Noch kurz ein paar Worte zum Mylar-Sandaal, nachdem Anders nun sehr sehr nah an der Vorlage liegt.
Der richtige Mylarschlauch für den reinen Mylar-Sandaal ist inzwischen kostbar geworden, dank JanW konnte ich einen kleinen Restbestand aus Schweden ergattern und leider ist der weiche und sehr flexible Mylar so nun nicht mehr zu bekommen. Nach einer Änderung des Herstellers hat die Firma Veniard ihren Mylarschlauch „Mylar Piping Large“ neu mit einem rechteckigen Aufkleber gekennzeichnet, während die alte Art einen runden Aufkleber trug. Die Qualität der beiden Mylars ist sehr unterschiedlich.
Ein Sandaal mit dem neuen Mylar lässt sich jedoch ebenso gut herstellen wie mit dem alten Mylar, doch er wird etwas steifer. Dies bringt jedoch einen Vorteil mit sich, denn dieser steifere Mylar hat sich bei mir noch nicht einmal vertailt, während sich bei dem weicheren Mylar der Haken am Schwanzende ab und zu mal in den Körper bohrte.
Der neue Mylarschlauch hat aber auch einen Nachteil, der sich am Wasser gravierend zeigen kann, sofern der Sandaal über 10 cm lang ist. Das Mylar ist deutlich enger und steifer verflochten und Wasser sowie Luft entweicht wesentlich langsamer, was sich im Absinken zeigt, nach dem Wurf nimmt das Mylar deutlich langsamer das Wasser auf und der Sandaal braucht länger, um zu sinken.
Um dies zu kompensieren, kann man aber schlicht eine Intermediateschnur benutzen oder man muß den Sandaal kräftiger beschweren, was ich aber nicht so mag (siehe „Beschwerung“). Es ist also weiterhin möglich, diesen Sandaal aus Mylar zu basteln, auch mit dem neuen Mylar. Sicher gibt es auch noch andere brauchbare Mylarschläuche, nur habe ich sie bisher nicht gefunden.
Damit Ihr nicht wie ich vorher etliche Meter Mylar unwirksam verarbeiten müsst, da habe ich ärgerlicherweise viel zu viel von dem weichen Mylar umsonst verbraten, möchte ich Euch die kleinen Geheimnisse des Mylar-Sandaals kurz darstellen.
1. Um den Sandaal zügig zum Sinken zu bekommen, ist das Ausfüllen des Innenlebens des Mylars sehr entscheidend. Im Mylar befindet sich viel Luft, da dieser Mylar rund ist (ein flacher Mylar neigt eher zum Trudeln im Wurf, verkürzt die Wurfweite und hat dazu Mankos im Sinkverhalten).
Ich verwende nur den Mylar in der Farbe „Pearl“, das hat sich als fängig erwiesen und erinnert an die Erfolge der bekannten Juletrae.
Das Material für das Innenleben kann so ziemlich Alles sein, nur sollte es wenig Wasser speichern. Federn oder Fell, insbesondere Fuchs scheiden somit ganz klar aus. Synthetics sind super geeignet und das kann Flash sein, Superhair oder Flashabou, alles geht.
Die Füllung sollte etwa 40-50% des Durchmessers des Mylars betragen, damit hatte ich die besten Ergebnisse.
Ein Material aus dem natürlichen Bereich hat ganz besonderen Einfluss auf ein pearlfarbenes Mylar und das ist Pfauengras. Es speichert zwar auch Wasser, bringt aber spärlich benutzt einen Farbeffekt ins Mylar, was kein Stift erreichen kann. Pearlmylar und Pfauengras sind einfach zwei passende Dinge, finde ich, denn im nassen (!) Zustand entsteht ein grünlicher Farbton im Mylar, der einfach echt aussieht.
Der „Innenausbau“ des Mylars könnte also sein: einige Streifen helles und luminöses Flash, darüber etwas Kupferflash und darüber 5-6 Fibern Pfauengras. Probiert es mal, sieht genial aus und der Sandaal wird auch nachttauglich und besonders effektiv bei etwas Sonnenschein.
Alternativ dazu versehe ich meine Sandaale auf dem Rücken mit einem schwarzen Edding, auch dies ergibt eine grünliche Färbung des Mylars, aber der Edding wäscht sich auch aus und es muss nachgefärbt werden (habe seitdem immer einen schwarzen Edding in der Weste).
2. Das Schwänzchen eines Sandaals nur aus Mylar muss zwei wichtige Dinge haben, damit der Sandaal funktioniert. Das ist zum einen ein kleines Büschel Polar Fuchs, von dem die Grannen abgeschnitten werden und somit ein Puschel entsteht. Dieser Puschel hält durch seinen Luftwiederstand den Sandaal gerade in der Luft, wie bei einem Dartpfeil. Da die Meerforelle in den meisten Fällen wohl zuerst den Antrieb, also den Schwanz des Sandaals ausschaltet, markiere ich ihr gerne den Weg durch einen schwarzen Fuchs, was einen deutlichen Farbunterschied ergibt. Ich denke schon, dass dies ein wichtiger Punkt ist.
