Gerades- vs. krummes Öhr

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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Gast

Gerades- vs. krummes Öhr

Beitrag von Gast »

Hab da mal ne Frage :oops

Worin liegt der genaue Unterschied im Lauf einer Fliege, wenn diese auf ein Haken mit einem geraden Öhr, bzw. auf einen Haken mit "abgeknickten" Öhr gebunden ist :q:

Es wurde mal gemunkelt, dass sie eine Fliege, die auf einem Haken mit abgeknickten Öhr sich in eine Richtung drehen soll :-no:

Würde mich mal interessieren :+q: 8+)
Gast

Beitrag von Gast »

Ich höre gerde:

Warte bis morgen, dann kommt die Monsterantwort!!!

Also gedulden wir uns mit dem Antworten auf meine Frage bis morgen Abend :lol: :lol: :lol:
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Jelle
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Beitrag von Jelle »

... überlege mal wie jigköpfe aufgebaut sind und wie diese dann laufen :wink:
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Fynn_sh
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Beitrag von Fynn_sh »

Die Frage finde ich echt mal interessant...
Jelle hat geschrieben:... überlege mal wie jigköpfe aufgebaut sind und wie diese dann laufen :wink:
bin echt die ganze Zeit am Überlegen, aber irgendwie verstehe ich das nicht :oops
Wie laufen Jigköpfe denn? Das ist doch eigentlich kompkett abhängig vom Bleikopf. Wie ein Jighaken ohne Bleikopf läuft weiß ich allerdings nicht...
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Gast

Beitrag von Gast »

hakenbogen nach oben, öhr nach oben gebogen. siehe hier
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Fynn_sh
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Beitrag von Fynn_sh »

Also soll ein nach unten (Richtung Hakenbogen) gekrümmtes Öhr die Fliege Upside Down laufen lassen?

Ahaaaa :grin:
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Gast

Beitrag von Gast »

beim jighaken geht das prizip von öhr und hakenbogen in die gleiche richtung gebogen :arrow: hakenbogen nach oben geöffnet auf.

edit
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Gute Überlegung, aber ohne das Material zu berücksichtigen, kann man das schlecht beantworten.

Um es vorweg zu nehmen, ich habe alle möglichen Hakenformen durchprobiert und mit vielen Materialien gekreuzt, aber so richtigen Aufschluss in Hinblick auf unsere Mefobedürfnisse habe ich nicht gefunden.

Eine Magnus fängt mit geradem und gebogenem Öhr, aber ein abgeschrägtes Öhr kann mit etwas entsprechendem Material eine Magnus zum Trudeln bringen, was man so wollen könnte oder auch nicht. Dazu siehe das Bild Magnusse.

Die Kombination Hakenform und Material lässt einige Tricksereien zu, da ist vor allem das Up-Side-Down-Verhalten zu nennen, wenn die Fliege mit der Hakenspitze nach oben ausgerichtet schwimmen soll. So vermeidet man Hänger oder hakt einen Fisch eher im Oberkiefer. Bei vielen Fischen sinnvoll, wo der obere Maulbereich einen besseren Hakenhalt bietet wie z. B. der Meerforelle, der Meeräsche (die ich noch fangen muss) oder auch bei Fischen, die aus größeren Tiefen zur Fliege kommen, schnappen und sogleich wieder nach unten gehen (wie ein Pollack).

Für das USD verwende ich nur Haken, die mit dem Öhr zur Hakenspitze abgeschrägt sind (wie ein Twister- oder Jighaken). Kommt nun eine Schwinge aus einem luftspeichernden Material unter den Haken, also die Seite wo die Spitze sitzt, und eine Beschwerung auf die Hakenoberseite, so wird die Fliege höchstwahrscheinlich USD schwimmen. Dazu siehe das Bild der Red Tag USD.

Wird als Material auch Schaumstoff verwendet, wie bei der Booby Fly zum Angeln im Pu.., kann man einen Haken mit nach unten abgeschrägtem Öhr nehmen, muss man aber nicht. Hierzu verwende ich eher einen sehr dünnen und leichten Gamakatsu mit geradem Öhr, die Augen aus Schaum werden so eingebunden, das zwei Drittel zur Hakenspitze zeigen und die kleine Schwinge aus Polar Fuchs bringt sie endgültig in die USD-Position. Aber nicht ganz, denn durch das gerade Öhr trudelt sie schöner. Dazu siehe Bild Booby.

