Die 15° Rutenmess-Methode

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Nordlichtforelle
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Beitrag von Nordlichtforelle »

Es ist aber nun langsam an der Zeit für genauere Maßsysteme wie auch das CCS und URRS :+++: , denn helfen tun solche Werte bei einer Vorauswahl gewaltig!
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin Theo et al.,
ich glaube ich hatte das hier auch schonmal gesagt, was ich von diesen Methoden halte.

Alle diese Methoden sind Näherungen an die Rutenaktion im Bereich linearer Physik, deshalb werden hier auch geringe Gewichte oder relativ kleine Winkel benutzt. In diesen Bereichen bekommt man auch einigermaßen vernünftige Ergebnisse. So werden sich Ruten verhalten, die im niedrigen Belastungsbereich bewegt/beschleunigt werden. Für Distanzwürfe mit extremer Belastung sind aber wesentlich größere Auslenkungen zu erwarten und die Physik wird stark nichtlinear und ist mit solchen Methoden nicht zu beschreiben.
TL, Jürgen
Petri Heil, J.
brauch keine Gewalt, nimm einfach 'ne längere Rute
http://www.baltic-cane.de/
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

man muss hier zwei dinge unterscheiden:

zum einen die Rutenaktion am fisch
und die misst man indem man spitze zu handteil um 90grad auslenkt und schaut,
wo sich denn die aktion nun auch abspielt. bei einer vollparabolischen wird`s hier
bekannter weise noch im handteil krumm.

und zum anderen das wurfverhalten, und da kann man nun entweder ein
konstantes gewicht an die spitze hängen (common cents) oder bei standart
15grad auslenkung die kraft messen.

das die common cents methode bei ruten ab klasse 12 - 14 nicht mehr messbare
ergebnisse bringt sollte wohl auch unkundigen fliegenfischern einleuchten.. :lol:

und dass eine alte lachsrute englischer herstellung mit der berühmten "butt action"
von sich aus schon auf 15grad herunter-lämmert ist ein ähnliches thema, aber gut...

wenn man nun aber dennoch versucht alle rutenparameter in nur eine einzige zahl
hineinzurechen greift man immer zu kurz und verliert wesentliche informationen.

als weiter
Thorsten
-- dry or die --
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

Das ist zum Teil richtig ,die Differenzen und Durchhängungen werden ja bei beiden Methoden berücksichtigt.Trotzdem ist das CCS System sicherlich eine hilfreiche Vergleichsanalyse "theoretischer" Art wenn ich z.B baugleiche(Teilung,Längen empf. klassen) und empfohlene Gewichtsklassen miteinander vergleiche.Wer für sich nach CCS Methode komfortable Messergebnisse findet ist durchaus in der Lage ihm unbekannte Stöcke einigermaßen für sich zu werten anhand der gelieferten Messdaten.
Nicht mehr und nicht weniger.Eine Restdunkelzone bleibt sicherlich die hier nicht gegriffen werden kann.
Wer die engl. oder amerik. Rutentests liest kann sich ausser den Blindstudien mit Messergebnissen gut ein erstes Bild zum tatsächlichen und ihm gewohnten oder bevorzugten Charakter der Rute machen.
Beste Grüsse,
Rolf
Es gibt immer einen letzten Wurf
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

ich habe den eindruck, dass die meisten bei der css methode gar nicht wissen,
worum es eigentlich geht.

daher also mal der kleine link, der vermutlich aber auch keine klarheit schaffen wird,
das liegt aber in der natur der sache... :-q:

:+lol: common cents

Thorsten
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

....jo das denk ich auch
Beste Grüsse,
rolf
Es gibt immer einen letzten Wurf
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Alex
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Beitrag von Alex »

Ich würde mich da auch als Nicht-Rutenbauer und relativ schlechter Werfer mal Jürgens Ausführungen anschließen. So eine Laborratte verhält sich nicht unbedingt wie eine in freier Wildbahn.

Es gibt Dinge, die mich bei einem Test mal ganz unabhängig davon, ob ich generell an seine Sinnhaftigkeit glaube, mal hinterfragen möchte.

