meine 5 Tage Urlaub an der Ostsee sind rum und ich reise mit gemischten Gefühlen wieder nachhause.
Ich konnte eine schöne Meerforelle um die 60cm fangen, habe eine verloren und zwei Bisse einfach verpatzt

Was nach einer tollen Zeit klingt, wird durch einige Ergnisse leider etwas eingetrübt.
Nummer 1, die Maßlosigkeit.
Es gab Szenarien, bei denen im Übermaß Fische entnommen wurden, wo sich mir die Frage stellt, wer die alle verwerten möchte. Platten in allen Größen wurden an einem Abend von nur wenigen Anglern in mehreren Kühlboxen vom Strand geschleppt.
Und das, an jedem Abend, von immer den gleichen Anglern.
Nummer 2, Sinnhaftigkeit und Gemeinschaftssinn beim Ausüben des Hobbys.
Während ich mit der Fliege fischte, baute ein Brandungsangler seine Ruten auf und stand plötzlich 5m vor meiner Fliege und warf seine Montage aus. Auf meine direkte Ansprache, warum er an einem 100km langem Strand nun direkt neben mir seine Ruten aufbauen und vor allem durch meine befischte Stelle laufen muss, bekamm ich nur die Antwort: "Es kommt doch eher darauf an, wie du wirfst.". Kopfschüttelnd bin ich dann gegangen.
Insgesamt hat der Angeldruck an diesem Küstenabschnitt extrem zugenommen, da der Dorsch auf 1Stk./Tag begrenzt wurde. Oder besser gesagt, begrenzt werden musste. Nun ziehen eben alle auf Meerforelle oder Platten los, wo man früher mit dem Kutter oder Boot rausfuhr.
Da sind wir auch schon dabei, was in Nummer 3 gipfelt. Keine Gedanken an die Nachhaltigkeit.
Ich bin sicherlich zu extrem, was das Releasen angeht. Bei mir durfte jeder Fisch in den letzten 10 Jahren wieder schwimmen.
Ich verlange auch nicht, dass nun jeder auf die Entnahme verzichtet. Aber ich finde, wir sollten auch die Rolle der Sport- und Freizeitfischerei nicht unterschätzen.
In dem von mir beschriebenen Gebiet hat man es tatsächlich geschafft. Ein einheimischer Fischer, unser Herbergsvater sowie mehrere Angler haben mir davon berichtet, dass es in den letzten Jahren KEINEN Dorsch mehr gibt. Vor drei Jahren haben wir in der Dämmerung auf Fliege noch welche fangen können. Diese waren recht klein. Nun scheint es gar keine mehr zu geben. Auf dem benachbarten Zeltplatz müssen sich Anglergruppen eingefunden haben, die mit professionellen Filetiertischen am Strand hunderte von Fischen küchenfertig gemacht haben. Hinterher sah der Strand aus wie in einem Schlachthaus.
EIne Anwohnerin sprach mich erbost auf die Situation an, die eben auch durch uns Angler verursacht wurde. Sie kam aus Rostock und meinte selbst, dass sie seit Ewigkeiten keinen Dorsch mehr beim einheimischen Fischer bekommen hat.
Die Krönung des Ganzen war eine Äußerung eine Anglers, der mir in einem Gespräch vermitteln wollte, dass der Schweinswal und die Robbe an allem Schuld sei. Gleichzeitig stand er aber auch jedem Abend mit Kühltruhen am Strand.
Es schockiert mich, wie weit es kommen musste und dass es teilweise kaum Sinn für eine Veränderung unseres Handelns gibt. Bitte versteht mich nicht falsch. Ich fordere auf kein Verbot der Entnahme von Fisch für unser Hobby. Die Faktoren des Fehlens von Fisch sind sicherlich auch heterogener. Aber denkt doch bitte kurz nach, ob man wirklich alles abschlagen muss, was man fängt. Um die Situation zu verbessern, müssen auch wir ein Stück mitmachen.
Grüße
Christian