Nachdem der geplante Sommerurlaub in Norditalien Gottseidank aufgrund nicht weiter wichtiger Gründe kurzfristig nicht mehr darstellbar war, hat die Regierung eine Woche auf dem Nordzipfel der wunderschönen Ostseeinsel Rügen gebilligt. Da wir dort zwar schon zweimal waren, die bisherigen Aufenthalte aber IMMER in die herbstliche Meerforellenschonzeit gefallen waren, fanden sich dieses Mal neben diversem Strandspielzeug ganz zufällig die vierteilige Peitsche und die fünfteilige Reisespinne im Gepäck (Nein, hiermit ist nicht Tangathotty`s Notfall-S&M-Kit gemeint, sondern eine Angelausrüstung :grin: )
Voller Erwartung hatte ich also gleich am ersten Tag der Regierung gestanden, dass wir noch einmal "kurz" bei dem lokalen Tackledealer anhalten müssen, um mir eine Wochenlizenz zu besorgen.
Nun ist der Juli nun wohl generell nicht DER Top-Monat im Meerforellenjahr auf Rügen, aber was uns da gleich am ersten Tag auf die Westküste kachelte, war voll auf die 12 und fast jenseits von gut und böse und hätte wohl auch im März eher für frustriertes Kopfschütteln denn für glückesschwanger-frohlockende akustische Spontankundgebungen gesorgt. Der Händler sah es ganz anders: Klar, höchstallerbest, die Mefos liee-ben auflandig, beste Bedingungen! Ähh ... ja, naja, türlich-türlich, dann schauen wir uns das wohl mal an!
So ganz zufällig konnte ich die Bagage also am nächsten Tag zu einem Strandspaziergang bei der Krepitzer Heide motivieren, und was mir da beim Blick über den Küstenrand begegnete, liess mich zunächst sehr an der ganzen Aktion mit dem Lizenzerwerb zweifeln: Bis zum Horizont eine einzige Brüllende Brühe aus Kreideresten, freigeschwemmter Kuhscheisse, unfreiwillig gemahlenen Bernsteinen und Blasentangpürree! Nur hatte ich mich jetzt ja leider schon geoutet und konnte das mitgenommene Equipment auch nicht mehr wegleugnen.
Zum Glück erinnerte ich mich an den Kommentar eines Hamburger Forenpartners zum generellen Thema Rügen im Sommer, der da auch stark das Augenmerk auf den Bodden lenkte. Das war mir zwar irgendwie fremd, aber alles andere erschien auch mindestens genauso irgendwie perspektivlos, da auch die Wettervorhersage für die nächsten Tage, nun ja, gelinde gesagt, ziemlich bes....en aussah.
Also nach einem Fehlstart am nächsten Morgen (nächtlicher Zwergenalarm) und einem Fehlstart am übernächsten Morgen (Wecker verpennt) schlich ich mich am überübernächsten Morgen um halb 5 aus dem Haus. Ein verzweifelter Spotcheck am Rehbergort versicherte mir, dass der Weststurm sich noch nicht gelegt hatte, also bin ich dann tatsächlich ab an den .. darf ich`s sagen? ... Bodden.
Der entpuppte sich aufgrund der generellen Wetterlage zwar auch als ziemlicher Modderbodden, aber erstens hatte ich als Jugendlicher schon erfolgreiche Spinnerfahrungen in Schlammpfuhlen gesammelt, und zweitens hatte ich eine tolle 8€-Illex - Druckwellenalarmwaffe am Ende der Schnur.
Der erste Stop an der Seebrücke in Dranske erwies sich allerdings nicht nur als erste Ernüchterung in Sachen 5-Minuten-Zander, sondern auch als Ende der sagenhaften Erfolgsgeschichte meiner 8€-Illex - Druckwellenalarmwaffe am Ende der Schnur! Dann fing es an zu regnen.
Kurzer Blick auf die Uhr - viel zu früh für die planmässige 9 Uhr Schneiderbeichte mit Aussöhnungsmohnbrötchen vom lokalen Teigwarenhändler, also weiter! Der nächste Spot in Form einer vergammelten Werft (oder Hafen?) war optisch wirklich extrem spektakulär, erwies sich unter der Oberfläche aber ebenfalls als fischleer. Als dann kurze Zeit später erste Zweifel an der generellen Sinnhaftigkeit dieses Mefo-Methadons kamen, rappelte es zum ersten mal am 10g Silda, und ein 28er Barsch landete am Galgen. Hu! Zumindest nicht erfolglos, und Barsche gehören kulinarisch zu meinen Top 3 in Süß- und Salzwasser!
Danach waren die Fische aufgewacht! Ich entnahm schliesslich 3 Barsche und setzte ein paar untermaßige zurück und sorgte so zuhause für glückliche Augen bei der Quallen-und Krebse-Kescher-Fraktion.
Das nächste mal wollte ich dann aber doch am Meer fischen, und so machte ich mich auf nach Glowe, wo der Wind ablandig kachelte, um den sagenumwobenen fetten Hafenbarschen nachzustellen. Nach einem kurzen billigendem Kopfnicken vom Havnevogten versuchte ich also erst einmal mein Glück im Hafenbecken selbst, nur um mal wieder aufgrund zu mutiger Würfe 2 teure Mefoköder zu opfern. So kann das nicht weiter gehen, ich verheize hier meine Schätzelein für so einen Tinnef!
Also ab an die Außenmole. Hier war das Wasser glasklar (im Gegensatz zum sagenumwobenen Hafenbecken), und schon durch die Polbrille konnte ich die Barschschwärme sehen. Entsprechend konnte ich kurze Zeit später die ersten Stachelritter landen. Was allerdings durch die Brille schon klein wirkte, entpuppte sich am Haken ebenfalls als untermassig. Also Stelle wechseln und weiter. Hier gingen dann Hornis um die 50cm ans Blech, die dann alle wieder longline oder durch handrutschen weiterschwimmen durften. Ab 8:00 Uhr ging dann gar nichts mehr. Mittlerweile heimliches Zielobjekt Forelle totale Fehlanzeige, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten.
Das nächste Mal bich also wieder an den Bodden. Dort war die Sicht etwas besser als am ersten Tag, und ich hatte mich aus finanzpolitischen Gründen mittlerweile mit Billigspinnern bewaffnet, die ich parellel zu einem weißen Stripper anbot. Die Kombi war wohl Spitze, es ging eigentlich andauernd etwas. An diesem Tag gingen erstaunlicherweise mehr Hechte (allerdings auch in der Überzahl untermaßige) als Barsche an den Köder, von denen ich einen 65er für die Zwergenfraktion entnahm, die Hechte bislang nur von "Petterson und Findus" kannten und sich sehr beeindruckt zeigten
Fazit: Das eigentliche Ziel wurde zwar verfehlt, aber es gab viele schmackhafte Erinnerungen an ein alte "Jugendliebe".
In diesem Sinne hier noch ein paar allgemeine Impressionen als Absacker :)
Gruß und TL,
Felix