Z.B. wie weit die Ergebnisse abweichen, wenn ich bei 4° hier bei uns den Test mache oder bei 45° irgendwo am Golf von Mexiko. Ich habe nicht einmal eine Idee, ob es da Abweichungen gibt und in welcher Größe.
:-q:

Da wir uns wohl darüber einig sind, dass solche Verhalten nicht linear sind, würde mich doch mal interessieren, ob die Rangordnung genau identisch ist, wenn ich diese Geschichte mal in die 30° oder 45° Methode umbenenne. Denn gerade wenn ich an das weitenjagen an der Küste denke, ist das ein Bereich in dem wir uns mindestens bewegen, wie nachfolgende Bild zeigen wird.
:-q:

Was ist eigentlich mit dem Eigengewicht? Der Test ist ja relativ statisch. Das Fliegenwerfen allerdings ein relativ dynamischer Prozeß wo man ja aus Prinzip schon mal eine Rute stopt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Kurve da abhängig von der Massenträgheit ganz fix verändert.
:-q:

Also ich persönlich bin für den ersten Moment mit den Egebnissen etwas überfordert und werde mich zumindest vorerst damit begnügen müssen die Stöckchen zu werfen, um festzustellen "paßt" oder "paßt" nicht. Das ist allerdings auch ein Teil dessen, was mir bei der ganzen Fliegenfischerei so gut gefällt. Es gibt noch viel zu erforschen ........

Bild
:l:
Gruß & Petri ALEX

Diejenigen, die gerade darüber jammern,
dass nichts beißt, mögen dies bitte leise tun,
um nicht diejenigen zu stören, die gerade fangen.
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Theowsky
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Beitrag von Theowsky »

Hallo zusammen,

freut mich, dass es nun doch ein paar Gedanken hierzu gibt, die mich natürlich interessieren und die ich auch sehr gerne – so gut es geht – beantworte. Am Samstag und Sonntag stehe ich übrigens auf der EWF persönlich Rede und Antwort. Drum hier nur mal kurz:

Thorsten, du hast natürlich völlig Recht, dass eine Rute mehrere Funktionen hat, die sowohl vom Fisch als auch vom Fischer abhängen. Rute und Fischer sind natürlich eine Einheit – draussen in der Praxis. Aber es sind nun mal alle Fischer und Werfer unterschiedlich und jeder drillt auch anders = belastet seine Rute anders.

Es interessiert niemanden ob ein exzellenter Werfer eine Rute nach dem Testen als super-genial-tolle Zauberstange beschreibt und eine andere Rute von einem anderen Werfer als nicht werfbar bezeichnet wird. Es ist und bleibt subjektiv, weil jeder eben anders wirft und die Meinung eben einem Interessenten, der anders wirft nicht weiterhilft.

Und da komme ich jetzt auf den Punkt! Durch die Vermessung soll dargestellt werden was eine Rute selbst kann. Dazu muss man einfach den Fischer oder Werfer weglassen und die Ruten unter völlig gleichen Bedingungen messen.

Bei den Ergebnissen kommt dann zwangsläufig ein Wert heraus an dem man erkennen kann ob es sich um eine langsame Aktion oder eine schnellere Aktion handelt (=Power Faktor). Was natürlich nicht berücksichtigt werden kann ist tatsächlich das Eigengewicht der Rute, dies konnte die elektronische 15° Speed-Messung von Ludwig Reim durchaus mit darstellen.

Nun kurz zu den Fragen von Alex:
Wäre sicher interessant zu messen wie sich die Temperatur auf die Steifigkeit und Rückstellkraft von Ruten auswirkt. Bei Gelegenheit wird ich das gerne testen und die Ergebnisse veröffentlichen

Die Idee auch andere Grad-Auslenkungen zu messen ist nicht neu und wurde schon probiert. Die Ergebnisse waren durchweg linear aber ich stelle mich gerne zur Verfügung eine Testreihe mit Meerforellen-Ruten zu machen bei der neben der 15° Auslenkung auch 20° und 25° gemessen werden. Da kann man leicht erkennen wie sich die Belastungskurve weiter verhält. Also – her mit euren Ruten wer sich traut.

