hatten mir vor längerer Zeit bei ebay für ein paar Euros das folgende Buch gekauft
"Das Angeln im Meer vor westdeutschen Küsten" Band 1 + 2, Verlag Paul Parey, Autor Carl Werner Schmidt-Luchs, geschrieben 1968
- Bd. 1 "Fische, Angelmethoden und sportliche Ausrüstung"
- Bd. 2 "Angelplätze an der Küste und auf See"
(hier sind derart detaillierte Karten drin, ganz erstaunlich, da kann keiner der aktuellen Angelführer mithalten - z.B. Flensburger Förde, Geltinger Bucht ...)
Die Tage habe ich da endlich mal etwas genauer hineinschauen können und war erstaunt im Band 1 auch einiges über das Angeln auf Meerforelle zu finden. Erstaunlich ist, was damals schon bekannt war. Nachfolgend einige Zitate, die ich mal zum Schmunzeln weiter geben möchte:
- S. 115 zeigt eine kleine Tabelle mit MeFo-Fängen zw. 1962 - 1966 mit Gewichten von 10 - 20 Pfund
Zitat "Diese Liste ist nicht vollständig, denn viele Meerforellenangler umgeben sich mit einer Mauer des Schweigens, geben ihre Fänge und Fangorte nicht bekannt und machen nur vage Angaben. Dem Verfasser wurden aus einem Angelbezirk eine regelrechte Autoverfolgungsfahrt bekannt, die neugierige Angler bei einem erfolgreichen Meerforellenangler aufnahmen."
- S. 117 Zitat: "Entlang der Ostsee gibt es schon seit langem eine spezielle Meerforellenangelei. Früher waren es nur wenige, nahe der Küste wohnende Angler, die diese regelmäßig ausüben konnten. Heute, im Zeitalter der Motorisierung, suchen immer mehr Angler auch entlegene Küstenabschnitte auf und berichten von ganz erstaunlichen Fängen." ... "Angler Paul Zeidler berichtet von 14 Meerforellen, die von drei Anglern an einem Tag in einem eng begrenzten Küstenabschnitt erbeutet wurden." ... " Zwei Brüder sollen an der Küste der Insel Bornholm sogar innerhalb eines Jahres über 200 Meerforellen gefangen haben." ... "Paul Zeidler aus Flensburg faßt seine dreißigjährige Erfahrungen so zusammen: Auf einen erfolglos durchfischten Tag kommt ein erfolgreicher."
- es folgt eine exzellente Beschreibung bzgl. optimaler Gegebenheiten für Angelplätze (Steingründe, Blasentang, Wassertemperaturen etc.)
- dann folgt die Beschreibung von zwei Angelmethoden: Spinnfischen und Fischen mit dem lebenden Köderfisch (Tobis, Grundeln, ...
- S. 121 Zitat: "Die Methode des Spinnangelns wird bestimmt durch das eigenartige Verhalten des Fisches, dem Köder dauernd nachzulaufen, ohne anzubeißen. Diese in allen Gewässern gemachte Beobachtung hat zu einer besonderen Technik geführt. Der eingeworfene Köder wird ruckweise sofort nach dem Aufschlagen eingeholt und man bleibt ständig bestrebt, den Köder in der Nähe der Wasseroberfläche zu halten. Ab und zu sollte der Köder sogar einen kleinen Sprung über das Wasser vollführen. Kann man nachfolgende Forellen beobachten und beißen diese nicht an, so empfiehlt sich ein plötzliches Absinkenlassen des Köders bis auf den Grund. Die mißtrauische Forelle verliert bei einem solchen Manöver häufig alle Scheu und stürzt dem Köder nach, um ihn am Grund zu packen. Diese Köderführung ahmt das Verhalten der Sandspierlinge nach, die einem Raubfisch dadurch zu entkommen suchen, daß sie zum Grund hinabschießen und sich im Sand vergraben."
Zum Lachsfischen steht nicht ganz so viel drin. U.a. wird die Methode der Fischer der Langleinen-Fischerei beschrieben und über zukünftige Methoden der Sportfischerei auf der Ostsee mit dem Boot spekuliert, der Autor schreibt dann folgendes
- S. 89/90 Zitat: "Der Verfasser glaubt jedoch zuversichtlich, daß die ständige Entwicklung zu immer mehr Freizeit und besserem Verdienst, das stets größer werdende Angebot an preiswerten, gebrauchten, seetüchtigen Fahrzeugen eines Tages auch die ersten organisierten Fangfahrten auf Lachs möglich machen werden. Und die Aussicht während einer solchen Fahrt einen 10, 20 oder gar 30 Pfund schweren Lachs erbeuten zu können, wird jederzeit eine große Verlockung für Angler darstellen."
--> ganz schöner Weitblick der Mann, wie gesagt 1968 geschrieben
Abschließend mein Lieblingszitat, S.119 - Leidenschaft Meerforellenfischen
"Das Dahinwandern entlang der Ufer, ob nun mit oder ohne Watstiefel oder Wathose bietet vor allem außerhalb der Badesaison besonderen Reiz, der von der Einsamkeit und Großartigkeit der Küstenlandschaft und dem unendlich weiten Meer noch gesteigert wird. Hier spürt der sensible Angler etwas von dem, was er sonst nur im Binnenland an den wilden, unberührten und einsamen Forellenbächen findet. Die Pirsch auf die Meerforelle übt einen Zauber aus, der ganz im Gegensatz zu den sonst mehr rustikal zu nennenden Angelmethoden der Küstenregion steht. Sie bietet Jagd und Sport im besten Sinne, ganz abgesehen von der reichlichen Bewegung an frischer Luft, die auch nach erfolglosen Angelstunden den Körper mit Frische und Glücksgefühl durchströmt. Meerforellenangler sind keine Topfangler. Hier ist nicht mehr der Fisch der reine Zweck des Tuns, sondern Teil eines harmonischen Ganzen, das sich aus Spannung, Bewegung und Freiheit in von Menschhand fast unberührt belassener Natur zusammensetzt."
Kann man die Leidenschaft Meerforelle besser ausdrücken ?! Wenn man das mit heutigen Büchern und Artikeln in Angelzeitungen vergleicht, ist uns irgendwie etwas verloren gegangen ... :l:
In diesem Sinne - Gruß
Micha
PS: @Mods: da das Buch nicht mehr verfügbar ist und alle Zitate ausgewiesen sind, denke ich, es sollte kein Problem darstellen, dat ma hier so aufzuführen ?!






