Hinter mir liegen 15 Angeltage in Folge. Wer die Wetterlage der vergangenen 2 Wochen verfolgt hat weiß, daß es recht viele Tage mit Wind aus Ost oder Nord-Ost gab. Was wiederum bedeutete, daß ich von Kappeln aus recht häufig weit fahren mußte, um überhaupt einigermaßen fischen zu können. Dazu kommt noch, daß diese Windrichtung für die Fangchancen im Allgemeinen eher suboptimal ist.
Trotzdem konnte ich ein paar Fische verhaften.
Am 1. Angeltag, den 21. März, hatte ich mich mit Martin "Barschfliege" zu einer gemeinsamen Tour an einem bekannten "Geheimstrand" in Nordschwansen verabredet.
Das Wetter war ziemlich mies und es regnete zeitweise, der Wind kam aus westlichen Richtungen.
Nachdem wir erfolglos mehrere Stellen abgefischt hatten bekam ich an einer neuen Stelle bereits beim 1. Wurf eine blanke Mittfünfziger Forelle an die Fliege. Die durfte natürlich mit. Allerdings war es mir zu aufwendig bei dem Wetter extra meine Kamera hervorzukramen, deshalb gibt es von diesem Fisch leider kein Foto.
Und wir dachten ja auch, daß an dem Tag noch mehr gehen würde, was leider nicht der Fall war. Also machten wir dann am Nachmittag Schluß. Es war nicht nur naß, sondern auch im Vergleich zum Vortag recht kalt geworden.
War ich am Anreisetag noch bei 20 Grad unterwegs, so hatte es mittlerweile gerde mal 5-6 Grad. Und so ein Kälteeinbruch ist meistens ja auch nicht gerade optimal für die Beißlaune der Fische.
Auch an den folgenden Tagen sollte es nie so wirklich warm werden.
Aber immerhin, bereits am Starttag einen guten Fisch zu bekommen hat auch was für sich, man geht die Sache gleich viel entspannter an. Gerade bei mir als Nicht-Küstenbewohner stellt sich meistens nach mehreren Schneidertagen in Folge so eine Art "Torschlußpanik" ein, wenn ich bis dahin immer noch nichts Silbernes am Band hatte.
![verlegen :oops](./images/smilies/xoops1.gif)
Am Folgetag wollte ich mit Michael "Mefo-Sucher" zusammen Jagd auf die silbernen Schuppenträger machen. Da Schönhagen aufgrund des nun herrschenden Windes aus S-SO sehr schlecht befischbar war, entschieden wir uns für Noer in der E-Bucht. Das Wetter war durchwachsen, es regnete aber nur gelegentlich.
Zunächst zeigten sich die Fische nicht besonders in Beißlaune, bis am Nachmittag ein Dorschschwarm vorbeizog. Da gab es dann für ca 15-20 Minuten Biss auf Biss, allerdings von der Größe her eher nicht zum Mitnehmen. Eine untermaßige Mefo ging während dieser Phase ebenfalls an meinen Snaps.
Weitere Fischkontakte sollte dieser Tag dann nicht mehr bringen.
Die oberen 3 Bilder (von Noer) hat mir übrigens "Mefo-Sucher" freundlicherweise für diesen Bericht zur Verfügung gestellt!
In den folgenden Tagen habe ich dann alleine gefischt, d.h. eigentlich habe ich immer irgend welche bekannten Gesichter am Strand getroffen, meistens keine LMF-Member.
Ich erspare mir jetzt mal eine detaillierte Beschreibung jedes einzelnen Angeltages. Nur soviel:
Gefangen habe ich eigentlich fast an jedem Tag etwas, gerade Dorsche gingen immer irgendwie, auch tagsüber.
Gelegentlich war auch mal einer dabei welcher für den Backofen mit durfte.
Auch die eine oder andere untermaßige Mefo konnte ich sowohl mit der Spinn- als auch mit der Fliegenrute ans Band bekommen.
Der Ostwind erforderte es, daß ich oft weite Wege zurücklegen mußte. Bei Quellental in der FL-Innenförde bekam ich sogar meine ersten Dorsche an die Fliegenrute und dazu einen Köhler. Die hatte ich bisher noch nie gefangen. Also gewissermaßen eine doppelte Premiere.
So verging die erste Angelwoche ohne größere Highlights.
Am Sonntag, es war der 30. März, machte der Ostwind endlich eine Pause und ich konnte wieder meinen Lieblingsstrand in Schwansen befischen.
In den vergangenen Tagen hatte die starke Brandung das Wasser enorm eingetrübt. Im Uferbereich war es zwar immer noch recht trüb, weiter draußen begann es aber bereits wieder klarer zu werden. Das Wasser war zwar leicht in Bewegung, aber insgesamt zeigte sich die Oberfläche glatt.
Und es war warm und sonnig geworden. So warm, daß ich nach einem längeren Marsch völlig verschwitzt an einer meiner Lieblings-Angelstellen ankam und ich erstmal richtig "durchlüften" mußte.
Vor der Küste dümpelten Angler mit SOT-Kajaks herum sowie Kollegen mit Schlauchboot, welche recht nah am Ufer blinkerten.
Na, das kann ja heiter werden...
