Gedanken über den Tierschutz

Fliegenbinden ist eine Kunst für sich. Der Phantasie der Fliegenbinder sind keine Grenzen gesetzt und die existierenden Muster sind unzählbar. Tipps und Tricks können hier ausgetauscht werden.
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Arnd
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Gedanken über den Tierschutz

Beitrag von Arnd »

Hallo zusammen,

ich wollte mal gerne ein paar ernste Gedanken zum dem Thema Bindematerial und Artenschutz loswerden.

Je länger man sich mit dem Thema Fliegenfischen, respektive Fliegenbinden beschäftigt, fällt einem auf, dass wir relativ entspannt mit einem - aus meiner Sicht - ernsten Thema umgehen.

Es werden in allen möglichen einschlägigen Foren Fliegen vorgestellt, die mit Materialien von Tieren gebunden werden, die bekannterweise zu den bedrohten Tierarten gehören. Sei es Eisbär, jungle cock, usw.

Ich möchte jetzt nicht den Oberklugen herauskehren oder mahnend den moralischen Zeigefinger heben. Nur irgendwie ist es aus meiner Sicht ein wenig schizophren, einerseits C & R zu propagieren oder das Fischen mit Widerhaken an den Pranger zu stellen andererseits aber nie kritisch zu hinterfragen, woher bzw. auf welche Art und Weise das Material kommt / gewonnen wird, mit dem ich fische.

Verlassen wir uns eigentlich jetzt auf vollmundige Versprechen von Gesetzeshütern bzw. - manchmal - leeren Worthülsen aus Bestimmungen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass das Material ruhigen Gewissens von uns verwendet werden kann?

Wer gibt mir eigentlich die Garantie dafür, dass ein Teil des Erlöses für teure jungle cock Federn zum Beispiel in Projekte gesteckt werden, die den Erhalt der Tiere sichert? Wer kann mir eigentlich sagen, ob Hähne von bekannten Anbietern wirklich nur der Federn wegen gezüchtet werden oder ob die Tiere einem - na sagen wir mal - sinnvollerem Zweck zugeführt werden? Gibt es eigentlich Selbstverpflichtungen der Hersteller, die einen Mindeststandard von ethischen Ansprüchen sicherstellen?

Hat sich Euch eigentlich noch nie diese Frage gestellt, liebe Fliegenfischergemeindemitglieder?

Ich selbst habe schon etliche Stunden dafür verbracht, mal herauszufinden, wie bzw. ob sich Hersteller zu dem Thema Artenschutz bzw. Tierschutz stellen. Bisher sieht das Ergebnis eher mau aus. Und das macht mich schon ein wenig stutzig.

Wie schon erwähnt. Ich möchte hier nicht den Moralapostel herauskehren. Bin ja kein Deut anders. Nur irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Geschöpf, welches uns das erfolgreiche Fischen eigentlich erst ermöglicht, zum "Rohstofflieferanten" degradiert wird.

Sorry. Musste ich einfach mal loswerden.

TL, Arnd
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franco 123
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Beitrag von franco 123 »

Hallo Arnd,

Ich finde deine Einstellung gut.

:+++: Frank
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T.v.d.3Larsen
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Beitrag von T.v.d.3Larsen »

Moin Arnd,

ich bin Deiner Meinung und denke,dass ich mir darüber bisher zu wenig Gedanken gemacht habe.

Nach meiner Meinung ist es bei den Küstenfliegen nicht ganz so dramatisch, allerdings bin ich sicher, dass die Binder von klassischen Lachsfliegen zumeist in dieser Beziehung völlig emotionslos alles daransetzen würden, an die entsprechenden Materialien zu kommen.

