Braunes trüb-Wasser in Flensburger Förde bis Apenrader Bucht

Unsere Meere Leben und verändern sich zyklisch und azyklisch und folgen ihren eigenen Gesetzen, die teils global, teils regional bestimmt sind. Viele Größen und Einflüsse ändern sich und nehmen wiederum Einfluss auf unsere silbernen Freunde. Welche dieses sind und wie sie wirken kann hier erörtert werden.
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walcha
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Beitrag von walcha »

schöner sch..... :cry:
ganz abgesehen von der schlechten fischerei, kann einer etwas über die speisetauglichkeit von den fischen sagen (sollte man den welche in der brühe fangen)?
wenn die fische schon eingehen ist ein verzehr dann unbedenklich?!
TL Andreas
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Flensimann
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Beitrag von Flensimann »

Ich kann mich Manni nur anschließen. Ich fahre am 1.4. für einige Tage nach Fyn (Helnäs) und bin jetzt schon gefrustet. Hoffentlich hat sich das bis dahin mit der alten K...alge bis dahin erledigt. Für laufende Infos (vielleicht ist jemand vor Ort) wäre ich und bestimmt auch einige andere äußerst dankbar.

Gruß Flensimann
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MeFo-Tom
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Beitrag von MeFo-Tom »

Moin ...
habe da was gefunden :
...
Am 11.3.2008 hat die Frühjahrsblüte bereits ihr Maximum (3415 mg/m³) erreicht. Sie wurde erstaunlicherweise nicht wie üblich von Kieselalgen dominiert, sondern von der Euglenophycee Eutreptiella spp. (2440 mg/m³). Darüber hinaus waren die Kieselalgen Rhizosolenia setigera und Rhizosolenia hebetata forma semispina, sowie der autotrophe Ciliat Mesodinium rubrum bedeutsam. Auch Teleaulax spp., Gyrodinium spirale, Protoperidinium depressum, Ceratium tripos und Proboscia alata sind erwähnenswert.

Die Frühjahrsblüte klang schnell wieder ab, wobei auch hier ein Transport von Wasserkörpern stattgefunden haben muss, denn am 18.3.2008 (12. Woche) unterschied sich die Artenzusammensetzung grundlegend von der des 11.3.2008 (11. Woche). Eutreptiella spp. fehlte fast völlig und es trat statt dessen der zuvor nicht vorhandene Kieselflagellat Dictyocha speculum mit 722 mg/m³ auf. Da er meist in seiner nackten Form vorkam, ist die Bestimmung nicht sicher; es könnten auch die Gattungen Chattonella, Verrucophora oder Pseudochattonella in Frage kommen. Unter den Kieselalgen dominierten Rhizosolenia hebetata forma semispina, Proboscia alata, Rhizosolenia setigera und Guinardia delicatula. Ein ungewöhnlich frühes Auftreten des Maximums von Dictyocha speculum wurde auch im Jahre 2007 beobachtet. Normalerweise ist die Dictyocha-Blüte erst nach der Kieselalgenblüte im April zu erwarten. Sie verdrängte im Jahre 2007 jedoch die Kieselalgen und auch Dinoflagellaten konnten sich nur gering entwickeln (Wasmund et al. 2008). Die ungewöhnliche Entwicklung des Jahres 2007 wiederholte sich also im Jahre 2008 und könnte sich möglicherweise dauerhaft etablieren (Regime Shift ?).
Zum 25.3.2008 (13. Woche) waren sowohl Eutreptiella spp. als auch Dictyocha speculum fast vollständig verschwunden. Nun war plötzlich das zuvor unbedeutende Skeletonema costatum mit 270 mg/m³ dominant. Es ist regelmäßig eine der bedeutendsten Frühjahrs-Kieselalgen. Im Jahre 2008 wurde eine Frühjahrsblüte der Kieselalgen aber nicht gefunden.
...

Quelle:
http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Beobac ... ph2_01.jsp

kann also auch schnell wieder weg sein ! ;)

Gruß Thomas
Man kauft mit Geld, das man nicht hat,
Sachen, die man nicht braucht,
um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.

