Wo fange ich an?
Es war einmal ein angehender Fliegenfischer. Ich nenne ihn mal Herr R. aus K. Mit 8 Jahren wünschte er sich aus unerklärlichen Gründen eine Fliegenfischerausrüstung. Die Rute hat er noch heute.
Dann als Jugendlicher wurde der heimatliche Bach sauberer und unerwartet tauchten riesige Regenbogenforellen auf. Später folgten mit zunehmender Verbesserung der Wasserqualität, wie in vielen anderen Fällen auch, Äsche, Bachforelle und Barben.
Nach ein paar glücklichen und erfolgreichen Jahren waren die Mädels und der Fußball verlockender, aber mit Ende 20 kam er wieder zum Fliegenfischen. Er entwickelte sich zu einem guten, soliden Bachfischer, der auch in der Eifel, Bayern und Österreich verschiedene Gewässer erfolgreich befischt hat. Seine Würfe sind beneidenswert und seine Ausdauer und sein Ehrgeiz vorbildlich.
Ich lernte Herr R. im Verein kennen. Wir gingen regelmäßig mit Freunden fischen und verreisten einmal pro Jahr an verschiedene Gewässer. Heute ist er einer von meinen zwei besten Freunden.
Angeregt von den Artikeln über das Meerforellenfischen, hatte sich die Sehnsucht auch mal auf die Silberbarren zu fischen, bei ihm festgesetzt. Einfach so kaufte er sich von einigen Jahren eine 790 Sage one samt passender Rolle und Schnüren.
Gelegentlich fragte er mich und meinen anderen besten Freund, ob wir Interesse an einer Meerforellentour hätten. Wir waren aber nicht ganz so begeistert, weil wir beide unabhängig voneinander das Los des Meerforellenfischens schon kennen lernen durften: 1 Woche stramm und ausdauernd fischen = 1 - 3 Meerforellen von 40 bis 50 cm und ein paar kurze Kontakte und Rupfer sind ja für Auswertige schon ein überdurchschnittliches Ergebnis. Für mich persönlich nicht so ganz befriedigend.
2015 fuhren ich und mein anderer bester Freund zum ersten Mal an die Glomma nach Norwegen und zumindest ich habe dort mein fischereiliches Paradies gefunden. Der Fluss ist perfekt zum Fliegenfischen auf meinen Lieblingsfisch die Äsche. Auch gibt es im Umkreis einer Stunde mit dem Auto so viele gute Möglichkeiten mit der Fliegenrute zu fischen, dass ich noch etliche Jahre brauchen werden um nur die Hälfte der Möglichkeiten befischt zu haben. 2018 war auch Herr R. aus K. mit dabei, sowie auch 2022.
Mein Vorschlag um auf den Wunsch von Herr R. einzugehen, war wie folgt: Wenn wir die Schnellfähre nach Norwegen nehmen, könnten wir in Dänemark übernachten und ein paar Tage auf Meerforellen fischen. Mir persönlich gefiel dies sehr, selbst wenn ich wenig oder nichts fangen würde, da mir die Stimmung an der Ostsee mit der rauhen Küste, den vielen Vögeln, Schweinswalen und Robben sehr gut gefällt. Zu Mal der Fangerfolg in Norwegen noch kommen sollte.
Im Herbst 2022 wurde dann geplant: Mitte Juni nach Dänemark, Ziel war der kleine Belt, da es dort meist ordentlich strömt und auch bei warmem Wasser reelle Chancen für den Fang von (einer) Meerforelle besteht. Schnell war eine gemütliche Hütte auf einem größeren Campingplatz gefunden. Über den Winter wurde aufgerüstet. Herr R. durchsuchte das Internet, zog sich ein Video nach dem anderen rein, fing an passende Muster zu binden und hat sich in die Danevirke verliebt. Beste Grüße an Frank Carstensen soll ich ausrichten. Von denen er, neben noch ein paar anderen Muster etliche gebunden hat.
Anreise und Einzug in die Hütte klappte perfekt, dann in der Nähe des Campingplatzes einen geeigneten Strand mit Blasentang und Steinen gefunden und bis zu Dämmerung noch ein paar Stunden gefischt. Im Nachhinein war der Platz nicht ganz ideal, aber wir haben Schweinswale gesehen und die tolle Stimmung am Meer genossen.