Die Frage mit dem Eigengewicht wurde oben beantwortet aber nochmals, und wie auch Rolf bemerkt hat, es handelt sich nicht um einen Praxis-Test sondern um eine – für alle gemessenen Ruten gleiche = objektive Bestimmung des Grundcharakters.

Werfen bleibt Gefühlssache, das soll diese Methode nicht ersetzen. Und dass jeder gerne mal die und mal jene Rute testet ist doch klar. Was spricht aber eigentlich dagegen herauszufinden, dass die Messergebnisse vielleicht doch nicht sooooo praxisfremd sind…. Die, die es auf den bisherigen Veranstaltungen probiert haben waren jedenfalls erstaunt.

Na so was… ist doch ganz schön lang geworden ;-) Sorry…

Schöne Grüße
Theo
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Nordlichtforelle
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Beitrag von Nordlichtforelle »

Nur mal ganz kurz: (auf davor adressiert ;))

Es gibt verschiedene einfache Ansaätze,
einfach gedacht um wenigstens etwas praktikabel zu ermitteln.
Das ist sozusagen an die "schlampigen" Nutzer adressiert, wenigstens ein bischen mitzutun.

Die Gesamtbeschreibung wird schon sehr umfangreich,
und das heißt eine Vielzahl von Testmethoden und Tests.
Mich interessiert z.B. sehr die Hochbelastung, was passiert dann eigentlich?

Linearität bzw. Nichtliniarität ist eigentlich kein so großes Problem (mehr),
denn dazu kann man Meßwertreihen aufnehmen, in OpenOffice oder Excel als Kurvendiagramm erstellen,
das ist heute im zeitalter der PCs leicht möglich,
Es kann nicht um eine physikalische Formel gehen, die sich so kaum finden lassen wird.
Da sind theoretisch-mathematische Physiker und Mathematiker im Hintertreffen. :)

Weiterhin kommt ein Faktor der Blank-Individualität bzw. der Varianz dazu,
denn: Kein Blank ist gleich, exakter: Kein Blank ist genau gleich.
Man muss mit einer gewissen Ungenauugkeit leben, wenn man Aussagen über den gesamten Blanktyp haben möchte.
Da stecken wir noch ziemlich in den Kinderschuhen, vor allem braucht es viele genaue Meßwerte, um eine bessere Beschreibungsmöglichkeit zu bekommen und zu überprüfen.

Und das mit den physikalischen Bedingungen, Temperatur usw. muss natürlich auch notiert werden.
Wobei Kohlefaser eben nicht so extrem auf Temperatur wie Metalle reagiert, beim Rollenleichtlauftest fiele das sehr viel stärker auf. ;)
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Baltic
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Beitrag von Baltic »

AGV Furrer hat geschrieben: Wenn ich jetzt an einem großen Gewässer 18 Meter Schnur in der Luft habe und bewege, dann stellen diese ein deutlich höheres Gewicht dar. Muss ich dann für diesen Fall eine DT-3 Aufziehen nur weil nach dieser Messmethode meine Rute überladen ist?
Und hinter der nächsten Biegung, wo ich auf kurze Entfernung von 5 Meter fische, dann eine 6'er oder 7'er Schnur benutzen um das ideale Wurfgewicht zu erreichen?
IMHO ist das genau so. Willst du weit werfen und kannst viel Schnur in der Luft halten eine leichtere Schnur, bei kurzen Würfen am Bach oder so eher eine schwerere.

Dirk
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Bernd Ziesche
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Beitrag von Bernd Ziesche »

Hallo Theo und herzlich Willkommen hier im Forum ! :wink:

Vielen Dank für die Links. :+++: Nun bin ich im Bilde und verstehe, wie die Daten und Ergebnisse ermittelt werden.

Mit drängen sich einige Fragen auf:

1. Was ist eine schnelle Rute ?

Bezieht sich der Begriff "schnell" hierbei auf die reine Rückstellgeschwindigkeit (und wenn ja, unter dem Gewicht der Fliegenschnur) ? Oder geht es darum, dass die Rutenspitze im Wurfablauf vergleichsweise zu langsameren Ruten wenig aus der Nullposition (Rute in geradliniger Stellung)
ausgelenkt wird - wodurch die Wurffrequenz ja entsprechend höher ausfällt - wir also quasi "schnell" werfen.

