Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
Antworten
Benutzeravatar
SIMPLE SHRIMP
...
Beiträge: 2609
Registriert: 01.05.2009, 21:53
Wohnort: Hamburg

Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Hallo Fliegenbinder, Wurstesser und Sachverständige,

heute morgen habe ich mich mit einer Wurstpelle herum gequält, die ich von einer französischen Salami herunter reißen wollte um sie nicht mitzuessen, ich hielt diese Umhüllung für Plastik. Weil sich diese Pelle dabei als sehr zäh erwies, abgezogen aber dünn und flexibel war und sogar leicht strukturiert aussah, drängte sich mir der Vergleich mit einer Aalhaut auf, die ich neulich bei einer Bindevorführung anfühlen konnte. Es war eine teure Haut, Wurstpelle dagegen ist bei meinem Verzehr ein Abfallprodukt.

Hat schon mal jemand versucht Shrimps und ähnliche Fliegen mit Wurstpelle zu binden? Oder kann sagen, um was es sich dabei handelt (Kunst- oder Naturprodukt) und ob man unbedingt eine Wurst pellen muss, um an solche Pelle zu kommen?

Ob Wurstpellenshrimps allerdings fängiger wären als Aalhautgarnelen oder Imitate mit anderem Plastikmaterial kann ich nicht sagen.

Gruß, Klaus
Dateianhänge
Wurstpelle.jpg
Benutzeravatar
Frank Buchholz
Haarjig Pionier
...
Beiträge: 1121
Registriert: 16.04.2008, 06:36
Wohnort: Kiel

Re: Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von Frank Buchholz »

Das ist Schafs-oder Schweinedarm, je nach Wurstsorte. Der Schlachter hat sowas, in Salzlake. :wink:

Ist aber hauchdünn und labbrig, Schwänzchen kannst du damit nicht binden, völlig substanzlos, das foult. :roll:
"Das Leben ist kein Ponyhof!" Rüdiger K., 47, Wolfsberater
Benutzeravatar
Lutz
...
Beiträge: 952
Registriert: 21.09.2011, 10:02
Wohnort: Hemmingen-Hiddestorf

Re: Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von Lutz »

In dem Buch "Tschechische Nymphe" von Karel Krivanec
wird Wurtspelle häufig als Rückenpanzer für dort
beschriebenen Nymphen angegeben, die natürlich nur fürs Süßwasser gedacht sind, eine Erfahrung hinsichtlich Haltbarkeit habe ich auch nicht.
Optimismus ist ein Mangel an Information // H.Müller deutscher Dramaturg und Fliegenfischer
Benutzeravatar
Ostsee-Silber
...
Beiträge: 824
Registriert: 13.11.2011, 21:24

Re: Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Klaus, warum nicht?

Es gibt mehrere Anbieter, die natürliche als auch künstliche Därme anbieten. Z.B.: http://www.gewürze-hausschlachterbedarf.de/shop/category_4/D%C3%84RME-%28KUNSTD%C3%84RME%29.html?sessid=GBKLewhtNA8rTxDTnmiFjbIJa9BKTXYHSlGKVG0UdpNj1BSB17vqBc6cT5M0yQST&shop_param=cid%3D%26

Ich wollte mir da mal etwas bestellen, als ich einen Fleischwolf geschenkt bekam. Bin ich noch gar nicht zu gekommen.

Bei natürlichen Därmen immer an die Haltbarkeit denken. ;)

Aber statt Wurstpelle für Shrimps würde mich eher Tintenfisch interessieren: http://www.adh-fishing.de/bindematerial ... leder.html

Noch echter wäre es, die alten Garnelenpanzer nach der Häutung aufzusammeln und diese später mit Lack haltbar zu machen.
Gruß, Mirko
Benutzeravatar
SIMPLE SHRIMP
...
Beiträge: 2609
Registriert: 01.05.2009, 21:53
Wohnort: Hamburg

Re: Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von SIMPLE SHRIMP »

.
Moin,

danke für Eure Hinweise, ich habe die Wurst inzwischen mal von einem ein größeren Stück der Haut befreit, diesen Hautfetzen mit Spülizusatz eingeweicht und dann abgewaschen. Die "nasse" Pelle war schön weich und ist jetzt nach dem Trocknen knisterig wie Pergament, dabei super stabil und weitgehend geruchsfrei. Unter dem Mikroskop sieht das sehr nach Kunstpelle aus, an den Rändern gibt es keine Ausfaserungen.

Da ich diese Wurstpelle in ausreichendem Bestand habe, werde ich diese nachher in trockenem Zustand mit einer Papierschneidemaschiene in Streifen schneiden und es damit auch mal, den Tschechen nachgemacht, probieren. Auf der Unterseite mit Filzstift angefärbt und vor dem Einbinden angefeuchtet wird es den Fischhautmodellen nicht unähnlich sein.
Ostsee-Silber hat geschrieben:Noch echter wäre es, die alten Garnelenpanzer nach der Häutung aufzusammeln und diese später mit Lack haltbar zu machen.
Sollen die Hakengrößen angepasst sein?

Grüße,
Klaus
Wurstpelle_gereinigt.jpg
P.S.: Ich habe gerade noch was zur Aufklärung gefunden:

Fasergerüstdärme sind stark wasserdurchlässige, meist nicht essbare Kunstdärme. Diese Därme werden vor allem bei Rohwürsten wie Salami verwendet, da sie nicht nur Wasser beim Trocknen nach außen gelangen lassen, sondern auch beim Räuchern in der Größe mitschrumpfen, wodurch die Wursthülle nicht faltig und unansehnlich wird.
Benutzeravatar
Polar-Magnus
Eigentlich war ich's nicht...
...
Beiträge: 2610
Registriert: 22.04.2008, 12:27
Wohnort: Wedemark bei Hannover

Re: Wurstpelle statt teurer Aalhaut?

Beitrag von Polar-Magnus »

Hallo Klaus,

ich finde die Idee echt erstmal nicht schlecht, Respekt.
Unabhängig davon ob es nun klappt oder nicht muss einem bei Anblick der Salami erst einmal die Idee kommen.

Gruß

Ingo :wink:

PS: Ich habe schon mit Czech Nymphen gefangen, die einen Rückenpanzer der Folie
von "Golden Toast" hatten. Das Zeug war aber letztlich nicht annähernd so gut
wie das dünne, dezent glänzenden Schleifenband vom Juwelier, das meine Schwiegermutter mal
zusammen mit ein paar goldenen Ohrringen zum Geburtstag bekommen hat 8) .
Ein Fliegenfischer ist manchmal glücklich, aber nie wunschlos.

Du bestimmst das Ziel, du bestimmst den Weg und du bestimmst die Regeln. Es ist dein Spiel, dein Leben.
Zitat von gonefishing aus seinem sagenhaften Patagonien Reisebericht.
Antworten