Die Vorzeichen können eigentlich nicht schlechter stehen…die Meldungen von der Insel in den letzten Tagen waren wenig berauschend, zudem ist die Alge wohl immer noch hinreichend präsent. Dazu nur drei Tage Zeit für meinen Kumpel Jens und mich unserer großen Leidenschaft – dem Fliegenfischen auf Meerforelle – zu frönen.
Es ist jedoch zum Glück wie so häufig: Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt…
Wir fahren also Mittwochabend los, um pünktlich im Morgengrauen frische Seeluft zu schnuppern und die ersten Meter im Ostseewasser zu waten.
Donnerstag, 14.04.
Gegen 4 Uhr kommen wir am Strand von Folekobbel an und beginnen in der Dämmerung den südlichen Strandabschnitt zu befischen. Das Wasser hat gerade mal 3,5°C und erscheint leblos. Keine Aktivität von Kleintieren, aber wenigstens glasklar ist es hier! Nach zwei Stunden ohne Kontakt geht`s zurück zum Auto.
Wir fahren weiter an die Ostseite der Insel um in der Morgensonne erstmal gemütlich zu frühstücken. Wie wir feststellen müssen, ist nicht nur unser Kaffee schöööön braun, sondern auch das Wasser…;(
Hier macht es also wenig Sinn und wir beschließen – nachdem wir unser Quartier bezogen haben – im Süden der Insel zu fischen.
Dort angekommen, finden wir nahezu perfekte Bedingungen vor! Das Wasser ist klar, hat knapp 5°C und ein leichter, schräg auflandiger Wind bringt die nötige Bewegung. Zudem sorgt die Sonne für angenehme Wärme im und außerhalb des Wassers!
Wir beginnen zu fischen und ich bin völlig überrascht, als bereits nach einer viertel Stunde ein Ruck durch die Schnur geht und der erste Fisch die Leine strafft. Mit zittrigen Händen drille ich den guten – wie ich jedoch bereits erkennen kann – schlanken Absteiger. Für seine Größe ist er auch noch ziemlich schwach. Mit 57cm zwar meine bisher größte Meerforelle auf Fliege, trotzdem schenke ich Ihm gern die Freiheit zurück.
Gegen Mittag gibt’s eine kleine Stärkung vom Grill und ein kurzes Schläfchen am Strand…
So langsam macht sich der fehlende Nachtschlaf bemerkbar. Dem kann nur durch Adrenalin entgegen gewirkt werden. Am späteren Nachmittag habe ich zwei Nachläufer, wobei ich einen nach Fliegenwechsel zum Anbiss verleiten kann. Mehrfach schraubt sich die Forelle aus dem Wasser und liefert schließlich einen spektakulären Drill. Genau dies macht wohl diese Faszination aus!
Schließlich zappeln 48cm Ostseesilber im Kescher. Ich bin begeistert!
Doch dem nicht genug…Eine gute Stunde später erblicke ich eine kleine Welle hinter meiner Fliege und strippe nun noch schneller ein…Rums! Die Dritte Mefo hängt am Band! Ich kann es gar nicht fassen und es ist mir schon fast peinlich, denn Jens hatte bisher nicht mal einen Kontakt verzeichnen können.
Keine Ahnung, woran es heute liegt, aber es gab auch schon Tage, die anders herum verliefen.
Wir fischen noch bis in die Dämmerung und fallen dann todmüde ins Bett.
Freitag, 15.04.
Der Wecker klingelt 4:30 Uhr und eine Stunde später stehen wir wieder im Wasser. erneut sind wir auf Kegnaes unterwegs und hoffen im auf gut 6°C erwärmten Uferbereich erfolgreich zu sein. Jens sieht einen Fisch springen und wirft ihn an. Er ist wohl zu aufgeregt, jedenfalls gelingt es ihm nicht, den Fisch zu verleiten. Ich mache keine fünf Würfe, das ruckt es schon wieder und ich drille und genieße erneut das besondere Glück, eine Mefo an der Fliegenrute zu haben. Sie ist gut über Maß und darf mit nach Hause. Der Tag beginnt also, wie der Vorherige geendet hat! Das hätte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Üblich waren bisher in einer Woche um die Fünf Fische und jetzt mit diesen Vorzeichen schon Vier!
Das Wasser ist heute ruhig, keine Welle. Wir sehen außer Wurfweite einige Fische, was Jens veranlasst, zur Spinnrute zu greifen. Sie ist eigentlich nur für Notfälle dabei. Er entscheidet, dass ein solcher gerade vorliegt..ok.
Kurze Zeit später drillt auch Jens, leider ist die Forelle untermaßig. Trotzdem steht nun nicht mehr diese unangenehme Null…
Anschließend machen wir Pause und bevorraten uns in einer leckeren Baggeri mit allerlei Köstlichkeiten.
Am Mittag wollen wir es mal im Fjord versuchen und steuern Stevning Naes an.
