Ich muss Euch unbedingt von einem meiner bisherigen fischereilichen Highlights berichten. Ich kann es noch immer nicht fassen.
Aber der Reihe nach...
Irgendwann vor zwei Jahren oder so nahm bei mir die Idee immer mehr Form an, mal einen Zweihandkurs zu belegen, um herauszufinden, ob Zweihandfischen genauso funzt wie das Fischen mit der Einhandrute, das ich seit nunmehr etwa 25 Jahren leidenschaftlich betreibe.
Hintergrund war die Tatsache, dass wir letzten Sommer nach Norwegen wollten und ich hatte schon häufiger von tollen, aber schwer zu fangenden Lachsen gehört. Da dachte ich, ein Zweihandkurs käme da gerade gelegen.
Nach viel Rumstöbern und Rumtelefonieren hab ich dann mit zwei Kumpels den Ingo Dege gewinnen können, der sogar zu uns an die Sieg kam. Der Kurs hat Superlaune gemacht, die riesigen 15Fußruten waren echt ganz schön ungewohnt und als Einhandfischer brauchte man viel Ausdauer, um sich ein wenig umzugewöhnen...(Scheiss-Drücken!).
Egal - ich hab mir dann eine 13-Fußrute gegönnt und war immer fein üben - meist am Rhein.
Letztes Jahr im Sommer war ich dann mit Frau und Kind auf Fosen, Nähe Trondheim. Dort haben wir einen "Familienurlaub" gemacht (Wandern, Ausspannen und ab und zu mal bisschen fischen). Ich hatte das natürlich so eingefädelt, dass wir auf dem Weg rein "zufällig" drei Tage an der Gaula halt machten, wo ich rein zufällig für drei Tage an einer Privatstrecke eine Rute gebucht hatte
Mit Ausdauer und viel Glück bekam ich am zweiten Tag Abends sogar einen Lachs ans Band, der abging wie eine Rakete. Ich verlor ihn nach etwa 5 Minuten durch Ausschlitzen des Hakens - Pech gehabt.
30 Minuten später der nächste Biss - leider hatte ich vorher den Haken an den Steinen krumgehauen, daher hab ich ihn nicht haken können.
Ihr hättet mal dabeisein sollen, als ich zu meiner Frau kam, ich hab die so dermaßen zugelabert nach diesem Drill und musste mich erstmal mit einigem Rotwein wieder runterkühlen.
Danach war die Sache klar - nächstes Mal ohne Familie dafür mit mehr Zeit.
Dieses Jahr bin ich dann allein hochgeflogen - trotz Lufthansastreik ging schließlich alles gut, außer dass ich meine Ruten einem Kumpel mitgeben musste, der sie im Auto mitnahm (davon hatte ich ja erzählt).
Vom 2.-11.8 hatte ich also an besagter Strecke eine von insgesamt vier Ruten. Als eingefleischter, die Einsamkeit liebender Meerforellenfischer war das schon etwas ungewohnt, mit vier Leuten an ca. 700m Fluß zu fischen. Aber meistens waren wir zu zweit oder ich allein. War also ok.
Tja, ich war natürlich die ganze Zeit am Fluß, hatte im letzten Jahr wieder fleissig Unterhandwurf usw. geübt, noch zwei Kurse gemacht und kam eigentlich ganz gut zurecht.
Am ersten Tag lief nichts, ich hatte einen kleinen Lutscher an der Fliege, das wars.
Am zweiten Tag stand ich um 4 morgens auf und ruderte aufs andere Ufer, von dem aus wir gefischt haben. Ein Auto hatte ich ja nicht - ging aber prima. Nach einer halben Stunde fetter (!) Biss. Ich fischte direkt von der Rolle, hielt die Beine schön still und die Rute unten, der Fisch nahm Schnur und langsam hob ich die Rute an, blockierte kurz die Rolle - und er hing!!! Und dann gings ab, der verdrückte sich erstmal stromab und ich sah zu, dass ich möglichst schnell aus dem Wasser kam. Die Runningline war sofort von der Rolle und ab ins Backing. Ich hab versucht, ihn bisschen mit der Hand an der Rolle zu bremsen und musste aufpassen, dass mir die Kurbel nicht die Hand schrottete bei dem Tempo, mit dem der abzog.