Ein Popper aber, die an der Leine einfach so natürlich wie möglich laufen sollen, der kommt auf einen Haken mit geradem Öhr und wird natürlich auch mit einem Loop am Vorfach angeknotet. Hätte der Haken ein nach unten gebogenes Öhr, hätte das einen deutlichen Einfluss auf den Popper, er zieht tiefer in die Oberfläche, insbesondere, wenn ein sinkendes Fluocarbonvorfach davor hängt. Die seitlichen Bewegungen werden unterdrückt und er spielt weniger auffällig. Dazu siehe den Popper aus einem vorgefertigten Schaum.

Ein weiterer Trick für Haken mit gebogenem Öhr, bzw. ein schönes Musterbeispiel dazu, ist der Honey Shrimp. Er soll USD laufen und sinken, aber das gebogene Öhr bietet einen zweiten Vorteil, der sich auf viele Fliegen übertragen lässt: das am Öhr überstehende Material steht vom Öhr ab und bildet sowas wie eine kleine Schaufel, eine Kelle aus Fibern, die Druck im Wasser erzeugt. Dazu siehe Bild Honeys, einmal mit und einmal ohne „Schaufel“.

Dieses Bindeprinzip ist auch übertragbar auf andere Muster wie z. B. eine Fischchenfliege. Die schwimmt zwar andersrum, aber wenn hier eine Portion des Körpermaterials gegenüber des abgeschrägten Hakenöhrs eingebunden wird, so verdrängt sie mehr Wasser, macht mehr Druckwellen und reizt mehr.

Einen Vorzug des gebogenen Öhrs rede ich mir immer selbst ein, denn bei einer Fliege mit unter den Haken gebundenen Kugelaugen meine ich, ihr Sinkverhalten, bzw. Jiggen, wäre schneller und besser. Es ist wohl kaum schneller, aber eine Fliege, die richtig jiggen soll, läuft so besser und stabiler, finde ich.

Zu guter Letzt eine Fliege mit angehängtem Schwänzchen, meine Zanderfliege, die sich bewährt hat. Der Haken hat ein gerades Öhr und der Loop lässt ihr freies Spiel. Der hintere Körper hängt an dünnem Dynnema und spielt mit der Strömung (beim Fischen im Fluss), das Schwänzchen zieht den vorderen Körper, beeinflusst ihn und das gerade Öhr macht alles mit, was verlangt wird.

Viele Überlegungen, viele Tests, das Material, der Schwerpunkt und der gesamte Aufbau einer Fliege haben einen gemeinsamen Einfluss. Das Laufverhalten einer Fliege bestimmen wir aber letztlich selbst, unseren Lieblingshaken müssen wir auch selbst finden.
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Illex
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Beitrag von Illex »

Einfach nur WOW :o

Vielen Dank Mirko für diese wahnsinnig informativen Antwort auf Sebis Frage, die sich wohl auch viele andere stellen(gestellt haben) ;)
Ich werd sie mir wohl noch nen zweites und drittes mal durchlesen müssen, aufgrund der Masse an Informationen :D

mfg Tristan
Entweder das Fischen oder ich, entscheide dich!---Schatz, wo sind meine Watschuhe?
Gast

Beitrag von Gast »

Illex hat geschrieben:Einfach nur WOW :o

Vielen Dank Mirko für diese wahnsinnig informativen Antwort auf Sebis Frage, die sich wohl auch viele andere stellen(gestellt haben) ;)
Ich werd sie mir wohl noch nen zweites und drittes mal durchlesen müssen, aufgrund der Masse an Informationen :D
Das bestätige ich hiermit :+++: :wink:

Hat sich gut gelesen, und ich weiß jetzt auch endlich, warum die Honey Shrimp auf einen Haken mit gebogenem Öhr gebunden wird 8)

Danke vielmals Mirko :+++:
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Naja, Jungs, das war nur ein sanftes Kratzen an der Oberfläche ;)

Und sicherlich ist das nur meine Meinung und Erfahrung, was auch nicht immer stimmen muss. Ausprobieren, heißt immer die Devise, bis man selbst von einem Muster überzeugt ist.

Beim Honey Shrimp kann man zudem den Haken leicht biegen, bei jedem USD-Muster natürlich auch, um eine noch bessere Haltung zu erreichen. Im Thread Honey Shrimp ist auch ein Bild des blanken Hakens mit Beschwerung. :wink:
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