frisch nach dem Sturm vom 08.04.11 hatte ich die Hoffnung, dass die Algenproblematik sich erledigt hat; diese Hoffnung hat sich nicht bestätigt.
Jedoch war vom Flensburger Fjörd bis zum Egernsund recht klares Wasser vorherrschend, welches sich dann bis Ostals zunehmend eintrübte je weiter es zur offenen Küste ging. In den ersten 3 Tagen war dann sehr warmes Schwachwind-Wetter vorherrschend, welches nur 3 unmotivierte Bisse einbrachte. Der 2. Sturm vom 12.-13.04.11 brachte dann die Wende hinsichtlich der Algenbelastung; das Wasser war wie von Geisterhand klar geworden, letzendlich war der Gegenstrom von Süd nach Nord nach Sturm dafür verantwortlich, da Südals zuerst klar wurde und dann um die Südostspitze auch Ostals endlich normal fischbar wurde. Ansonsten war der ganze Urlaub eher von Flachwasser geprägt, was für einige Stellen sicherlich schlecht war, jedoch zum Erkunden unbekannter Watwege genutzt wurde. Prompt konnte ich (erst am 7.Tag !!!) mein erstes Silber von 57cm cm dokumentieren. Glücklich dem Schneidertum mal wieder entkommen zu sein, ging es dann über Kolding Richtung Fünen. Erstaunlich war eine deutliche Trübungszunahme nördlich des Haderslev-Fjördes. Kolding-Innenfjord hatte aufgrund des starken Süsswasserzulaufs wiederum klares Wasser. Auf Fünen diesselbe Nord-Süd-Zweiteilung, was die Algensituation anging. Jedoch sollte das Schicksal der Braunalgnen besiegelt sein, da weiter warmes, sonniges Wetter angesagt war. In dem bräunlichen Wasser konnte ich wieder nur einige zaghafte Zupfer feststellen, sodass entschieden wurde das klare Wasser, welches irgendwo Mitte Fünen begang aufzusuchen. Am vorletzten Tag sollte dann meine Durststrecke beendet sein. Da sich an den bekannten Stellen aufgrund guter Fangnachrichten die Touristen stapelten, beschloss ich eine kleine nur Einheimischen bekannte Stelle aufzusuchen, wo das Silber mein Kommen schon sehnsüchtig erwartete :grin: . Am Ende des Angeltages waren 6 Grönländer und 1 57cm und 1 63cm MeFo dokumentiert worden neben 3 verlorenen Fischen.
Zum Abschluss des Tages hatte ich mich dann noch schnell entschlossen dem Club der gepiercten FliFi-Fischer beizutreten, indem ich mir die Fliege bis Anschlag in den linken Zeigefinger bohrte. Nach 4 Stunden sinnlosen Wartens im Svendborger KH entschloss ich mich in Flensburg entpiercen zu lassen. Mein fünischer Gastvater hat mich heute noch kurz angerufen, um mir zu sagen, dass lt. seinen angelnden Bekannten die sehr gute Fressperiode ca. 1 Woche andauerte und nunmehr wieder beendet zu sein scheint, zumindest, was die Tagesbeissperioden angeht.
PS :...ich habe es erst etwas später mitbekommen, dass mein Gastvater Limnologe ist und zum dänischen Lachs/MeFo-Verband gute Kontakte hat und mir einige erhellende Infos liefern konnte. Zuerst mal ist der Grund für die Algeplage gefunden: Schuld waren unkontrollierte (kostenlose) Gülleentsorgungsmaßnahmen der Schweinebauern, welche in die Kälteperiode Ende Feb./Anfang März fielen. Diese Gülle ist quasi 1:1 aufgrund des vereisten/gefrorenen Bodens in die Küstengewässer geflossen. Man kann hoffen, das aufgrund der öffentlichen Anprangerung solche Maßnahmen zukünftig evtl. in Frostperioden unterbleiben. Die "normalen" Düngemaßnahmen im April (auch wenn für die Nasen unangenehm) sind für die Küste lange nicht so belastend.
Wesentlich interessanter für mich war jedoch was der Verband so an Infos sammeln konnte, wie die MeFos mit dem ganzen Elend umgegangen sind. Erwiesen ist, dass die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt war. Ansonsten gab es wohl 2 Grundstrategien aufzuteilen in die Frühabsteiger, welche das Elend live mitbekommen haben, und die Spätabsteiger, welche in das Elend reinschwimmen sollten. Die Frühabsteiger sind in Bereichen großer Auen in deren Strömungsbereich verblieben, da die giftige Alge im Süsswasser nicht existieren kann, jedoch hohe Toleranzen im Brackwasserbereich besitzt. Andere Fische haben die tieferen Bereiche der offenen Küste aufgesucht, wo sie überleben konnten, aber mit der Nahrungsvielfalt Essig war. Der absolute Lethalfaktor waren somit Buchten ohne oder sehr geringen Süsswassereinstrom; diese sind dann tlw. zu Todesfallen für die MeFos geworden. Am erstaunlichsten war für mich die Info über das Verhalten einiger Spätabsteiger, welche doch tatsächlich beobachtet wurden, wie sie wieder aufgestiegen sind und sich tlw. bis Mitte April in den Unterläufen der Auen aufhielten (an einer kleinen Au selbst gesehen : 1 Grönländer unter unzähligen Fingerling-MeFos), unglaublich !!!
Als Schlusswort noch 2 kleine Kritikpunkte an einige meiner Kollegen :
Punkt 1: Wie schaffe ich es mich möglichst schnell bei den Dänen unbeliebt zu machen: Ich buche für eine Woche einen Bungalow um die Ecke vom Halk Hoved und fische 1 Woche von 7:00 Uhr morgens bis 7:00 Uhr abends mit Ablösung an der Ecke, um sie fortwährend blockiert zu halten und sacke jeden massigen Fisch ein, egal wie abgemagert er ist.
....ihr kotzt mich echt an mit diesen deutschen Tugenden
Punkt 2 : ...ist schon angeklungen...die meisten Fische waren in einem echt erbärmlichen Zustand, trotzdem haben die meisten deutschen eingesackt, was Maß hatte. Oberkuppe war eine 70er mit sage und schreibe 1,5 kg. Zuhause über Ausländer lästern und im Urlaub wie die Axt im Walde... wenn das nicht wenigstens oberpeinlich ist...
Mittlerweile glaube ich, dass es einige Fischer gibt, die nie ein Problem mit releasen hatten und nie haben werden und andere werden immer einsacken, wo geht :c !




