hier eine kurze Meldung von Aerö in der letzten Woche.
Wir hatten eins der besten Quartiere ever, ein alter Hof Nähe Bro. Leider waren die Menschen früher bedeutend kleiner und meine Rübe hat derzeit ein paar Beulen. Ansonsten aber ein Traum mit schönem Garten und Ruhe satt. Es war ein Familienurlaub mit einer befreundeten Familie, insofern waren die Gelegenheiten zum Fischen sehr dünn gesät.
Anfang der Woche habe ich mich dann abends mal auf die Neoprensocken gemacht, der Regen hatte eingesetzt, vom Wind her konnte man sich auch mit einer Sechser an die Südküste stellen. Ich fuhr mit dem Wagen den Weg zum Strand hinunter, eine abschüssige Schotterpiste, rechts standen bisher meistens ein paar Pferde, einige von euch werden den Platz vielleicht kennen. Zwischen dem Weg und der Pferdewiese verlief ein kleiner Bach.
Ich parkte den Wagen kurz vor dem Strand, stieg aus und betrachtete den Strand. Eine schöne Stelle, hier hatte ich im vergangenen Spätsommer bei einem Kurztrip eine Schönheit zum Essen überredet, warum also nicht auch heute?
Das abfließende Regenwasser, das hier ins Meer floss, war noch recht klar, die Strömung drückte es nach rechts weg, ich begann, zu werfen. Nach einer halben Stunde hatte sich nichts getan, ich verließ den Platz nach links, das Süßwasser wurde trüber und wurde nach rechts gedrückt.
So zog ich langsam meinen Weg weiter, der Regen wurde erst stärker und dann brachial. Ungefähr 20 Minuten lang kam eine derartige Menge an Wasser runter, ich konnte rund 30 Meter weit schauen, dann vermischten sich Meeresspiegel und Regenwand zu einem grauen Etwas, das nicht mehr voneinander zu trennen war.
In die Überlegung hinein, dass es im Ferienhaus ja auch ganz schön wäre, buckelte plötzlich keine 15 Meter von mir entfernt ein Schweinswalpaar synchron. Ich sehe die Freunde ja häufiger, aber hier, so nah, bei diesem Wetter plötzlich unangekündigt die schwarzen und glänzenden Leiber zu sehen - es war wieder einer von diesen ganz besonderen, annähernd magischen Momenten, die einem die Seele aufgehen lassen.
Der Regen ließ langsam nach, die Wale verschwanden, zwei kleine Forellen bissen und blieben im Wasser.
Ich ging zum Ufer zurück, um zu rauchen, und blickte zu der Stelle zurück, an der ich angefangen hatte, zu fischen. Die Strömung dahinten hat sich gedreht, war mein erster Gedanke, die Milchkaffebrühe wird jetzt wohl zu mir gedrückt. Komisch nur, dass die Strömung bei mir immer noch in die gleiche Richtung floss.
Ich ging zurück und dann hörte ich das Rauschen, es erinnerte stark an den kleinen Lachsfluss in Norwegen. Der Weg, den ich vorhin entspannt mit dem Auto hinuntergekommen war, war nicht mehr zu sehen, er war zu einem Fluss geworden.
Zum Glück stand der Wagen leicht erhöht und schräg, das Wasser hatte noch nicht die Unterkante erreicht. Ich watete den Fluss hinauf, stieg ein, konnte unter Schwierigkeiten wenden und versuchte, hier unten irgendwie raus zu kommen. Die ersten Meter liefen erstaunlich gut, zwar war der Weg nur noch zu erahnen und Löcher nur noch als Wellen zu sehen, aber es lief an. Ungefähr 50 Meter weit, dann war erstmal Feierabend, ich rutsche vom Weg weg und hing im Seitengraben. Zum Glück auf der Seite, wo vorher kein Bach war. Rückwärtsgang rein, sanft zurück und wieder Fahrt aufnehmen. So war der Plan. Der nicht klappte, die Räder drehten durch, der Wagen ging nach rechts oder links aber nicht nach vorne.
Hier stehen zu bleiben war keine Option, keine Ahnung, was da noch an Wasser kommen würde, echt keine Ahnung, ich musste hier fort. Langsam wieder nach unten, zusehen, dass die Karre in die Vorwärtsbewegung kam und sie dann halten. Nur so konnte das klappen.
Es klappte. Nach dem fünften oder sechsten Versuch kamen wir durch, sowohl der Focus als auch ich waren danach auf weit über 180. Er eher auf Temperatur, ich so auf Puls. Der Rest der Rückfahrt gestaltete sich dann insofern als schwer, da auch auf der Insel auf diversen Straßen knietief Wasser in Richtung mehr floss. Manche Stellen konnte man umfahren, bei anderen stieg ich aus und watete einmal durch, um zu sehen, wie tief es hier oder dort war. Praktische Sache, so eine Wathose.
Letztenendes kam ich gut zuhause an.
Das ging nicht allen so, auf Fotos der dortigen Zeitung sah ich später Bilder von Überschwemmungen auf Langeland, Wagen waren nicht durchgekommen und abgesoffen, einen Campingplatz hatte es übel erwischt und einige Keller waren voll Wasser gelaufen.
Wie gesagt, all das war auf Langeland geschehen, die gleichen Bilder hätte man bis vielleicht auf den Campingplatz auch auf Aerö machen können.
Wenn ich das heute aufschreibe, sind aber trotzdem die stärksten Eindrücke die beiden Wale im Regen.
Gefischt habe ich noch zwei weitere Male, jeweils so zwei Stündchen, gefangen wurden nur Fische um rum 40. Sie schwimmen wieder.
Gruß, Ned
P.S.:
Gibt es hier einen Dänen oder jemand, der fließend dänisch spricht? Dann würde ich mich über eine PN freuen.