Für den nächsten Tag war der Besuch eines richtigen Meerforellenstrandes aus einem Führer geplant. Also standen wir am nächsten Morgen dort und fischten uns locker vom Parkplatz weg. Beste Bedingungen: leichter Wind, nicht zu warm und klares Wasser. Aber außer ein paar Erfolg versprechender Zupfer konnten wir bis zum Mittag keinen Erfolg aufweisen. Abends nach einem guten Essen dann der zweite Versuch. Nach einer Stunde hatte Herr R. aus K. seinen großen Auftritt: Biss, Anschlag, ordentliche Gegenwehr und entschneidert. Eine 50er Meerforelle im sommerlichen Kleid brachte einen Glanz und Lächeln in sein Gesicht, welcher mich eigentlich hätte stutzig machen sollen. Egal. Mit Enthusiasmus fischten wir weiter und Herr R. wurde noch mit einer 45er Meerforelle und einem mittleren Hornhecht beglückt. Ich selbst konnte spät am Abend eine 45er fangen und mein anderer bester Freund hatte zu mindest einen heftigen Kontakt.
Abends wurde es in der Hütte spät, wir waren glücklich und zufrieden über den Fang. Am nächsten Tag ging es wieder an den Strand, mittlerweile mit auflandigem Wind, der über den Tag stärker wurde. Meine Wurfkünste sind für solch einen Wind nicht so richtig geeignet und auch die höher werdende Brandung brachte mich ganz schön aus dem Gleichgewicht. Nicht so bei Herr R. und meinen anderen besten Freund. Tapfer fischten sie an einer Stelle mit etwas mehr Sand für besserem Stand und tieferem Wasser in Reichweite ihrer Würfe. Nach einiger Zeit hatte Herr R. eine weitere 45 er Meerforelle, aber auch mein anderer bester Freund konnte seine erste Forelle der Tour fangen.
Die weitere Reise nach Norwegen verlief wie gewohnt sehr erfolgreich.
Zu Hause lief dann die Planung für 2024 an. Leider konnte mein anderer bester Freund das Jahr nicht mit uns fahren.
Herr R. aus K. und ich richteten uns Ende Juni auf einer kleinen Insel ein. Schnell war das Gerödel ausgepackt und ab zum Wasser. Da es rund um die Insel etliche gute Stellen gibt, fingen wir mit der naheliegenden an: Am Leuchtturm geparkt und los gewandert. Nach einigen hundert Meter fanden wir eine kleine Spitze mit einer traumhaften Strömungskante. Der mittlere Südwind zog gegen die starke Strömung, sodass sich hinter der Spitze ein großes Konterwasser gebildet hat. So jetzt nimmt das Drama seinen Lauf. Herr R. aus K. stellt sich an die Spitze und wirft, bestückt mit seiner aus dem letzten Jahr erprobten Danevirke, seine Intermed-Leine quer zur Strömung. Warum soll ich es spannend machen: 12 Wurf 3 Meerforellen, die ersten beiden untermaßig, aber die Dritte war eine gute 48er. Hätte er nicht seine Hakenspitze in den Kiesel hinter sich verloren, wäre nach ein paar weiteren Würfen noch eine größere Meerforelle dazu gekommen. Herr R. aus K. befand sich im Meerforellenparadies. Bei mir selbst gab es nur einen Rupfer auf ein bewährtes Garnelenmuster, dass ich von Achim Stahl geschenkt bekommen habe. Der weitere Abend verlief aber erfolglos. 2 Schweinswale kreuzten längere Zeit vor uns und der kleinerer davon tauchte plötzlich mit einem lauten Ausatmen nur 3 m vor Herr R. auf. Da war der Schreck auf beiden Seiten groß.
Auf dem Rückweg versuchte ich Herr R. davon zu überzeugen, welches seltene Glück sein Fangergebnis war. Aber so richtig glaubte er es mir nicht.
Am nächsten Tag ging es morgens an einen anderen Strand. Trotz intensivem Fischen gab es nur einige Zupfer bei uns beiden.
Nachmittags drehte der Wind auf West und wir fischten uns den Windzugewandten Strand in der Nähe unserer Wohnung hoch. Ich mittlerweile mit Spirolino, aber Herr R. fische weiter mit der Fliegenrute. In einiger Entfernung fand Herr R. eine reichstrukturierte Stelle mit einer mittleren Strömung gegen den Wind. Nach einer Stunde hatte er eine weitere 50er Meerforelle, einen heftigsten Kontakt und ein paar Rupfer., natürlich alles auf Danevirke. Bei mir: Nur ein Zupfer.
Nach dem Mittagessen hat die Strömung gedreht und am Anfang der Strecke eine schöne Trübungskante in etwa 20 m Entfernung gebildet. Dort fing ich dann meine 40er Meerforelle mit Spirolino und Danevirke. An dem Abend hatte auch ich ein Lächeln im Gesicht.