Meine ersten Sandaale hatten dieses Schwänzchen nicht und ich werde nicht vergessen, wie Bernd Ziesche den Sandaal aus freier Hand warf und dieser Sandaal einfach nur trudelte. Das war eine sehr wichtige Erkenntnis und der Wurf aus der freien Hand gehört heute für mich bei neuen Fliegen direkt dazu, danke Bernd.
Der zweite wichtige Punkt ist ein kleines Loch am Schwanzende, also am Ende des Mylars, was sich nach vielen Tests und dem Vorschlag von Ralph Hertling als einzige richtige Lösung erwiesen hat. Die gesamte Konstruktion des Sandaals habe ich nur danach ausrichten können und es hat sich gezeigt, dass durch dieses kleine Loch Wasser und Luft aus dem Inneren des Mylars sehr zügig entweichen können.
Nach dem Wurf taucht der Sandaal mit dem Köpfchen ein, verharrt ganz kurz an der Oberfläche und taucht sofort mit einem kurzen Blubbern, dem Entweichen der Luft aus dem Schlauch ab. Der Mylar saugt sich voll Wasser und verleiht dem Sandaal unter Wasser eine ganz andere Beschaffenheit, er beinhaltet nun keine Luft mehr und zieht fleißig seine Bahn.
Nach dem Ausfischen des Wurfs reicht ein Rückschwung und das Wasser entweicht aus dem Abflussloch, der Sandaal ist nun wieder „leicht“ und kann besser geworfen werden (daher kein zu stark wasserspeicherndes Innenleben verwenden). Der Polar Fuchs behält auch im nassen Zustand seine Wirkung auf das Wurfverhalten und „steuert“ den geraden Flug.
Wie man das Abflusslöchlein in den Mylar bekommt, ist auf den nachfolgenden Bildern dargestellt und nach ein zwei Versuchen aus freier Hand sehr simpel.
3. Die Beschwerung spielt eine weitere wichtige Rolle und entscheidet über die Funktion des Abtauchens, hierzu habe ich mich nach vielen Versuchen auf einen sehr kräftigen Haken festgelegt, einen Mustad Edelstahlhaken in der Größe 2/0. Dieser bringt schon (auch ohne den Hakenbogen) gut Gewicht mit und es bedarf nur sehr wenig Blei, um genug Gewicht zu erzielen, zumal das spätere Epoxy den letzten Schliff gibt.
Meine persönliche Meinung zu diesem Sandaal ist inzwischen, dass er kein Jigging braucht. Er sollte es lieber gar nicht haben und daher gehe ich auf so wenig Gewicht wie möglich, halt nur genug Gewicht, um das Absinken schnell erreichen zu können.
Warum? Weil er für die Meerforelle als klar zu definierende Beute erkennbar ist, ein Sandaal halt. Es ist noch meine eigene Theorie und kann noch nicht mit vielen Beweisen belegt werden, aber ich denke eine klar zu identifizierende Beute löst bei der Meerforelle auch einen ganz bestimmten Akt aus, sie packt und frisst einen Sandaal eben anders als eine Garnele. Alle Bisse, die ich bisher verzeichnen konnte, erfolgten stufenweise, zuerst nur ein kurzer Wiederstand, dann ein Anfasser und Pause. Erst dann erfolgte der „richtige Biss“. Ich vermute, wie schon an anderer Stelle mal geschrieben, die Meerforelle „betäubt“ den Sandaal, bevor sie ihn frisst. Da spielen noch weitere Kriterien eine Rolle, wie groß ist die Meerforelle, wie groß der Sandaal und Ähnliches, aber in den meisten Fällen erfolgten die Bisse in Etappen und darauf wollte ich binderisch eingehen.
Sollte sich die Theorie weiter bestätigen, so denke ich, der Sandaal sollte nach der „Betäubung“ nicht wie ein Stein zu Boden sinken, sondern eher langsam abtaumeln, wie hilflos eben. Daher vermeide ich zuviel Gewicht und bislang klappte das, auch wenn es erst wenige Fische waren.
4. Der Schutz der monofilen Verbindung bringt Sicherheit in die Fliege, nachdem der vordere Hakenbogen abgekniffen wurde. Da diese Stelle das Monofil beschädigen könnte, verwende ich eine kleine Plastiktube, die auf der Schnittstelle verklebt wird. Um nicht am Plastik eine scharfe Kante zu haben, bördele ich beide Seiten ganz kurz mit einem Feuerzeug an.
5. Der Epoxyüberzug sichert die Augen und bringt das Hauptgewicht in den Sandaal. Das Epoxy sollte bis kurz hinter das Ende des kleinen Plastikröhrchens reichen, das sind bei meinen Mustadhaken inklusive Öhr genau 3 cm und das reicht aus, auch mit einer dünnen Epoxyschicht, um ein gutes Sinkverhalten zu erzielen.