Das schmälert aber nicht die Tatsache,dass ich darüber in Zukunft mehr nachdenken werde

Guter Beitrag Deiner
:+++:

Gruß Lars :wink:
Stuntman Lars back to Work
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Maqua
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Beitrag von Maqua »

Hallo Arnd
Ich gehöre zu denen die einen Jungle Cock Balg besitzen.
Ich habe ihn vor etwa 25 Jahren in jungen Jahren in irgendeinem Angelladen gekauft und mir damals keinen Kopf darüber gemacht.
Soweit ich mich erinnere war die Art damals noch nicht geschützt, denn man benötigte keine Papiere beim Kauf.
Hier im Forum bin ich dann darauf gestoßen das die Art heute geschützt ist.
Für mich war damit klar das ich keinen neuen Jungle Cock mehr kaufen werde, auch keinen aus der "Zucht", da dieses nicht zu kontrollieren ist.
Den alten Balg werde ich allerdings deswegen nicht wegwerfen, sondern ihn bis zur letzten Feder verbinden und mich dann nach einer Alternative umsehen.
Deinen Beitrag zum Nachdenken finde ich gut und notwendig.

Gruß Manni
:wink:
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FlyHigh
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Beitrag von FlyHigh »

Hallo,
ja, diese Gedanken habe ich mir auch bereits gemacht.

Dazu muss ich sagen, dass ich ein Fan von Synthetischen Fliegenbindematerial bin. Und dieses (wenn ich die Wahl habe) auch benutze. Dies gilt aber nur für die "geschützten" Arten. Hahn und Co. sind für mich völlig ok... wo kommen wir ansonsten hin... dann darf ich auch kein Huhn, Rind (vielleicht sogar Kälbchen) Lamm usw. essen.

Nur einige Naturprodukte sind im Moment einfach besser. Polarfuchs zum Beispiel... arme Dinger. Auch Jungle Cock gibt es als Synthetic Material. Vielleicht reden wir in 5 Jahren ja über die Qualen die ein Polyester erleben muss um ein guter Polarfuchsersatz zu sein. Schön wäre es ;)
ChristianD

Beitrag von ChristianD »

Diese Frage kursierte hier und in anderen Foren ja auch schon diverse Male. Dort kam man nicht auf einen gleichen Nenner. Wird hier auch nicht passieren.
dass das Geschöpf, welches uns das erfolgreiche Fischen eigentlich erst ermöglicht, zum "Rohstofflieferanten" degradiert wird.
So sehr ich mich anstrenge, aber ein persönlicheres Verhältnis aufzubauen, will mir einfach nicht gelingen.

Tendenziell hast du mit deinen Ausführungen vollkommen Recht! Fliegenbinderei ist zweifelsohne eine fragwürdige Angelegenheit. Mindestens genauso fragwürdig, wie die Angelfischerei an sich. Wir alle leben unser Vergnügen und unser Hobby auf Kosten der Kreatur aus. Das ist Fakt. :!: Tausende von gefahrenen Kilometern für das fischereiliche Vergnügen zeugen auch nicht unbedingt von nachhaltigem Interesse.

Angelfischerei mit vielen seiner Facetten ist und bleibt ein fragwürdiges Unterfangen mit Doppelcharakter, den man selbstreflexiv und damit selbstkritisch betrachten muss.
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mefoandy
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Beitrag von mefoandy »

Da kann ich den Christian voll und ganz zustimmen !

und möchte noch hinzufügen:

Wenn schon beim Binden der Fliegen Bedenken aufkommen, dann
sollten wir erst garnicht zum angeln gehen, und uns einzig und allein auf
das Casting beschränken! (und möglichst das Auto stehen lassen).

tl Andy
Achtet die Kreatur !
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seeschwalbe
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Beitrag von seeschwalbe »

Ich finde wir sollten beim Fischen und Binden und auch sonst im Leben immer offen sein für Bedenken.
Denn oft sind sie mehr als angebracht.
Ich habe auch fragwürdige Sachen in meinem Bindekoffer glaube ich. :roll:

Gut, daß uns immer mal wieder einer wie Arnd dafür sensibilisiert. :+++:
Kormoranfreund
Thomas KS

Beitrag von Thomas KS »

mefoandy hat geschrieben:
und möchte noch hinzufügen:

Wenn schon beim Binden der Fliegen Bedenken aufkommen, dann
sollten wir erst garnicht zum angeln gehen, und uns einzig und allein auf
das Casting beschränken! (und möglichst das Auto stehen lassen).