Ging aber alles ganz gut, ich hab viel gelesen und gehört über die Lachse und versuchte, ganz cool zu bleiben, Druck zu machen, ihn ziehen zu lassen, wieder ranzuholen - ging echt super. Mein Puls? Keine Ahnung, gefühlt sicher vierstellig!!!
Nach so 10 Minuten etwa kam der Fisch dann ins flache Wasser und ich dachte nur was ein Schiff. Er sah mich und nix wie weg. Das gleiche Spiel nochmal und irgendwann stand er ruhig im flachen Wasser und mir war klar, dass ich nun das erste Mal diesen Schwanzwurzelgriff machen musste, um ihn dann auf die Bank zu schieben. Also halb auf Land gezogen, Schnur weiter stramm, von unten schnell rangepirscht, am Schwanz gepackt (was ein Monster) und dann hochgeschoben - ging besser als ich dachte. Die Fiecher rutschen ganz gut 8)
Und dann hatte ich ihn an Land, abgeschlagen, aufgeatmet - fertig mit der Welt. Ich konnte es nicht fassen, da lag er - mein erster Lachs und was ein Riesenteil: 1,05m; 9,5 kg mit riesigem Lachshaken. Unglaublich
Damit war der Tag für mich um 6 Uhr morgens beendet, da in diesem Jahr in Norwegen das Lachsfischen sofort beendet ist, sobald man einen Fisch entnimmt. Mir wars recht, hatte ich mit einem Fisch, und dann noch so einem doch nicht gerechnet. Man war der schwer...meine Strippe, an die ich immer die Mefos an der Kyste hänge, ist direkt zerrissen. Ich hab ihn dann mit viel Pausen zurück zu Boot, über den Fluss, den Berg hoch zu meiner Hütte geschafft. Unglaublich - dann gabs erstmal ein Wisky. Als die anderen Jungs aufgestanden sind, hab ich sie erwartet, die haben echt Augen gemacht, als sie meinen ersten Lachs gesehen haben.
Ich machs mal kurz - es ging erstmal so weiter:
3. Tag - Grils 2kg
4. Tag - blitzblanker Fisch 3,8kg
5. Tag - Grils 2kg
Die erfahrenen Mitfischer, die teilweise schon Ende 70 waren und dort seit 40 Jahren fischen, meinten immer wieder, dass ich mich da bloß nicht dran gewöhnen soll. Es gäbe Leute, die würden 10 Jahre kommen, bis sie ihren ersten Fisch fangen würden. Das hab ich mir dann auch immer gesagt - war ja eigentlich auch klar.
Danach tat sich erstmal nichts, einen Fisch habe ich kurz nach dem Biss verloren.
Am 9. und vorletzten Tag war ich dann irgendwann ziemlich frustriert, weil der Wind stark auf der Wurfhand stand und ich immer tierischen Schiss hatte, mir den Drilling irgendwohin zu hauen - Hose, Jacke hatte ich schon mehrfach getroffen. Irgendwie ging nix, obwohl ich wirklich alles gegeben habe.
Zwischendurch habe ich aber auch immer schöne Pausen gemacht und gelesen und in die atemberaubende Landschaft genossen.
Tag 10: ich wollte mir nochmal einen richtig schönen letzten Tag machen, den Fluß und die Natur genießen, ein paar schöne Würfe hinbekommen mit enger Schlaufe, gestreckter Schnur und dahin, wo die Fliege landen sollte. Es war totales Niedrigwasser und im Fluss waren eigentlich nur "alte" Fische, die man nur schwer bekommt (auch wenn mein erster Fisch auch schon einige Wochen im Fluss gewesen war). Naja, ich dachte mir - stehste früh auf, biste allein am Wasser hast Deine Ruhe, die Strecke hat sich die Nacht über beruhigt - perfekt.