Wenn ich irgend etwas mit Nullnummern assoziiere, dann sind es SOT's, Schlauchboote und glattes Wasser.
![Augen rollen :roll:](./images/smilies/xaug1.gif)
Einziger Lichtblick war der angetrübte Uferbereich. Damit habe ich häufiger gute Erfahrungen gemacht, zumindest wenn das Wasser draußen halbwegs klar war.
Ich entschloss mich, mit der Spinnrute gezielt den Übergangsbereich vom klaren zum trüben Wasser abzufischen, weshalb ich häufig Würfe mehr oder weniger schräg b.z.w. parallel zum Ufer machte.
Es war bereits Mittag, als ich nach einem Wurf von ca. 20 Grad zur Uferlinie nach wenigen Kurbelumdrehungen einen Hammer-Biss bekam, welcher mich im ersten Moment an einen Hänger erinnerte. In den "Hänger" kam jedoch sofort Bewegung und sogleich wälzte sich ein silberner Fisch an der Oberfläche. Meerforelle... und die ist nicht klein!
Beim Versuch, ihn heranzukurbeln, kam heftige Gegenwehr und der Fisch begann zu springen. Ich weiß nicht mehr genau wie oft er gesprungen ist, so 3, 4 oder 5 mal, keine Ahnung, wer zählt in so einer Situation schon mit?
Nach einigen Sprüngen hatte sich der Fisch dann offenbar so verausgabt, daß ich ihn gefühlvoll näher herankurbeln konnte. Er arbeitete dabei immer gegen die mittelschwer eingestellte Rollenbremse.
Hui, da ist ein großer Stein zwischen mir und dem Fisch... puh, der ging noch so knapp daran vorbei und die Forelle kam langsam in mein Blickfeld. Und jetzt konnte ich ihn erstmals so richtig in voller Größe sehen, was für ein Brocken! Aber jetzt nur nichts überstürzen, alles mit Gefühl, nur nicht zu viel Druck.
In so einem Moment geht einem alles Mögliche durch den Kopf.
Der Fisch versucht noch ein paar Mal, in die eine oder andere Richtung zu fliehen, woran er von mir mit sanftem Druck gehindert wurde. Aufgrund des trüben Uferbereiches schien er allerdings auch etwas orientierungslos zu sein, so mein Eindruck. Schließlich tauchte ich den Kescher schräg ins Wasser und führte die Forelle vorsichtig in dessen Richtung. Dabei schien es mir, als sähe sie den Kescher gar nicht. Als sie direkt davor war, brauchte ich den Kescher nur noch anzuheben und es war vollbracht.
Ich hatte gerade einen Traumfisch gefangen!
![(werde) verrückt :x](./images/smilies/xver1.gif)
An's Ufer getragen, Fisch versorgt. Ein paar Spaziergänger kamen vorbei und freuten sich mit mir. "Aber Foto nicht vergessen", meinte einer. "Ja, wenn Sie so nett wären und einen Moment Zeit hätten..." meinte ich und gab ihm meine Kamera.
Ich brauchte anschließend bald eine Stunde, um das alles zu realisieren und irgenwie wieder zur Ruhe zu kommen.
Erst mal was essen.
Dann legte ich das Maßband an. 73cm! Exakt genau so lang wie der Fisch, den ich fast auf den Tag genau vor 13 Jahren (2. April 2001) nur ca. 100 Meter vor dieser Stelle entfernt landen konnte. Und praktisch genau so fett!
Da meine kleine Taschenwaage nur bis max. 4 Kg wiegt, konnte ich das genaue Gewicht nicht ermitteln. Selbst ausgenommen war die Waage am Anschlag.
Den Fisch von 2001 hatte ich damals unausgenommen am Strand entlang geschleppt um ihn im "Wassersportzentrum Kappeln" wiegen zu lassen, der hatte exakt 5,75 Kg.
Da Länge und Konditionsfaktor beider Fische praktisch identisch sind, dürfte das Gewicht des diesjährigen Fisches ebenfalls grob in diesem Bereich liegen.
Beide Fische zählen für mich ab jetzt als "Meine größte Meerforelle"!
Nachmittags konnte ich dann noch eine knapp maßige Forelle fangen, die natürlich wieder schwimmen durfte.
Mehr ging dann nicht mehr und bei mir war auch die Motivation für diesen Tag vorbei. Was will ich mehr?
Für den Rückmarsch tailte ich den Fisch und transportierte ihn lässig über der Schulter. Dazu Rucksack, Spinn- und Fliegenrute, Watkescher und Schurkorb. Das war dann gar nicht mehr so lässig sondern eine ziemliche Schlepperei über fast 2 Km. Dazu die vielen "Interviews" die ich den Kollegen unterwegs geben mußte, das war schon fast ein Spießrutenlaufen.
Die darauf folgende Woche verlief irgendwie ähnlich wie die Vergangene. Ich fing den einen oder anderen Dorsch, Köhler oder eine untermaßige Mefo, aber nichts wirklich Erwähnenswertes.
Gestern trat ich dann die Rückreise an, die Rückreise von einer Tour, welche für mich unvergesslich bleiben wird!
![zwinkern ;)](./images/smilies/xzwi1.gif)
Thomas
![winken :wink:](./images/smilies/xwin1.gif)