Extrem schnelles Einholen = besonders hoher Fangerfolg

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Bernd Ziesche
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Extrem schnelles Einholen = besonders hoher Fangerfolg

Beitrag von Bernd Ziesche »

Ahoi :wink:

Priorität 1 für die Steigerung des Fangerfolges beim Fliegenfischen auf Meerforellen an der Küste hat nach meiner Erfahrung die Einholgeschwindigkeit.

Für die meisten Situationen gilt:
Je schneller die Fliege, desto mehr (gut) gehakte Meerforellen!

Von der alten Regel: "Im Winter bei kaltem Ostseewasser langsam einholen." halte ich rein gar nichts.

Es gibt zu jeder Jahreszeit die eine oder andere Situation, in der auch eine langsam geführte Fliege einen hohen Fangerfolg bringen kann.
Doch sind dies die Ausnahmesituationen. Die Regel lautet:
Je schneller, desto besser.

Wie kann ich meine Fliege extrem schnell führen?

1. Die Fliege im Frontbereich deutlich beschweren. Das Volumen der Fliege gering halten. Wenig Material verwenden. In der Summe sinkt die Fliege so sehr schnell ab. Dadurch legt sie mehr Strecke innerhalb der Einholzeit zurück.

2. Die Griffhaltung für extrem schnelles Einholen modifizieren.
Ich lege die Rute auf die Handinnenfläche und winkel den Unterarm so an, dass ich die Rute direkt vor der Schulter halte.
So bekomme ich den größten Abstand zum Schnurkorb.

3. Für die ersten Würfe lasse ich den Schnurkorb einmal auf dem Rücken und strippe mit sehr langen und extrem schnellen Zügen ein.

Mit zwei Händen einstrippen (wie z.B. auf der DVD "Geheimnisse der Meerforellen" empfohlen)?
Ich habe es getestet und mit meiner Methode verglichen:
Selbst mit Schnurkorb bin ich exakt doppelt so schnell.
Ich muß weniger umgreifen, was jedesmal Zeit kostet.
Je länger die Zugstrecke, desto höher die Endgeschwindigkeit!

Ein großer Vorteil neben dem, dass die Forelle zupackt und nicht erst verzögert eine ungewollte Reaktion wie z.B. dem Nachlaufen zeigt, ist das vergleichsweise optimale Hakensetzen!

Kurz und Knapp, das war aus meiner Sicht einer der wertvollsten Tipps, die ich geben kann. ;)

Bisher habe ich an der Küste niemanden getroffen, der extrem schnell einstrippt. Auch nicht testweise für einige Würfe.
Vielleicht ändert sich das ja eines Tages signifikant und statt Weitwurfturnieren gibt es mal ein Turnier im schnellen Einholen :grin: :+p ?

Ich meine, der eine oder andere Versuch könnte sich lohnen :oops :l: :wink:

Gruß
Bernd
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Vossi
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Re: Extrem schnelles Einholen = besonders hoher Fangerfolg

Beitrag von Vossi »

Bernd Ziesche hat geschrieben:.......Bisher habe ich an der Küste niemanden getroffen, der extrem schnell einstrippt.......
Du hast Hardi noch nicht einstrippen gesehen ;)

Wenn er damit mehr fangen würde, dann hätte ich sicher auch schon längst umgestellt, aber leider....oder vielleicht auch zum Glück (für mich :grin: ) ist dem bisher nicht so gewesen. Da Hardi ziemlich lange Arme hat, sind seine "Strips" auch recht lang.......
Weil ich aber weiss, dass Du recht erfolgreich fischt, werde ich das nochmal ins Auge fassen und beim nächsten Mal ausprobieren. Nachvollziehbar ist es allemal..... :wink:
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Stimmt :grin:
Bisher hatte ich das Vergnügen nur auf der Wiese 8) .

Die Einholgeschwindigkeit muß man natürlich immer auch ein wenig in Relation zur Wurfweite betrachten.
Mit 10m Wurfweite würde meine Einholgeschwindigkeit im Endloswerfen enden ... Insofern sollte ich unbedingt addieren, dass dieser Thread insbesondere zur reinen Inspration des Fachsimpelns und für Fortgeschrittene gedacht ist.

