Jelle hat geschrieben:irgendwie regen wir uns hier immer über stellnetze auf obwohl diese (natürlich auch schlimm) noch die schonendere variante darstellen und jedenfalls deutlich weniger den lebensraum zerstören als die umpflügerei der schleppnetzkutter!
Das ist IMHO nicht ganz richtig. Wenn ich mir die Situation mit den Stellnetzen zwischen England und Island anschaue, da wird mir teilweise echt schlecht. Hier werden kilometerlange Netze gestellt die zum Teil abreißen und als "Geisternetze" alles umbringen was da reinschwimmt. Es werden dort ständig Netzabschnitte verloren, die zum Teil eine Länge von mehreren Kilometern haben. Die schwimmen da einfach rum... Ich hatte hierzu vor einiger Zeit mal einen Artikel geschrieben:
"Geisternetze"
Je geringer die Ressourcen und je größer der Druck auf die Fischerei, desto eher sind Fischer
offensichtlich gewillt, an dem Ast auf dem sie sitzen zu sägen. Anders sind einige Praktiken im
Nordatlantik kaum noch zu erklären. So brachte eine von Irland finanzierte Untersuchung in
den Gewässern südlich von Island fast schon kriminelle Methoden ans Licht. Die dort auf diverse
Tiefseehaie fischenden Boote, verwenden Kiemennetze von bis zu 300 km Länge um Katzen-,
Dorn- und Engelshaie zu erbeuten. Problematisch wird es allerdings, wenn mit diesen Netzen
"überraschenderweise" etwas gefangen wurde, denn zumeist fehlen die Kapazitäten um Fang
und Netz gemeinsam an Bord unterzubringen. Also wird der Fisch angelandet, die Geflechte
allerdings wieder ins Wasser geworfen. Dies bedeutet, dass diese weiterhin Fische fangen, die jedoch
nicht entnommen werden und daher verderben. Schon nach einer Woche kann nahezu die
Hälfte des Fangs nicht mehr verwertet werden. Bei einem der gefundenen Netze stellte sich sogar
heraus, dass der dazugehörige Fischer bereits seit vier Monaten nicht mehr in dem betreffenden
Seegebiet war. Experten fordern deshalb, dass einmal gesetzte Netze innerhalb von 48 Stunden
wieder eingeholt werden müssen.
Zusätzlich zu den zurückgelassenen Netzen, kommen noch einmal unzählige Kilometer an
verloren gegangenem Material, welches durch Seegang, durchfahrende Trawler oder andere
Umstände in Stücken von mehreren Kilometern Länge im Nordatlantik treibt. Schätzungen zur
Folge, liegen in den Gebieten um das Rockall Plateau und die Porcupine Bank etwa 6.000 km
an verloren gegangenen Netzen. Allein auf dem Rockall Plateau sollen täglich ca. 100 Tonnen
Krabben und Fische in diesen "Geisternetzen" verenden. Der Kollateralschaden bei dieser verantwortungslosen
Art der Fischerei ist also immens. Auch wenn sich die europäischen Fischer
immer wieder über Brüssels "Regulierungswut" ärgern: Wenn nicht reglementierte Fischerei
solche Blüten treibt, dann möge der europäische Amtsschimmel doch in Zukunft bitte auch im
letzten Winkel dieser Gewässer wiehern. Und wenn man schon dabei ist, kann doch bitte auch
gleich ein Konzept für die Bergung herrenloser bzw. verlorener Netze erarbeitet werden.
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