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Schweißsocke
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Beitrag von Schweißsocke »

Fliegenjeck hat geschrieben:Wie lange hat dieses Spektakel bisher in der Regel gedauert ????
Gute Frage, weil es sich eben nicht um die Regel handelt.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten 20 Jahren jemals solch Massenblüte gesehen zu haben.
Geht mir genauso, das hat mit den normalen Frühlingsblüten auf die Jürgen so gerne verweist und die um diese Jahreszeit tatsächlich fast regelmäßig auftauchen, überhaupt nichts mehr zu tun. Die Sichttiefe des Wassers beträgt über viele Quadratkilometer oft nur wenige Zentimeter.
Insofern sind Verweise auf ähnliche Ereignisse der letzten Jahre, die Tom hier darstellt, auch nicht wirklich hilfreich, weil sie zur Beschreibung der aktuellen Situation wenig nutzen. Ich kann nur hoffen, dass die Schäden begrenzt bleiben, das relativ kalte Wasser mit seiner hohen Sauerstoffsättigung könnte das Schlimmste verhindern, da normalerweise die Probleme für die Fische erst am Ende/nach der Blüte einsetzen, wenn die Destruenten für einen starken Rückgang der Sauerstoffkonzentration sorgen.
Gruß Arne

There's a fine line between fishing and just standing on the shore like an idiot. ~Steven Wright
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bornholmpilen
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Beitrag von bornholmpilen »

kann man nur hoffen das die fische schlau genug
sind, richtung oh zu flüchten.
hier sieht das nämlich noch gut aus, das wasser.

gruß bea
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Jomel
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Beitrag von Jomel »

Moin,

ich sitze eh den ganzen Tag (und die ganze Nacht) am Schreibtisch und habe auch ein paar Infos zusammengetragen und mir anlässlich meines anstehenden Fünenurlaubs so meine Gedanken gemacht.
Soweit ich es verfolgen konnte, ist die für die aktuelle Blüte verantwortliche Alge ein ziemlicher Newbie in der Ostsee und damit ließe sich das Ausmaß des Blooms auch erklären, glaub ich:
Die Situation ist auf jeden Fall keine "normale" mehr, die Intensität (siehe Trübung) und die Dauer dieser Blüte sind schon Bemerkenswert. Häufig gibt es solche Extremsituationen bei gebietsfremden Arten, da die Antagonisten, in diesem Falle oft andere Algen und Zooplankton, fehlen. Es dauert eigentlich nie lange, bis sich diese einstellen, nicht lange kann bei höheren Organismen allerdings auch Jahre bedeuten... bei Algen und ihren Feinden mit ihren relativ kurzen Lebensspannen und der schnellen Vermehrung dauert es natürlich nicht so lange.
In diesem Falle scheint es allerdings unwahrscheinlich, dass diese massive Blüte durch Fraßfeinde mit gleichen Umweltansprüchen beendet wird, wie es normalerweise der Fall wäre. Vielmehr wird wahrscheinlich die Veränderungen der Umweltbedingungen (Temperatur) den Algen den Garaus machen, da dann unter den veränderten Bedingungen effektivere, hoffentlich einheimische, Algenarten die Chattonella-Alge "überholen". Damit meine ich, ihnen die Nährstoffe wegschnappen weil eben effektiver.
Diese Algen sollten dann auch wieder genug Gegenspieler besitzen, damit es nicht wieder zu einer solchen Blüte kommt.
Soweit meine Theorie, was meint ihr?
Hier noch der Link zu der Sau, die uns grad die Fische vertreibt (zumindest glaube ich, dass es sich um diese Art oder eine eng verwandte handelt):

http://www.nobanis.org/files/factsheets ... culosa.pdf

so, wieder ne halbe Stunde nix für die eigentliche Aufgabe getan...

edit: hab ich ganz vergessen; die Sau ist wohl auch noch toxisch. Zitat: "The blooms in 1998 and 2001 resulted in fish mortality of farmed salmon along the coast of Norway. During the 1998 bloom there were reports on mortality among wild fish along the coast of Denmark."

edit²: n BigPack Round-up ist für die Woche auf Fyn schon eingepackt :lol: schööön klares Wasser.