Du hast sicher ein gutes Potential für sehr schnelles Einholen ;). Laß mich zu gegebenr Zeit wissen, ob Du eine ähnliche Beobachtung / Steigerung des FEs feststellen konntest.
:wink:
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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich probier's zwischendurch immer mal aus ... konnte aber für mich noch keine Regel daraus ableiten ...

@ Bernd

Ich glaube, du wirfst einfach zu gerne, deshalb holst du so schnell ein ;)
TL
Linus
Fjorden
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Beitrag von Fjorden »

Hallo,
danke für den Tip Bernd, ich habe meine meisten Fische mit "normaler" Einholgeschwindigkeit gefangen, denke aber das in manchen Situationen das schnell einholen erfolgreich ist. Vor drei Jahren nachts brachte genau diese Methode eine 3,5 kg Forelle mit dem letzten Wurf ein.
Gruß
Fjorden
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cojote
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Beitrag von cojote »

Ich finde der Mai bietet beste Chancen das schnelle Einstrippen zu probieren, denn damit hält man sich gleichzeitig die Hornies vom Leib :grin:

Was ich bestätigen kann: bei schnellem Strippen sitzt der Haken meist sehr gut im Fischmaul. Ich selbst wechsle häufig das Tempo, fische aber auch oft recht schnell bis extrem schnell.....wirkliche Fangunterschiede kann ich statistisch noch nicht genau auswerten, die Daten laufen noch durch den Rechner :o

Ausnahmen gibts bestimmt, z.B. die Phase so ziemlich genau vor 4 Wochen, aber das lag bestimmt an den Würmern.

Weiterhin Petri Heil

Cojote :wink:
" Die Rückkehr des Mefi-Ritters "
Gast

Beitrag von Gast »

... na wat denn, wat denn - nich nur beim Spinnfischen schnell eintüddeln :grin:
... hoffe, man muß dabei nich noch Kopfrechenübungen machen, um zu fangen :+roll: ;)
... ahhh ... des Rätsels Lösung ist oft sooo einfach :lol:
Linus hat geschrieben: @ Bernd
Ich glaube, du wirfst einfach zu gerne, deshalb holst du so schnell ein ;)
PS: nur der Vollständigkeit halber ... schnell ist auch beim Spirofischen "in"
... von der Sache her, ist an dem Thema schon was dran ... zumindestens als Variante immer wieder mal einzustreuen
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fheizer
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Beitrag von fheizer »

Hallo Bernd,

auch ich variiere die Einholgeschwindigkeit stark. Manchmal kommt der Schnurkorb auf den Rücken und ich ziehe des Arm beim Einstrippen ganz nach hinten durch. Aber auch ich konnte bisher keine Regel daraus ableiten. Ich glaube aber, dass die Fliege da noch reinspielt.
So ein Tangläufer auf Speed ist sicher nicht nach jedem Geschmack, mit Tobi- oder Heringsfliegen sieht es da schon anders aus.

Gruß Jörg
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Roksan
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Beitrag von Roksan »

Guten Morgen,

ich kann die These von Bernd für mich absolut bestätigen. :+++:
Mit steigendem Tempo haben sich meine Fänge definitiv erhöht.

Tempo immer mal ausprobieren klar, auch ich fange den ein und anderen Fisch auf langsam geführte Fliegen und kleinere Fliegen (Mysis etc...) führe ích ebenfalls nicht so schnell.
Das ist jedoch prozentual ein geringer Anteil und beschränkt sich auf einzelne Tage bzw. Situationen.
Ebenfalls haben sich meine Nachläufer fast auf null reduziert und die Fische hacken sich einfach besser.

Wünsche noch einen schönen Tag, Alex
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Fliegendose
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Beitrag von Fliegendose »

MOin

Ich würde schnelles Einholen nicht als Erfolgsgarantie sehen.
Zu oft habe ich schon erlebt, dass die Forellen nur fast schwebende Fliegen genommen haben.
Aber wenn man sein Fliegen stark beschwert fischt ist schnelleres Einholen der Bringer, da die Fliegen dann besser spielen/jiggen. Da Bernd ja quasi nur seinen SK und Tobis fischt laufen diese schnell sicher besser. Ich variiere die Einholgeschwindigkeit am Beginn des Fischens stark um festzustellen, worauf die Fische an diesem Tag stehen und oft ist es dann tatsächlich die schnellere Führung....

Also ausprobieren und auch verschiedene Fliegen testen....

Gruß
Mario
tubefly77

Beitrag von tubefly77 »

Moin........