Also Wecker auf 5 - aufgestanden, da höre ich nur "Daniel, komm doch mal gucken" - mein sehr netter Nachbar war irgendwie schon früher aufgestanden und kam grad vom Fischen. An seiner Hütte hing ein Fisch von 10,8kg!!! Ich hab den Mund nicht wieder zubekommen. Gratulation, Fotos, Wiskey.
Dann ging ich los. Am Hotspot ging nichts (die ersten so 150m). Am Rest der Strecke kaum noch Strömung, Fluß sehr breit und tief. Da hab ich immer nur "aus Anstand" gefischt, umWürfe mit mehr Weite zu üben - erlebt hatte ich bis dahin nichts. Dann landete mal wieder der Haken neben mir beim Unterhandwurf auf einem Stein, einer der Haken krumm. Mist - aber ich dachte mir, hier passiert sowieso nix, also einfach wieder gerade gebogen. Weitergefischt, die Morgensonne und die Stille genossen, auf einmal: Biss!!! Völlig unvorbereitet, hab den Fisch sogar haken können. Er nahm Schnur, flüchtete ins tiefe Wasser und ich dachte nur Mist - den bekommst Du mit dem Schrotthaken sowieso nicht. Dann sprang er komplett aus dem Wasser und versuchte, mit der Schwanzflosse auf die Schnur zu schlagen. Als ich ihn danach immer noch an der Rute hatte, wußte ich, dass der Haken ganz gut sitzen musste. Also hab ich dann versucht, ihn möglichst gut zu ermüden, was auch gut gelang. So nach 10 Minuten war er reif zum landen. In der ganzen Aufregung hab ich dann aber vergessen, mir eine flache Stelle zum Landen zu suchen - das sollte sich später noch als nachteilig erweisen.
Ich sprinte also wieder mit straffer Schnur zum Fisch, nachdem ich ihn halb auf die Steine gezogen habe, schnappe mir seinen SChwanz und schiebe ihn in alter Manier auf die Steinbank. Oben anbekommen schlägt er ziemlich um sich, fängt an sich zu drehen und rutscht mit dem Kopf zuerst wieder runter zum Wasser und will sich verdrücken. Da reichte es mir, ich legte die Angel weg, lief ihm hinterher, schnappte ihn mir mit beiden Händen und dann hab ich ihn wieder hochgetragen. Leider hab ich mich dabei in der Angelschnur verfangen, meine schöne Angel über die Steine geschleift und wär noch fast draufgetreten. Der Fisch wehrte sich ohne Ende, ich musste mich sogar draufhocken, bevor ich ihn abschlagen konnte. Meine Wathose verschramt, die Rolle und Rute völlig verkratzt, ich immer noch in der Schnur verheddert saß ich dann neben einem weiteren wunderschönen Fisch - 8,5kg.
Ich war fassungslos. Das war mein letzter Wurf, letzter Drill und letzter Fisch. Damit konnte ich den Tag gemütlich ausklingen lassen. Abends haben wir noch ein schönes Lachsessen gemacht und dann gings ins Bett. Am nächsten Mittag war ich schon wieder zuhause - unwirklich!
Ich kann nur sagen - das war eine unglaubliche Zeit und ich habe eine neue Dimension des Fischens kennengelernt. Zweihandfischen in Fluß macht Superbock und wenn die ersten Unterhandwürfe richtig kommen ist das einfach grandios. Dazu die atemberaubende Natur und diese wunderbaren Fische, vor denen ich wirklich meinen Hut ziehe - Wahnsinn. Ich habe zuhause jedes Stück Lachs, das ich bislang mit der Familie und Freunden gegessen habe, zelebriert, gefeiert und genossen - was ein Gaumenschmaus.
Ich möchte das Meerforellenfischen an der Kyste auf keinen Fall missen, aber ab sofort muss ich im Familienleben noch eine Woche Lachsfischen unterbringen.
Zum Schluss noch paar Fotos.
Ich sach nur - Petri!!!
Viele Grüße
Daniel
, wie ich hier gerade die Zeilen tippe ...
Also ehrlich, Schwund ist nu mal....