Dort sind noch die Reste der Algenplage in Form einer ganz leichten Trübung und Ablagerungen am Grund zu erkennen. Wir sichten mehrere Schweinswale und unser aller Freund – der Kormoran – ist fleißig am tauchen.
Ich beginne bei fast Windstille und Sonnenschein zu fischen, während Jens einen ausgiebigen Mittagsschlaf am Wasser bevorzugt. Ob es nun am Bierkonsum oder am Schlafdefizit der vergangenen Tage liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist, dass ich sein Schnarchen auch in etlicher Entfernung hören kann…
Somit entgeht ihm nicht nur mein Rufen, nachdem ich am berühmten blauen Kabel einen heftigen Fehlbiss hatte, sondern auch die buckelnde Forelle, direkt vor seinen Füßen. So „muss“ ich sie also anwerfen…;) Doch leider bekomme ich sie nicht gehakt, sie zupft nur zwei- dreimal. Auch ein Wechsel auf Pattegriesen bringt nur einen Fehlbiss. Schließlich ist Jens doch erwacht und die Forelle zeigt sich erneut. Nun will er die Chance beim Schopfe packen und bekommt sie auch an’s Band. Sie ist knapp maßig und Jens erfreut über seine erste „Fliegenmefo“ dieser Tage.
Nun haben sich auch die Bedingungen gebessert, Südwestwind macht sich auf. Wir sind auch nicht mehr allein. Ich fische nun mit einem kleinen Tangläufer und bekomme in einem unaufmerksamen Moment einen heftigen Biss. Sofort kommt der Fisch aus dem Wasser. Einfach genial! Wenig später wandert eine gut genährte 43er in die Keschermaschen. In der Dämmerung fange ich noch eine Untermaßige. Zufrieden treten wir den Heimweg an. Leider schmerzt mein linkes Handgelenk und ich bemerke eine dicke Beule am Unterarm. So ein Mist! Das sieht ganz nach einer Sehnenscheidenentzündung aus. Die kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Zu Hause steht die Saison vor der Tür und nach Norwegen will ich im Mai auch noch..
Ich merke, es fehlt einfach das Training…
Samstag, 16.04.
Heute stehen wir noch zeitiger auf. Es ist kurz vor 4 Uhr und es dauert Minuten, bis wir wissen wo wir sind und warum wir uns dies antun…;)
Die beiden warmen Tage haben das Wasser auf teilweise 10°C erwärmt. So müssten doch im Uferbereich in der Dunkelheit…usw. Mit der Theorie ist das ja so eine Sache, das merken wir auch schnell. Kein Biss im dunkeln, erst als es deutlich heller wird, höre ich ein dumpfes platschen aus Jens Richtung. Er ärgert sich hörbar, denn er hat soeben einen sehr guten Fisch verloren! Schade!
Gegen 7 Uhr ist erstmal Frühstückspause angesagt.
Anschließend geht’s weiter und wir wandern gemeinsam auf eine Sandbank hinaus. Eine phantastische Stelle. Jens setzt den ersten Wurf in die Rute ist krumm! Wieder eine Untermaßige. Ich stehe nur 20m entfernt und bei mir passiert das Gleiche. Auch meine Forelle ist etwas kleiner als 40cm und darf gleich wieder schwimmen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag! Wir haben offensichtlich einen Trupp gefunden. Wir bekommen Fehlbisse und Nachläufer, bis bei mir der nächste Fisch hängt! Ein hübscher Grönländer. Gleich der nächste Wurf bringt den nächsten Fisch. Er darf bei 47cm mit. Dann ist der Spuk vorbei und der Trupp hat wohl genug von uns. Wir sind glücklich und zufrieden. Bei all dem Adrenalin habe ich meine Entzündung im linken Arm ganz vergessen, die sich nun immer mehr bemerkbar macht. Ich kann nur noch unter Schmerzen einstrippen. Notfall Nr. 2 ist eingetreten…ich muss zur Spinnrute greifen. Doch auch das kurbeln ist nicht sonderlich angenehm. Zum Glück fahren wir morgen heim. Noch eine Woche unter diesen Bedingungen wäre der Supergau!
Den restlichen Tag fischen wir bei perfekten Bedingungen weiter. Doch wie es mit den besten Bedingungen so ist…man fängt keinen Fisch…
Eigentlich wollten wir am Sonntagmorgen vor der Abreise nochmal kurz…entscheiden uns dann aber, im Bett zu bleiben. Mein Arm wird es mir danken und Jens ist einfach zu müde.
Fazit:
Es waren drei irre Tage auf der Insel, die ich so noch nie erlebt habe. Neun Fische auf Fliege ist für mich ein Top Ergebnis. Dazu noch die herrliche Natur und bestes Wetter. Zudem haben wir wahrscheinlich einen sehr guten Zeitpunkt erwischt. Es war einfach perfekt!







