Fliege trocken und Fliege nass,

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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janw
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Beitrag von janw »

@Mirko:
Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. Ich habe eine Frage zu dem angesprochenen Marabou: wie muss den brauchbares Marabou beschaffen sein (wo bekomme ich es her...?) und ist das schon im Laden zu erkennen oder erst nach dem "Wässern" .
LG

Jan
LG Jan
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Guten Morgen Jan, vorab, nicht jedes Marabou muß kleben. Damit meinte ich Erfahrungen mit Federn aus Bastelläden oder Federboas. ;)

Auch wenn ich in den meisten Fällen davon ab bin (war mal süchtig danach :lol: ), so benutze ich doch ab und zu Marabou, welches speziell für Whooley Bugger sortiert wurde.

Diese Bezeichnung findest Du im Handel und das sind meist kurze, aber schön buschige Federn, aus denen Du je ein Schwänzchen binden kannst. Auch wenn diese Federn nur sehr kurz eingebunden werden, um Tailen zu verhindern, besitzen sie ein ausgezeichnetes Spiel.

Das "Marabou Whooley Bugger" haben unsere Forenpartner, Achim oder Mario wissen sofort, was Du meinst und binden selbst nur mit erlesenen Dingen. Zudem gibt es diese sortierten Marabous auch in Grizzlyfarben, da nimmt man eine Feder, bindet sie knapp als Schwänzchen ein und hat eine tolle Optik, die auch im Wasser funktionert.
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Guten Morgen!

Peter, ich finde, Deine Fliege hat etwas Diffuses einer Garnele. Die Fasanenschwänzchen (Tippet) imitieren aus meiner Sicht die Augen einer Garnele. Der General Practioner ist ein gutes Beispiel dafür, eine kräftige Farbe und die schwarzen Kontraste durch den Fasan. Aber nicht nur bei Lachsfliegen, auch oder gerade in der Meerforellenfischerei findet sich Fasan in vielen aktuellen und alten Mustern. Eine Hagebro Fluen hat schon viele Fische im Fluss gefangen, obwohl oder gerade deshalb sie nur ein sehr sparsames Fasanenschwänzchen hat. Dazu besitzen viele klassische Nassfliegen diese kleine Kontraststelle und der Fisch legt sie aus, wie er mag. Fakt ist, ein Fasanentippet in Orange (natur) oder Rot (gefärbt) hat den Platz in der Bindeausrüstung verdient. Insbesondere auch in der Kombination mit einem Körper aus Pfauengras, das, wie Knoesel schreibt, weitaus mehr Effekte hat, als es scheint.

Die gute alte Alexandra zum Flussfischen hätte vielleicht noch mehr Erfolg gehabt, wenn ein rotes Tippet verwendet worden wäre. Sie hatte Pfauengras, Silber und rote Hecheln bzw. Schwingen, aber keinen gezielten Kontrast. Ebenso die Skjern Fancy, eine weiße Schwinge, abgeschlossen durch eine druckmachende Rundumhechel am Köpfchen, der Körper aus Pfauengras mit goldener Rippung und ein rotes Stummelschwänzchen wie die Red Tag. Hätte sie mehr Erfolg durch ein rotes Fasanentippet am Hinterteil?

Für mein Vertrauen braucht eine Fliege mindestens einen Kontrast, hell dunkel, bunt und matt, schwarz und silber, wie auch immer. Das sind schon mal zwei Chancen, dass der Fisch die Fliege besser wahrnimmt, auch in trübem Wasser. Für Lachsfliegen kann das der teure Jungle Cock sein, obwohl ich ihn eher wie bei einigen Allys Shrimp nach hinten binden würde, aber auch eine Krickente oder besonders auch eine Perlhuhnfeder. Oder der pinke Hechelkranz einer Polar Magnus, dazu die silbrigen Augen und weitere Kontraste durch die hell-dunkle Hechelung und das Schwänzchen.

Aber nochmal auf Trocken und Nass zurück, lasst uns keine gedankliche Fehlinterpretation machen. Ein dritter Zustand muß berücksichtigt werden, nämlich der Zustand beim Schwimmen. Unter Zug, bei Stop, die Absinkphasen, das Verhalten bei Strömung und Ähnliches. Da wirkt die Fliege wieder anders und sie nur nass zu betrachten, könnte entmutigen.