Anmerkung: Wie groß der Anteil an der erzeugten Geschwindigkeit für die Rutenspitze im Wurfablauf ist, hängt u.a. von der Biegekurve der Rute an sich, vom Material und von der tatsächlich forcierten Biegung ab.

2. Klar ist, dass man mit einer extrem unter Biegung gesetzten Rutenspitze (wie z.B. bei der Solitiprute) hohe Rückstellgeschwindigkeiten erzielt. Zumindest solange kein Gewicht an der Spitze hängt. Ob die Energie der gebogenen Spitze ausreicht, um 20m Schnur zu beschleunigen, steht ja auf einem anderen Blatt. Da gibt es sehr schöne Darstellungen vom Wirkungsgrad in Abhängigkeit des Pfeilgewichtes beim Bogenschießen.
Welche Bedeutung hat denn Deiner Einschätzung nach eine harmonische Biegekurve im Wurfablauf ?
Ich frage dies vor dem Gedanken, dass man bei gleicher Auslenkung der Rutenspitze unterschiedliche Biegekurven zugrunde legen kann.

Ein interessanter Ansatz für ein Messverfahren ist die Methode denn allemal.
Ich muss gestehen, dass mir die CCS Methode noch schlüssiger erscheint. Deswegen muss diese 15° Methode natürlich keineswegs schlecht sein...

Eine gewisse Aussage zur passenden Schnurklasse und vor allen Dingen vergleichbare Daten erhält man sicherlich. Den Powerfaktor halte ich für den weniger interessanten Teil. Vielleicht ändert sich dies mit der Beantwortung obiger Fragen.

Nehmen wir doch mal ein theoretisches Praxisbeispiel:
Du vermisst eine Sage TCR Rute, zu der (nach Designer) Schnurklasse 5 passen sollte. Dein Messergebnis liefert Dir Schnurklasse 6.
Damit hast Du einen mit anderen Ruten vergleichbaren Wert geschaffen.
Wer jetzt allerdings eine 6er Schnur montiert, wird das Ziel des Designers (eine Rute zu schaffen, mit der man seehr hohe Schnurlängen in der Luft halten kann) verfehlen.

Fazit: Für Vergleichswerte von Ruten untereinander ist das Ergebnis gut.
Um herauszufinden, welche Schnur man benötigt, muss zuerst die fischereiliche Anwendung definiert werden. Dies tut der Designer. Wenn der Kunde die Rute für einen anderen Einsatzbereich anweden möchte, muss er schlicht genau wissen, wie die Zusammenhänge sind.

Gruß
Bernd

p.s.: Finde ich klasse, dass Du kritische Interpretationen und auch sehr skeptische Meinungen mit der nötigen Gelassenheit betrachtest und Dich gleichzeitig ausführlich mit ihnen auseinandersetzt ! :+++: :+++:
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 30.03.2009, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin nochmal,
spannende Diskussion allemal und klar kann man solche Tests machen, nur was man daraus lernt ist die Frage.
Angeldet: Da sind theoretisch-mathematische Physiker und Mathematiker im Hintertreffen
; das seh ich naturgemäß ein klein wenig anders 8)

Irgendwo in den Berichten über diese Klassifizierungsmethoden wurde ja erwähnt, das es eigentlich um die Eigen (Resonanz) Frequenz von einseitig eingespannten Stäben geht. Hierbei spielt Masse, Länge des Stabes etc. eine Rolle. Wenn ich jetzt eine Schnur in die Ringe ziehe, die damit zur Masse der Rute beiträgt, aber nicht zu den anderen Parametern wird sich die Eigenfrequenz ändern.
In diesen Berichten wird auch erwähnt, das es eigentlich nur um die 1 Harmonische geht und nicht um die höheren Ordnungen. Darin liegt die Kunst des Rutenbaus möglichst die Schwingungen höherer Ordnung zu dämpfen (z.B. durch Swells).

Als akademische Übung ist das schon spannend -- aber für den täglichen Einsatz beim Fischen finde ich Gefühl immer noch wichtiger -- so wie im richtigen Leben. Jürgen
Petri Heil, J.
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