Wo ich so drüber nachdenke habe ich noch einen aus der Pannenrubrik von der Mörrum...
Das ganze trug sich vor 5 Jahren zu.
Bekanntlich verdrängt die große Meerforelle mit zunehmender Saison den Lachs
als Hauptzielfisch an der Mörrum. Zumeist wird der Meerforelle dann in der
Dämmerung und der ersten Nachthälfte nachgestellt.
An jenem warmen Sommerabend suchte ich bei fortschreitender Dämmerung also
den bekannten Pool 17 jenseits der alten Räucherei auf und wollte mein Glück
des nachts mit schwarzer Fliege versuchen.
Da das Wasser noch recht warm, eigentlich zu warm, war, war die Mörrum nicht
sehr stark frequentiert und auch an diesem Abend fand ich bei meiner Ankunft
nur einen weiteren Fliegenfischer vor, einen Skandinavier eher jüngeren Semesters.
Bei dem niedrigen Wasserstand beabsichtigte ich, im oberen Mittelteil in den Pool einzusteigen.
Der andere Fischer war allerdings recht weit oben eingestiegen und saß nun
am Rand des Pools, mit seiner Montage beschäftigt. Eventuell wurde gerade die Fliege gewechselt
oder ein Knoten entfernt.
Wie an Lachsflüssen guter Ton, fragte ich, ob ich unterhalb von ihm in den
Pool steigen dürfe. Nachdem er dies bejahte, suchte ich den gewünschten Bereich auf
und schaute nach einem geeigneten Stein zum Einsteig, da das Wasser an der Stelle
etwa hüfttief in Ufernähe war.
Sehr bald wurde ich fündig mit einem Stein, auf dem mein Fuß gut Platz finden sollte und der bis
kurz unter die Oberfläche reichte. Ich stieg also mit dem Fuß auf den Stein und rutschte direkt
daran ab, so dass ich gleich mit einem riesen Platscher komplett bis zum oberen Rand der Wathose ins Wasser fiel und mit
dem Unterschenkel an dem Stein entlang rutschte.
Nach meinem Auftauchen dauerte es etwa eine Sekunde, bis sich der stechende Schmerz
vom Muskelansatz meines Oberschenkels ins Hirn ausbreitete und ich mich vor Schmerz erst einmal
über die Uferkante beugte.
Dies ist der Moment, der mich im Nachhinein mal wieder die teils stoische Ruhe
der Skandinavier bewundern ließ. Man muss sich das mal vorstellen.
Da kommt ein anderer Angler daher, bittet um Vortritt, nur um im nächsten Moment
ohne nur einen Wurf gemacht zu haben das Wasser wie mit einer Arschbombe zu betreten,
die in 30 Metern Umkreis jeden Fisch verscheucht, und dann vor Schmerzen wimmernd am Ufer zu kauern.
Und was fällt dem Kerl ein
Ohne jegliche Mine zu verzeihen fragt er mich "Are you hurt?"
und nachdem ich ihm bedeutete, dass ich nur einen Moment für mich bräuchte, steigt
er ins Wasser und fischt...
Nachdem ich zunächst nicht glauben konnte, dass die Wathose das mitgemacht hatte,
habe ich den Abend dann tatsächlich noch mit starken Schmerzen 2 Durchgänge gefischt.
Den Bluterguß überm Knie hatte ich aber längst zu Hause dann noch.
Ingo
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.
Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.