An der Küste sehen wir die Fliege nur nass, wenn sie an der Luft hängt. Im Wasser können wir sie beobachten, wie sie auf uns zukommt, wie sie sich werfen lässt und das ist es, was der Fisch sieht. Meist von hinten oder seitlich, was für uns etwas schwierig wird, aber dennoch Eindrücke bringt.

Dazu nachfolgend drei Beispiele mit verschiedenen Materialien und Aufbauten. Eine Tube, die Raubfische fangen soll und schon mehrfach hat. In Schwarz-Rot an der Küste schon erfolgreich, einsetzbar aber auch universell. Sie soll eine Fischchenform haben im Wasser, einfach und schnell zu binden sein, sie soll gerade (waagerecht) schwimmen (und nicht mit dem Haken nach unten) und der Haken soll durch das Gewicht am Köpfchen ausgeglichen werden. Man sollte sie schnell und langsam führen können und ihre Fischchenform sollte sie auch beim Stop beibehalten. Als Tube gebunden, um durch das Hakengewicht (Einzelhaken, Doppel- oder Drillingshaken) am Wasser verändern zu können (schwererer Haken = besserer Halt in stärkerer Strömung). Da die Köpfchenbeschwerung fest angebracht ist, ist eine Feinjustierung am Wasser nur durch Haken und den Hakenschlauch möglich (längerer Hakenschlauch = Verlagerung des Schwerpunktes). Das waren die Überlegungen am Bindestock zu dieser Tube, mit den Gedanken an bisherige Erfahrungen.
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Tube 1 - nass - Silhuette schwarz-rotorange.jpg
Tube 1 - schwimmend 1 - waagererchte Haltung auch beim Stop.jpg
Tube 1 - trocken.jpg
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Tobsen77
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Beitrag von Tobsen77 »

Moin Jan,
ordentliches Marabou ist im oberen Teil gut definiert, sprich die einzelnen Fiebern sind recht fein und nicht miteinander "verwurstelt". Das ist gar nicht so leicht zu erklären. Am besten Du vergleichst mal bei verschiedenen Händlern soweit die Möglichkeit besteht. Leider hab ich keine Digi cam, vielleicht kann Mirco ja noch ´n Foto reinstellen.
Aber auch bei relativ guter Qualität mußte ich immer viele Federn wegschmeißen. Darum habe ich mir zu letzt Strauß als Ersatz besorgt, da ist die ganze Feder brauchbar und der erste Test im Waschbecken sieht schon ganz gut aus.

TL Tobias
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Dann eine Magnusart, sie hat Kugelaugen wie gewohnt (unten eingebunden), aber anstatt einer umlaufenden Hechelung besitzt sie nur zwei Hecheln, die einmal als Schwänzchen gehechelt sind und einmal den Kragen bilden. Ziel war es, weniger Trudeln zu haben. Die Bilder zeigen, da muß ich nachbessern. Bleidraht als Kiel dürfte das Problem lösen, aber man sieht sehr schön, wie die Hecheln pulsieren und die Silberfäden abstehen und sich wieder schliessen.
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Test - Magnusart - nass.jpg
Test - Magnusart - schwimmend 1 - bei Zug.jpg
Test - Magnusart - schwimmend 2 - bei Stop seitliches Taumeln - Fehler!.jpg
Test - Magnusart - trocken.jpg
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Das dritte Beispiel ist eine Abwandlung einer bekannten Fliege aus unserem Forum, die Kugelaugen sitzen aber vorn und der Körper besteht aus Chenille. Bucktail stützt den weichen Schwanz aus Fuchs und die Fliege soll zügig Jiggen. Eine Fliege mit Kontrast für Dorsche gedacht, alle Führungsarten sind möglich und wer weiß, vielleicht bleibt auch mal eine Silberne hängen?

Das Glitterchenille verändert wie so einige andere Materialien die Form nicht im Wasser, es spielt ein ganz klein Wenig durch die Kunstfasern, aber eher nicht erwähnenswert. Das Chenille bildet einfach nur Form und Silhuette und gehört damit zu einem Material, das man gezielt für einen Umriss einsetzen kann, der trocken, schwimmend und nass identisch bleibt, während eine Hechel oder Fuchs atmen und arbeiten.