tl Andy
Das wäre wohl konsequent :!:
Ein interessantes Thema wie ich finde, wenn gleich ich :
1. - ( Noch ) nicht alle meine Muster aus synth. Materialien binden kann :!:
2. - nicht jede z.B. Feder kaufen muss, nur weil namhafte Binder sie verwendet haben...kreatives Binden ;)
3. - Genussmensch bin - gerade beim Fischen an einem schönen Gewässer in toller Natur - mit selbst gefertigten Fliegen :l:
4. - mit Genuss die meisten der gefangenen Fische meinen Händen wieder entgleiten ( Oh weiaaaa :lol: )
5. - mir nie ernsthafte Gedanken darüber gemacht habe :o

Gruß, Thomas.
Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Hallo Arnd, lobenswerte Gedanken.

Der Begriff "Tod" hat viel Platz in unserem Hobby.

Einerseits käme es mir nie in den Sinn, auf irgendwelchen Umwegen an die Haare und Federn geschützter und / oder bedrohter Tierarten zu gelangen sowie an Felle und Haare von Tieren, über deren Tötungsumstände ich informiert bin.

Andererseits ist die Zucht und der Verkauf von Haaren und Fellen speziell für den Bereich Fliegenbinden zu einem Geschäft geworden, welches wir nur in Einzelfällen beeinflussen können und ich töte Fische.

Es gibt da sehr viele Beispiele für Federn, um deren Herkunft ich sehr genau Bescheid weiß und sie genau deshalb auch verwende. Der Hahn vom Nachbarn kommt früher oder später in die Suppe, doch er hatte ein nachvollziehbares Leben.
Der Polarfuchs aus östlichen Regionen hat weniger Genuss erlebt und wenn er sieht, wie sein Fell davon getragen wird, mit dem letzten Blick seines Lebens...

Es gibt viele Beispiele, zum Beispiel auch einen bestimmten Affen, der nur wegen einer bestimmten Fliege fast ausgerottet wurde. Solch eine Fliege möchte ich nicht haben.
Aber auch andere Beispiele gibt es, wo eine Firma mit Garnen plötzlich unerwarteten Großumsatz erhielt, als ein Garn derer Produktion in einer sehr fängigen Fliege verarbeitet wurde.

Es wird dazu kaum einen Nenner geben und es wird immer diese Leute geben, die auch das absolut Verbotene kaufen. Diese Leute sind auch zu anderen Dingen fähig, aber damit entferne ich mich sehr weit von unserem Hobby, wo die Liebe zur Fliege etwas Material erfordert, aber es auch reichhaltige Alternativen gibt.

Man entscheidet selbst...
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Arnd
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Beitrag von Arnd »

Hallo zusammen,

ich hatte nicht gedacht, dass auf das Thema überhaupt Reaktionen erfolgen. Umso erfreuter bin ich aber, dass es doch so kam.

Ich möchte nur eine Sache noch einmal klarstellen.

Ich verdamme nicht das Fliegenfischen, das Angeln an sich oder das Fliegenbinden. Es ist richtig. Wenn ein solcher Thread eröffnet ist, stellt sich die Frage, wo soll man - wenn diese Überlegungen bis zum Ende weitergesponnen werden - eine Grenze ziehen. Korrekt.

Ich selbst kann offen zugeben, dass ich ebenfalls noch jungle cock Federn in meinem Bindematerialbestand habe. Sehr selten gebraucht aber gekauft und auch schon gebunden. Schande über mich? Nö. Warum? Es war legal gekauft und im Grunde genommen habe ich mich nicht weiter darum geschert.

Heutzutage würde ich es nicht wieder machen, da meine Erfahrung mir zeigt, dass weniger exotische Materialien genau so fängig sind. Künstliche Materialien hin oder her, in vielen Fällen sind Naturprodukte einfach besser geeignet. Also auch hier führt eigentlich kein Weg daran vorbei, dass es weiterhin "Rohstofflieferanten" geben wird.

Ich werde mit Sicherheit niemanden mit Mißachtung strafen, der weiterhin Eisbär verarbeitet. Ganz davon abgesehen, dass ihn meine Meinung dazu sowieso nur peripher tangiert. Ich werde auch weiterhin mit dem Wagen Richtung Küste fahren um einem Hobby nachzugehen, was einer anderen Kreatur vielleicht nicht sehr angenehm ist.