Wie Bernd schon sagte, hat das ganze auch mit der Beschaffenheit der Fliege zu tun. Ich denke bei einer großen Jiggenden Fliege kann man ruhig sehr schnell einholen.

Ich denke das ein Fliegenfischer mit max einholgeschwindigkeit noch immer nicht so schnell ist, wie ein Spinnfischer der so langsam wie möglich fischt. Dieser würde vorher einen Hänger bekommen!


Claus Eriksen von Go-fishing sagte mal zu mir: Wenn du überlegst ob du schnell genug strippst , strip schneller. Ich denke, da ist zumindest mit großen Fliegen was dran !



Grüße Mawill
Ostsee-Silber

Re: Extrem schnelles Einholen = besonders hoher Fangerfolg

Beitrag von Ostsee-Silber »

Bernd Ziesche hat geschrieben:Für die meisten Situationen gilt:
Je schneller die Fliege, desto mehr (gut) gehakte Meerforellen!
Bernd Ziesche hat geschrieben:Es gibt zu jeder Jahreszeit die eine oder andere Situation, in der auch eine langsam geführte Fliege einen hohen Fangerfolg bringen kann.
Doch sind dies die Ausnahmesituationen. Die Regel lautet:
Je schneller, desto besser.
Ahoi Bernd!

Dies kann ich nicht so bestätigen.

Auch eine sehr langsam passiv geführte Fliege hakt sehr gut, sofern die Fliege stimmt und auf dem richtigen Haken sitzt.

Und ich halte es für keine Ausnahmesituation, wenn eine langsame Fliege fängt. Eher ist dies nur eine Technik, wie auch das Jiggen und das sehr schnelle Führen, was man am Tag ausprobieren sollte.

Deine verallgemeinerte Regel überrascht mich da etwas und natürlich passt die schnelle Führung zu einem Deiner SK, weil er sonst an der Intermediate gnadenlos im Tang hängen würde.

Es macht aber wenig Sinn, einen Tangläufer oder eine Garnele derart schnell zu führen, finde ich. Oder eine Bibio an der Oberfläche. Mit der Fliege ändert sich die Taktik und die Führung bei mir.

Da denke ich, haben gewisse Nachahmungen von Nährtierchen ihren Platz in der Dose verdient und sollten so geführt werden, wie sie es auch lebendig machen.

Und ehrlich gesagt, ich fange lieber einen Fisch weniger mit einer langsamen Fliege, als einen Fisch mehr auf eine schnell geführte Fliege, von der ich dann nur vermuten kann, was sie imitiert. Meine Fliegen sind für jeweils bestimmte Situationen ausgelegt und am Wasser entscheide und teste ich. Das ist mein Fliegenfischen :oops und das klappt manchmal sogar.

Zudem bin ich ein Freund von so wenig Würfen wie möglich, die Beunruhigung an der Oberfläche stört die Fische zwar selten, aber manchmal stört es sie und ein Schwarm wird verschreckt. Da mag ich die Momente im Wasser, wenn die Fische eher sammeln als jagen, denn das bedeutet weniger Würfe und das genaue Wissen um die Fliege und warum sie fängt.

Aber es wäre ja auch schlimm, wenn wir alle auf selbige Art unsere Fische fangen würden.
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Störio
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Beitrag von Störio »

Moin Moin

Ich gebe Bernd in den meisten Fällen Recht. Ich fische auch eine relativ schnelle Fliege. Sollte ich mal einen vorsichtigen Anfasser haben, gebe ich alles an Speed rein was geht und meist hängt der Fisch kurz darauf. Aber Tangläufer od. ähnliches können ruhig langsamer gefischt werden. :wink:

Bernd fischt ja eh nur noch den Samsökiller,und der braucht Speed. ;)

Gruß Mario
nur die Fliege"im"Wasser fängt
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Bernd Ziesche
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Re: Extrem schnelles Einholen = besonders hoher Fangerfolg

Beitrag von Bernd Ziesche »

Ostsee-Silber hat geschrieben:
Es macht aber wenig Sinn, einen Tangläufer oder eine Garnele derart schnell zu führen, finde ich. Oder eine Bibio an der Oberfläche. Mit der Fliege ändert sich die Taktik und die Führung bei mir.

