Seit einigen Jahren gehört der September zu meinen Lieblings-Monaten an der Küste. Meistens kann man bei angenehmen Temperaturen fischen ohne sich dabei, wie oftmals im Frühjahr, den A.... abzufrieren.
Auch die Fische zeigten sich an den meisten Tagen einigermaßen beißfreudig. Ich hatte jeden Tag sowohl die Spinn- als auch die Fliegenrute mit am Wasser. Beide Ruten kamen etwa gleich häufig zum Einsatz.
Mit der Spinnflitze konnte ich einige Dorsche und auch den einen oder anderen Hornhecht überlisten. An einigen Tagen veranstalteten die Hornis ein unglaubliches Spektakel bei der Jagd auf Sandaale. Die Langschnäbel sprangen oft 5 bis 6 mal hintereinander aus dem Wasser beim Verfolgen ihrer Beute. Sofern sich diese Jagdszenen in Wurfweite abspielten, brachten Versuche mit der Spinnrute auch häufig Bisse.
Den Meerforellen gefielen meine Blinker aber sichtlich weniger. Dafür hatten sie meine Fliegen offenbar zum fressen gern.
2 gut genährte Grönis durften für die Pfanne mit, einige kleinere Fische schwimmen wieder.
Am Freitag, meinem letzten Fischtag, gab es ein denkwürdiges und leider auch etwas frustrierendes Erlebnis. Nachdem ich einen 47er Silberbarren von meiner Fliege überzeugen und auch landen konnte fischte ich zufrieden über den schönen Abschluß-Fisch weiter.
Es dauerte nicht lange und ich bekam einen heftigen Biß auf volle Wurfdistanz. Der Fisch stieg sofort aus dem Wasser und ich schätzte ihn auf mindestens 50cm. Die Forelle machte beim Drill mächtig Druck, ich jedoch auch und somit kam sie näher heran, die 6er Rute bog sich zum Halbkreis. Als der Fisch nur noch wenige Meter von mir entfernt war machte er eine kraftvolle Flucht in die Tiefe.
Dann ließ der Widerstand schlagartig nach. Der Fisch hatte sich verabschiedet, zusammen mit der Fliege und ca. einem halben Meter Tippet, welches mittendrin gerissen war. Ich verwende ein gezogenes 0X-Vorfach mit 0.27er Spitze und daran eingeschlauft als Tippet 0.23er Tectan mit 5,4 kg Tragkraft, und das reißt man nicht einfach so durch.
Entweder war die Schnur schon vorher beschädigt, was eher weniger wahrscheinlich ist da ich das Vorfach recht häufig kontrolliere, oder aber der Fisch hat bei seiner Flucht zum Grund das Tippet an einem der vielen großen Steine vorbeigezogen und es wurde dabei beschädigt. Letzteres scheint für mich am wahrscheinlichsten.
Sei's drum, wohl war mir danach nicht gerade. Der Fischverlust war dabei das geringste Übel.
"Jetzt schwimmt der da draußen irgendwo mit Fliege im Maul und einem Stück Schnur herum", dachte ich so.
Ich hatte dem Fisch gegenüber irgendwie ein schlechtes Gewissen.
Hätte ich doch besser eine dickere Vorfachspitze verwendet, hätte weniger Druck gemacht, hätte ...
Na ja, ich hoffe der Fisch wird die Fliege irgendwie los, ein mulmiges Gefühl bleibt.
So, jetzt bin ich wieder zu Hause und alles in allem war es doch wieder eine schöne Tour.
Thomas