Nur ich werde mit Sicherheit ein wenig überlegter meine Bindematerialien kaufen und nicht unbedingt mit einem 300-PS-20-Liter-schluckenden-Boliden meinen Hot Spot ansteuern.

Männers und Frauens.

Ich denke, Kopenhagen hat uns - die sich gerne in der Natur aufhalten - eigentlich die Augen geöffnet. Solange wir - als letztes Glied in der Konsumkette - uns nicht irgendwo eine gewisse Selbstbeschränkung auferlegen, wird es niemand tun.

Wird hier jetzt zum Kaufboykott aufgerufen? Um Gottes Willen, nein!
Nur vielleicht ein kleiner Nadelstich, eine kleine Erinnerung an uns alle (auch mich), nicht das unnötigerweise kaputtzumachen, was wir alle irgendwie ja doch lieben.

Es ist seit einigen Jahren wieder eine Tendenz im Bereich des Fliegenbindens zu erkennen, das umstrittene Materialien hoffähig werden und das ist in meinen Augen keine schöne Entwicklung. Das, und nur das, war der Grund, diesen Thread zu eröffnen.
TL, Arnd
ChristianD

Beitrag von ChristianD »

Du Arnd,

Ich denke, dass du deine Meinung hier auf eine vorbildliche Art und Weise vertrittst! :+++: Sachlich und bestimmt! Dabei neutral!

Wenn ich ganz ehrlich bin: ich habe gelinde gesagt nicht mal ansatzweise eine Ahnung, wo das eine oder andere Material in meinen Kisten herkommt.Es sind sicher auch 1 oder 2 zweifelhafte Dinge dabei... Ist aber bei vielen Materialien echt auch schwer zu rekonstruieren.Dinge wie Affenhaare oder Eisbär gehören aber auch nicht in mein Repertoire. Ich habe mich bisher darauf verlassen, dass Firmen wie Metz, Whiting, Keough usw. seriöse Bedingungen haben. Ob es aber tatsächlich so ist? Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. :c
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Vossi
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Beitrag von Vossi »

Arnd hat geschrieben:.....Nur vielleicht ein kleiner Nadelstich, eine kleine Erinnerung an uns alle (auch mich), nicht das unnötigerweise kaputtzumachen, was wir alle irgendwie ja doch lieben.......
:+++:

ist angekommen Arnd


:+++:
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Ostsee-Silber

Beitrag von Ostsee-Silber »

Arnd hat geschrieben:ich hatte nicht gedacht, dass auf das Thema überhaupt Reaktionen erfolgen. Umso erfreuter bin ich aber, dass es doch so kam.
Hallo Arnd, das Thema war, ist und bleibt aktuell.

Oft verwischen die Grenzen sehr schnell, wenn etwas Neues die Szene erobert.

Kannst Du ein Beispiel für die "hoffähigen" Dinge nennen?
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Arnd
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Beitrag von Arnd »

Hallo Mirko,

1:0 für Dich. :+++:

Wenn ich jetzt "hoffähige" Materialien beim Namen nenne, werde ich in der Luft zerrissen. Aber ok. Ich versuche es.

1. Herkunft aus Ländern mit relativ hohen Artenschutzbestimmungen. (Bspl Westeuropa, Nordamerika).
2. Rehhaar, Hahnen-/Hennenfedern, bei Polarfuchs bin ich mir schon nicht mehr sicher, da ich keine Ahnung habe woher dieser üblicherweise kommt, Bucktail.

Und da kommen wir auch wieder zu dem eingangs erwähnten Punkt. Es gibt eigentlich keine genaue Info woher die Materialien kommen und ob gewisse Standards bei der Züchtung usw. eingehalten werden.

PS: Momentan verwende ich immer noch Marabou und Polarfuchs. Zwei Materialien, die mir selbst Kopfzerbrechen bereiten, wozu ich bisher noch keine Alternativen gefunden habe.

Ich denke, das ist auch schon alles, was an "Natur" in meinem Bindekoffer steckt. Der Rest ist "laborgeprüft", sprich künstlich.
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