Doch nun gibt endlich einen guten Anlass einen kleinen Bericht zu schreiben...

1.Februar, ein magisches Datum für mich, ist es doch der Tag nach der fünfmonatigen Schonzeit der Seeforellen.
Die letzten Jahre habe ich die Eröffnung zwar teilweise ausgelassen weil mir der Ansturm zu gross ist und ich lieber meine Ruhe habe. Die kehrt meistens sehr schnell wieder ein, denn gefangen wird sehr wenig.

Doch dieses Jahr konnte ich es nicht erwarten, habe ich doch seit November nicht mehr gefischt und mir eine neue Seefo-Combo geleistet. So habe ich mir sogar 3 Tage Urlaub genommen um einen Grossangriff zu starten.

Wobei meine Erwartungen nicht allzu hoch waren, habe ich doch Anfang Februar noch nie gut gefangen. Aber was soll’s, ich gehe nicht Fischen um möglichst viel Fisch heim zu tragen. Ausserdem finde ich das Watfischen in einer verschneiten Winterlandschaft besonders faszinierend.

Was der Wetterbericht jedoch versprach lies mich doch ein bischen zweifeln ob das so eine gute Idee mit dem Urlaub war. Sibirische Kälte bis zu -15°, Tageshöchstwerte von -8°... Wenn dann die Ringe bei jedem Wurf vereisen und die Schnur auf der Rolle festfriert ist’s auch nicht mehr lustig.

Die Ausrüstung stand parat und wie immer vor so einem Tag konnte ich kaum schlafen, wie ein kleines Kind vor Weihnachten... ;-)
Ich startete erst als es hell wurde, nicht zu sehen wenn die Ringe vereisen und nur zu hören wenn der 20€-Wobbler mit einem zärtlichen ‚Peng’ leise Servus sagt, brauche ich nicht.
An dem Platz wo ich starten wollte standen schon zwei, also 100m weiter und in’s Wasser gestiegen. Die ersten Würfe gemacht und langsam weiter gewatet. Da kamen die anderen beiden schon hinter mir vorbei, und 10m neben mir ‚platsch..platsch’. Na toll, das liebe ich an der Eröffnung, jeder Depp ist am Wasser und Rücksicht ist ein Fremdwort.
Wollen die jetzt das lustige Überholspiel machen? Ohne mich, ich steige aus dem Wasser und gehe zurück wo die beiden gerade noch waren, und lasse sie ziehen.
Langsam und konzentriert fische ich die Strecke ab, verschiedene Wobbler und Blinker in weiss und silber-blau, mal schneller, mal langsamer, durchgekurbelt, getwicht, aber gar nichts.
Nach 4 Stunden und fast einer ganzen Thermoskanne Rum mit Tee komme ich an eine vielversprechende Stelle. Man kann bis an eine Kante waten und vor der Kante beginnt ein grosses Krautfeld. Nach zig Würfen fällt mir auf, dass der silbrige Köder über dem Kraut irgendwie nicht so sexy aussieht, und beschliesse auf ein grünlich-braunes leicht durchscheinendes Modell zu wechseln, eigentlich eher eine Frühjahrsfarbe für mich.
Schon beim zweiten Wurf ein kurzer Anfasser, aber der Anschlag geht völlig in’s Leere. Komm, du hast noch nichts gespürt, pack ihn beim nächsten Mal richtig!
Nur zwei Würfe später als der Wobbler bei einem Spinnstop nach unten taumelt ein leichter Ruck, Anschlag und sitzt!
Doch ich spüre zwar viel Widerstand aber wenig Gegenwehr, komisch, was ist das?
Ich kurble den Fisch ran und kurz vor mir kommt er an die Oberfläche, rollt und gibt Vollgas. Mir bleibt das Herz fast stehen, was für ein Brocken! Er reisst mir in einem Run 30-40m Schnur von der Rolle, doch die bekomme ich auch relativ schnell wieder zurück. Mit neuer Schnur auf neuer Rolle an neuer Rute kann ich richtig Druck ausüben und nach wenigen Minuten landet die Seeforelle in meinem Watkescher, Yesss!

Was für ein Fisch, ein riesen Maul und unglaublich massiv. Aber irgendwie auch komisch, normalerweise sind die Seeforellen bei uns eher schlank. Bei genauerer Betrachtung sehe ich, dass sie hinter der Rückenflosse eine buckelartig verkrümmte Wirbelsäule hat, und dadurch sehr kompakt und hoch ist. Die vorderen 2 Drittel des Milchners sehen wie bei einem wesentlich grösseren Fisch aus. Aber das schien ihn nicht zu behindern, im Gegenteil. Gerade nach der Laichzeit sind die Seeforellen oft sehr mager, und diese hier zeigt deutliche Spuren des Laichgeschäftes, ist aber in hervorragender Verfassung.

67cm und 3.8kg, was für eine Saisoneröffnung!

Ich packe unverzüglich zusammen und gehe nach Hause, aufwärmen, ein Bier, und noch eins, und das Grinsen bekomme ich gar nicht mehr aus dem Gesicht...
Heute habe ich dann erst mal ausgeschlafen. Aber was soll ich machen, habe ja noch Urlaub, ist auch nur noch minimal kälter geworden, also ab an’s Wasser.
Heute war es schon wesentlich ruhiger geworden, allgemein ist gestern nicht viel gefangen worden. Immer wieder schneite es und ich hatte das Ufer für mich. So gefällt mir das, und ob ich was fange ist mir heute völlig schnurz.
Aber wie das halt so ist, wenn’s läuft dann läuft’s, oder auch ‚neue Besen kehren gut’. Nach zwei Untermassigen und einem untermassigen Aussteiger, 50cm schönstes Alpensilber!


Unglaublich diese Glückssträhne, mir graut jetzt schon vor der Durststrecke die darauf folgen muss. Hoffe nur, dass ich die nicht dann im März an der Ostsee habe... ;-)
Petri dank, Matthias
P.S.: Die Landschaftsbilder sind aus den vergangenen Jahren, gestern und heute war es einfach zu kalt zum Fotografieren