Da denke ich, haben gewisse Nachahmungen von Nährtierchen ihren Platz in der Dose verdient und sollten so geführt werden, wie sie es auch lebendig machen.
Hallo Mirko :wink:

Eine Tangläuferimitation fische ich nur in sehr wenigen Situationen an der Küste. Und natürlich hole ich ein entsprechendes Muster vergleichsweise langsam ein. Eine "Bibio" an der Oberfläche zu fischen, kann zweifelsohne sehr interessant sein. Dennoch bleibt das für mich eine klare Ausnahmesituation übers ganze Jahr betrachtet, in der man mit dieser Technik signifikanten Fangerfolg erzielt.

Guter Punkt "wie sie es auch lebendig (also in der Realität unter Wasser) machen". Ein Sandaal und ein Hering finde ich in jeder Größe von Meerforelle sehr regelmäßig. Bei großen Meerforellen machen sie die Hauptnahrung aus, welche ich in den Mägen finde.
Beide Futterfische sind ("leider") weit schneller, als ich meine Fliege je einholen könnte. Ich kann mich nur annähern.
Nehmen wir mal eine Garnele, eine Grundel, eine Aalmutter, einen Stint, ein Rotauge oder einen Stichling. Sie alle sind so schnell, dass wir sie nicht mit der Hand fangen könnten. Eine langsam geführte Fliege allerdings kann ich leicht greifen.

Die Mysiden, die Tangläufer oder auf der Oberfläche treibende Insekten sind langsam und flüchten nicht unmittelbar. Doch wie oft finde ich jene Nährtierchen in den Meerforellen? Insbesondere bei größeren Meerforellen sehr selten.

Eine schnell geführte Mysis fängt übrigens durchaus sehr gut. Wie Mawill bereits schrieb: Eine an der Fliegenrute schnell geführte Fliege, ist im Vergleich zur Führung an einer Spinnrute immernoch sehr langsam.

Wie bin ich eigentlich darauf gekommen, mein Einholtempo über viele Jahre mehr und mehr zu steigern?

Es fing an mit den ständigen Nachläufern. Ich hatte in den ersten 10 Jahren sehr regelmäßig Nachläufer. Dann stellte ich fest, wenn eine Meerforelle kurz auf die Fliege faßte, konnte ich sie immer häufiger überlisten, indem ich schneller und unregelmäßiger einholte. Irgendwann war ich soweit, dass ich die Nachläufer, welche ich frühzeitig bemerkte, überwiegend an die Fliege bekam.
Es drängte sich mir die Frage auf: "Wieso fische ich nicht immer so attraktiv, wie ich es tue, wenn ich weiß, eine Meerforelle folgt gerade meiner Fliege?". Mit der Antwort auf diese einfache Frage steigerte sich mein Fangerfolg immens.
Dann kam insbesondere eine Schlüsselsituation in der mehrere Küstenangler den ganzen Tag "wie blöde" fingen. Nur der Fliegenpurist am Strand konnte als Einziger keinen Biß erzielen :grin:. Ich konnte die Meerforellen, welche im Fressrausch waren, unter meiner Fliege sehen.
Keine Reaktion. Des Rätsels Lösung: Zu geringe Einholgeschwindigkeit.

Danach begann ich mehr und mehr damit, extrem schnell einzuholen und immer wieder mein Limit nach oben zu trainieren.

Das Resultat: Die Nachläufer sind - wie bei Alex auch, nahezu eliminiert.

Eine Situation, in der ich mit einer schnell geführten Fliege absolut keinen Biß bekam, andere Fliegenfischer mit langsam geführten Fliegen allerdings mehr fingen, habe ich bisher nicht erlebt.
Die umgekehrte Situation habe ich etliche Male erlebt.

Ich möchte meinen, die allermeisten Futtertiere der Meerforelle bewegen sich gerade in der Nähe einer jagenden Meerforelle weit schneller als eine langsam geführte Fliege.
Eine gewisse Selektivität in der Nahrungsaufnahme konnte ich anhand Mageninhalten bei vielen Meerforellen häufig feststellen. Eine Ignoranz im Verhalten gänzlich abweichender Imitationen ergibt also Sinn...

Auf der langsam geführten Tangläuferfliege hatte ich übrigens vergleichsweise klar mehr Meerforellen im Drill verloren als auf Fliegen mit größeren Haken, die ich schneller führte. Trotzdem teste ich auch diese Methode noch heute immer mal wieder in bestimmten Situationen.

