Wurfphysik der Wasserwürfe

Hier können Fragen und Anregungen rund um das Gerät zum Fliegenfischen ausdiskutiert werden.
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Tobsen77
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Beitrag von Tobsen77 »

Moin Jürgen,
meine Fragen bezogen sich eigentlich auch auf die Einhanddrute. In Situationen mit Rückenwind oder eingeschränktem Rückraum stell ich mir das ganz praktisch vor. Diesen ganzen Poserkram brauch ich auch nicht aber bei genannten Bedingungen oder Richtungswechsel wäre das bestimmt ganz praktisch. Nochmals besten Dank

Tobias
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

huhu Tobias,

schön, dass dir der kleine leitfaden ein wenig hilft.

und da kann man sich Jürgen teilweise anschließen...

man muss bei der schnur einfach vom normalen fischen her denken:
wenn deine forellenrute z.b. mit `ner 5`er leine optimal beim überkopfwurf läd, solltest du auch ne 5´er leine für unterhandwürfe nehmen.

aber da ist als anfänger natürlich die longbelly mit einer 16m keule für ein sauberes "D" als funktionierendes widerlager schwieriger
zu werfen, weils einfach größer ist und daher sauberer geführt sein muss, als ein bass taper mit einer kompakten keule von 10m.
am günstigsten ist dann meiner erfahrung nach das "lee wulf triangle taper", da hier der hauptanteil der masse der leine bei
(ääh..geschätzt) 12,35m liegt und außerdem knapp hinter der rutenspitze. dadurch ist der schwere, träge teil des widerlagers nie
in gefahr durch anfängerwürfe "gewassert" und somit verankert zu werden, zudem ist die übertragung vom ladungsimpuls der
rute auf die dann abfliegende schlaufe besser, da das dicke ende schon fliegt, während der leichte, dünne anfang, der erst noch
kommt viel einfacher vom wasser abgenommen wird..

am anfang mutet das ganze sicher wie "quatsch" und "poserkram" an, aber bei tieferer kenntnis und genauerem hinsehen,
bedienen diese würfe immer !! jeweils ganz bestimmte fischereiliche situationen. und zwar verdammt nochmal ziemlich optimal.
wenn man sich zum beispiel bei Mauri die letzte szene unter der autobahnbrücke anschaut, erkennt man einen richtungswechsel
beim fischen um 90grad. an sich nichts besonderes.
Otto-normalfischer macht das mit 4-5 leerwürfen überkopf, das geht auch, aber Mauri macht das innerhalb von 2 sekunden mit einem wurf. und sowas bringt dir dann nämlich den fisch: mehr + effektivere nettofischereizeit

denn nur die fliege, die fischt, kann auch fische fangen..



grüßung
Thotty
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Tobsen77
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Beitrag von Tobsen77 »

MoinThotty,
der Mauri hat es sicher drauf, keine Frage. Und viele seiner gezeigten Würfe vereinfachen oder gestalten den Angeltag bestimmt erfolgreicher. Aber manches scheint mir nur zur Demo angebracht um den Interressierten zu zeigen was mit der Rute möglich ist. Ich seh da keinen Sinn drin einen Notenschlüssel in die Luft zu legen. Aber da ich eigentlich nur an der Küste mit der Fliege unterwegs bin möchte ich mir da kein Urteil drüber erlauben was z.B. am Bach von Nöten ist.

Gruß Tobias
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

huhu Tobias,

ja, diese noteschlüssel szene beim Mauri clip ist einer der trickwürfe, mit dem vorfach als "gleit"-anker.
er macht nämlich folgendes:

mit einer schlenzbewegung die ausgefischte leine vom wasser abheben und dann 2 mal vor sich und neben sich
im wasser gleit- verankern. dazwischen kommen genau dafür zwei gegensätzliche schlenker mit der rute, die die
komplette keule in der luft aufschießen (das wäre das "D" und sieht durch die 2 schlenker hier in der tat aus wie
dein besagter ein notenschlüssel).
Mauri braucht für diesen wurf null rückraum.

hmm, `nen unterhandwurf ohne rückraum, mit dem arsch buschstäblich an der wand ?
das klingt wirklich nach zauberei.. ist es aber nicht, das ist nur voodoo :lol:

grüßung
Thotty
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sil
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Beitrag von sil »

Hej Tobias!

Grundsätzlich sagt man, dass man die Rute gegen das Gewicht der Schnur auflädt. In Bezug auf Wasserwürfe bezieht sich dieses auf den oberen Teil der D-Loop (zwischen Rute und dem Ende der D-Loop).

