30m Wurfweite an der (Meerforellen)Küste ?

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Bernd Ziesche
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30m Wurfweite an der (Meerforellen)Küste ?

Beitrag von Bernd Ziesche »

Einige Erlebnisse, die ich gerne mit Euch teilen möchte, und die vielleicht dem einen oder der anderen ein wenig Mut machen oder etwas mehr Sicherheit für das Küstenfischen geben !?

Am 2. Oktober fuhr ich mit 4 Gleichgesinnten an die Küste zum Meerforellenfischen nach Dänemark. Ziel war die Küste direkt nach der Grenze am kleinen Belt. Wir reisten gegen Abend an. Nachdem wir unser Gepäck im Ferienhaus eingeräumt hatten, ging es zunächst an das gemeinsame Fliegenbinden. Alle 4 Kollegen hatten keinerlei Erfahrungen im Fliegenbinden, und so band ich jeweils parallel mit Ihnen Ihre ersten selbstgebundenen Fliegen. Wir banden entsprechend einfache Muster, und die Ergebnisse ließen sich durchaus sehen.
Nach dem Binden hielt ich einen Vortrag über das Fliegenfischen an der Ostseeküste. Voller Erwartungen auf den kommenden Tag gingen wir schließlich schlafen.
Am nächsten Morgen ging es gleich nach dem Frühstück ab auf die Wiese zum gemeinsamen Wurftraining. Keiner der 4 Kollegen hatte bisher den Doppelzug probiert oder verfügte über signifikante Erfahrungen im Fliegenfischen. Insbesondere im Fangen eines Fisches mit der Fliegenrute fehlte die Erfahrung gänzlich.
Das beinahe dreistündige Wurftraining beendeten wir damit, daß ich den zappelnden Fischen auf der Wiese spielte.
Es zeigte sich schnell, wie schwer es ist, bei seinem ersten Fisch die Schnur kontrolliert freizugeben, wenn dieser Schnur nimmt.
Ebenso ist es immer für einen Einsteiger schwer, den stetigen Kontakt zum gehakten Fisch zu halten.
Das Werfen war natürlich nach 3 Stunden längst noch nicht perfekt. Und so entschied ich mir für die Montage einer 0,30mm Vorfachspitze.
Eine weise Entscheidung, wie sich später zeigen sollte.
Nun fuhren wir ans Wasser. An der ersten Stelle lief eine leichte Strömung. Perfekte Bedingungen. Wir fischten 2 Stunden. Doch keiner von uns konnte einen Anbiß verzeichnen. Das Werfen war hüfttief im Wasser stehend natürlich bedeutend schwieriger als wie auf der Wiese stehend, und so traten doch einige Schwierigkeiten beim Werfen auf. Nach 2 Stunden war die Luft erst einmal raus, und ich schlug eine Mittagspause vor.
Wir fuhren zum Ferienhaus zurück, und stärkten uns mit einem ausgedehnten Mittagessen.
Danach ging es mit frischem Elan zurück zur Küste. Diesmal fuhren wir eine andere Stelle an.
Ich positionierte meine 4 Kollgen auf einem schönen, großen Blasentangfeld.
Nachdem ich Ihnen eine Weile helfend unter die Arme gegriffen hatte, entschied ich mich, etwas abseits die Küste entlang zu fischen und die Meerforellen regelrecht zu suchen.
Es dauerte nicht lange, und ich hatte eine kleine Meerforelle gelandet. Darauf hin holte ich meine 4 Kollegen. Einer von Ihnen positionierte sich genau dort, wo ich gerade die kleine Meerforelle zurückgesetzt hatte. Er bekam auf den dritten Wurf einen Hänger dicht vor seinen Füßen, der sich plötzlich zu seiner unverkannbaren Überraschung in Bewegung setzte.
Was nun folgte war ein dramatischer Drill. Mein Kollege hielt seine Rute in der einen und seine Schnur in der anderen Hand, während ich ihm die überhängende Schnur auf die Rolle kurbelte. In den folgenden 15 Minuten stand ich Ihm mit Rat und Tat zur Seite und konnte am Ende den ausgedrillten Fisch mit der Hand an der Oberfläche greifen.