9.0-er Erdbeben, Gaddafi, Chattonella, irgendwie ist der Wurm drinne. :ironie:
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Beitrag von emka »

@johannes:

konntest du auch recherchieren, wo dieses chatonella-viech ursprünglich/natürlich vorkommt?

c&df
mk.
check1-2:

http://www.scale-magazine.com



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Ulf
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Beitrag von Ulf »

Moin,

aus dem Nordpazifik: http://www.gollaschconsulting.de/downlo ... GERMAN.pdf

Ballastwasser wird irgendwo in der Welt eingepumt und am Zielhafen wieder abgelassen.

Hier ein Zitat aus folgender Veröffentlichung:
http://wwf-arten.wwf.de/media/265/Atlan ... chs_HG.pdf

Andererseits sind auch die Lachse in den Zuchtkäfigen
dem Einfluss von außen unterworfen: Durch
das unkontrollierte Ablassen von Ballastwasser verendeten in Norwegen 1.000 Tonnen Lachs nach
der Einwanderung der giftigen Alge Chatonella.

Macht denn eigendlich niemand Fotos von der aktuellen Situation?
Grüße

Ulf

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gunnar
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Beitrag von gunnar »

Danke für den aufschlußreichen Link Johannes. Wenn ich es richtig gelesen habe,gab es bei früheren Blüten auch tote Fische ohne dass man algentypische Gifte gefunden hat. In dänischen Quellen wurde deshalb auch vermutet, dass die Alge die Kiemen der Fische verklebt und dadurch zum Erstickungstod führt.
Fotos von der braunen Suppe habe ich keine, sehe auch keinen Sinn darin die Brühe zu fotografieren.


Gunnar
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Ulf
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Beitrag von Ulf »

Muss auch nicht wirklich einen Sinn haben. Mich als Binnenländer hätte es nur interessiert. Danke trotzdem
Grüße

Ulf

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Vossi
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Beitrag von Vossi »

bornholmpilen hat geschrieben:kann man nur hoffen das die fische schlau genug
sind, richtung oh zu flüchten.
hier sieht das nämlich noch gut aus, das wasser.

gruß bea
Hohwachter Bucht ist doch auch OH.....und da ist der Schmodder definitiv angekommen :c
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Angelmann
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Beitrag von Angelmann »

bornholmpilen hat geschrieben:kann man nur hoffen das die fische schlau genug
sind, richtung oh zu flüchten
Genau! Zum Glück haben die ja nen direkten Zugang zum nächsten Satelliten und wissen, dass 100 KM weiter südlich sauberes Wasser ist, äh...war.
Die einzige Frage ist doch, wie viele der Fische, die in dieser braunen Suppe wochenlang gefangen sind, überleben....
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Jomel
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Beitrag von Jomel »

@emka
vor der japanischen Küste zum Beispiel ist sie weit verbreitet...

@gunnar
dass man bisher in der einen Untersuchung keine Toxine nachweisen konnte, heißt nicht, dass die Alge kiene produzieren kann. Es ist vorstellbar, dass einfach die Verbindungen, die diese Alge produziert, nicht gesucht wurden. Andererseits produzieren Algen häufig nur unter bestimmten Bedingungen, z.B. bei Reizung mit bestimmten Botenstoffen, ihre Gifte. Oder die Substanzen sind einfach in der Alge enthalten und werden nicht abgegeben, sondern zusammen mit der Alge aufgenommen... Möglichkeiten über Möglichkeiten. Ich denke, dass es noch intensivere Untersuchungen über diese Spezies geben wird.

Wie dem auch sei, was haltet ihr von einem Newsticker in Sachen Braunfärbung? Wenn jemand was über betroffene, oder vielleicht ja auch erfreulicherweise, nicht mehr betroffene Gebiete ließt, einfach hier reinschreiben, besser sind natürlich Beobachtungen. Vielleicht kann man so Trends erkennen und Rückschlüsse auf begrenzende Faktoren treffen.
Hampa? Kemizee!
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Megger
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Beitrag von Megger »

... beteilige ich mich gern, wenn ich nächstes WE oben bin. :+++:
Googelt man übrigens chatonella+ostsee und macht eine Zeitbegrenzung auf 1 Monat - gibt es nur einen Treffer: das LMF !! Also aktuell scheint da in Deutschland keiner dran zu sein. Erstaunlich.

:wink:
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Jomel
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Beitrag von Jomel »

mit doppel "t" findet man mehr ;)
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