Die Fotos sind mal wieder nicht ganz so dolle, einige davon sind gestern Nacht an der Spüle mit ummontierter Bindelampe entstanden. Eine kleine Arbeit, die Vertrauen bringt oder Fehler schon früh erkennen lässt.
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Test - Dorsch-Killer - nass.jpg
Test - Dorsch-Killer - schwimmend 2 - klares Jiggen beim Stop.jpg
Test - Dorsch-Killer - schwimmend 1.jpg
Test - Dorsch-Killer - trocken.jpg
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Svensk
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Beitrag von Svensk »

@Mirko
Du wirst mir langsam unheimlich :lol: Wie machst Du das ? So viele Postings in so einer Qualität in so kurzer Zeit. Ich schaffe kaum so schnell zu lesen wie Du die Beiträge verfaßt. Hast Du eine eigene Sekretärin dafür ? :spass:
Vielen Dank für die ganzen Tips. Von Dir lerne ich wesentlich mehr als aus allen Büchern und Zeitschriften.
Tight Lines wünscht....... Anders

Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss schließlich auch mit jedem Ar*** klar kommen!
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janw
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Beitrag von janw »

@Svensk:

ganz Deiner Meinung - :+++: :+++: :+++: Super Mirko!!!

Gruß

Jan
LG Jan
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Der_Malte
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Beitrag von Der_Malte »

Ostsee-Silber hat geschrieben:... Auch wenn diese Federn nur sehr kurz eingebunden werden, um Tailen zu verhindern, besitzen sie ein ausgezeichnetes Spiel.
...
Moin Mirko, um das Tailen zu vermeiden hat Jelle aufm Bindertreffen bei seiner Bugger Variante das Chenille ca. einen halben Zentimeter um den Anfang des Marabouschwanzes gewickelt.
funzt gut :+++:
Gruß Malte

"Leidenschaft Meerforelle" - Die Leidenschaft, die Leiden schafft
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

Ostsee-Silber hat geschrieben:
Aber nochmal auf Trocken und Nass zurück, lasst uns keine gedankliche Fehlinterpretation machen. Ein dritter Zustand muß berücksichtigt werden, nämlich der Zustand beim Schwimmen. Unter Zug, bei Stop, die Absinkphasen, das Verhalten bei Strömung und Ähnliches. Da wirkt die Fliege wieder anders und sie nur nass zu betrachten, könnte entmutigen.
Da hast Du wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.

Das Bild, welches die Fliege im Wasser abliefert, ist ausschlaggebend! :+++:

Trotzdem stellt sich weiterhin die Frage nach der richtigen Bindeweise und Materialwahl.

Hier hat Mirko auf bekannte "kurze, knappe" Weise Licht ins Dunkel gebracht. :+++:

Dafür vielen Dank!


Gruß
Peter :wink:
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Er duldet mich.
Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
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südlicht
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Beitrag von südlicht »

So isser, der Mirko! :+++:

:wink:
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knoesel
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Beitrag von knoesel »

Heute erhielt ich das Fish Eye, das ich zum Preis von 27,48 Pfunden hierbekommen habe.
Eine Beschreibung findet Ihr im Anhang.
Die Sendung kam mit Luftpost innerhalb von 10 Tagen.
Das kleine Becken misst 10 x 10 x 10 cm und ist sehr solide verarbeitet.
Wie ich bereits schrieb, ist das Gerät besonders gut geeignet, um den Sitz von Trockenfliegen auf der Wasseroberfläche von unten zu betrachten.
Zu Tests fehlt mir momentan Lust/Geduld - aber nun hab´ ich das Ding erst mal.
Evtl. berichte ich mal über Erfahrungen mit diversen Fliegenmustern bezüglich deren Farbwirkungen in leicht gefärbtem Wasser.
(Auch wenn man wieder darüber schmunzelt - aber in diesem Punkt bin ich hatnäckig und wißbegierig :grin: )
:wink: und >>>>>
Dateianhänge
Fish Eye.pdf
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Wir können den Wind nicht ändern -
aber die Wurfmethode anpassen.
;)
Petri-Heil ~~ Alleweil
Klaus aus Eckernförde
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