Da der Wind mittlerweile doch recht heftig war, beschlossen wir den Abend auf der Windabgewandten Seite locker ausklingen zu lassen. Wir fuhren zu einem netten, weitläufigen Strand mit glattem und klarstem Wasser, mit reichlich Blasentang am Rand, dahinter eine schmale Sandfläche, die in Seegrasfelder übergeht. Problem: Der Wasserstand war wegen dem starken Westwind auf mindestens – 50 cm gesunken. Herr R. aus K. sieht sich das ganze an, geht halb rechts zu einer angedeuteten Spitze und fängt an zu fischen. Natürlich mit Danevirke, obwohl ich ihm versicherte habe, dass die Danevirke nicht so die ideale Fliege für solche Bedingungen ist. Egal, nach ein paar Würfen stellte sich ein netter Schwarm Meerforellen vor seinem Standplatz ein. Eine weitere 50er Meerforelle wollte unbedingt seine Danevirke haben, dazu noch ein paar Ringe an der Wasseroberfläche und einige der obligatorischen Zupfer. Bei mir 50 m weiter an einem genauso schön strukturreichen Platz: Nix. Am Abend war ist doch etwas niedergeschlagen.
Zum Glück hatte ja immer noch Norwegen vor mir.
Am nächsten Morgen das ganze Gerödel verpackt, mit der Fähre zum Festland und noch Mal den Strand von 2023 besucht. Der schwere Oststurm im Herbst 23 hatte einiges verändert, aber es gab reichlich geeignete Strukturen. Wir konnte einige Oberflächenaktivitäten ausmachen, die meiner Meinung eher von kleineren Fischen verursacht wurden. Bei leichtem seitlichem Wind aus Südwest, kleinen Wellen und klarem Wasser waren wir optimistisch noch etwas fangen zu können. Herr R. fängt in der Nähe des Parkplatzes an, um mir die gute Stelle von 2023 zu überlassen.
Mit einer für ihn ungewöhnlichen Experimentierlust knotete er eine Garnelenfliege an, die er teilweise aus den Haaren seines verstorbenen Australian Shepherd „Bobby“ gebunden hat. Sie schwamm noch auf und nach einem kleinen Zupf, wurde sie schon attackiert. Daneben! Leider gab es keine weiteren Aktionen darauf. Herr R. erinnert sich nach einiger Zeit an seine Danevirke und nach einer Stunde krönt er seine zweite Meerforellentour mit einer weiteren 50er, vielleicht auch 55er Meerforelle.
Mir bliebt zumindest Norwegen.
Bei der langen Fahrt und abends auch auf der Fähre dreht sich das Gespräch fast ausschließlich um die reichlichen Fänge bzw. meinen Fang der letzten Tage. Nach einigem Rechnen und etwas Überlegen kamen wir zum Schluss, dass Herr R. höchsten 200 Würfe für eine Meerforelle braucht.
Ach ja: Norwegen war wieder Mal toll und hat mir wieder zu einem stabilen Gemütszustand verholfen.
Nur in den langen Gesprächen bei der Rückreise hat Herr R. mehrere Male geäußert, dass ihn Lachsfischen auch schon reizen würde.
Ich weiß nicht, ob ich das durchstehen würde.
Wer ist wohl Herr R. aus K.?
Tschüss, Kurt
Die Meerforelle, Fisch der tausend Würfe! Aber nicht für jeden!!!
Die Meerforelle, Fisch der tausend Würfe! Aber nicht für jeden!!!
Zuletzt geändert von Kurt Mack am 06.08.2024, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Die Meerforelle, Fisch der tausend Würfe! Aber nicht für jeden!!!
Dankeschön Kurt für mitnehmen, habe ich gern gelesen, gern mehr davon, aber wer mag wohl
Herr R. aus K. sein?
Gruß Rudi


Gruß Rudi

- Ponti
- Meerforellenschneider 2011
- Beiträge: 572
- Registriert: 16.02.2008, 15:46
- Wohnort: Hamburch / Harburch /Ecktown
Re: Die Meerforelle, Fisch der tausend Würfe! Aber nicht für jeden!!!
Hätte Herr R aus K den anderen Beitrag geschrieben, hätte ich dich jetzt gefragt, ob ihr zufällig ne Tafel Schokolade vermisst
Schöne Geschichte
Bei mir ist es gefühlt der Fisch der 20000 Würfe

Schöne Geschichte
Bei mir ist es gefühlt der Fisch der 20000 Würfe
Gruß Tobi
Dumm ist der, der dummes tut
Dumm ist der, der dummes tut
- Frank Carstensen
- Beiträge: 3468
- Registriert: 26.04.2007, 13:18
- Wohnort: Kappeln
- Kontaktdaten:
Re: Die Meerforelle, Fisch der tausend Würfe! Aber nicht für jeden!!!
Danke, Grüße zurück.

Grüße // Frank