Bild

Viele Wasserwürfen wie z.B. der Skagit, Snap-T, Snap-C, Double Spey etc. unterscheiden sich in der Pickup Phase von einem Switch/ Spey oder Snakeroll cast. Während man bei den 3 letzten genannten Würfen einen kontinuierlich, durchgehenden Bewegungsablauf hat, "Man küsst das Wasser", legt man bei Skagit, Snap-T, Snap-C, Double Spey usw. die Schnur deutlich aufs Wasser ab. Danach folgt bei beiden Variationen der Wasserwürfe das kreieren der D-Loop.

Hoffe das hilft

Gruss

sil :wink:
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

huhu Sil,

grundsätzlich hast du ja bei überkopfwürfen recht, aber:

wenn du mir den switch auf deiner zeichnung vormachst, und ihn prima laden
kannst ohne das wasser zu berühren, dann glaube ich dir, dass das gewicht
des oberen ?? teils des "D" alleine für die ladung der rute verantwortlich ist.

geht aber ja so nicht, weil der anker nämlich eine rolle spielt...

das das verankerte vorfach nicht bloß fröhlich an deiner seite vor sich hin badet,
erkennt man als anfänger spätestens dann, wenn man ein zu kurzes stück verankert.
in der aufladephase der rute flitzt das vorfach dann nämlich einfach nach hinten durch.
da war nämlich "zug drauf"... ;)

grüß dich ganz lieb

Thorsten
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sil
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Beitrag von sil »

Hey Hottentodden!

Der Anker spielt beim laden der Rute keine gravierende Rolle. Er ist nur da, damit Deine Schnur nicht hinter Dir im Busch landet. :lol:

Einen leichten Zug im Anker verspürt man erst, nachdem man die Schlaufe in den Vorschwung gesetzt habe. Und sobald man eine Schlaufe gesetzt hat, ist die Rute bereits beim entladen.

Vielleicht haste ja ne MPR zuhause :oops , halt den Roten Faden mit der Hand fest(Anker) und imitiere einen Vorschwung mit der Anderen. Wann spürst Du einen Zug in der 'Anker-hand' und wann setzt Du eine Schlaufe???!!!

Grüsse zurück :wink:

sil
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

huhu Sil,

ohne anker und dann trotzdem laden ?? na, das wäre ja echt mal ein ding...
und dann zeigst du mir mal nen töffte switch cast auf nem asphalt parkplatz
dann bin ich von deiner theorie überzeugt..

grüß dich :wink:
Thorsten
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Gnilftz

Beitrag von Gnilftz »

tangathotty hat geschrieben: dann bin ich von deiner theorie überzeugt..
Moin Tosche,
guck Dir mal hier den 2. Film an. Die Sequenz wo Taki auf dem Rasen steht. ;)

Greetz
Heiko :wink:
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Beitrag von tangathotty »

Heiko, mein lieblingsschlingel...

ich weiss, dass das auch auf dem rasen geht, denn ich kann auch auf dem rasen ne switch cast machen. :p

geht übrigens am besten mit sehr langen selbstgeknüpften vorfächern, bei denen man die abstehenden
schnur fitzelchen nicht abschneidet, und fühlt sich dann fast wie auf wasser an, wenn der rasen noch nass ist.
kleine gänseblümchen halten das vorfach auch noch ein wenig, und asphalt eben fast garnicht mehr...

ist ja aber egal.. denn nur in der luft allein, ohne "kuss" geht es eben grade nicht.
und da kommst auch du von der praxis wieder zur theorie.

die sagt: du brauchst für unterhandwürfe einen anker, ohne funktionieren die nämlich einfach nicht.

knutsch euch trotzdem
Thotty
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Harald aus LEV
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Beitrag von Harald aus LEV »

Schwierig zu erklären.

Grundsätzlich klappt er besser wenn das "D" relativ groß und die Ankerschnur auf dem Wasser nicht zu lang ist.
Sonst kann es passieren, dass er Dir abk**kt, wenn Du nicht genug Drive hast.

Wenn Du ihn dynamisch machst, geht das "D" eher in ein "V" über.

Aber alles nur Theorie. Besser ist es, das in der Praxis zu machen und zu erfühlen.

Gruß
Harald
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sil
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Beitrag von sil »

Hey Hottentodden!

Alle Wasserwürfe machen gebrauch eines Ankers, sonst wären es keine Wasserwürfe. Das habe ich auch oben erwähnt. ;)
Da ist es auch völlig Wurscht über welchen Wurfstil wir reden (Traditional Spey oder Underhand). Ich rede nur über Wurftechnik!

