die Frage, ob das Gewicht des Polyleaders bei den Wasserwürfen zum Gewicht des Schusskopfes hinzugerechnet werden muss, erfreut sich weiterhin ungebrochener Beliebtheit.
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Ich fische mit meinem Schusskopf in 9 m Länge (26 g) und einem 10´ Polyleader (4 g) und werfe wie der junge Henrik M. zu seinen besten Tagen - Wurf auf Wurf platziere ich den Übergang zwischen Schusskopf und Polyleader am immer gleichen Punkt neben mir, elegant und mit einer engen Schlaufe schick ich die Fliege auf ihre Reise.
Weil mich der Teufel reitet, tausch ich nun den Poly gegen ein wunderschön getaperten Salmon-Mono-Leader aus - und stelle mit Erschrecken fest, dass die ganze Herrlichkeit dahin ist, irgendwie der Zug zum Tor fehlt, obwohl ich exakt genauso werfe wie vorher. Zuhause pack ich dann den Übeltäter auf die Waage und stelle fest, dass der Schweinehund ja nur 2 g wiegt. Damit steht fest, dass das Gewicht des Polyleaders mitgerechnet werden muss, mit 2 g mehr (=4 g) wär mir das nicht passiert, oder?
Kurze Gegenfrage: Kann jemand Magnetismus erklären? Ich kann´s nicht und auch zur Fliehkraft, der Adhäsionskraft, der Schwerkraft, der Reibungskraft, der Zugkraft und und und fällt mir herzlich wenig ein. Sicher bin ich mir nur in 2 Dingen:
1. Mit der magnetischen Kraft hat das Werfen nichts zu tun!
2. Die Gesetze der Schwerkraft (Gewicht des Schusskopfes + Gewicht des Polyleaders) können nicht alles erklären!
Ein Beispiel:
Ich steh mit dem Gesicht stromab und werfe wieder wie der junge-ihr-wißt-schon - ohne Richtungsänderung (single spey, switch cast etc.), ganz entspannt 9 m Kopf, 10´Poly, Gesamtgewicht 30 g, der Anker ist an der immer gleichen Stelle neben mir, perfekt!!
Ohne am Gesamtgewicht was zu ändern, platziere ich nun den Anker 3 m weiter vor mir, muss ja eigentlich genauso funktionieren, schließlich ist ja das Gewicht unverändert, oder? Tut´s aber nicht, tut´s eigentlich überhaupt nicht, sieht eigentlich eher wie ein erbärmlicher Rollwurf aus!! Kann doch nicht sein, ich versuch doch weiterhin, die ganzen 30 g in Bewegung zu versetzen, wenn ich oben dran zerre, muss das doch Auswirkungen auf das ganze Setup haben!!
Die Antwort lautet: Nur auf den ersten Blick!
Tatsächlich läßt sich das System im Moment des Vorschwungs in drei variable (!!!!) Teile zerlegen, die ich als Laie so beschreibe:
1. Der Anker (versteht man am einfachsten):
Ich kann wenig oder viel wässern, ich kann einen PL oder ein Mono nehmen, hier wirken Adhäsionskräfte auf das System, das Wasser hält das Vorfach etc fest
2. Der passive Teil (schwer zu verstehen ohne den aktiven Teil zu kennen):
Der Teil des Schusskopfes zwischen Poly und dem aktiven Teil des Kopfes, der, würde ich das Ganze als "D" oder besser auf der Seite liegendes "V" beschreiben, von der Wasseroberfläche aufsteigend von mir weg bis zur Spitze des "V" nach hinten weist. Welche Kräfte hier wirken? Keine Ahnung!
3. Der aktive Teil:
Der Teil des Schusskopfes, der von der Rutenspitze von mir weg absteigt, also der obere Teil des liegenden "V". Die Masse, die sich in diesem Teil befindet, wird von mir "primär" beschleunigt (und zieht dann den Rest gegen des Wasserwiderstand mit).
Diesen aktiven Teil kann ich variieren, platziere ich das Vorfach einige Meter weiter vorne (s.o), ist der aktive Teil deutlich kürzer, es ist kein gleichförmiges "D" oder "V" sondern ein "V" mit einem ganz kurzen Oberteil und einem gaaanz langen Unterteil. Und weil die Masse im aktiven Teil deutlich geringer ist, krepiert mir auch der Wurf...
Ich kann natürlich auch das Vorfach weiter hinten platzieren: Nun ist die Masse im aktiven Teil größer und ich kann mit weniger "Kraft" (ist wohl eher Beschleunigung/Geschwindigkeit..) werfen. Und wenn ich mir angewöhne, dass Poly in diesem Jahr immer 2 m weiter hinten als "normal" zu platzieren, reicht mir eventuell auch ein Schusskopf von 24 g aus (und wenn ich dann wieder umstelle, ist der Schusskopf plötzlich zu leicht...).
Und was hat der ganze Unsinn nun mit der Ausgangsfrage zu tun?
Nun, nach meiner unmaßgeblichen Meinung dient das Poly / Leader "nur" als Anker, seine Aufgabe besteht darin, Adhäsionskräfte zu erzeugen, nichts weiter. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss es natürlich ein gewisses Gewicht haben, wäre es schwerelos, würde es ja gar nicht die Wasseroberfläche erreichen!! Aber es kommt eben nicht so sehr darauf an, ob es nun 2 g, 4 g oder sonst was auf die Waage bringt, maßgebend ist die Adhäsionskraft, nicht die Gewichtskraft!
Hinzu kommt, dass ich durch die Veränderung der aktiven Teils um ein Vielfaches mehr an Einfluss auf die zu beschleunigende Masse nehmen kann (50 cm vor, 1 m zurück etc), so dass die 2 g mehr oder weniger vom Poly oder nicht Poly überhaupt nicht ins sprichwörtliche "Gewicht" fallen.
Und wer jetzt denkt, ich hätte ein super Eigentor geschossen, weil doch im Ausgangsfall das Mono "nur" 2 g weniger wiegt und es doch darauf überhaupt nicht ankommen soll:
Polyleader generieren höhere Adhäsionskräfte....
Warum? Keine Ahnung! Um ein 10´Poly zu ersetzen müsste man schon ein 14´ Mono nehmen, dann passt es wieder mit der Adhäsionskraft...
Grüsse
Martin