Zusammenfassung:
Man braucht nicht unbedingt drei Hände für diesen Sandaal, nach ein paar Versuchen gelangt man in seine eigene Reihenfolge und bei mir sieht die Folgendermaßen aus, zuerst bereite ich den Mylarschlauch vor, die Länge wird abgemessen und in das spätere Schwanzende stecke ich eine Tube, die später die Öffnung vorgeben soll. Den Mylar auf der Tube nun mit monofilem Garn überfangen, den Faden abschliessen, die Tube heraus ziehen, das Mylar am Schwanzende ganz vorsichtig etwas ausfransen und die Wicklung mit etwas Sekundenkleber sichern (Bild 1 und 2).
(Anmerkung: je nachdem, wie groß das Öhr des vorderen Hakens ist, muss die Öffnung des Mylars angepasst werden, damit er später über das Öhr geschoben werden kann. Also eher eine dickere Tube benutzen)
Dann den hinteren Haken vorbereiten (bis auf weiteres ein Gamakatsu F 314 # 6), er wird an ein 41er Fluocarbon geknotet und mit einem kleinen Schwänzchen aus Polar Fuchs versehen, darauf ein Tröpfchen Sekundenkleber und trocknen lassen. Den Fuchs etwa am Ende des Hakenbogens kappen, um den „Puschel“ zu erhalten (Bild 3).
Der Mustadhaken wird eingespannt und mit einigen Wicklungen monofilem Faden belegt, hierauf wird nun das Fluocarbon des hinteren Hakens gelegt, mit wenigen Wicklungen locker überfangen und nun anhand der Länge des Mylars ausgerichtet. Man kann das Monofil ziehen und so verlängern oder kürzen, bis es auf die Länge des Mylars passt. Ist die Länge richtig, stecken wir das Mono durch das Öhr und binden es auch unter dem Haken fest, den Rest abschneiden und darauf etwas Sekundenkleber (Bild 4 und 5).
Im Optimalfall liegt die Öffnung des Mylars, welches sich strecken und stauchen lässt, beachten (!), direkt über dem Knoten am hinteren Haken (da das Ende des Mylars beweglich über dem Haken liegen sollte, muss dies vorher genau abgepasst sein. Wenn das Mylar hinten am Schwänzchen anstösst, sollte der Mylarschlauch ganz leicht gestaucht, also etwas verdickt sein, aber wirklich nur leicht. Dies ergibt eine schönere Form des Sandaals).
Ist die Länge des Fischchens so vorgegeben, setzen wir etwas Blei auf den vorderen Haken und binden die Schwinge ein (Bild 6). Bei der Schwinge wieder darauf achten, dass die Wicklung nicht zu dick wird, damit der Mylar darüber passt und hinten sollte sie direkt am Knoten des hinteren Hakens enden (Bild 7). Dafür habe ich auch die zweite Feder am Stock.
Nun wird der vordere Haken abgekniffen und das kleine Plastikröhrchen mit etwas Sekundenkleber aufgesetzt (Bild –Detail- 8.
Nun können wir den Rohbau nicht mehr einspannen, außer wir klemmen ihn am Hakenöhr des vorderen Haken fest. Das geht zwar auch, man muss nur andersrum binden, aber den Rest mache ich lieber aus freier Hand.
Nun setzen wir den Mylar auf, die Öffnung am Schwanzende über den vorderen Haken und bis zum Schwänzchen, am vorderen Haken hält nun die linke Hand den Mylar am Öhr fest, während die rechte Hand in Kombination mit zwei Fingern der linken Hand den monofilen Faden erneut anlegt. Der Faden fasst hierbei prima in den Bleiwicklungen und so wird es recht einfach, aber darauf achten, alle Mylarfasern gleichmäßig einzubinden, da sonst das Köpfchen nicht so schön wird. Passt alles, den Faden abschliessen (zwei halbe Schläge aus der Hand) und das Köpfchen wieder mit etwas Sekundenkleber sichern (Bild 9).
Nun folgen nur noch die Augen, die ich gerne in Gelb nehme. Ein kleiner roter Klecks als Kiemenfleck, wenn Ihr mögt und die Epoxyschicht, fertig.
Noch ein Wort zur Lagerung des Mylars, in Schlaufen gelegt kaufen wir ihn in der Packung und werden wenig Freude haben, diesen frisch aus der Packung verarbeiten zu wollen, er hat „Memory“, insbesondere der neue Schlauch.
Da ich mich noch nicht endgültig für feste Längen entschieden habe, lagere ich meinen Mylar hängend. Die Mylarschläuche verbinde ich mit einem Gummiband oben und unten und hänge unten ein Blei als Strecker ein. Wenn man „seine“ Längen gefunden hat, bietet sich die liegende Lagerung vorgefertigter Stücke an.
Für die Aufbewahrung in der Fliegendose sollte darauf geachtet werden, dass keine anderen Fliegen auf die Sandaale drücken können. Druckstellen übernimmt das Mylar (Memory) und kann später zu einer Beeinflussung beim Werfen führen.
So, genug gesabbelt

viel Spaß, die Dinger funktionieren!