Mit einem Fingerschnipsen fliegt blinkend und blitzend meine Münze in einem hohen Bogen in die Ostsee. Das Wasser ist noch klar zu Beginn des neuen Jahres und ich sehe Sie noch lange trudelnd in Neptuns Reich verschwinden.
So stehe ich, wie in jedem Jahr, am Ufer und entrichte Neptun meinen Obolus für einen guten
Fang in diesem Jahr. Ich weiß nicht, wann ich damit angefangen habe, es muss schon sehr lange her sein, aber mittlerweile ist es so was wie Tradition bei mir und nein, ich bin nicht abergläubig, vielleicht hilft es ja nicht, aber schaden kann es auch nicht, oder?
Ich war lange nicht hier, an meinem Lieblingsstrand und merke erst jetzt wieder, wie schön es doch hier immer wieder ist. „Mein Gott, wie hat es mir gefehlt!. Erst der viele Schnee, dann Weihnachten und zum krönenden Abschluss Silvester (ich denke: „Prost ! auf Alles, was da im Wasser keucht und fleucht !“).
Ich ziehe etwas Schnur von der Rolle. Das leise Geräusch der Knarre elektrisiert mich immer wieder. Die ersten Würfe sind noch verhalten und ohne Druck werfe ich meine Schnur.
Zisch… die Schur gleitet durch die Ringe, da ist es wieder, dieses unbeschreibliche Gefühl, das nur ein Fliegenfischer beim Wurf spüren kann, das für mich solange her ist und doch so vertraut.
Die Würfe werden kraftvoller, härter und die Schur streckt sich weiter und weiter. Der Rhythmus ist noch da, es klappt noch, ich habe nichts verlernt.
So versuche ich es an verschiedenen Stellen. Rein ins Wasser ein paar Würfe, raus aus dem Wasser und weiter. An welchen allergeheimsten Geheimstellen ich es auch probiere, kein Biss, kein Zupfer, nichts. Die Meerforellen scheinen heute nicht zu Hause zu sein oder haben einfach keine Lust zu Beißen. Ich könnte eine andere Fliege anbinden, aber eigentlich habe ich gar keine Lust dazu. Was soll’s, ist heute gar nicht so wichtig.
So vergeht mein erster Tag. Die Sonne versinkt flammend rot am Horizont und es ist doch etwas… frisch?.
Mit kalten Fingern und Füßen trete ich den Rückweg nach Hause an.
Ich setzte mich in’s Wohnzimmer und lege die Füße hoch. Das Radio sagt etwas von neuen Schneefällen. Was soll’s, soll’n sie kommen. Ich habe meinen ersten Tag hinter mir. Meine Gedanken schweifen ab, so richtig bin ich noch nicht zu Hause angekommen Ich denke, ich werde beim nächsten Mal eine andere Garnele ausprobieren. Das Jahr ist ja noch jung ich habe also noch viel Zeit alles Mögliche zu Versuchen
Meine Frau kommt zu mir und fragt mich “na, hast Du was gefangen?“ „nein“ sage ich, aber es war ein unbeschreiblich schöner Tag.
Mein Herz schlägt ganz ruhig. Ich weiß, es wird ein schönes Jahr
Solch ein Jahr, wünsch ich Euch auch.
Gruss u. Petri
- Peter