Gruß
Bernd
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Gast

Beitrag von Gast »

Ich variiere die Einholgeschwindigkeit am Beginn des Fischens stark um festzustellen, worauf die Fische an diesem Tag stehen und oft ist es dann tatsächlich die schnellere Führung....
Und ab dem wie vielten Fisch ist das Ergebnis für diesen Tag repräsentativ? 2? 4? 6? Oder doch eher 10? Ich habe bisher noch nie so viele Fische an einem Tag gefangen, dass ich ernsthafte Untersuchungen zu möglichen Tendenzen anstellen könnte. :q:

Ich möchte mit der folgenden Darstellung is keinster Weise andere Meinungen in Frage stellen oder nichtig machen. Jeder von uns hat seine eigenen Erfahrungen gesammelt und jeder von uns legt seiner Fischerei eine eigene Auffassung und Philosophie zu Grunde. Deshalb gibt es gerade bei diesem Thema kein absolutes Richtig oder Falsch.

Ich führe meine Fliegen vergleichsweise langsam. Das hat mehrere Gründe:

-Zur Zeit verwende ich vergleichsweise kleine Muster ( 8-12). Tangläufer und Garnelen flitzen nicht durchs Wasser, sie gleiten. Bei Fischimitaten ist das Argument der schnellen Führung nachvollziehbar.

-Ich binde meine Fliegen aus ziemlich weichem Material (Softhackle, CDC, Marabou). Bei schneller Führung muss ich meine Fliegen zwangsläufig stärker beschweren, um nicht zu hitchen. Das geht zumindest bei meinen Mustern eindeutig zu Lasten der Materialbeweglichkeit, da sie keine Zeit zum "Atmen" haben (damit meine ich nicht das Jiggen). Bei schneller Fliegenführung würde ich mir aufwendigere Fliegenmuster und erlesene Bindematerialien komplett sparen. Als leidenschaftlicher Binder ist das nicht mein Ding. Da soll jede Feder ihren Zweck erfüllen und ausspielen können.

-Ich lasse meine Fliegen auch gerne mal einen Moment im Wasser stehen. Genau dieses Verhalten haben Garnelen. Viele Bisse hatte ich genau in diesen Schwebephasen. Andere hingegen berichten von den Bissen in den Anzugsphasen.....

Soweit meine imitatorischen Beweggründe. Ich möchte aber noch einen weiteren Punkt in die Diskussion mit einbringen. Es liegt an der Dynamik der weiteren Diskussion, inwiefern dieser Punkt möglicherweise noch weiter ins Thema einfliesst. Viel wichtiger als Imitationsgründe oder Hakeigenschaften ist für mich noch ein anderer Aspekt, der zumindest für mich und meine Fischereiphilosophie ausschlaggebend für langsamere Fliegenführung ist:
Fliegenfischen hat für mich was mit Eleganz und Gelassenheit zu tun. Mir persönlich widerstrebt es, am Wasser hektische Zugbewegungen zu vollführen. Der Alltag ist mir schon schnellebig und temporeich genug als dass ich auch noch in der Auslebung meines Hobbys den flotten Herbert machen muss und ich mich mit zu erreichenden Tachowerten unter Druck setze.
Mit dieser Einstellung fange ich sicherlich nicht einmal halb so viele Fische wie andere, die sich zu diesem Thema schon geäußert haben. Diese Ansicht ist weiterführend mit Sicherheit nicht erfolgsoptimierend und "professionell" ausgelegt. Ich habe in diesem Jahr bisher.....ach lassen wir das. Fangerfolg ist Ansichtssache. Wenn ich auf ganz entspannte Weise den einen oder anderen Fisch ans Band bekomme, hat der für mich eine sehr starke Wertigkeit. Ich habe dieses Jahr wieder wundervolle und entspannte Tage mit der Fliegenrute an der Küste. Abends kann ich sogar noch mein Feierabendbier heben, ohne dabei Schmerzen in der Schulter, Unterarmen und in den Fingern vom Speedstrippen und häufigerem Werfen zu haben. :-) Ich war letzte Woche allein unterwegs in Dänien. Neben mir standen auch 2 Sportfischer, die ihre Fliegen mit Karacho geführt haben. Ich gehe jede Wette ein, dass die nach 3 Stunden konditionell am Ende waren. :o

Soweit meine etwas andere Sicht auf die Dinge.
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