Seine erste Meerforelle maß 56cm und war in Topkondition. Petrie Heil - was ein schöner Moment !
Die anderen 3 Kollegen fischten weiter auf dieser Stelle.
Ich suchte noachmals weiter abseits nach weiteren Fischen.
Und tatsächlich plötzlich folgte eine große Bugwelle meiner Fliege auf einiger Distanz vor mir. Ich hob die Fliege ab und legte mein Gerät an Land. Ich rannte zu den 4 Kollegen zurück und holte mir die zwei Youngsters unserer Gruppe mit 17 und 18 Jahren, um mit Ihnen an jene Stelle zurück zu rennen.
Der eine von beiden warf mit der linken Hand und der andere mit der rechten Hand. Somit sorgte der seitlich kommende Wind bei einem der Jungs für einige Schwierigkeiten beim Werfen. Ich bot meine Hilfe an.
Er nahm sie dankend an, und so warf ich seine Rute aus, und er strippte die Schnur wieder ein. Teamwork - und auf den dritten Wurf erfolgte promt ein vehementer Anbiß. Ich stand hilfreich zur Seite und plötzlich schreit der zweite der beiden Jungs laut auf.
Ich drehte mich um, und direkt neben mir stand er - mit seiner Rute krumm bis ins Handteil.
Es war sofort klar, wer hier die Meerforelle dran hatte, die ich wohl hinter meiner Fliege her hatte. So entschied ich mich dem zweiten Youngster zu helfen und sprach dem ersten, welcher seinen ersten Fliegenrutenfisch ohnehin beinahe ausgedrillt hatte noch den nötigen Mut zu.
Es folgte ein dramatischer Drill. Wieder half ich die überhängende Fliegenschnur aufzukurbeln.
Der andere der beiden Jungs hatte indessen seine erste Meerforelle mit knapp 40cm gelandet und ließ diese wieder schwimmen.
Nach sicher 20 Minuten spannendem Drill konnte ich dem überglücklichen Fänger seine erste Meerforelle mit der Hand landen.
Was für ein erster Fliegenrutenfisch ! 57cm und wahrlich in Topkondition.
Alle 4 Kollegen fischten dann weiter auf dieser Stelle, und es daurte nicht lange und der selbe Youngster, welcher schon einmal mächtig zugeschlagen hatte, stand abermals mit deutlicher Biegung in seiner Rute vor mir. Was folgte war wieder ein dramatischer Drill. Diesmal waren wir beinahe ein perfekt eingespieltes Team. Und nach gut 20 Minuten konnte ich abermals einen tollen Fisch für unseren 17 jährigen Youngster landen.
59cm und Topkondition !
Was ein Tag ! Schöner können Momente nicht sein. Solche Eindrücke vergißt man wohl niemals.
Ich weiß nicht, wer mehr Adrenalin im Blut hatte, unser Youngster oder ich ?!
Am Ende hatten wir 12 Meerforellen binnen 3 Stunden gelandet.
Am späten Nachmittag klappte das Werfen der 4 Kollegen immer besser. Aber über die 20m Marke kam an diesem ersten Tag keiner gesichert hinaus. Das ist klar.
Doch gerade die guten Meerforellen hatten allesamt unmittelbar im Flachen vor der Rute angebissen.
Sicher ich sollte fairer Weise erwähnen, daß ich nicht zuletzt aufgrund der weit höheren Wurfweite die meisten Meerforellen an diesem Tag hakte. Aber darum geht es ja nicht. Entscheidend war, daran zu glauben, daß die Meerforellen nicht irgendwo weit draußen als vielmehr im ganz nahen Uferbereich zu fangen sind !
15m Wurfweite reichen für diejenigen, welche daran glauben aus. Für diejenigen, die nicht daran glauben, reichen auch 30m Wurfweite oft nicht aus, um einen Fisch zu fangen.
Natürlich sollte man die richtigen Stellen kennen. Und es gibt Unterschiede.
Aber unterm Strich ist die schlichte Wahrheit die, daß man an den allermeisten Stellen die Meerforellen weit dichter unter Land fangen kann, als das viele von uns wahr haben wollen !
In diesem Sinne viel Glück und keine Angst vor der Weite des Meeres !
Gruß,
Bernd

