wertvoll, um ihn nur einmal zu fangen."

Ein sehr weiser Mann, wie ich finde. :+++:

Mit Kleinigkeiten wie dem Entfernen von Drillingen geht man bereits einen deutlichen und guten Schritt. Was meint Ihr?

Gruß
Bernd
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11-Freunde
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Beitrag von 11-Freunde »

Super Thema! Ich hatte auch schon daran gedacht, auf Einzelhaken umzusteigen, ließ es mir im Laden aber ausreden. Da ist es natürlich schön, auch mal Erfahrungsberichte hier im Forum zu lesen. Werde vor meinem nächsten Trip nach Fehmarn die Haken austauschen. Ohne Widerhaken fische ich so oder so. Nur eine Frage: kann mir einer erklären, was das USD Verfahren ist?
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han hugo
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Beitrag von han hugo »

USD vermutlich up side down also hakenbogen nach unten zum Grund Hakenspitze nach oben zur Wasseroberfläche
-gewollt bzw. kontrolliert eigentlich nur bei Fliegen oder Gummifischen, aber nicht beim Blinker ...
wer fängt hat recht!
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Holgi
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Beitrag von Holgi »

USD vermutlich up side down also hakenbogen nach unten zum Grund Hakenspitze nach oben zur Wasseroberfläche
-gewollt bzw. kontrolliert eigentlich nur bei Fliegen oder Gummifischen, aber nicht beim Blinker ...
...wohl aber beim Fischen mit Wobblern, z.B. Spöket. Hat dann auch noch einen gewichtigen Vorteil: kaum Grünzeug am Haken bei Krauttreiben! Das Seegras rutscht einfach unter der Schnur und dem Köder durch. :+++:

Jan
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