Sehr interessante Diskussion mit vielen durchdachten Beiträgen hier. Respekt! So wird nicht in vielen Angelforen diskutiert! Freut mich sehr, wie differenziert hier gedacht, gesprochen und gehandelt wird.
Meinen unmaßgeblichen Senf dazu möchte ich auch noch abgeben:
Ich finde es sehr gut und richtig, wenn Menschen, die gerne Fisch essen, angeln und sich den Fisch für den eigenen Verzehr selber fangen. Denn kein gekaufter Fisch ist nachhaltiger und mit weniger Schäden für Umwelt und Tier auf dem Teller gelandet als der, den man selber als verantwortungsbewußter Angler gefangen hat.
Ergo ist das Abschlagen von Fischen für den eigenen Verzehr in meinen Augen geradezu die einzige Begründung, mit der wir unser Hobby rechtfertigen können. Und zwar nicht nur gegenüber PETA und Co. rechtfertigen, sondern gegenüber der Kreatur, die wir am Band haben und die daran sicher keinen Spaß hat.
Um alle Probleme beiseite zu schaffen, die mit einer "Abschlagpflicht" einher gingen, müssten doch nur die Schonmaße entsprechend angepasst werden. Man könnte doch prima für MeFos ein Schonmaß von 50cm rechtfertigen. Dann dürften völlig korrekter Weise alle kleineren Trutten wieder schwimmen.
Und wenn wirklich jemand z.B. eine 82er Trutte wieder schwimmen lassen möchte, weil es so ein toller Fisch ist, dann wird der diesen Fisch als Bild in seinem Kopf speichern können und muss dazu nicht erst das Lebewesen lange aus dem Wasser nehmen und in alle kameratauglichen Positionen halten. Sollte so ein Fisch noch im Wasser sich vom Haken befreien, ja wer will dem Angler denn dann nachweisen, dass er gegen eine Abschlagpflicht verstoßen hat? Upps, beim Versuch, den Fisch zu landen, ist der doch glatt noch im Wasser vom Haken entschwunden. Ich nehme an, die allermeisten von den hier mitlesenden Anglern haben das schon mehrfach hinbekommen, ein Fisch vom Haken zu lösen, ohne dass dieser dafür erst aus dem Wasser gehoben wurde. Gut so.
Diese gesamte Fischfotographiererei und Zurschaustellung der releasten Fische gibt denen, die Angler pauschal als Tierquäler hinstellen und anklagen, überhaupt erst das Futter, uns in die Enge zu treiben. Würden wir alle diesen Unsinn unterlassen, gäbe es viele der eventuell auf uns zukommen Probleme nicht. Und wenn solche Auswüchse, wie die Rekordfischangelei am Puff, komplett verboten und unter teure Strafen gestellt würden, fände ich das SUPER.
Uns Angler wird man allerdings solange noch alle mit in einen Topf werfen, solange es noch welche gibt, die derartige Auswüchs noch irgendwie versuchen, zu rechtfertigen. Mich kotzen solche Trophäenangler gewaltig an, denn ich will mit sowas nix zu tun haben, ich tue sowas nicht, aber ich werde durch diese Typen einfach von Außenstehenden in "Sippenhaft" genommen. Deshalb sollten wir Angler von uns selber heraus alles dafür tun, dass solches Verhalten nicht länger gestattet oder geduldet wird.
In diesem Zusammenhang finde ich es super, dass Rute&Rolle die Jahresbestenliste umstellt. Ab 2015 geht es nicht darum, wer den Längsten hat, sondern um die besonders schöne Geschichte zum Fisch. Bravo, endlich!
http://www.ruteundrolle.de/leseraktionen/top20
Ich fotographiere grundsätzlich nie einen Fisch, den ich wieder schwimmen lassen will, weil ich der Kreatur diesen Stress und die damit auf jeden Fall verbundenen Schäden nicht zumuten mag. Für meine Eitelkeit brauche ich solche Bilder nicht und um vor Dritten damit zu protzen schon gar nicht. Mir reicht es völlig, wenn ich mich an den Fisch erinnere und vielleicht noch anderen (z.B. hier im Forum) vom Fang(tag) erzähle, um meine Freude am Erlebnis zu teilen.
Ich lehne es auch zu mindestens 100% ab, angeln zu gehen, wenn ich schon vorher sicher weiß, dass ich den Fisch nicht entnehmen will. Mein Hobby zu Lasten der Tiere auszuüben, finde ich einfach nur voll daneben. Das geht soweit, dass ich in meinem Heimgewässer (der Ruhr) inzwischen gar nicht mehr angeln gehe, weil durch den PFT-Skandal seit 2006 eine Verzehrempfehlung (also richtiger gesagt eine Nichtverzehrempfehlung) besteht. Mithin werde ich keinen Fisch dort für meinen Räucherofen entnehmen, ergo gehe ich dort gar nicht mehr angeln.
Basta.
Wenn die, die direkt an der Küste wohnen und sehr erfolgreich angeln, soviele MeFos fangen, dass die Bestände damit in Gefahr zu bringen sind, müsste es neben dem Schonmaß eben auch Obergrenze der zur Entnahme gestatten Fische geben. Und wenn diese jemand erreicht hat, dann hat er sicher toll geangelt, müsste dann aber eben sich sein Naturerlebnis entweder anders oder an anderer Stelle holen. Wie viele Angler dies beträfe, mag ich nicht einzuschätzen. Alle die, die immer Urlaub nehmen müssen und mehrere hundert Kilometer anreisen, wären davon sicher nicht betroffen.
Viel anders, als meine Situation an meinem Heimgewässer, in dem ich auch aus dem Grund, dass ich keinen Fisch mehr entnehme, nicht mehr angele, würden die Erfolgsfischer von der Küste auch nicht haben. Ist also, wie ich auch eigenem Erleben sagen kann, nicht wirklich der Weltuntergang. Man muss sich dann eben etwas umstellen.
Aber sind wir als Angler es nicht der Kreatur Fisch schuldig, alles dafür zu tun, Schaden, Stress und Schmerz abzuhalten? Es gibt also nur einen einzigen, wirklich triftigen Grund, am Wasser einem Tier Stress und Schmerz zuzumuten: eben dem Gewinn von hochwertigen Lebensmitteln für den eigenen Verzehr. Das ist das Wesen der Natur: Fressen und gefressen werden.
Alle anderen Motive sind schlicht inakzeptabel und gegenüber der Kreatur unfair.
Das Naturerlebnis kann man im Zweifelsfall auch haben, wenn man nicht einen Fisch am Band hat.
Natürlich ist es spannender, die Natur zu erleben und immer das Gefühl zu haben, dass gleich ein Traumfisch einsteigt.
Um eben diese Chance für uns Angler zu erhalten, sollten wir unseren Gegnern nicht zuviel Angriffsfläche bieten und stattdessen selber zeigen, dass wir uns unserer Verantwortung für Natur und Tier bewusst sind.
Trophäenfischerei ist nun mal das genaue Gegenteil von verantwortungsbewußtem Umgang mit dem Tier und sorgt somit bei unserem Gegner für leichtes Spiel.