Ich sehe weiterhin Martins Liste als eine erste Orientierung, nicht als umfassende Info.
Achim hat es schön auf den Punkt gebracht, finde ich. Es gibt halt auch immer Geschmäcker und das ist doch gut so. Und es gibt viele Situationen.
In Martins LMF-Liste habe ich mich mal geoutet und stehe zu meinen Schussköpfen. Warum diese Längen und Gewichte?
Erstmal bin ich ganz sicher kein sehr guter Werfer, was aber keine Entschuldigung sein soll. Lange Zeit fischte ich eine 7er Rute an der Küste und wog mich im guten Mittelfeld zwischen Gefühl, Drillgenuss aber auch Drillsicherheit. Das war meine Rute!
Mit der Zeit kristallisierten sich aber ein paar Fliegen heraus, die einfach besser waren als andere. Und sie wurden schwerer. Mit der 7er Rute kam ich an Grenzen, wo der Spaß aufhörte. Die "Rute konnte es ab", aber die obere Grenze war ereicht und beim Weitenjagen mit dem Schusskopf rechnete ich gar mit dem berühmten "Knacks".
Ich legte mir daher eine 8er Rute zu, die nicht ganz so steif sein sollte und probierte mit den Schnüren und Schussköpfen herum. Schnell war mir klar, dass "mein Gewicht" exakt 20 Gramm waren, gefischt auf einer Boron 2 x. Wenige Leerwürfe und hohe Weite erreichte ich schnell an der Küste und konnte auch die schweren Fliegen werfen.
Es gab einen Schusskopf, der ein 3 m langes Fronttaper hatte, sehr dünn auslaufend und schön abrollend. Das machte richtig Laune, der Kopf war 10,50 m lang und hatte 20 Gramm, nur war die dünne Spitze des Kopfes nicht in der Lage, einen schweren Sandaal abzurollen und oft kam es zum Überschlag. Das störte mich weniger, aber die Fliege fischte nicht sofort, also nicht sofort effektiv. Man mußte mehrmals strippen, um das Vorfachknäuel gerade zu ziehen und erst dann, nach so einigen kleinen Wasserverwirbelungen, fischte der Sandaal. Also nicht wirklich effektiv auf Forellen.
Ich schnitt noch am Strand 2,5 m des Fronttapers ab

und erhielt einen 8 Meter langen Schusskopf ohne wirkliche Verjüngung, der war nun fast parallel und ihm fehlte etwas an Gewicht. Also einen Polyleader davor gesetzt und plötzlich empfand ich es als gut. Gut, nicht optimal.
Wieder zuhause wog ich nach, der 8 m (11 m) Kopf mit Polyleader (10 Fuß) lag nun bei 19,5 Gramm.
Beim nächsten Einsatz an der Küste hatte ich einen weiteren Kopf aufgespult, diesmal 8 Meter 20 Gramm plus Polyleader, also 11 m mit 21,5 Gramm. Der große Sandaal segelte problemlos durch den Wind.
Ich habe
für mich festgestellt, dass ein kurzer 8 Meter Kopf auch sehr ruhig fliegen kann, sofern ein Polyleader das Abrollen unterstützt und schaue seitdem auf ein kurzes Fronttaper bei neuen Schussköpfen. Der Schusskopf plus Polyleader plus Vorfach hat immerhin auch um die 12 Meter, die erstmal geworfen werden wollen.
Meine 6er Rute kommt immer seltener mit an die Küste, weil sie mich schlicht in der Fliegenwahl einschränkt. Auf Hornhecht oder Meeräsche, gut, das macht Laune, aber es bleibt auch ein Risiko, wenn mal ein großer Fisch einsteigt. Im vorletzten Herbst fischte ich die 6er und bekam eine etwa 60er Forelle ans Band, sie biss sehr ufernah zwischen Tang und Steinen. Ich konnte zuerst nichts tun, um den Fisch zu beeinflussen und sie zog einfach mitten in den Tangwald. Ein zwei Steine später war sie weg mitsamt der Fliege im Maul, ganz genau so, wie meine erste Meeräsche, die ich wegen selbiger 6er Rute nicht kontrollieren konnte. Seitdem nehme ich die 8er Rute und habe alle Möglichkeiten aus meiner Sicht offen und ich genieße lieber etwas weniger einen Drill, als einen Fisch mitsamt Haken im Maul zu verlieren, aber das ist ein anderer Gedanke.
Ich habe mir einen weiteren Schusskopf selbst gebastelt, der für sehr leichte und kleine Fliegen gedacht ist, kleine Tangläufer fürs Frühjahr und auch Trockenfliegen für den Sommer. Ebenfalls 20 Gramm insgesamt, der hintere schwere Teil des Kopfes ist aus einem ehemaligen Lachsschusskopf geschnitten, schön dick und kräftig. Die vorderen 5 Meter stammen aus einer 6er DT-Schnur, die Spitze rollt extrem sauber ab. Diese Kombo bringt die Fliege weit raus und präsentiert dennoch sauber, ohne dass es nah an der Fliege zu sehr platscht. Der schwere Teil des Kopfes, der auch bei Wind für Weite sorgt, liegt zuerst auf dem Wasser, dann rollt die DT ab und das Vorfach mit der Fliege setzt sanft fast wie in Zeitlupe auf, damit bin ich richtig glücklich und werde mir einen weiteren Kopf noch so zurecht basteln.
Für diese Zwecke kann man natürlich auch gleich eine WF mit langem Fronttaper nehmen, aber wenn ich meine Rolle mit Runningline montiert habe, ist es so schneller, falls sich am Abend mal Fische an der Oberfläce zeigen, was es in der Tat schon manchmal gab.
Dies einfach mal als ein paar Gedanken, die hinter der Schusskopfwahl stehen können. Ich habe aber auch eine Mastery mit ultralanger Keule, die ich regelmäßig zum Üben benutze.

Aber ganz sicher nicht für die Küste aufspulen werde.