p.s. Erstaunlich übrigens, wie haltbar ein 0,30 mm Vorfach mit 10 Knoten darin im Vergleich zu einem 0,25mm Vorfach immernoch ist. Und scheu sind die Meerforellen meiner Erfahrung nach eher selten, wenn sie den nehmen wollen.
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Oliver

Beitrag von Oliver »

Klasse Bericht Bernd
diesen Tag werden die anderen nie vergessen :+++:
Gnilftz

Beitrag von Gnilftz »

Schöner Bericht :+++:
Die Jungs sind garantiert angefixt! :+++:
Aber der Wurflehrer und Guide muss ja ganz schön rennen am Strand. :lol:

Greetz
Heiko :wink:
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Jelle
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Beitrag von Jelle »

Klasse :+++:

nur ein bild der fängigen fliegen fehlt :oops
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nordfan
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Beitrag von nordfan »

Hallo Bernd,

da hast du dich ja ordentlich ins Zeug gelegt. :+++:
Die Eleven waren mit Sicherheit beeindruckt.

Und was du schreibst, stützt ja auch so manche Erfahrung
- die Fische stehen vor unseren Füßen - ;)

Schöner Bericht! :+++:

Gruß
Peter :wink:
Ich sitze meinen Stein gern platt!
Er duldet mich.
Nicht immer sitzt ein netter Arsch auf mir, sagt mein Stein!
Gast

Beitrag von Gast »

Immer wieder schön zu sehen,wenn ein guter Fang das Lächeln auf die Gesichter zaubert. :l:
Und aussergewöhnliches Glück,mit solch blanken Fischen plus Hornhecht im Oktober auf Fünen.
Gruß,Heiko :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

Sehr schöner Bericht und klasse Sache das! :+++:
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Jelle hat geschrieben:Klasse :+++:

nur ein bild der fängigen fliegen fehlt :oops
Hoi Jelle !
Siehe hier:
http://www.leidenschaft-meerforelle.de/ ... c&start=30
Zwei Meerforellen bissen auf einen Muddler Minnow an der Sinkleine gefischt. Alle anderen bissen ausnahmslos auf jene Fliege dem obigen Link folgend, welche meine Box füllt.
Schwanz: braunes Fuchshaar + zwei Streifen Flashabou, Kettenaugen unterm Hakenschenkel eingebunden, braunes Dubbing um den Körper, eine braune Hechel über den Körper gewickelt und fertig. Vorne etwas Bleidraht eingewickelt.
Ich schaue mal, ob ich ein Bild auf dem Rechner habe.
Gruß,
Bernd
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

einer der Momente
@Heiko: "angefixt" :+++: Das passt !
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Beitrag von Mefo-Sucher »

.. klasse!! :l:
Gruß Mefo-Sucher :-D
:::::::::::::::::::::
... aus Freude am Fisch.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Bernd,

sehr schöner Bericht - kann mit den Neulingen an der Fliegenrute (bin ich ja auch)
absolut mitfühlen !!
Das motiviert ... :+++:

Gruß
Micha ;)
Midge

Beitrag von Midge »

Moinsen Bernd,
Superbericht :+++: :+++: :+++: und klasse Foddos
Und Deine Erfahrung, daß die Forellen sehr häufig VOR den Füßen stehen habe ich auch gemacht, nachdem ich mal einen schönen Fisch 'vertrampelt' habe, weil ich ja die Fische 'weit draußen' fange..... seitdem werfe ich erstmal vom Strand die verdächtigen Stellen an und erst danach wird gewatet... :+++:
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Moin Midge :wink:
Es hat sich noch etwas verändert über die Zeit, in der ich an der Küste unterwegs bin. Es gibt heute sehr viele Tümmler (Schweinswaale) in vielen Bereichen der Ostsee.
Wenn die in Massen auftreten, findet man die Meerforellen oft sehr sehr dicht im flachen Wasser. WO sollten sie auch sonst in aller Ruhe fressen können, ohne den oder die Tümmler zu fürchten?
Das ist mir oft aufgefallen, daß die Tümmler die Meerforellen ins Flache verdrängen.
Zwar kommen einzelne Tümmler schon auch einmal sehr flach, aber meistens sind sie doch eher etwas weiter draußen.
Und gerade die älteren Meerforellen haben bereits "gelernt"!
Gruß,
Bernd
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Midge

Beitrag von Midge »

jepp, genau so habe ich das auch beobachten können, immer wenn es weiter draußen 'Tümmelt' :grin: stehen unsere silbrigen Freunde dicht unter Land oder hinter großen Steinen etc..
schönes Drillfoto :+++:
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Mattes36
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Beitrag von Mattes36 »

Hallo Bernd,

sehr schöner Bericht und tolle Fotos! Die Begeisterung auf den Gesichtern und die "schwergewichtige" Rückenlage im Drill - herrlich :+++:

Die langen Drillzeiten von 15-20 Minuten haben mich bei der Fischgröße ziemlich überrascht :o ... benötigst Du auch so lange?
Bernd Ziesche hat geschrieben:Schwanz: braunes Fuchshaar + zwei Streifen Flashabou, Kettenaugen unterm Hakenschenkel eingebunden, braunes Dubbing um den Körper, eine braune Hechel über den Körper gewickelt und fertig. Vorne etwas Bleidraht eingewickelt.
Kommt mir igendwie bekannt vor :oops ... unser zusammen gebundenes Muster wird neben dem Stammplatz in meiner Box auch noch ein paar Brüdern und Schwestern bekommen ;) ... vielen Dank nochmal für den schönen Tag in Berlin!

Gruß, Matthias
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