Ich habe das Gefühl, wir müssen mal eine Definition klarstellen.
Was verstehst Du unter Laden der Rute?

Und.... gib mir Gras oder Asphalt. Ich werfe zur Zeit in einer Turnhalle. Ich zeig es Dir gerne. Man braucht übrigens kein spezielles drei- oder fünfach geknüpftes Grass-, Asphalt-, Hallenvorfach. Es geht hier nur ums timing! ;)

vi snakkes ved

sil :wink:
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tubefly77

Beitrag von tubefly77 »

Moin...

Ich will ja nicht destruktiv klingen , allerdings ist so viel Theorie ohne die dazugehörige auswertung in der Parksis ( mit allen an der Diskusion beteiligten) eher unproduktiv. Der Thread steller wird alle diese punkte niemals auch nur ansatzweise berücksichtigen können wenn er am Wasser steht. Also ich steig da nicht mehr durch, trotz 100 Tagen im jahr am Wasser und ca 60 davon mit der Zweihand.Mir ist das einfach nicht greifbar genug.( evtl binn ich aber auch einfach zu blöd)

@ Tobsen 77: Ich kann dir nur empfehlen mach n Wurfkurs und lerne aus der Praksis.


Grüße Mawill
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tangathotty
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Beitrag von tangathotty »

huhu Sil,


aber hej, das ist ein anfänger thread, und da muss man einfach dazu sagen, dass bei unterhandwurf anker, "D" und
aufladung der rute in einem verhältnis zueinander und jeweils zum timing der 3 komponenten stehen.
und so eine erklärung ist für nen anfänger dann garnicht unproduktiv..

es geht mir ja in dieser diskussion darum, dass du beim unterhandwurf ohne anker niemals in deiner rute die gleiche kraft
wirst aufladen können, wie mit anker. vielleicht hilft das, zu verstehen, was ich meine..

ich mein, wir machen doch diese diskussionen à la "beim unterhandwurf muss das vorfach mindestes 1,5 fache rutenlänge haben"
nicht einfach nur zum spass, da steht doch was dahinter...

und wenn man den anker eigentlich nicht braucht, hej Sil, warum lassen den denn dann all die wurf-pro`s nicht einfach weg ?

preisfrage für alle praktiker, die mal in nem laxfluss standen:
macht es für meinen unterhand wurf denn einen unterschied, ob ich stomauf oder stromab werfe, wenn vorfachlänge,
wurfdynamik und timing !! gleich bleiben, aber der aufwasserungspunkt vom vorfach auf mich zu, oder von mir weg wandert ?

zweite preisfrage:
man hat nen klasse angepassten schusskopf für überkopfwürfe, und bei `nem unterhandwurf wassert der am vorfach exakt am
loop neben mir auf - warum ist die rute im switch dann nicht unterladen, obwohl doch nur der halbe SK vom oberen teil des "D"
die rute in Sil`s skizze aufladen soll ?

grüßung
Thotty
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Tobsen77
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Beitrag von Tobsen77 »

Moin Mawill,
ursprünglich habe ich nur eine Frage zu einer bestimmten Phase während der Wurfvariante gestellt. Die sich daraus gebildete Diskussion finde ich ganz interresant. Und ich seh das auch so, das man sich das mal in der Praxis zeigen lassen sollte, aber egal bei welchem Thema wird immer gleich zum Binde-, Wurfkurs oder Guiding geraten. Ist ja auch richtig für Leute die sich das zum ersten leisten können, zum zweiten blutige Anfänger sind oder das erste mal an ´nem völlig ungewohnten Gewässer angeln. Ich hab mir das Werfen und Binden selber beigebracht was sehr viele Nachteile aber auch den Vorteil hat, das es eine spannende Geschichte ist selber Sachen heraus zu finden und nicht alles vorgesetzt zu bekommen.
Allen Anfängern möchte ich nochmal sagen, das es wesentlich frustfreier ist sich in erfahrene Hände zu begeben und sich dadurch viele Fehler, die sich einschleichen werden, vermieden werden.
Ich wedel jetzt seit 6 oder 7 Jahren mit der Fliegenrute und habe weder die Kohle noch die Hoffnung das mir ´n Kurs über zwei Tage soviel bringen wird.

TL Tobias

ps. Wenn ich schreib das ich mir alles selber beigebracht habe, dann ist das nicht ganz richtig. Ladengeschäfte in denen ich mir mein Getackle kauf haben kompetente Besitzer oder Mitarbeiter von denen man sich ´ne ganze Menge abschauen kann.
Zuletzt geändert von Tobsen77 am 24.01.2009, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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